Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1923
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- 1923-06-30
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Börsenblatt f. d. Dtsch»-. «uchhandel. Redaktioneller Teil. X- 150, 30. Juni 1923. Arzte) '-ottte die Frage neuer Räumlichkeiten für das Museum auf. E>r^räumliche Trennung der einzelnen Teile der Bibliothek ist unzu- 'lässig, deshalb suchte das Kommissariat für Bildungswesen nach solchen Methoden für die Trennung der Bibliothek von den mit ihr organisch nicht verbundenen Teilen des Museums, durch die es möglich wäre, das ganze Gebiet des Paschkowschen Herrenhauses der Bibliothek zur Verfügung zu stellen. Die in Angriff genommene Reorganisation des Numjanzewschen Museums bewegt sich auf zwei Wegen: einerseits ist sie auf die räumliche Erweiterung der Bibliothek, andererseits auf die Schaffung eines selbständigen Museums für Völkerkunde aus den ethnographischen Kollektionen des Numjanzewschen Museums gerichtet. Im Zusammenhänge damit wurde die Antiquitätcnabteilung des Num- janzewschen Museums dem Historischen Museum übergeben. Die Ver legung der ethnographischen Abteilung ist noch eine Frage der Zukunft, da geeignete Lokale fehlen. Zu den Wünschen und Hoffnungen der russischen Bibliothekare gehört die O r g a n i s a t i o n eines inter nationalen B ü-He r a u s t a u s ch e s und der Empfang der un bedingt notwendigen ausländischen Ausgaben auf diesem Wege. Leider sind die in dieser Richtung gemachten Anstrengungen ohne die ge ringsten Resultate geblieben, und viele Nachfragen der Leser müssen unbefriedigt bleiben, obwohl das Museum über einen sehr wertvollen D u p l i k a t e n f o n d s verfügt, der zum Tausch bestimmt ist. Ta es im engen Nahmen dieses Artikels nicht möglich ist, alle wichtigsten russischen Bibliotheken ausführlich zu beschreiben, schilderte der Verfasser das Numjanzewschc Museum deshalb so ausführlich, weil an diesem Beispiel sich alle jene Grnndfaktorcn, die das Schick sal der russischen Bücherschätze bestimmen, am klarsten erkennen lassen. Es wäre selbstverständlich wünschenswert, sich ausführlich nicht nur damit zu beschäftigen, wie die Bibliothek des Historischen Museums in Moskau Besitzerin solcher wunderbaren Schätze geworden ist, wie der Patriarchalen Bibliothek und der Ehlndowschen Mannskriptsamm- lnng aus dem Nikolskcr altgläubigen Kloster, nicht nur damit, wie die Besucherzahl der russischen »Öffentlichen Bibliothek« in Petrograd infolge der Verlegung der Hauptstadt nach Moskau und der Verminde rung der Bevölkerungszahl der Stadt nachlies; — man hätte sich auch mit der Geschichte der Organisation der Rotarmisten- und Vereins bibliotheken beschäftigen müssen. Die Verlagstätigkeit der Bibliotheks- institntioncn, die infolge der typographischen Krise auf das Minimum beschränkt wurde, wird es nach ihrer Wiederbelebung voraussichtlich ermöglichen, die öurchgeführte Arbeit in ihrer ganzen Größe fest- ziistellen. Dessenungeachtet hält es der Verfasser für notwendig, über das Schicksal hervorragender Petersburger Bibliotheken einige Worte zu sagen. Es muh erwähnt werden, daß sehr wenige Bibliotheken der Revolution zum Opfer fielen; die russische Öffentliche Bibliothek und die akademischen Bibliotheken der Universitätsstädte erlitten keinen Schaden, sondern gewannen nur durch die Revolution, vermochten ihr Personal zu erhöhen und ihren Bücherbestand zu bereichern. Die Bibliothek der ehemaligen Duma (heute des sogenannten Tanrischen Palastes), die Bibliothek des ehemaligen Staatsrates (heute der Vergleichenden Nechtskunde) und die Bibliothek der ehemaligen Nechts- schnle (heute das Agronomische Institut) wurden unter die Leitung der Bibliothcksabteilnng der Hauptverwaltung für Archivwcsen (heute Zentralarchiv des Allrussischen Zentralkomitees der Sowjets) gestellt. Die »Bibliotheken Sr. Majestät« unterlagen einer Änderung nur in bezug auf den Namen, daher sind die Gerüchte über ihren Untergang vollkommen grundlos. Petersburg verlor eine sehr wertvolle Biblio thek, die Bibliothek der ehemaligen Nikolajewschen Militärakademie, sie wurde im Jahre 1918 nach I e k a t e r i n b u r g evakuiert. Die Bibliothek des Generalstabs und des Obersten Stabes verlor im August 1918 5000 Bände, die nach Moskau gebracht wurden; diese Bibliothek, die jetzt dem Allrussischen Obersten Stab gehört, besitzt ungefähr 300 000 Bände. Die Bibliothek des ehemaligen Ministeriums des Äußeren befindet sich in ihrem vollen Bestände in Moskau. Die Bibliothek der Alexan- drowschen Militärakademie wurde der Petrogradcr Universität zngc- teilt. Die Bibliothek des ehemaligen Medizinischen Rates wurde im Jahre 1917 nach