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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1923
- Strukturtyp
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- 1923-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1923
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- Deutsch
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Sprechsaal. 187, 13. August 1923. noch tief sitzende Vorurteil: Mark ist Mark, oder die durch die Reichs-j bank verwöhnte Neigung des deutschen Kaufmannes schuld ist, den Schaden der Geldentwertung auf Len schuldigen Staat zu überwälzen, wird erst in einiger zeitlicher Entfernung zu entscheiden sein. Neuerdings scheint es aber in den wirtschaftlich etwas verwirrten Köpfen zu dämmern. Freilich durch schmerzliche Erkenntnis. Die jich in den letzten Wochen, besonders zu Ende Juli häufenden und sehr von einander abweichenden Erklärungen deutscher Verleger Uber neue Lie ferungsbedingungen gehen bereits- vielfach über die Normen hinaus, die eine lose Gruppe (boshaft und ehrenvoll »Anthropos und Genossen« genannt) im Juni vorgcschlagen hat und seit der erfolglosen ersten Be ratung der Grundzahlen-, jetzt Valorisierungs-Kommission nur mehr fiir sich verwenden wollte: Fakturierung in Grundzahlen, 14tügigeS Ziel zur Schlüsselzahl des Lieferungstages, sonst auszugleichcn zur Schlüsselzahl des Zahlungstages, aber nicht strafweise, sondern im Ge genteil mit längerer Frist; kein Kredit in Papiermark, jeder in Grund zahlen. Die rapid fortschreitende Entwertung der Mark im Monat Juli, die Forderung nach wertbeständigen Löhnen und Gehalten, die Möglich keit des Versiegend der Neichskreditc in Papiermark, die im Buch gewerbe schrittmachende Goldmark-Fakturierung der Druckfarben- Jndustrie: all das mag dabei mitgewirkt haben, daß viele bedeutende Verleger ihre Kredite auf die Bag-Zahlung reduzieren, andere — dar unter die Tempel-Gruppe — jeden Kredit einstellen, weil ihnen auch die Bag keine Sicherung gegen empfindliche Geldentwertung mehr zu bieten scheint. Dahin hat man es also mit der Strauß-Politik, mit dem wohltätigen und angeblich vatcrlanösfreundlichen Schleier der Papiermark gebracht: von Vicrteljahrskrediten ist keine Rede mehr, die Monatskreöite werden allenthalben gekündigt, und die Zahlung nach Empfang erweist sich trotz der Bag-Hilse schon als! ungenügend. Das beim Sortiment verhaßte System der Postnachnahme blüht, bei größeren Bestellungen wird die kapitalzchrende Vorauszahlung ver langt, deren Segen die Auslands-Buchhändler kennengelernt haben, und Die den Verkehr im deutschen Buchhandel weiter vergiftende Differen zial-Rechnung des Verzugschaden-Anspruches steht uns bevor. Zu nächst aber eine heillose Verwirrung! Die Wissenden, die auch den Mut hatten, der Wahrheit durch den Schleier der Papicrmark ins Antlitz zu sehen, haben nun den schlechten Trost, daß ihre gerechte Sache dnrchdringen werde. Sie hätten lieber unrecht behalten, als jetzt mit selbstmörderischer Verspätung eintrcf- fcnde verschämte Zuzügler von allen Seiten begrüßen zu müssen. An- thropos und Genossen wurden nicht nur von führenden Sortimentern, die doch billigermeise effektive Zahlung zugcstehen mußten, sondern auch von großen Verlegern, die ihr Ziel schon im Juni auf 7 Tage reduzier ten, üls sortimentsseindlich hingestellt und förmlich in Verruf erklärt. Trotzdem diese Gruppe den Sortimenten längeren Kredit, als sonst noch üblich ist, bot und ihnen z. Tl. auch noch durch Umtausch- und Nemis- sionsrcchte cntgegenkam. Aber die Gegner der Grundzahlen-Nechnung klammerten sich an problematische Nebenidcen: die Buchmark als Währung vom Autor bis zum Leser, die mögliche Vorauszahlung als Sparanlage für Sortiment und Käufer (womit eine wagemutige Minderheit übrigens ungeahnte Erfolge erzielt hat) u. dgil. Das deutsche Sortiment ist ja indessen immer mehr zur Forderung der Barzahlung übergegangen und wird wohl auch bald die Bibliotheken zu kurzen Fristen oder Vorauszahlung in Grundzahlen erzogen haben. Nur der Verlag glaubte noch, seine Ware zum größten Teil in Papicrmark auf Kredit geben zu können, weil das Sortiment an den Vorteilen, die er lange bei seinen Liefe ranten genoß, tcilhaben wollte. Einer -der bedeutendsten belletristischen Verleger Deutschlands, der nur mehr gegen Nachnahme oder Voraus zahlung liefert, lehnt aber auch schon ausdrücklich die Annahme von Wechseln und Akzepten ab. Es wird vielleicht wirklich wieder dazu