3286 X- 77, 1. April 1927. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Ltschn. Buchhandel. »-vklti^c:!ouc:i-»-i>tzdioi.Udia 4 !7U77QAk745ci-ii0!!'!7ir^;5k 24-» Lezweite A u f l a g e v e r g r i f f e Soeben wird die dritte Auflage ausgegeben von Hölderlins Schickfalsweg von Roman in neun Teilen Maria Schneider 362 Selten. Geh. Mk. 5.50, ln Ganzleinen gebunden Mk. 7.- Eknige Urteile über »Hölderlins SchicksalSweg': Eine Gestalterin der Seele. Maria Schneiderl Ich wußte von ihr al- Bildhauer!», einer und der andere setzte beiläufig hinzu: „Sie schreibt übrigen- auch.* Dann schickte man mir ihr Buch. Ich war zu dieser Zeit krank und laS eS kn den quälend langen, schlaflosen Nachtstunden. ES begeisterte mtch l Es brachte Schönheit, Kunst. Trug mich in Höhenluft, die kühlte und zugleich wundervoll erregte. Und diese Dichterin kannte man nicht! Man sprach von ihr als einer, die .auch schreibt". Also ein Erstlingswerk? DaS wollte mir nicht ln den Kopf. Denn gerade die reife Sicherheit, mit der da Seelisches wie Körperliches, Natur und Gespräch, Geistiges und Menschliches geformt wird, verblüfft und entzückt. Wohltuend umgibt unS Reinheit. Von Anfang an taucht man völlig ein in daS Denken und Fühlen, wie eS fich zu Ende deS 18. Jahrhunderts in Kreis und Umkreis der »Großen von Jena" vollzieht. Nicht aber die historischen Geichehniffe, Namen und Daten find eS, die unS die historische Wahrheit verbürgen (obgleich auch sie gewissenhaft zur Stelle sind), mehr al« sie, viel mehr hilft zum Hetmilchwerden in jener Welt die innere Verbundenheit der Dichterin selber mit ihr, ihr jüngllnghafres Anschauen und Empfinden und ihr tiefeS Verstehen. ES liegt fast eine Ge fahr in dieser Selbstverständlichkeit der Verfasserin, die sich so eindringlich auch unserer bemächtigt, daß nicht- unS befremdet oder erschreckt von allem Beseligenden und DerzwelflungSvollen im Menschen Hölderlin, den sein Genius grausam forttrelbt von Heimat und warmer Enge zu halsbrecherischen Gipfeln. Für seine Ekstasen findet Maria Schneider Schillerisch hymnische Tön», wie denn ihre AuSdruckSweije überhaupt oft von Schillerischer Pracht ist, dabei aber versehen mit allen Reizen und Künsten moderner Nuance. Hölderlins Verfall aber erzählt sie ganz schlicht und still, wie schluchzend, ln halben schwesterlichen Worten. Sie tastet nicht, sie weiß! AuS einer Hellsichtigkeit heraus, die erschüttert. Sie spürt dem Bruch nach in seinem Geiste, .den die reute kurzerhand Wahnsinn nennen" und kommt zu der Erkenntnis: »WaS ihm in seiner Jugend geschah, ist zu lastend für die feine Struktur seines Geistes gewesen. Sein Erlebnis, sein Schicksal, seine Berufung zur Kunst haben allen Brennstoff in ihm entzündet, aber auch zur Asche verwandelt." Unheimlich wirklich ziehen alle Stationen deS SchicksalS- wegeS an uns vorbei. Maria Schneider, diese Künstlerin der Seelengestaltung in Stein und Wort findet für daS, waS sie erkannt hat, erlesenste Mittel der Darstellung. Kein Satz, der nicht Tore aufstieß zur Wahrheit, kein Wort, daS nicht trifft! Auch VaS Äußerliche von Hölderlins Leben erfahren wir ohne umständliches Hin und Her — man weiß kaum wie: Seine Schülerzeit in den schwäbischen Klosterschulen, daS theologische Stift dann in Tübingen mit seinem erstarrten Formenwesen, Hölderlins glühende Knabenfreundschaften dort mit Schwüren und Bluttausch, seine Rückkehr zur Mutter, Geschwistern und Großmutter. Wir lernen sie kennen, diese Mutter, in deren Liebe zum Sohn die harte Frömmigkeit mit inbegriffen ist, die den Sehnenden, Schweifenden festhalten will in den »Tugenden der Enge", ihn vom Griechentum der Romantik, wie eS der zeit dle edelsten Geister beherrschte, »helmholen" will zu ihrem Christus am Kreuz. Die alt» Großmutter aber glaubt an seine Dichtersendung. Schützt ihn. prachtvoll diese beiden Frauengestalten, klar in die gütige Landschaft hinringezeichnet. Und daS von der gleichen Hand, dir unS, wenige Seiten später, ohne zu schwanken oder abzuirrrn, Gespräche niedrrschreibt, die in Jena In Schillers » < » « >- »