Moskau evakuiert. Die Bibliothek des Allgemeinen Departements des Innenministeriums ist größtenteils nach Moskau evakuiert worden. Die Bibliothek der Hauptpresseöirektion wurde teil weise dem Bnchersouds zngcteilt, teilweise der Biicherkammer zur Ver fügung gestellt. Es muß einiges über das Schicksal der ehemaligen Petrograder Akademie für Geistliche erwähnt werden: Nach ihrer Übergabe an das Volkskommissariat für Bildungswescn wurde sie zur ersten Abteilung der russischen Öffentlichen Bibliothek erklärt und auch durch mehrere Sammlungen bereichert. Im Jahre 1918 kaufte das Kommissiariat für Bildungswescn für -die russische Öffentliche Biblio- 89 t thck die reiche Antogrammsammlnng Wachscls, die sich in den Händen E. P. Jurgcnsons befand. Das Zentralkomitee der Staatsbiblio theken übergab der Öffentlichen Bibliothek 55 Bände wertvoller Frci- manrermannskriptc ans dem Anfang des 19. Jahrhunderts, und wenn das Tagebuch Puschkins, das vom Numjanzewschen Museum gekauft wurde, sehr großes Aufsehen hervorrief, so erregten die Manuskript erwerbungen der russischen Öffentlichen Bibliothek noch größeres Aus sehen. Die Bibliothek der russischen Wissenschaftlichen Akademie machte auch erwähnenswerte Neuerwerbungen. Sie erwarb unter anderen die arabischen Manuskripte, die Nikolaus II. gehörten, und die Sammlung der muselmännischen Manuskripte und Lithographien des Professors Schukowski. Wenn in den letzten Jahren die Beziehungen der russischen Staats bibliotheken untereinander noch mehr erstarkten, so vermissen wir ersd recht die Verbindung und den gegenseitigen Austausch mit den russi schen und ausländischen Bibliotheken um so schmerzlicher. Dieser Mangel macht sich überall fühlbar; im Kabinett der Bibliothckslnnde, ivo L. B. Ehawkina-Hamburger mit der größten Energie ihre Arbeit versieht, auch in jeder Lehranstalt, die über ein mehr oder weniger solides Büchermaterial verfügt. Es besteht die Hoffnung, daß diese wissenschaftliche Verbindung in kurzer Zeit hcrgcstellt wird, sobald sich die ausländischen Bibliotheken davon überzeugen, daß die Bibliotheken der N. S. F. S. N. ihre Tätigkeit nicht einstcllten und auch nicht ein- znstellen beabsichtigen. Kleine Mitteilungen. Die neue Schlüsselzahl. (S. Bbl. 149.) — 'Nachdem die Geldentwertung in immer rascherem Zeitmaße fortschreitet und die Zerrüttung unserer Währung ein Ausmaß an genommen hat, daß schon in sehr kurzen Fristen jedes Zurückbleiben beträchtliche Verluste verursachen kann, hat es sich als unhaltbar heransgcstellt, die Schlüsselzahl nur von Woche zu Woche je über den Sonntag sich ändern zu lassen. Es ist vielmehr unbedingt erforderlich, die Schlüsselzahl, wenn nötig, auch rascher den Fortschritten der Geldentwertung und den Verteuerungen der Herstellung anzn- passen. Infolgedessen kann, wie schon die letzten Veränderungen gezeigt haben, nicht mehr damit gerechnet werden, daß sich die Schlüsselzahl nur am Montag ändert und mindestens eine Woche in Geltung bleibt. Man muß vielmehr jeden Tag ans eine Erhöhung gefaßt sein und wird gut tun, das Börsenblatt täglich daraufhin zu prüfen, ob eine neue Schlüsselzahl-Bekanntmachung ergangen ist. Das neue Verfahren wird im übrigen auch den Vorteil bringen, daß nicht mehr wie bisher am Tage vor der erfahrungsmäßig zu erwartenden Schlnsselzahlän'derung über den Buchhändler ein Sturm von Käufen und Bestellungen herein bricht, die alle noch die niedere Schlüsselzahl anszuuntzen trachten. Die Umsätze dürften sich jetzt vielmehr gleichmäßiger gestalten. Die Rechnung für die neue Schlüsselzahl lautet im übrigen wie folgt: Papierindex 2 319 200 'Druckindex 1 865 000 BmWiiderindex 2 050 000 Summe 6 234 200 Mittel 2 078 070 Lebenshaltungsindcx 851 200 Sn M M 2 929 270 Mittel 1 464 635 Nichtzahl 146.5 Schlüsselzahl 8790 Beim Lebenshaltungsindex handelt cs sich um den der Vorwoche. Da inzwischen die Entwicklung schon wieder wcitergegangcn ist, war die Abrundung ans 9000, was einer Steigerung um 12^"/b entspricht, berechtigt. Die Tabelle mit Ladenpreisen nach der neuen Schlüssel zahl 9000 befindet sich auf dem Bestellzettelbogen der gestrigen Nummer (149). Die zur Fortsetzung bestellten Sonderdrucke der Tabelle gehen den Bestellern wie immer regelmäßig zu. Die bisherige Entwicklung der Schlüsselzahl ist aus folgender Ta belle zu ersehen: Schlüsselzahl 60 mit Wirkung vom 13. September 1922 (Bbl. 214.) ,, 80 „ 28. „ « „ 226.) „ 110 „ „ 15. Oktober „ < „ 239.) 160 „ „ 26. „ i „ 250.) ,. 210 „ „ 6. November „ s „ 259.) „ 300 „ ., 20. „ < „ 269.) „ 400 ., 4. Dezember ,, ( „ 280.) „ 600 .. .. 27. i „ 298.) „ 700 „ „ 15. Januar ES l 11-1 ,. 900 „ „ 29. „ < „ 23.)
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