Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1922
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- 1922-08-26
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- 26.08.1922
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. 199, 26. August 1922. ichcn Geschehnissen die Lächerlichkeiten und angreifbaren Kleinlichkeiten hcrauszuspürcn und in treffende Form zu kleiden. Diese besas; David Kalisch in hohem Nlaße. Schon in früher Jugendzeit — er wurde am 23. Februar 1820 geboren — besang er in komischen Versen die Dinge des Alltags: später, als er im Kausmannsocrnf ohne besondere Neigung aushaltcn mußte, begann er satirisch-possenhafte Theaterstücke zu schrei ben, die schnell großen Beifall fanden. Ter Kampf des Dastins hat ihm grimmig zugcsctzt, immer wieder, wenn er glaubte, sich aus Not und Verlegenheit herausgcarbeitet zu haben, spielte ihm das Schicksal, inen Streich und warf ihn in das alte Elend zurück. Aber gerade ^ durch dieses lange Ringen gewann er einen unerschöpflichen Schatz neuer ^ und bedeutender Eindrücke, erweiterter Anschauungen und einer Fülle, von vielseitigen Erfahrungen. Die liberal-revolutionäre Richtung der! Deutschen, die literarischen Bewegungen, das kleinbürgerliche Leben! des Volkes boten seinem Geist einen kaum zu bewältigenden Stoff, der noch durch seinen Fleiß vermehrt wurde. Reich an innerem Wissen, durch seine Wesensart zum humoristischen Schriftsteller berufen, wurde Kalisch bald der Vater der Berliner Posse«. Am 23. zcmber 1847 wurde sein erster großer Wurf -Einmal hunderttausend Taler« aufgcführt. Im Jahre 1848 setzte sich Kalisch dann mit dem Buchhändler Albert Hosw.au n in Berlin in Verbindung und legte diesem den fertigen Plan zu einem politischen Witzblatt vor. Das Aner bieten wurde, wenn auch zögernd, angenommen. Das erste und be deutendste Witzblatt, nicht nur Berlins, sondern der ganzen Welt war damit inS Dasein gerufen, und dank der unermüdlichen Sorge des Grün ders, der glücklichen Zusammenstellung der Mitarbeiter (Ernst Dohm, Rudolf Löwcnstcin, Wilhelm Scholz) sowie der Torheit der Oppo sition wuchs der »Kladderadatsch < trotz aller Verfolgung. Bereits 1852 konnten 15 000 Abonnenten gezählt werden. Die erfolgreiche Arbeit am »Kladderadatsch« gab Kalisch die Kraft und Ruhe zu einer großen Reihe von Berliner Possen, die im Fricdrichstädter Theater und im Aallnerthcater mit großem Erfolge ausgeführt wurden und ihrni Ver fasser zum reichen Mann machten. Weitere Erhöhung der Gepäcksrachtcn. (Vgl. Bbl. Nr. 193.) Mit Rücksicht auf das schnelle Sinken des Geldwertes sowie darauf, daß zum 1. September 1922 die Güter- und Exprcßgutfrachten sich um 50 v. H. erhöhen, wird die für 1. Oktober 1l)22 vorgesehene Erhöhung der Gepäckfracht auf 10 Pf. für zehn Kilogramm und 1 Kilometer schon am 1. September 1922 in Kraft treten. Die Gepäckfracht wird am 1. Oktober 1922 um weitere 50 v. H. erhöht. Von diesem Tage ab beträgt also der Einheitssatz 15 Pf. für 10 Kilogramm und 1 Kilo meter und die Mindestfracht 15 Mark. crgänzungsstempel (35 ober 85 inmitten von rundem oder länglich rundem Liuicnwerk) versehen sind, nur im Jnlanüvcrkchr gültig sind Im Verkehr nach dem Ausland wird der Ergänzungsstcmpcl zu 35 oder 85 Pf. nicht als Wertstempcl angesehen. Flugpost zur Leipziger Herbstmesse. Vom 28. August bis ein