Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1927

116, 19. Mai 1927. Redaktioneller Tell. BSrlenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel, Amtsgcrichtsbezirk errichtet. Im Gegensatz dazu sind die Gerichte der Bernsungsinstanz, die Landesarbeitsgerichte, nicht selbständig, son dern bilden nur besondere Kammern bei den schon bestehende» Land gerichten. Ebenso ist auch die dritte Instanz, das Reichsarbeitsgericht, dein Reichsgericht angegliedert. Mit der Errichtung der Arbeits gerichtsbehörden fallen die bisher bestehenden Gewerbe- und Kauf- mannsgerichtc fort. Tagung des Philologenvcrbandcs in Nordhauscn. — Vom 17. bis 1b. Juni tagt in Nordhansen der Philologenverband der Provinz Sach sen. Aus diesem Anlass ist der Fa. L. Hornickels Buchh. in N vrdhause n die Errichtung einer Buchausstellnng übertragen wor den, auf der die neuere und neueste Literatur für das höhere Schul wesen zur Ausstellung gelangen soll. Verleger, die gewillt sind, ihre einschlägige Literatur aus diesem Gebiete zur Ausstellung zu bringen, werden um Bedingt-Sendung von je 1—2 Stück gebeten. Bücherausstcllung zum Gcographenkongrrß in Mailand. — In der Zeit vom 6.—15. September d. I. findet in Mailand der X. Italieni sche Geographenkongreß statt. Der beauftragte Ausschuß plant hierbei eine Ausstellung in Frage kommender Werke. Verleger, die beabsich tigen, ihre geographischen Werke gegen Zahlung einer mäßigen Ge bühr zur Ausstellung zu bringen, belieben sich mit der Firma Sper ling L Kupfer, Mailand (5), Via Larga 21, in Verbindung zu setzen, die alles Weitere veranlaßt. Die Jubiläumsausstellung der Stadtbibliothek Leipzig, Universi- tätsstraße 16: Bucheinbände aus eigenem Besitz von der Spätgotik bis zum Empire ist nur noch nächsten Sonntag, den 22. Mai, von 11—1 Uhr unentgeltlich geössnet. Um 12 Uhr sinket eine Führung statt. Kunstausstellungen. — Das Kunstantiquariat Amsler L Nnthardt in Berlin, Charlottenstraße 48, erweitert in neu her gerichteten Räumen sein bisheriges Unternehmen durch eine Sonder- Abteilung »Galerie von Meisterwerken der Malerei und Graphik«. Die Eröffnungs-Ausstellung Ende Mai bringt Werke von Bonington, Couture, Dahl, Delacroix, Daumier, Friedrich, Fühlt, Gericault, Goya, Liebermann, Schuch, Spitzweg, Zorn, Zügel u. a. — Professor Schramm-Zittau, der bedeutendste Schüler Heinrich von Zügels, stellt in diesem Monat seine Jagdgemälde im Kunstsalon Abels in Köln, Komödienstr. 26, aus. Es sind 3V hervorragende Werke, die unter dem Motto: »Wild und Jagd, Wald und Berg« zu einer interessanten Schau vereinigt sind. — Die Juni-Ausstellung der Galerie Hans Goltz in Mün ch e n, Briennerstr. 8 zeigt das zeichnerische Werk von Konrad West pfahl und neue Zeichnungen und Holzschnitte von Carl Rabus. Ein Saal ist für die ständige Ausstellung von Handzeichnungen alter Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts eingerichtet, einem Gebiet, welchem die Galerie in Zukunft besondere Pflege angcdeihen lassen wird. Das Graphische Kabinett G. m. b. H. in München, Briennerstr. 10 (Leitung: G. Franke), zeigt bis Mitte Juni Handzeich- nnngen, Pastelle und Aquarelle von Ernst Ludwig Kirchner aus den Jahre» 1605-1626. - Die Juniausstellung des Kunsthauses Schalter in Stuttgart, Marienstr. 14, umfaßt: Graphik-Ausstellung »Berliner Sezession«' Gemälde: Eduard Bargheer-Hamburg; die Juliausstel- lnng: Carl Hoser-Berlin. Bauhaus-Webereien. Vcrstcigcrungskalcndcr. 18.—25. Mai: I. L. Beijers, Utrecht. Verschiedene Biblio theken. 2450 Nrn. 16.—21. Mai: Math. Lempertz' Antiquariat, Köln. 255. Versteigerung. BUchersammlungen aus dem Besitz rheinischer Bibliophilen. 2022 Nrn. 23. n. 24. Mai: Paul Graupe, Berlin. Bibliothek Max Köpcke, 2. Tl. Jllustr. Bücher, Deutsche Literatur; Schloßbiblio- thek Burg Schlitz. Topographie, Reisewerke, Kulturgeschichte usw. 863 Nrn. 27. n. 28. Mai: H e i n r i ch S t a a d t, Wiesbaden. Deutsche Lite ratur, Jllustr. Bücher usw. 30. Mai: Max Perl, Berlin. Bibliothek Geheimrat A. C. Blancke. 10. n. 11. Juni: Leo Liepmannssohn, Berlin. 50. Auto graphenversteigerung. Literatur, Musik, Theater, Kunst. Stamm bücher. Zum Tl. aus der Sammlung Or. Fritz Jonas. 