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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1922
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- 1922-02-06
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- 06.02.1922
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ÄtMckl Nr. 31 (R. 21). Leipzig, Montag den 6. Februar 1922. 89. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Vom Lesen und von den Büchern auf dem Lande*). Von Pfarrer Jos. Weigert in Mockersdorf. Ohne Lesen, sei es bon Büchern oder Zeitungen, gibt es heute in Lebensstellungen, die mehr als bloße körperliche Betä tigung verlangen, keine sachgemäße Berusskunde; ohne Lesen ist im öffentlichen, im sozialen und politischen Leben keine verständ nisvolle Mitarbeit möglich; ohne Lesen gibt es überhaupt keine Allgemeinbildung, keine Anteilnahme an den Kulturgütern. — Wenn das richtig ist, und darüber herrscht Wohl kein Zweifel, so inuß notwendig auch aus dem Lande gelesen werden, und zwar sowohl Bücher wie Zeitungen. Die Zeitung, die Fach- und Tagespresse, hat sich aus dem Lande ja etwas Eingang verschafft; ihre volle Wirkung übt sie freilich noch lange nicht aus. Schwieriger geht es beim Buch, besonders wenn man nicht bloß unterhaltendes, genießendes Lesen im Auge hat, sondern auch belehrendes. Ich will nun die Leseverhältnifse auf dem Laude besprechen und gehe dabei von einer Gegend aus, dis, was Wohlhabenheit und wirtschaftlichen und geistigen Fortschritt betrifft, zum unte ren Durchschnitt zählt. Es fällt mir nicht ein, meine Beobach tungen zu verallgemeinern; ich bin aber der Ansicht, daß sie nicht ganz vereinzelt, nicht reine Ausnahmen sind. — Nach diesem Vorbehalt gehe ich an die Frage: Was steht dem Buche, überhaupt dem Lesen auf dem Lande im Wege, welche Schwierigkeiten sind in dieser Beziehung vorhanden und zu überwinden; was hat der Buchhändler sich vor Augen zu halten, wenn er an die Er weiterung seines Absatzes auf dem Platten Lande denkt, wenn er eine entsprechende Werbearbeit dafür einleiten will? I. Woher das geringe Interesse auf dem Lande für Geistiges? Es handelt sich hier darum, die Grundlage zu schaffen für eine gerechte Beurteilung der ländlichen Zustände, was ernste Bildungsarbeit, die ohne Buch nicht möglich ist, betrifft. Im Bauernleben sind (ich betrachte es immer im Vergleich mit dem geweckteren Stadtleben) wenig borwärtstrei- bende Kräfte vorhanden, die den Geist wecken und den Willen zu geistiger Betätigung an treiben, wenig äußerer und innerer Antrieb. — Ich will hier die Schule außer acht lassen und nur die Haupt punkte zusammenstellen. I. EsgibtkeineAuswahldesBerufesfürdie Heranwachsenden. In der Stadt redet der Lehrer vor der Schulentlassung mit den Kindern über ihren späteren Beruf. Die Kinder beobachten die einzelnen Berufsarten, sie vergleichen, sie erforschen ihre Fähigkeiten, soweit sie das können, werden sich *> In Ergänzung des Aufsatzes in Rr. MS des Bbl. vom 81. De zember 1921 bringen wir hier noch «ine ausführlichere Behandlung dieser unsers Erachtens auch für den Buchhandel beachtenswerten Aragen. Sie ist ein Teil eines Vortrags <ier ganz im »Pharus-, Verlag Auer in Donauwörth abgsdruckt wird) des Verfassers aus den: Kurs für Volksbibltothekare in Bonn am 6. Oktober 1921. Vom Ver fasser sind erschienen: bei Herber in Kreiburg i. B. »Das Dorf entlang-, bas nächstens in 4. u. 5. Auflage herauskommt; bei der Verlagsanstalt