schließlich 2. September richtet die Lloyd-Lustvcrkehr Sablatnig G. m b/-H., Berlin, eine zweite außergewöhnliche Flugverbindung zwischen Berlin und Leipzig ein, die auch zur Postbefördcruug benutzt wird. Es verkehren dann auf dieser Strecke: Postslügc ab Berlin 8 Uhr vorm (von Berlin-Johannisthal — ständige Verbindung des Rumpler-Luft verkehrs —) und 4 Uhr von Staaken-Sablatnig an Leipzig 9.15 Uhr nnd 5.15 Uhr, zurück ab Leipzig 2.40 Uhr nachm, und 5.45 Uhr, an Berlin 3.55 und 7 Uhr. Auf den Flugpostlinien Leipzig—Nürnberg München—Augsburg nnd Bremen—Hannover—Magdeburg—Leipzig- Dresden bleibt der Flugdienst auch zur Messezeit unverändert. Für all'. in Leipzig verkehrenden Flugposten ^wird während der Messetage ein beschleunigter Post-Zubringerdicnst zwischen dem Flugplatz Leipzig- Mockau und dem Messcslngplatz durch Flugzeuge des Deutschen Lus: Lloyd, Berlin-Johannisthal, eingerichtet. Die neuen Flngpostmarken zu 25, 40, 50, 60 nnd 80 Pf., sowie zi I, 2, 3 und 5 Mark sind jetzt erschienen und bei den mit dem Ver trieb beauftragten Verkaufsstellen erhältlich. Bei den Marken der Psennigwerte, abgesehen von denen zu 50 Pf., handelt cs sich um eim einmalige Ausgabe, da weitere Lieferungen nicht mehr erfolgen werde: Neue Tariferhöhungen in Österreich. — Ab 21. August traten er höhte Posttarife in Kraft. Danach kosten Briefe im Fernverkehr bis 20 § 100 Kr., Postkarten 50 Kr., Drucksachen bis 50 8 20 Kr., Post anweisungen bis 10 000 Kronen 200 Kr., bis 25 000 Kronen 400 Kr Der .Höchstbetrag ist 2000 Mark in Kronen. Die gewöhnliche Gewichts gebühr für Pakete für je 5 2400 Kr., bei Leitung über die Tschechv- Slowakci bei je 5 3600 Kr. Wie die »Staatskorrespondenz« erfährt, werden aus den Staatsbahnen, auf der Südbahn und der Aspang- bahn die Gütertarife ab 1. September um 150 v. H., die Per sonen- und Gepäcktarife ab 8. September um 300 v. H heraufgesetzt. Vom 28. August ab wird der Zollaufschlag aus das 5>Mfache des Nominalbetrags erhöht. Höchstbetrag für Postanweisungen im Verkehr mit Österreich. Vom 21. August an wurde der Meistbetrag einer Postanweisung aus Deutschland nach Österreich auf 400 WO Kroneu, derjenige einer Post anweisung aus Österreich nach Deutschland auf 2000 Mk. erhöht. Änderung der Gebühren im Paket- usw. Verkehr nach dem Aus land. - Der deutsche Gegenwert des Goldfranken bei der Gebühren erhebung im Ausland-Paket- und -Telcgrammverkehr ist mit Wirkung vom 2 2. August an auf 250 Mark festgesetzt worden. Dieses Umrechnungsvcrhältnis ist auch für die Wertangabe aus Paketen nnd Briefen sowie auf Kästchen mit Wertangabe nach dem Ausland maßgebend. Für Ferngespräche nach dem Ausland werden ebenfalls entsprechend erhöhte Gebühren erhoben werden. Nähere Auskünfte er teilen die Postanstaltcn. Bczugspreiserhöhungen ganz- und halbjährig zu beziehender Zei tungen. — Den Verlegern ganz- und halbjährig zu beziehender Zei tungen wird gestattet, die Bezugspreise ihrer Zeitungen für die laufende Bezngszeit noch einmal zu erhöhen. Die Preiserhöhungen, die sowohl für die ganze Bezngszeit als auch für den Nest des Jahrcs festgesetzt werden können, werden durch den am 8. September erscheinenden Nach trag zur Zeitungs-Preisliste veröffentlicht, wenn sie bis spätestens 2 8. August bei den Verlags-Postanstalten angemeldct werden. Vom folgenden Tage an bis einschließlich 