Redaktioneller Teil. Hilfs- und Auskunftsstelle für Angestellte des Buchhandels. Leipzig, 21. November 1918. Gewaltiges, übermenschliches-hat unsere Armee in 51 Monaten einer Welt von Feinden gegenüber zum Schutze der Heimat geleistet und ertragen und hat dadurch uns hier im Lande vor unabsehbarem Schaden behütet. ES ist nun unsere Pflicht, dasür zu sorgen, daß uns in der Buchhändlerstadt Leipzig auch nicht der leiseste Vorwurf treffen kann, daß wir, die wir unter dem Schutz unserer tapferen Armee den Krieg überdauern konnten, es an irgend etwas fehlen lassen, den aus dem Dienste der Vaterlandes heimkehrenden Männern und Frauen, soweit sie irgendwie dem Buch handel angehören, die Rückkehr in den Beruf und in geordnete FriedenSverhältnisse zu erleichtern. Zu diesem Zwecke ist auf paritätischer Grundlage unter Vorsitz der Herren Alsred Voerster in Fa. F. Volckmar und O. Kuhnert, Vertreter der TranSportarbeiter-VerbandeS, Sektion Buchhändler-Markthelfer, ein Ausschuß des Leipziger Buchhandels für die Übergangszeit ins Leben gerufen worden. Neben diesem Ausschuß wurde eine HtlsS- und Auskunft», stelle für Angehörige der Buchhandels im Buchhändlerhaus, Haupteingang Erdgeschoß recht», gegründet, der seitens der Prinzipale die Herren H. A. L. Degener, Prokurist Fr. Dieck (Bibliographisches Jastttut), Pros. vr. Kippenberg, A. Opetz und E. Wiegandt (in Fa. Alfred Lorentz) angehören. Eine gleiche Anzahl Vertrauensleute der Leipziger Angestellten-Ver- bände der Buchhandels werden dieser Hilfs- und AuSkunftSstelle noch beitreten. In der Hauptsache soll diese «Hilfs- und AuSkunftSstelle« in den Beruf Zurückkehrende, wie auch während de» Krieger in den Beruf al» HilsSkröftc Eingetretene und Arbeitgeber in Fragen wirtschaftlicher, geschäftlicher und persönlicher Art beraten. Es wird sich aber auch nötig machen, daß in besonders dringenden Fällen vorübergehender Bedürftigkeit mit Geldbcihilfen, kleinen Darlehen oder Unterstützungen eingegriffen wird. Wir müssen jeden dem Leipziger Buchhandel An- gchörenden vor direkter leiblicher Not behüten. Diese Unterstützungen sollen den in Frage Kommenden von Fall zu Fall nach Entscheidung von Ausschußmitgliedern zugebilltgt werden. Die Geschäftsstelle wird täglich, auch Sonntags, ununterbrochen von 9—7 Uhr geöffnet sein und sich wieder auf- lösen, nachdem ihre Ausgaben erfüllt sind. Zum Geschäftsführer ist Herr Detlef Hudemann bestellt worden, der bis zum Kriegsausbrüche lange Jahre im Leipziger Buchhandel tätig war, zuletzt als Sekretär für die Abteilung Buchhandel bei der Bugra, und der jetzt 4V« Jahre in der Front war. Einige Firmen haben sich schon bereit erklärt, Hilfskräfte zur Dienst leistung in die Geschäftsstelle abzuordnen. Außerdem werden Mitglieder des Ausschusses und andere Prinzipale und Angestellte stundenweise abwechselnd in der AuSkunftSstelle zur Erteilung von Rat und Auskunft zur Verfügung stehen. Wir würden dankbar sein, wenn wettere Angehörige der Buchhandels sich zur Unterstützung der AuSschußmitglieder in irgendwelcher Tätigkeit melden würden. Genügende Geldmittel werden zunächst aus WohlfahrtSmitteln zur Verfügung stehen, so z. B. aus den Erträgnissen der Feldbuchhandlungen und aus der KrtegShilsSkasse. Auf Grund umfassender Beratungen und Aussprachen haben wir die Überzeugung, daß nur aus diesem Wege der Leipziger Buchhandel vor ernsten Erschütterungen in den nächsten schweren Wochen bewahrt werden kann. Unsere Pflicht ist es, daß jeder nach seinen Kräften beiträgt, die übergroßen Härten, die die schnelle Demobilisierung für viele mit sich bringt, nach Menschenmöglichkett zu mindern. In kollegialer Hochachtung Leipzig, Hospttalstraße 11, Haupleingang. Hilfs- und Auskunftsstelle für Angehörige des Buchhandels. 717