von». Manz in Regensburg »Bauer, es iftZeit!, Red. etwas klar über ihre Neigungen, und oft zeigt sich deutlich, warum ein Junge, ein Mädchen diesen oder jenen Beruf ergreifen will. Geist und Wille werden hier stark angeregt, auf ein Lebensziel gerichtet. Auf dem Lande, was gibt es da für eine Berussauswahl? Für die Mädel hauptsächlich nur die, ob sie auf dem Lande blei ben oder fortgehen wollen; und für die Jungen auch sehr wenig. Der Berus ist meist gegeben: landwirtschaftliche Arbeit im Eltern haus oder im Dienst. Das macht sich ganz von selbst, ohne Überlegung, ohne Auswahl, ohne geistig-sittliche Anregung, ohne Zielsetzung. — Merkwürdig ist, daß die Söhne kleinerer Leute auf dem Lande so selten ein Handwerk lernen wollen. Man hat immer Mangel an Maurern, Zimmerleuten usw., und es bedeutet einen gesicherten Erwerb, neben etwas Grundbesitz, der Brot ins Haus schafft, eine »Hantierung- zu verstehen und auszuüben, die Geld einbrtngt. Trotzdem wollen die Eltern ihre Kinder oft kein Handwerk lernen lassen, weil sie glauben, die Kinder wür den da zu hart angefaßt; lieber lassen sie es zu, daß diese sich später auf einem unzureichenden bäuerlichen Anwesen abrackern. 2. Man weiß im bäuerlichen Beruf nichts von einer Lehrzeit. Welche Anforderungen werden an den, armen »Stift- in der Stadt, im Handwerk gestellt, was muß er sich gefallen lassen, wie mutz er aufmerken, sür alle ist er immer noch der stets bereite Nothelfer! Dann die Gesellenprüfung, das Meisterstück — lauter Antriebe, sich im Beruf zu vervollkomm nen, etwas Tüchtiges zu leisten. — Ist der Junge auf dem Lande groß und stark genug, mähen und ackern zu können, Aann wird er dazu herangezogen und ist dann landwirtschaftlich ange lernt. Das zunehmende Alter schiebt ihn dann von selbst im Tarif weiter. Ob er die inneren Gründe seiner Arbeit kennt, ob er weiß, was sür Nährstoffe für die Pflanzen im Boden stecken, auf welche Nahrungszusuhr die einzelnen Pflanzenarten An spruch machen usw., darum kümmert sich niemand; der Dienstherr kann ihm das meistens nicht sagen, weil er es selbst nicht weiß. — Man hat in den letzten Jahren einmal von der Notwendig keit des Befähigungsnachweises für die Landwirtschaft gespro chen, bloß gesprochen, dabei ist es geblieben. Eine richtige Lehr zeit machen nur die durch, die auf Mustergütern lernen oder eine Fachschule, wenigstens eine landwirtschaftliche Winterschule mit Betrieb besuchen. 1920 traf in Bayern auf 8000 (achttau send) landwirtschaftliche bäuerliche Betriebe eine einzige Winter schule! Ein Berus wird nur dann den Menschen voll befriedigen, seinen Geist und seine Willenskraft rege erhalten, wenn der Mensch ihn gründlich kennt. Der Pfuscher wird stumpf und gleichgültig bleiben; er meint, er kenne ohnehin alles, was er brauche; für ihn gibts nicht Neues, das einen Wert hätte, er hat nichts zu lernen, ja er kann nichts lernen. Er ahmt Wohl Verbesserungen nach, die andere mit Erfolg ihm vorgemacht haben, aber es fehlt ihm die Freudigkeit des bewußten Fortschreitend — 3. Trotzdem Bauernlebcnund Bauernarbeit oft so gleichgültig und gelassen sich abwickeln, befriedigen sie doch (wegen der Abwechslung der Arbeit, wegen der wunder baren Werkstätte in Gottes freier Natur, wegen der selbstherr lichen Arbeit auf eigenem Grund und Boden) den Menschen viel mehr als die immer gleiche Teilarbeit an der Maschine, in 183
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