Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220911
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192209111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220911
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-09
- Tag1922-09-11
- Monat1922-09
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. (dl- 2l2, I I. September >922. der Taylorismus seine Herkunft aus der Massenfertigung der Metallindustrie nicht verleugnen und kommt für unsere Verhält- Nisse nicht in Betracht. Nur das Sondergebiet der Eignungs- Psychologie wäre einer näheren Untersuchung sür den Buch handel wert. Als dritten Punkt habe ich genannt: eine einzige Reklame- idee. ausgedrückt in dem Satz: Wir können jedes Buch der Welt liefern! Dieser Satz, jahrzehntelang dem Publikum eingehäm mert, hat nicht wenig dazu beigetragen, dem deutschen Buch. Handel seine international anerkannte Stellung zu schaffen, denn er versprach nicht mehr, als er halten konnte. Dies bedeutet aber andererseits auch, daß das Buch nur als eine Ware ange sehen wurde, die aus bedruckten, in bestimmter Weise zusammen- gehefteten Bogen bestand. Und unsere Buchläden stellten dem entsprechend eine Ansammlung von Büchern aller Wissensgebiete in allen Sprachen Lar. Man hatte im großen und ganzen der-, gessen, daß das Buch auch einen geistigen Inhalt hat, daß es eine Einzelleistung darstellt, welche gesonderte Behandlung ver-! langt. Alles gegenteilige Reden kann über diesen Fehler nichts hinwegtäuschen. Die Buchhandlung war zum geistigen Waren haus geworden, lange bevor der übrige Warenhandel an dieses Geschäftsform gedacht hatte. Der Unterschied zwischen einem, medizinischen, einem technischen und einem belletristischen Buche j ist größer als zwischen einem Herrenanzug, einem Damenkostün^ und einem Möbelstück. Was können wir nun aus der bisherigen Entwicklung des Warenhauses lernen? Erstens, daß es sehr Wohl! möglich ist, die verschiedenartigsten Waren nebeneinander in! einem Geschäfte zu führen. Zweitens, daß sich der Grundgedanke des Warenhauses, alle nur denkbaren Waren zu führen, als mehr oder weniger undurchführbar erwiesen hat. Zum ersten: In den meisten Sortimenten ist es auch heute noch üblich, daß alles von allen gemacht wird. Da aber das Warenhaus nur durch strassste Unterorganisation lebensfähig ist, mutz sich dieser Gedanke auch im Buchhandel möglichst scharf durchsetzen. Es läßt sich sehr Wohl einrichten, daß immer derselbe Gehilfe: Neuigkeiten verschickt, Schaufenster und Jnnenauslage dekoriert, die täglich sich aus der Ortspresse ergebenden Reklamemöglich- keiten verfolgt (Ausstellungen, Tagungen, Gedenktage usw.), möglichst nur ein bestimmtes Fachgebiet in bezug auf Ein- und Verkauf verwaltet usw. In kleineren Geschäften kann einer mehrere Posten versehen, in den größten bilden sich besondere Abteilungen mit einem Leiter, dem mehrere Hilfskräfte beigege ben sind. Man zähle einmal die Geschäfte in Deutschland, in denen ein Gehilfe nur für die Propaganda verantwortlich ist. Nicht einmal alle Verleger haben dies durchgeführt und von den Sortimenten nur die ganzgrotzen, welche nebenbei meist Versand buchhandlung sind. Aus dem zweiten ergibt sich, daß es ein Feh ler ist, wenn das Sortiment heute starr am Vertrieb aller Bücher festhält. Es muß aber einmal klar gesagt werden, daß viele Preis- und Rabattkämpfe um Literaturgruppen geführt werden, die heute nicht mehr durch den Sortimentsbuchhandel Vertrieben werden können. Es handelt sich um zwei Gruppen: Wissenschaft liche Spezialliteratur in kleiner Auslage und Schulbücher. Bei des sind Bücherarten, die von bestimmten Kreisen unbedingt ge braucht werden, von diesen aber aus materiellen Gründen nicht mehr gekauft werden können. Bei diesen Büchern steht auch der Abnehmerkreis von vornherein fest, entweder als Schüler oder Mitglieder von wissenschaftlichen Gesellschaften, sodaß eine Ver triebsvcrmittlung und Verkaufsbcmühung durch das Sortiment wegfällt und der Zwischenhandel nur unnötig verteuert. Vor. läufig ist die Rot noch nicht zu groß gewesen, als daß die auf. geregten Stimmen unserer Gegner nicht immer wieder beschwich, tigt werden kannten. Aber seien wir uns doch darüber klar, daß unsere wirtschaftliche Lage noch viel schlechter wird, daß wir an einem Punkt ankommen, bei welchem wir auf keine Weise mehr den Preis eines Buches der genannten Gruppen der geringen Kaufkraft der Interessenten anzupassen vermögen. Dann wird der Kampf gegen den verteuernden Handel aufs neue beginnen und unseren ganzen Beruf wegen einiger wenigen Bücher, bei denen es zum Teil zutrifft, in Mißkredit