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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1923
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- 1923-06-30
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- 30.06.1923
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Xr 150, 30. Juni 1923. Redaktioneller Teil. leichter, und wenn sie sich auch an Menge und Reichtum der Kultur erbschaft mit Europa nicht messen konnten, überholten sie die Euro päer in der Qualität und im System ihrer Arbeit. Die Gleichartigkeit dieses Systems ermöglicht es, eine jede neue Bibliothekseinheit als einen Teil des Gesamtorganismus zu betrachten, und macht das amerikanische Bibliotheksnetz znm Nervenapparat eines lebendigen Organismus, der seine Arbeit mit der gesetzgebenden Tätigkeit eines einzigen Zentrums koordiniert. Durch diese Einleitung wollte der Verfasser die Frage beantworte», wie sich die Abneigung der russischen Bibliothekare, -den Weg der amerikanischen, theoretisch einfachsten Reformen zu betreten, erklären lässt. Die größten russischen Bibliotheken besitzen individuelle Eigen tümlichkeiten, die in ihrer Gesamtheit ein unnachahmliches Muster eines geschlossenen, eigenartigen Systems bilden. Der Verfasser hält es für notwendig, in einer kleinen geschichtlichen Skizze das Wachstum, die Entwicklung und die heutige Tätigkeit einer der russischen Staats bibliotheken darzustellen. Wie bei allen wichtigen russischen Biblio theken. entstand ihr Grundstock ans privaten Büchersaminlungen, die lebendig und fast chaotisch emporwuchscn, ohne daß irgendein Geist der Theorie und der Prinzipien der zeitgenössischen Bibliothekstechnik die Köpfe ihrer Sammler berührt hätte. Nur später bei -der Einordnung vieler Herrenbibliotheken in eine Staatsbücherei entsprang der Plan, sie — wenn auch nur mit Hilfe eines Gesamtkatalogs — miteinander in Einklang zu bringen. Hier stoßen wir ans das primitive Prinzip des russischen Bibliothekssystems. Ich habe die öffentliche Bibliothek des Numjanzcwschen Staats museums vor Augen und nehme sie deshalb zum Beispiel, weil die heutige Hauptstadtposition Moskaus die Pflichten der Hauptbücherei des Landes dieser Bibliothek auferlegte*). Seit Anfang 1918 ging eine radikale Veränderung der Lage der Bibliothek vor sich: das Numjanzewsche Museum, die Öffentliche Biblio thek in Petersburg und die russische Akademie der Wissenschaften erhielten viele neue Gebäude; elfteres außerdem noch eine bedeutende Krediterhöhung, das Recht einer Vermehrung des Personals, endlich wurden ihm riesige Bücherschätze aus den für Staatseigentum er klärten Bibliotheken überwiesen. Fast unmittelbar nach der Oktober revolution erhielten die noch während der provisorischen Regierung gebildeten Bücherkammern, die die Zcnsurbehörden nur auf dem Ge biete der Registrierung, der Presseerzeugnisse vertraten, die Verfü gung des Rates der Volkskommissare über das Fortbestehen der Ein sendungspflicht der obligaten Bücherexemplare an die Staatsbiblio theken. Die spezielle Verfügung ö'es Rates der Volkskommissare vom 16. Dezember 1921 verpflichtete alle Institutionen, die Broschüren, Flugblätter nsw. hcransgeben (nicht ausgeschlossen sind die dokumen talen, amtlichen, die als Manuskript gedruckten Presseerzeugnisse), ein Exemplar der Numjanzewschcn Bibliothek zuzuseudeu. Die-Biblio thek zählte am 1. Januar 1922 30 Millionen Exemplare. Leider hatten die vorübergehende Abtrennung einzelner Teile der N. S. F. S. N., die Verwüstungen der Okkupationstruppcn und Banden in mehreren Pro vinzen zur Folge, daß das Pressematcrial eines oder des anderen Ge biets für die Geschichte vielleicht für immer verlorenging. Die Bibliothckskonferenz im Jahre 1919 beschloß auf Grund der Berichterstattung der Bibliothekare die Einführung eines neuen Bc- nutzungssystcms der Numjanzewschcn Bibliothek; es wurde schon auf die Ursachen hingewieseu, die völlig ausschließen, von der Einführung eines dezimalen Systems in die alten russischen Staatsbibliotheken träumen zu dürfen. Wir müssen auf viele Vorteile der amerikanischen Bibliothekstechnik verzichten und uns leider mit der Anwendung des für uns zweckmäßigeren österreichischen sogenannten Referatssystems begnügen, ohne eine vollständige Übereinstimmung mit diesem System, wie cs in der russischen Öffentlichen Bibliothek eingeführt ist, anzu- strebeu. Da dies nur Schwierigkeiten und keine Vorteile mit sich ge bracht hätte, stellte die Numjanzewsche Bibliothek zwanzig wissen schaftlich-bibliographische Abteilungen zur Schaffung eines systematischen Katalogs auf, der mit dem bereits vorhandenen allgemeinen alpha betischen Katalog jedem Leser als Wegweiser in den russischen und ausländischen Büchern des gewünschten Wissenschaftszweiges dienen konnte. Eine formelle Umstellung der Bücher fand nicht statt; sic wäre auch ganz undenkbar gewesen, da sie eine völlig neue Einrich tung der Bibliothek erfordert hätte; es wurde nur die Systemati sierung der Kartotheken beschlossen, ohne -die Signaturen und Rubri- katioueu anzutastcu. Auf diese Weise entstanden folgende Unterab teilungen: *) Aus Raummangel sind wir leider genötigt, die auf die früheren Zeiten bezüglichen Teile zu streichen. Wir geben nur das auf die Gegenwart Bezügliche. D. Red. 1. Allgemeine Abteilung (Enzyklopädie, allgemeine Bibliographie, Bibliolhelc-inii-de, Polygraphie). 