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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1923
- Strukturtyp
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- 1923-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1923
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- Deutsch
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X- 165, 18. Juli 1923. Redaktioneller Teil. Die Valutakommission beschloß, eine generelle Regelung für den gesamten Balkan einschließlich Polen zu treffen und dann kommt Mieder Österreich. Also man kann annehmen, daß wir jetzt auch zum Balkan gerechnet werden. (Heiterkeit.) - Und bitte, meine Herren, es ist ganz richtig: wir gehören jetzt auch zum Balkan. Aber der Balkan geht viel, viel weiter, und die Haupt stadt des Balkans ist jetzt — Berlin! (Große Heiterkeit. — Sehr richtig! - Sehr gut!) Das tut mir leid, denn auch ich bin aus der östlichsten Ecke unseres lieben Vaterlandes. Nun muß ich aber doch zu den konkreteren Sachen kommen. Was di« Außenhandelsnebenstelle für das Buchgewerbe anlangt — bei uns ist sie immer «ine Stelle gegen das Buchgewerbe gewesen —, so überschätzt diese Stelle und der übrige Buch handel wirklich das Gewicht unseres Berufes im öffentlichen Leben Österreichs, und wenn hier steht, daß immer der Buchhandel zu verhindern gesucht hätte, daß diese Kontrolle endlich einmal eingeführt würde, — mein« Herren, so einfach sind di« Sachen nicht. Daß auch bei uns sich zwei Parteien gebildet haben, die eine dafür und die andere dagegen, ist ja selbstverständlich. Das kann ja nicht anders sein. Das ist in wirtschaftlichen Kämpfen immer der Fall. Aber, meine Herren, es ist nicht immer der Fall, daß diese Seite, die eben anderer Meinung ist als die Außenhandelsnebenstelle und der deutsche Verlag, unter Gewissenszwang und unter Daumenschrauben gesetzt wird und daß man diese Firmen sperrt. Und wenn außerdem noch dem deutschen Buchhandel das unange- nehme Versehen Passiert, daß diese Firmen, die gesperrt worden sind, eigentlich gar keine Gegner gewesen sind, sondern nur deswegen gesperrt wurden, weil hier in Leipzig oder in Berlin etwas mißverstanden worden ist, wenn die Herren irgendein Inserat, das diese acht Firmen erlassen hatten, nicht gelesen haben, so ist das bedauerlich, — nicht für uns, sondern für die Herren, die dies verschuldet haben. Meine Herren, so kämpst man nicht, daß man den Gegner wirtschaftlich knebelt, weil man nicht seiner Meinung ist. Wir verurteilen ganz entschieden alle unanständigen Kämpfe und alle unanständigen Kampfmittel, di« von unserer Seite gebraucht werden könnten; aber die Überzeugung darf man nicht knebeln, denn das wäre auch unanständig. Ich sagte schon: Sie überschätzen das Gewicht des Buchhandels in Österreich. Sie haben ja Wohl auch von dem öster reichischen Bureaukratismus gehört, von der österreichischen Schlamperei, von der österreichischen »Gemllctlichkeit«. Das ist so ein edler Verwandter des preußischen Amtsschimmels. Wir haben da beide einander nichts vorzuwersen. Bei uns ist dieser Amtsschimmel, wahrscheinlich weil er etwas älter ist — denn unsere Tradition, die Wiener nämlich, nicht die ostpreußische, geht ja noch etwas weiter zurück —, dadurch noch etwas bequemer geworden, etwas »gemlletlicher». Im übrigen sind beide Amtsschimmel einander gleich: sie taugen alle beide nichts; sie gehören in di« Wurst. (Große Heiterkeit.) Meine Herren, die Kontrolle, die Sie jetzt endlich durchgesetzt zu haben scheinen, war in der Tat notwendig, ist es aber nicht mehr im jetzigen Zeitpunkt. Ich selbst habe bereits in Sem Augenblick, wo hier in Deutschland diese Ausfuhrkontrolle cingc- führt wurde, zusammen mit anderen Herren, z. B. mit Herrn Deutschs dafür gesprochen: »Jetzt müssen wir die Sache hier auch machen; denn es wird nicht angehen, daß über Wien Bücher zu niedrigerem Preise ins Ausland gehen. Das können und dürfen sich die deutschen Verleger nicht gefallen lassen«. Wir haben dafür gekämpft, wir haben aber nur wenig Verständnis gefunden. Vom deutschen Buchhandel geschah auch in der ersten Zeit nichts. Erst später ging ihn: der Knopf aus, und da auf einmal mußte nun alles -pflitt! gemacht werden. Es wäre auch noch im vorigen Jahre Zeit gewesen, und wenn das diplomatisch ungefaßt worden wäre, hätten Sie es auch erreichen können. Aber wenn wir auch »gemüetlich« sind, wir haben doch so eine gewisse passive Wider standskraft. (Zustimmung.) Wenn von der Valutakommission oder von der Außenhandelsnebenstelle Briefe kommen in einem Tone, in dem ich keinem einzigen, wer es auch sei, ob Kaiser, König, Präsident oder Papst, raten würde an mich zu schreiben, dann wird einen: die Galle aufgerührt. Meine Herren, so schreibt man nicht an Geschäftsfreunde (Sehr richtig! — Bravo!), — absolut nicht In den Verkehr gehört ein höflicher Toi: hinein (Bravo!) und nicht ein Ton, als ob mau uns befehlen könnte, als ob man nur mit der Peitsche zu kommen brauchte: »So, mein Junge; bist du nicht brav, dann kriegst du deine Wichse!