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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1922
- Strukturtyp
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- 1922-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1922
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- Deutsch
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/ / NILkm,toIi»»»rpri«,: »te Z»tl» IS M.. V, GelI»5SLSNr, rcoom., Gell» iroo m. Stellengesuch» r M-, die Zelle. Li,tffre- Nr 212 <R. 1«3). Leipzig, Montag den ll. September 1922, 89. IaorgaN-;. Redaktioneller Teil. Rationalisierung des Vertriebes. Von Horst Kliemann, München. Wenn ich anschließend an den Aufsatz des Herrn vr. Del- banco in Nr. 182 zu obigem Thema das Wort nehme, so bin ich mir von vornherein darüber klar, daß eine erschöpfende Behand lung dieser Frage, genau wie die der Produktion, in allgemeinen Aufsätzen unmöglich ist. Es kann sich höchstens darum handeln, die Grundlagen aufzuzeigen, von denen ausgehend von Fall zu Fall die besondere Form zu erarbeiten sein wird. Es wird sich dann wahrscheinlich auch zeigen, daß bei der im Vergleich zu anderen Branchen unendlich seinen Differenzierung der Buchware die wichtigsten Ergebnisse sich erst in der Praxis ergeben, daß also der induktiven Methode der Vorzug zu geben ist. Um das innere Wesen der heutigen buchhändlerischen Ver- triebsformen zu erkennen, müssen wir in die Geschichte unseres Berufes zurückgehen. Die Hauptwandlungen, aber auch zugleich die Konsolidierung dieser Prinzipien finden wir im 19. Jahr hundert, wenn auch die Ansätze dazu viel länger nachweisbar sind. Drei Grundideen, bzw. Absichten beherrschen den deutschen Buchhandel des 19. Jahrhunderts (soweit sie den Vertrieb be treffen): 1. der feste Ladenpreis, 2. die Organisation des Klein- Verkehrs, 3. eine einzige Reklameidee, ausgedrückt in dem Satz: Wir können jedes Buch der Welt liefern. Die Politik des Buchhandels, für seine Waren einen überall gültigen und möglichst nach gleichen Grundsätzen errech- neten Preis zu erreichen, ist nicht als Vorläufer eines modernen Prciskartells, sondern als Auswirkung des mittelalterlichen, reli giösen Ideals vom »lustum xretimn«, dem gerechten Preis, zu be trachten. Alle neueren Bestrebungen, Preiskartelle für das Buch zu bilden, stehen anscheinend im Dienste der Erhaltung des festen Ladenpreises, tragen aber in Wirklichkeit dadurch ein wesens fremdes Element in den Buchhandel, das er meines Erachtens wieder von selbst ausscheiden wird. Daraus erklärt sich auch der starke Wille zum unbedingten Festhalten am Ladenpreis, ob gleich auf Grund der heutigen Wirtschaftslage oftmals anders zu entscheiden wäre. Die meisten Schwierigkeiten und dadurch entstandenen Kämpfe werden sich aber von selbst lösen, wenn erst Buchpreis und Warenpreis auf eine Höhe gekommen find. Der feste Preis ist im Lause der Zeit zu einem äußerst wichtigen Werbe faktor im Buchhandel geworden und hat nicht wenig dazu beige- lragen, den Vertrieb zu vereinfachen. Ein Abgehen davon würde also Verzicht auf eine zum Teil schon erzielte Rationalisierung bedeuten. Es ist nur zu hoffen, daß die großen Kämpfe der Ver leger und Sortimenter um den Ladenpreis ihn wirklich erhal ten, damit nicht auf ein Jahrhundert, das die Konsolidierung des festen, allgemein gültigen Preises gebracht hat, ein solches der Konsolidierung der Notstandsordnung mit unzähligen Ausnah men folge. Auch beim zweiten Punkte, der Organisation des Kleinver kehrs, wird der Buchhandel schärfstes Augenmerk daraus haben müssen, daß