2. Philosophie, Psychologie und Pädagogik. 3. Physikalisch-mathematische Wissenschaften. 4. Biologische Wissenschaften. 5. Geologie, Mineralogie, Paläontologie. 6. Geographie, Anthropologie und Ethnographie (mit einem karto graphischen Kabinett). 7. Technologie. 8. Landwirtschaft. 9. Medizin. 10. Weltgeschichte (mit der Unterabteilung: Archäologie). 11. Russische Geschichte. 12. Klassische Philologie. 13. Westeuropäische Literatur und Sprachenkunde. 14. Russische Literatur und russische Sprache. 15. Slawenkunde. 16. Kunst. 17. Gesellschaftswissenschaften und Recht. 18. Ökonomische Wissenschaften. 19. Ostkunde (mit jüdischer Unterabteilung). 20. Lokal-Abteilung (Ausgaben der Landschaften, Lokale u. städtische Verwaltung, munizipale und kommunale Gesetzgebung). Der im Jahre 1918 gesetzlich bestätigte Beschluß der Konferenz wird im laufenden! Jahre zum Abschluß seiner Durchführung gelangen; der größte Teil der systematischen Kataloge war bereits Anfang 1922 fertig. Gleichzeitig ging eine zweckmäßige Arbeit im Interesse der möglichsten Vervollkommnung der Bibliothekstechnik vor sich. Das heutige Per sonal der Bibliothek besteht aus 200 Personen, die in folgenden Ab teilungen arbeiten: I. Administrative Sektion; dahin gehören die Registraturen, Jn- ventare, die Abteilung für spezielle Aufbewahrung (z. B. des in abge- stcmpelten Paketen cingetrofsenen Materials), die Jnstruktionsabtei- lung, die Bnchbinöerwerkstatt, die Abteilung für Bestellungen und Er gänzungen, die Abteilung der Ausgabe nach speziellen Wünschen der Behörden, der Saal für spezielle Beschäftigungen, endlich die Abtei lung für allgemeine Bibliotheksleitung und das Ansknnftsbnrcau. II. Sektion für wissenschaftliche Bibliographie; dahin gehören die aufgezählten 20 Abteilungen des systematischen Katalogs, die Unter abteilung der Seltenheiten, die ständige Bücherausstelluug, das Kabi nett für Musikalien. III. Lesesaal mit der Handbibliothek und Spezialkatalog, dessen Duplikat im allgemeinen alphabetischen und systematischen Katalog enthalten ist. IV. Allgemeiner alphabetischer Katalog mit einem Auskunfts- apparat und Ausgabercgclung, endlich V. Abteilung für Manuskripte mit literarischen Kabinetten. Ter Mangel an technischen Mechanismen, die Schwäche des Ver- bindnngsapparats machen sich sehr stark fühlbar; ein so unentbehr licher Teil des Mechanismus, wie ein Haustelephon, wurde erst unlängst cingeführt. Aber das Sinken der Besucherzahl des Lcsesaals im Jahre 1919 infolge der Hcizkrise, die beinahe den ganzen Heizmcchanis- mus des Museums zerstört hätte, dauerte noch im Jahre 1920 fort und lieferte kein deutliches Bild über -das Verhältnis der breiten Leser inasse zur eingeführtcu Reform; die Arbeit der Bibliothekare aber ließ nicht einmal unter den ärgsten Verhältnissen nach: während in den Tintenfässern die Tinte gefror, beschäftigten sich die Bibliothekare mit der Systematisierung und Verteilung der neu eingelausenen Bücher, ohne auf die Gefahr der Einatmung des kalten Staubes zu achten. Dieselben Erscheinungen waren in diesen Jahren auch in der russi schen Öffentlichen Bibliothek zu verzeichnen. Schon im Jahre 1921, als bereits fast normal geheizt wurde, konnte man ein rasches Steigen der Besucherzahl des Lesesaals wahrnehme-n. Die großen Ziffern des Jahres 1916, mit denen sich der neue Lesesaal des Numjauzewscheu Museums mit Recht rühmen konnte, erfuhren im Jahre 1921 und An fang 1922 weit über eine Verdoppelung. Die Statistik der täglichen Nachfragen gibt eine Ziffer in der Höhe von ungefähr 10 000 täglich. Tie Bibliothek ist wochentags von 10 Uhr früh bis 10 Uhr abends geöffnet. Das außerordentliche Wachstum der Bibliothek infolge der Auf nahme solcher großartigen Sammlungen wie der Woronzowschen, Baria- tinskischen, Schercmctjewschen Bibliotheken, durch die Aufnahme von Manuskriptbibliotheken (die Owschinikowsche Sammlung, die altkirch- lichc Bibliothek des Nogoschcr Kirchhofs), des Anschlusses der Sergjew- Posadschen, der Akademischen und der Laurischen Bibliothek an das Numjanzewsche Museum, der Aufnahme der Bibliotheken verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften (z. B. der der Gesellschaft russischer 893
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