15. September wird die An meldung von Preiserhöhungen nur noch unter Beifügung von gebühren pflichtigen Einzelbcnachrichtigungslartcn an die bisherigen Absatz-Post- anstaltcn der Zeitungen zu den bekannten Bedingungen zugelassen. Die erhöhten Preise gelten nur für Bestellungen aus die Zeitungen, die von neu hiuzutretenden Beziehern im Inland von dem Tage an aus- gegeben werden, an welchem divfe Verfügung bei den Absatz-Postanftal- len eingegangen ist. Briesscndungcn nach der Tschechoslowakei müssen vollständig frei- gemacht sein. Ungenügend oder gar nicht freigemachte Briefe, Post karten usw. können nicht abgesandt werden. Zur Verhütung unlieb samer Weiterungen kann nur dringend geraten werden, Briefscndungen jeder Art nach der .Tschechoslowakei vollständig sreizumacheu und mit Abseudcrangabe zu versehen. Bei dieser Gelegenheit wird auch darauf hmgewiesen, daß Postkarten zu 40 Ps., die mit einem Wertzeichen- Vom »freien Schriftsteller«. — In einem Aufsatz über das »Eigen leben der Literatur« (Deutsches Volkstum, November 1921) schreibt C h r. B o c ck: »Ein Schriftsteller kann von seiner Feder leben (bei der heutigen Einschätzung geistiger Arbeit ist es allcrdin^ fast unmöglich geworden), jedenfalls nimmt er keinen innerlichen Schaden, wenn er es tut, aber wenn einer sich das Dichten zum Lebcnsbernf machen nill. aus dem er die wirtschaftlichen Mittel für seinen Lebensunterhalt zieht, dann setzt er das Beste, was er hat, einer großen Gefahr aus. Erlau ben können cs sich nur solche Dichter, die gleichzeitig Schriftsteller sind und deren ganzes Dichterwescn mehr zur Schriftstcllerei neigt, oder solche, deren Tichtergabe so echt und deren künstlerische Gewissenhaftig keit so groß ist, daß sie sich nicht auf eine schiefe Ebene locken lassen, lind selbst diese haben in den allerseltcnstcn Füllen einen Gewinn davon, daß sic ihren Lebenszuschnitt ganz aufs Dichten einstellcn. Die Be schäftigungen, die ein anderer Beruf mit sich bringt, mögen oft als störend und hemmend empfunden werden, der Vorteil, den sic bringen, besteht aber darin, daß sie den Dichter mit nötigendem Zwange in das wirtschaftliche, gesellschaftliche nnd staatliche Leben seines Volkes hiuein- verflechten und daß sie ihm auch persönlich ein Gegengewicht gegen den fortwährenden inneren Austrieb geben, zu dein der Tchasfenszwang ihn nötigt. Daß ihre amtliche Tätigkeit in diesem Sinne eine von ihnen günstig empfundene Wirkung ausgeübt hat, bestätigen sich, um ein Zeug nis anzuführcn, in ihrem Briefwechsel der Amtsrichter Theodor Storni und der Stadtfchreibcr Gottfried Keller, die nebenbei echt geborene Dich ter waren. Es ist bei dem Dichter eben anders wie etwa bei dem bil denden Künstler, dem die Schwierigkeiten seiner Technik dies nötige Ge gengewicht schaffen, zu deren Überwindung es anderer Kräfte bedarf wie beim Dichter, mag dieser seine besondere Technik, die der Sprache, noch so sehr und bewußt pflegen. Ein Dichter, der sich mit seiner gesamten Lebensarbeit nur aufs Dichten einstellt, wird Zahlreichere Werke hervor- bringen, als wenn er daneben noch irgendeinen anderen Beruf ausübi, ob aber die größere Anzahl der Werke an und für sich ein Gewinn ist. wird die Frage sein, denn in der Kunst gilt, wie Hebbel sagt, nur das Einmalige«. 1226
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