er nicht in langer Mühe errungen« Vereinfachungen des Vertriebs, verwirrt durch die unübersichtlichen heutigen Ver hältnisse, aufgibt, die er sich daun in späteren Jahren nur schwer wieder schaffen kann. Ganz allgemein haben wir Buchhändler und besonders Außenstehende, die näheren Einblick haben, den Ein druck, als ob der Buchhandel in bezug aus Organisation zu den zurückgebliebensten aller Branchen gehöre. Gewiß, es ist sehr, sehr viel noch zu tun, aber ganz so schlimm, wie es oft darge stellt wird, ist es doch nicht. Der Buchhandel hat still und unauf fällig viele Organisationsfragen für sich gelöst, denen die Indu strie gar nicht nähergetreten ist. Mancher blickt wohl neidisch aus die Industrie mit ihrem Taylorismus und ihrer »Wissenschaft lichen Betriebsfühlung«, ohne sich darüber klar zu werden, was dort aus der anderen Seite eigentlich los ist. Industrie ist eW Produkt der letzten Jahrzehnte und hat sich in äußerst kurzer Zeit zu einem Umsang entwickelt, der allen ihren Maßnahmen, also auch den organisatorischen, ohne weiteres das Gepräge des Riesengroßen gibt. Die Industrie war aber immer bestrebt, in richtiger Erkenntnis des Reklamewertes, sich selbst ins beste Licht zu setzen und die fortschrittliche Stellung zu betonen. Sie hat auch durchaus nicht von Anfang an Wert auf Organisation ge legt, im Gegenteil waren Verschwendung an Menschen und Mate rial ihre ersten Kennzeichen. Erst als es nicht mehr möglich war, aus dem Vollen zu schöpfen, als Konkurrenz und Mangel an Material und Menschen (ausgedrückt in Verteuerung) zu einem schärferen Zusammenfassen aller verfügbaren Kräfte zwangen, kam man zur Organisation. Es kann nun gar nicht verwundern, daß diese Frage mit der der Industrie innewohnenden Stoßkraft in Angriff genommen wurde. Auch die wissenschaftliche Durch dringung aller Organisationsfragen mit der Schaffung eigener Lehrstühle war nur durch Unterstützung der Industrie möglich. Unendlich viele Kleinarbeit ist mit dem Buchvertrieb untrenn bar verbunden. Man erzähle einmal einem Industriellen, daß man 1290 Typen einer Ware vertreibe, bei der man ohne Garan tie des Absatzes mindestens von jedem Typ eine Serie von tau send bis zweitausend Stück Herstellen müsse, und bei der man jedes einzelne Stück auch einzeln vertreibe. Er würde es glatt ablehnen, derartige Geschäfte zu machen. Hier liegt ja auch der Grund, weshalb am Buch noch nie großer Reichtum zu erwerben war. Nun überlege man sich aber einmal, in welch vorbildlicher Weise der Buchhandel diese Schwierigkeiten gelöst hat, indem er sich seinen zentralisierten Verkehr über Leipzig und fein Neu- heiten-Verteilungsshstem durch die Kommissionslieferung geschaf fen hat. Es sind dies Leistungen, die den bedeutendsten der »Wissenschaftlichen Betriebsführung- sich ebenbürtig zur Seite stellen. Von solcher straffen Organisierung des Verkaufs und dem entsprechenden Zusammenschluß der Produzenten ist die Indu strie doch meist recht weit entfernt. Es wird sich für den Buch handel nur darum handeln, alle seine Einrichtungen zeitgemäß umzugestalten und weiter auszubauen. Unter dem frischen Ein druck der Werke von Taylor und Mllnsterberg wurde im Börsen blatt 1914, Nr. 98/99, die Frag« des Verhältnisses von Betriebs führung und Buchhandel angeschnitten. Der Aufsatz blieb ohne Echo. Wie wir heute besser übersehen können: auch mit Recht. Denn teils hat der Buchhandel dem Taylorismus wichtige Ge danken borweggenommen und selbständig verarbeitet, teils kann I28S
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