bringen. Daraus entwüchse uns ein nicht wieder gut zu machender Schaden, den wir aber I2V0 durch rechtzeitiges Einlenken vermeiden können. Wir dürfen nicht außer acht lassen, daß wir kein Monopol auf Bücher schlechthin besitzen, jeder kann als Verleger auftreten. Viele Werke, deren die Wissenschaft (oft nur in 600—8V8 Exemplaren) dringend be darf, sind vorläufig zurückgestellt, in der Hoffnung, daß die Ver hältnisse sich bessern. Erweist sich diese Hoffnung als trügerisch — und sie wird es —, dann kann keine Einheitsfront von Ver lag und Sortiment das Erscheinen verhindern, das dann außer halb des zünftigen Buchhandels erfolgt. Die daraus entstehen den Folgen brauche ich Wohl nicht besonders zu schildern. Es gilt auch doll und ganz fürs Schulbuch. Wir sehen es an der Kulturabgabe, deren Gefahr noch nicht überwunden ist, welch geringer Anstoß genügen kann, aus anscheinend legalem Wege unser Gewerbe zu schädigen. Hier heißt es rechtzeitig ein lenken, indem das Sortiment freiwillig bei einem Teil dieser Veröffentlichungen auf den Vertrieb verzichtet, sodaß der ersparte Sortiment-Verdienst dem Käufer zugute kommen kann. Wir haben dann immerhin noch den Vorteil, daß wenigstens ein Teil des Buchhandels, der Verlag, die Sache fest in der Hand behal ten kann. Bei Eintritt normaler Verhältnisse wird cs dann nicht schwer sein, das Sortiment wieder als Zwischenhändler einzu schalten, wenn dieses nicht unterdessen allen Geschmack daran ver loren hat, was ich für das Wahrscheinlichste halte. Es ist tat- sächlich entschieden klüger, eine unhaltbare Zwischenstellung auf zugeben, als durch Starrsinn die ganze Front zu gefährden. Auch der Einwand, eine Reihe von Sortimentsfirmen sei ohne Schul- bllcherverkaus nicht lebensfähig, ist nicht stichhaltig, dann heißt es eben sich rechtzeitig umstellen. Warum soll der Buchhandel die einzige Branche sein, in der unter verschlechterten Absatzver hältnissen keinerlei Wechsel, vielmehr sogar eine dauernde Ver mehrung im Bestand der Kleinhändler eintritt? Das zu vertre tende Prinzip heißt also: Aufgabe aller unrentablen Bücher gruppen unter gleichzeitiger Einflußerhaltung des Verlags. Für die künftige Gestaltung der Betriebssormen des Sorti ments kommen hauptsächlich zwei in Betracht. Die eine ist die Angliederung von Sortimenten an eine Verlagsgruppe (analog dem Vcrtikaltrust), wie sie von der Firma Köscl und Pustet ver sucht wird, die andere, im Buchhandel meines Wissens noch nicht versuchte, Zusammenfassung mehrerer Sortimente in eine Firma, ohne Beteiligung von Verlag (analog dem Horizontaltrusl). Diese zweite Form wurde mit anscheinend gutem Erfolg bisher von der Karstadt A.-G. durchgesührt. Diese Gesellschaft beruht in der Hauptsache aus einigen großen Warenhäusern, welche sich aber immermehr, entsprechend der schon oben erwähnten neueren Entwicklung, in Konfektions-Spezialhäuscr zurückverwaudeln, einer Einkaufszentrale und einer großen Zahl mehr oder minder eng verbundener Geschäfte. Diese Art scheint mir für den Buch handel die beste zur Erfüllung seiner Aufgabe objektiver Lite raturverbreitung zu sein. Die vertikale Zusammenanschlußform führt doch zu leicht zu einer gewissen Einseitigkeit, vielleicht so gar zur Zensur. Was bei Kali, Kohle und Eisen geht (weil nicht die Qualität der Ware, sondern nur die Preise in Mitleidenschaft gezogen werden), ist beim Buche, das materielle und ideelle Qualität hat, noch lange nicht möglich. Die horizontale Form dagegen wird weitgehend die geistige Selbständigkeit des Sorti ments gewährleisten. Ein weiterer Vorteil der zweiten Art tritt im nächsten Absatz in Erscheinung. Noch ziemlich ungelöste Schwierigkeit bietet die zweckmäßigste Art der Streuung, d. h. das Reklameangebot zur richtigen Zeit an die richtige Stelle mit möglichst geringem Aufgebot an Re- klameträgern heranzubringen. Auf diesem Gebiet bleibt der Industrie und dem Warcnhandel noch alles zu tun übrig, voll ständige Zerfahrenheit verbunden mit einem Übermaß von Re klame bietet sich hier dem kritischen Betrachter. Gelingt es nicht bald, dieses Übermaß einzudämmen und zu organisieren, dann ist meines Erachtens in aller Kürze für den Angebotsempfängcr der Sättigungspunkt erreicht, der nichts mit der Abstumpfung der reklameempfänglichen Sinne (Auge und Ohr) zu tun hat, son dern eine bewußte Willenshandlung des Publikums ist, das sich einfach weigert, weiter Reklameeindrücke aufzunehmen. Es ist bei eintretendem Bedarf nahezu unmöglich, die entsprechenden, infolge Fehlens jeder Organisation ganz zerstreuten Angebote
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder