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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1925
- Strukturtyp
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- 1925-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1925
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- Deutsch
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scheint der Tiefpunkt erreicht zu sein, während in der Eisenindu- strie die Schwierigkeiten noch weiter gewachsen sind und neuer dings auch auf die Automobilindustrie übergegriffen haben. Me Passivität der Handelsbilanz ließ im September nach. Sie ging von 454 Millionen Mark im Vormonat auf 292 Millionen zurück (reiner Warenverkehr), und zwar stieg erfreulicherweise die Aus fuhr, während die Einfuhr nachließ. Auch der Lebensindex besserte sich etwas, dagegen verschlechterte sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht unerheblich. Die Klagen über den Reichssleuerdruck haben etwas nachgelassen, die Klagen über die übrigen Steuern, ganz besonders die Kommunalsteuern und die sozialen Lasten, dauern unvermindert an. Hier besteht sogar die Gefahr, daß die Kom munen noch zu Erhöhungen ihrer Steuerforderungen schreiten werden, nachdem ihnen durch den Finanzausgleich die Einnahmen von dieser Seite beschnitten worden sind. Hier wird es größter Aufmerksamkeit und Energie der Vertreter der Wirtschaft be dürfen, um unberechtigte Ansprüche zurückzuschrauben. Der Buch handel insbesondere aber wird zugleich darauf zu achten haben, daß die notwendige Sparpolitik nicht einseitig auf Kosten der Kulturaufgaben erfolgt. Allerdings sind solche Ausgaben wie die kürzlich in Berlin für die Anschaffung der archaischen griechischen Göttin wohl entbehrlich. Msse Mittel konnten anders besser an gelegt werden. Allgemein aber darf das große Gebiet der Kultur politik nicht vernachlässigt werden. Das gilt insbesondere auch für die Kulturpolitik des Reiches. Deutschland hat hier Aufgaben, und gerade das deutsche Buch verdient dabei besondere Berück sichtigung. Auf dem internationalen Kongreß für Unfallheilkunde und Berufskrankheiten, der vor kurzem in Amsterdam tagte und von 29 Staaten beschickt war, ist bezeichnenderweise auch von aus ländischen Vertretern die deutsche Sprache bevorzugt worden. Die Russen unter anderen überreichten eine deutsch geschriebene Ver öffentlichung. Deutsch war so die HauHtsprache des Kongresses. Man könnte also die Forderung aufstellen, daß Deutsch die Welt sprache der Wissenschaft sein sollte, wie Englisch die Sprache des Welthandels und Französisch die der internationalen Diplomatie zu sein strebt. Das aber würde nicht ohne entsprechende An strengungen und entsprechenden Einsatz erreichbar. Denn Frank reich macht bekanntlich gerade auf diesem Gebiet Deutschland schärfste Konkurrenz. Von geschätzter Seite -wurden wir eben erst wieder darauf aufmerksam gemacht, wie die Türkei mit franzö sischen Buchhandlungen und Schulen überzogen wird. Ein Be richt der Deutschen Allgemeinen Zeitung (Nr. 488) aus Kon- stantinopcl vom Oktober enthielt dafür sehr bezeichnende und be achtenswerte Beispiele. In allen diesen Dingen geht es nicht nur um die Interessen des Buchhandels, sondern im wahrsten Sinne des Wortes um -die Zukunft der deutschen Kultur. Nichts wäre katastrophaler, als wenn die wirtschaftliche Not hier unwiderein- bringliche Verluste herbeiführte und Wunden schlüge, die nicht mehr zu heilen wären. Eber die Lage des graphischen Gewerbes äußern sich die Berichte der preußischen Handelskammern für den Oktober wie folgt: »In der ostpreußischen Zellstoffindustrie war die Lage im Inland gegenüber dem Vormonat unverändert. Einige größere Exportaufträge für Lieferung im nächsten Jahre konnten zum Abschluß gebracht werden. Der Absatz war bei voller Produktion gut (Königsberg). Im Papierhandel sind die Papierpreise von den Fabrikanten etwas herabgesetzt worden, ohne daß sich da durch das Geschäft belebt hätte. Die Beschäftigung im Buch- und Stcindruckgewerbe war zufriedenstellend, soweit es sich um Buch- und Kupfertiefdrücke handelte, während für Stein- und Offsetdrucke die Nachfrage nur schleppend war, da die Geldnot zu einer allgemeinen Einschränkung der Reklanie zwingt. Bei den Schriftgießereien liefen Aufträge nur in ganz geringem Um fange ein, doch konnten Arbeiterentlassungen bisher noch ver mieden werden. Der Geschäftsgang in den chemigraphischen An stalten liegt bei einzelnen Betrieben etwas günstiger. Wenn auch der allgemeine Geschäftsgang wesentlich nachgelassen hat, so sind einzelne Firmen noch ziemlich gut beschäftigt (Berlin, Hannover, Frankfurt a. M.).« Me -Lage in Leipzig scheint namentlich in der Buchbinderei besonders trübe angesehen zu werden. Das Leip ziger Tageblatt brachte darüber am 24. Oktober folgenden Bericht: »Während im allgemeinen das Leipziger graphische Gewerbe noch gut beschäftigt ist, in den Buchdruckereien sogar im Hinblick aus das bevorstehende Weihnachtsgeschäft ein verstärkter Auftragsein gang von den Buchverlegern zu verzeichnen ist, macht sich im Buchbindereigewerbe ein Rückgang der Konjunktur bemerkbar. Das Buchbindereigewerbe ist in ausgesprochenem Maße Saison gewerbe und reagiert besonders stark auf Absatzstockungen und- wirtschaftliche Rückschläge. Da in Leipzig das Buchbindereige werbe fast ausschließlich als selbständiger Fabrikationszweig be trieben wird, im Gegensatz zu anderen großen Druckstädten, in denen die Buchbinderei als Nebenzweig geführt wird, so wird das Leipziger Buchbindereigewerbe von einer rückläufigen Kon junktur besonders hart betroffen. Es wird auch jetzt mit einer größeren Erwerbslosigkeit und mit Einschränkungen der Arbeits zeit zu rechnen sein. In einigen Fällen sind die großen Betriebe seit Jahren schon dazu übergegangen, industrielle Bedarfsartikel herzustellen, um sich unabhängig von der Saisonarbeit zu machen. Jedoch ist man dabei nur in wenigen Fällen erfolgreich gewesen^ und es bleibt als ausschließliches Betätigungsfeld der Leipziger Buchbindereien speziell das Binden von Büchern. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang noch, daß Leipzig den größten Buch bindereibetrieb Deutschlands besitzt; in diesem Betriebe wird zur Zeit noch' voll gearbeitet.« Erste Anzeichen eines Nachlassens der Konjunktur waren ja schon vor einiger Zeit sestzuftellen. Damit dürfte wohl die Gefahr neuer Preissteigerungen bis auf weiteres endgültig gebannt sein. Der kürzlich gefaßte Beschluß der Buch drucker (s. Bbl. Nr. 265 vom 12. Nov., S. 17 710) dürfte dem Buch handel bereits einige Erleichterung bringen. Nötig scheint dann aber vor allem noch, daß die Preise des Verbands der Deutschen Chemigraphen einer Revision unterzogen werden. Wie uns aus Mitgliederkreisen mitgeteilt wird, gewähren manche chemigra- Phische Anstalten schon heute 25—40?L Rabatt auf die Ringpreise. Demnach können diese Ringpreise wohl kaum gesund genannt werden. Ein vernünftiger Preisabbau in solchen Fällen wird am ehesten geeignet sein, die Lcistungs- und Lebensfähigkeit des gesamten graphischen Gewerbes zu erhalten. Das Lieferungs gewerbe nützt sich durch vernünftiges Entgegenkommen gegen über den berechtigten Wünschen des Verlages selbst am aller meisten. Man wird diese Zeichen eines sich anmeldenden Konjunktur umschwungs um so ernster nehmen müssen, als d i e Lage im Buchhandel selbst keineswegs von Besorgnis frei ist. Die Zahl der Konkurse, die in der Gesamtwirtschaft im Oktober einen geradezu herzbeklemmend großen Sprung nach oben getan Haff ist auch im Buchhandel beängstigend im Steigen begriffen. So weit bekannt geworden ist, waren im August 3, im September 4, im Oktober aber 8 Zusammenbrüche zu verzeichnen, von den Ge schäftsaufsichtsverhängungen ganz abgesehen. Bezeichnenderweise kam es außerdem in einigen Fällen aus Mangel an Masse über haupt nicht zur Eröffnung des Konkurses. Ein süddeutscher Sortimenter schrieb uns aus diesem Anlaß: Wie wird das im Sortimentsbuchhandel noch enden? Laut Berichten von Reisenden finden im Buchhandel Verkäufe zu Schleu derpreisen statt, um nur Bargeld in die Kasse zu bekommen. Nicht nur schlechte und sehr schlechte Kriegsware wird zu Schleuder preisen in den Schaufenstern und auf den Ladentischen ausgestellt, son dern auch Werke in guter Ausstattung. Eine derartige Manipulation wirst auf das ganze Geschäftslebcn des Buchhandels ein sehr schlech tes Licht, und das Publikum wird sich nach dieser Zeit noch lange daran stoßen, richtige Preise zu bezahlen. Hier in L. geht es in dieser Beziehung um kein Haar besser. Ein Kollege hat hier den Anfang gemacht, und wenn wir zwei anderen Kollegen nicht ins Hintertreffen kommen wollen, müssen wir so gut es geht mitmachen. Daß sich dabei das vorhandene Kapital verringern muß, ist selbst redend und muß auch Wunden hinterlassen. In kürzerer oder längerer Zeit werden sich dann die Auswirkungen zeigen — und die Zahlungsfähigkeit der Sortimenter kann dadurch nicht besser werden.« Nicht mit Unrecht macht der Schreiber auch noch darauf auf merksam, daß die Ladenpreisherabsetznngen im Große», wie sie jetzt durch die Einführung der BEZ und von anderer Seite vor genommen worden seien, die Bekämpfung der Schleuderei im bis herigen Sinne ungeheuer erschwerten. Der Sortimenter, der den einen Teil des Umsatzes zu Vorzugspreisen tätige, werde nur zu
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