687 Nrn. 24. n. 25. Juni: Max Perl, Berlin. Keine Erhöhung der Papierprcise. — Unter Bezugnahme auf einen Bericht der Papier-, Pappen-, Zell- und Holzstoff-Industrie über die Steigerung der Gestehungskosten (s. Bbl. Nr. 104) wird in der Tages presse berichtet, daß, entgegen anderslautenden Meldungen, eine Her aufsetzung der Papierpreise nicht beabsichtigt sei. Die gegenwärtigen Preise seien zwar als wenig befriedigend anzuschen — wie immer! —, doch werde man von einer Erhöhung schon mit Rücksicht auf den vom ausländischen Angebot ausgehenden Druck absehen. Wenn nicht noch weitere kostenverteucrnöe Momente hinzukämen, sei, znm min desten für Druckpapier, mit einer Beibehaltung der gegenwärtigen Preise für das Jahr 1827 zu rechnen. — Was die ausländische Kon kurrenz betrifft, so kommt hier mehr und mehr auch Kanada in Betracht, und zwar für Zeitungsdrnckpapier. Geradezu gewaltig ist die Steigerung der Erzeugung dieses Papiers in Kanada. Wie ans einem in Nr. 36 der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« ver öffentlichten Artikel (»Die Entwicklung der kanadischen Zeitungsdruck papier-Produktion«) zu ersehen ist, erzeugte Kanada im Jahre 1613 etwa 350 000 Tonnen Zeitungsdruckpapier, die Vereinigten Staate» dagegen 1305 000 Tonnen. Im Jahre 1826 betrug die Erzeugung in Kanada aber 1822 000 Tonnen, gegenüber 1687 000 Tonnen in den Vereinigtet. Staaten. In Argentinien tritt Deutschland mit Kanada bei der Lieferung von Zeitungsdruckpapier bereits tu scharfe Kon kurrenz, während für Norwegen, Finnland und Schweden die Gefahr besteht, vom englischen Markt mehr und mehr durch Kanada verdrängt zu werden. England war bisher das einzige europäische Land, nach dem kanadisches Zeitnngspapier eingeführt wurde. Die Bibliothek Portheim in Wien. — Eine der wertvollsten Privat bibliotheken Österreichs ist die des Herrn Or. Max (v.) Portheim in Wien-Döbling, der am 12. Mai seinen 70. Geburtstag feierte, 0r. v. Porthcim hat in jahrzehntelanger Arbeit eine Bibliothek geschaffen, die in ihrer Art einzig ist, da sie sich nur auf Wien und Österreich in den Jahren 1740 bis 1762, also wesentlich die Regierungszeit Maria Theresias und Josefs II. bezieht, innerhalb dieser Zeit aber mit etwa 60 000 Bänden und 15 000 Stichen, dazu zahlreichen Flugblättern, An sichten u. s. f. die weitaus vollständigste vorhandene Sammlung bildet. Was die Sammlung vor allem wertvoll macht, ist aber nicht einmal in erster Linie ihr Reichtum, sondern vor allem die Bearbeitung des darin enthaltenen riesigen geschichtlichen, literarischen und biographi schen Materials. In dreißigjähriger Arbeit hat nämlich der Besitzer dieser Sammlung zu ihrer Verwertung vier große Kataloge, einen Per sonenkatalog, einen Realkatalog, ein Bllcherregister und Kupferstich verzeichnis geschaffen. Von der Bedeutung dieser Verzeichnisse mag es einen Begriff geben, daß der Personenkatalog nicht weniger als rund 600 000 Namen irgendwie hervorragender Persönlichkeiten enthält, die in 120, je 5000 Kartothekblätter enthaltenden Fächern eines riesigen Schreibtischs enthalten sind. Jedes Buch, das über diese Persönlichkeit berichtet, jede Zeitungsnachricht, die sie erwähnt, jedes Bild von ihr ist darin angeführt. In ähnlicher Weise sind die anderen Verzeichnisse, insbesondere der Schlagwortkatalog bearbeitet, von dem z. B. als be sonders reichhaltig das Stichwort »Freimaurerei zur Zeit Josefs II.« hervorgehoben sei. Daß dieses Nachschlagewerk, an das sein Besitzer seit Jahrzehnten eine täglich zehnstündige Arbeitszeit wendet, der Wissenschaft schon die hervorragendsten Dienste geleistet hat, braucht nicht hervorgehoben zu werden. Zu seinem 70. Geburtstage wurde denn auch ihr Schöpfer von den Wiener bibliographischen und wissen schaftlichen Kreisen in mannigfacher Weise geehrt. .8. Das Programm des 15. Deutschen Kochfestes (vom 28.—31. Mai in München) bringt von den weniger aufgeführten Werken das vramma per inusiea »Die Wahl des Herkules« und die Natsmahl- kantate »Preise, Jerusalem, den Herrn«. In der Kammcrmusikver- anstaltung wird das Ldur-Konzert für 3 Cembali und Streichorchester in der Originalbesetzung zur Ausführung kommen. In dieser Form dürfte das Werk wohl kaum je gehört worden sein, wie auf dem 15. Deutschen Bachfcst überhaupt die alten Instrumente — Viola ck'amoro, Viola cka Zamba, Violons (!), Oboe ck'amors, Laute — in selten anzutreffendem Umfange vertreten sein werden. Biichcrverbotc im besetzten Gebiet. — Die Interalliierte Rhein landoberkommission hat auf Grund des Artikels 16 der Ordonnanz 308 wegen Beeinträchtigung der Würde der Vesatzungstruppen weiterhin folgende Druckschriften verboten: Broschüre über den Rouzier-Prozeß, herausgegeben von dem Verlag K. u. A. Kaußler in Landau. »Bestie Mensch«, erschütternde Erlebnisse eines Deutschen in den französischen Strafkolonien. Verlag Walter Herrmann in München. Nr. 5 der in Halle erscheinenden Wochenschrist »Der Wehr wolf« vom 11. Februar 1627. 636