« Nein, das lassen wir uns nicht gefallen. Wir protestieren ganz entschieden dagegen und möchten Sie bitten, in Ihrem geschäftlichen Verkehr mit uns, sei es der einzelne, sei es eine Behörde, di« üblichen Umgangsformen anzuwenden. (Lebhaftes Bravo. — Zuruf.) Nun steht die Frage doch so: Ist heute eine Ausfuhrstelle überhaupt noch notwendig? Ist es nicht verfehlt, dieser doch Wohl Immerhin absterbendcn Institution (Bravo!) einen neuen Nährboden zu geben, auf dem sie sich weitercntwickeln kann? Meine Herren, unsere Preise haben sich doch — ich glaub« auch in der Welt zu leben und nicht auf dem Monde — den Weltmarktpreisen schon sehr stark genähert, sodaß für die Spekulation oder das Schicbertum ein besonderer Anreiz zu großen Gewinnen kaum mehr vor handen sein kann. Wenn die Außenhandelsnebenstelle mit der größten Anstrengung darauf sicht, daß die Bücher mit 1VVA ausgcführt werden, dann ist das wieder ein Anreiz für das Schicbertum; wird aber dies« Kontrolle gemildert oder vielleicht gänzlich aufgehoben, so fällt dieser Anreiz vollständig weg, und wir kommen wahrscheinlich auf diesem Gebiete zu normalen Verhältnissen. Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie weit der wissenschaftliche Verlag da mitgehen kann, nur möchte ich immer dem einen Schlagwort entgegentretcn, das heute ganz entschieden nicht mehr gebraucht werden darf: daß man dem Studenten das Buch billiger geben müsse als irgendeinem andern. Ja, meine Herren, wenn Sie zu Ihrem Schneider gehen und ihm sagen: »Da ist ein armer Student; geben Sie ihm die Hose halb umsonst», so wird er Sie verständnislos ansehen. Er wird vielleicht nach der Sanitäts- Polizei schicken. (Heiterkeit.) Aber vom Buchhandel verlangt man das. Ja, meine Herren, wir haben doch so kolossal viele Gewinner an unserem Elend, so furchtbar viele Schieber; mögen doch die Universitäten sich an diese Herren Weichen, die sich an dem Unglück der ganzen Nation bereichert haben! Sollen di« doch einige hundert Millionen Mark geben, damit die Universitäten in der Lage sind, die Bücher für die armen Studenten zu kaufen! Der Biicherbettel ist ja sehr groß. Auch ich bekomme täglich Zuschriften und kenne die Sache. Ich sag« immer: »Bitte, gehen Sie zum Herrn C...., und stellen Sie ihm vor, wie Ihr Verein so elend bestellt ist! Lassen Sie sich von dem ein paar Millionen geben, und dann kommen Sie zu mir; dann verkaufe ich Ihnen, soviel Sie wollen!« Damit müssen wir aufräumen. Und für mich steht es fest, entgegen meiner früheren Meinung, die natürlich nicht eine schwankende gewesen ist, sondern durch die Verhältnisse bedingt wurde, daß lue Außenhandelsnebenstelle heute abbaureif ist. (Lange anhaltendes stürmisches Bravo und Händeklatschen. — Zurufe.) Leider Pflegen solche Institutionen, wenigstens nach meinen Erfahrungen in Österreich, ein verdammt zähes Leben zu haben. Ich komme jetzt auf die Schiebungen zurück. Vorsitzender Hofrat O>. Arthur Meiner (Leipzig): Darf ich den Herrn Redner bitten, sich in Anbetracht unserer vorgeschrittenen Zeit und des großen Programms, das wir noch zu erledigen haben, etwas kürzer zu fassen? (Sehr richtig!) Ernst Stülp nagel (Wien) (fortfahrend): Also ich geh« jetzt im Schnellzugstempo vor. Ein hoher Beamter hat einmal im deutschen Reichstage gesagt, 9l>°/-> aller Bücher, die nach Österreich gehen (Rufe: Schluß!), würden nach der Schweiz verschoben. Dazu kommen nun noch die Bücher, die Deutschland legitim nach der Schweiz schickt, außerdem die Bücher, die Deutschland illegitim nach der Schweiz schickt. Ich bedauere die armen Schweizer — wieviel Deutsch schweizer sind es dann? —, daß sie alle diese Bllchermcngen fressen müssen. Es dürfte mit den 80^ nicht ganz stimmen. Ich gebe aber ohne weiteres zu, daß aus Österreich verschoben worden ist, — ganz sicher, aber aus Deutschland ebenso. Ich bitte doch die 9S7
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