kommen, daß der deutsche Kaufmann nicht von Kurs-, sondern von Bruttogewinnen lebt. Vorläufig scheinen aber die Verleger, die -der Konkurrenz wegen versteckt sogar 70°/o Rabatt anbieten, noch nicht aus gestorben zu sein. Mitte Juni kündigte ein süddeutscher Vetzlag ans der zweiten Umschlagseite des Börsenblattes faustdick an, daß er seine bereits überholte Schlüsselzahl bis znm Ende des Monats halte und dazu mit 40°/o liefere (das waren-damals tatsächlich schon 70), unter der Voraus setzung, daß das Sortiment die so bezogenen Werke weiterhin — offen bar dauernd — zu derselben Schleuöer-Schlüssellzahl vertreibe. So weit war die Verwirrung gestiegen, die sich zur Ka-ntdtcmcsse durch herabgesetzte Schlüsselzahlen bereits gezeigt hatte . . . Wer zu alten Schlüsselzahlen anbietet oder sich bezahlen läßt, betreibt Dumping. — Das ist die Wahrheit, zart verhüllt, aber nicht verschleiert. 1'lbrigenS Berantmorll. Redakteur: Richard A l b c r t t. — Kerlaa: Der Bvrseni Druck: 8t a m m L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der : 1144 j spielen Rabatt und Sortimenterzuschlag bei diesem System der falschen Schlüsselzahlen eine so geringe Nolle wie die Zinsen bei der deutschen Akzepten-Wirtschaft in Zeiten solcher Geldentwertung. Und die Gegner der konsequenten Schlüsselzahl ivarsen da noch die Frage auf, ob es nicht gegen die VerkchrSordnung verstoße, in Grund zahlen zu fakturieren (als ob das ein unmoralischer Kaufvertrag wäre), und gegen die Vcrkaufsordnung, ein Guthaben etwa einer Bibliothek ,n Grundzahlen zu führen und ohne Rücksicht auf die letzte Schlüsselzahl dafür auch in Grundzahlen zu liefern (als ob nicht jede entsprechende Angabe schon einen Kauf zum alten Preis verbindlich machte). Solange in Zeiten gcivaltiger Inflation der Kaufmann nicht nach einem Lebcnshaltungsindex oder in Gold rechnen kann, will und darf; solange eine ihn daran hindernde Negierung keine Hilfswährnng ein- führt, Meibt für eine halbwegs geordnete Wirtschaft gar kein anderer Ausweg übrig als der ständcmäßige Schlüssel, der aber dann nicht nur spielerisch und einseitig zur Erschließung eines Richtpreises (des ein heitlichen Ladenpreises) verwendet werden darf, sondern konsequent als Maßstab aller Zahlungen in der schwankenden, gleitenden Papier währung. Das ist auch die Antwort ans zahlreiche Anfragen, die ein ketzerischer Kantateprediger bekommen hat. Deutschland konnte aus den traurigen Erfahrungen Österreichs und sogar Rußlands lernen, den einen oder den anderen Weg gehen, es aber sicher auch schon besser machen, wenn es nur wollte. Statt dessen fiel es in neue Fehler und Üernte nichts. Es ist bei den Nationen offenbar wie bei -den Individuen ; jeder muß sich seinen eigenen Kopf blutig schlagen, schon aus Hochmut, weil er ihn für voller und also widerstandsfähiger hält. Er ist aber meistens nur dicker. Und um nun noch mit einem Worte auf die lästigen Ausländer :m deutschen Buchhandel zu kommen. Ter deutsche Verlag wird gut daran tun, die Verwirrung im Innern nicht auch noch hinauszntragen; von den ausländischen Sortimentern nicht am Ende auch wieder Vor auszahlungen zu verlangen und ihre Kredite nicht gleichfalls zu kürzen, sondern geradezu friedensmäßig zu verlängern. Er rechnet ja da-in Franken, richtiger in Auslandsgrundzahlen, deren Schlüssel ziemlich stabil ist, und hekomint in festem Gelde bezahlt, ein Vorteil, der Zinscn- vcrlnste gar nicht bedenken läßt. Er möge sich auch bei Österreich, das so lange an dem vergifteten Verkehr gelitten hat, vor Angen halten, daß er immer einen höheren Nettopreis als im Inland bekommt (so lange es Auslanüpreife gibt), nnd daß er den vertragsmäßigen Export rabatt nicht auf 33)H verwässern darf, wie das einige führende wissen schaftliche Verleger versucht haben. Tann, daß die nicht gerade kolle giale Unterstellung der Gilde unsinnig ist, der deutsche Verlag hätte seinerzeit an dem Gleiten der österreichischen Krone verloren, während er doch damals noch i-n seiner viel festeren Mark bezahlt worden ist. Dagegen muß bas deutsche Sortiment, wenn es dem deutschen Verlag -endlich seine Ware effektiv bezahlt, auch erkennen, daß der österreichische nnd schweizerische Verlag auf die Dauer selbst Romane nicht in deut scher Währung verkaufen kann, weil die Schlüsselzahl des B.-V. mit allen ihren Komponenten hinter der Goldparität immer wieder zurück bleibt und den ausländischen Erzeuger zwänge, tief unter seinem Jn- landpreis nach Deutschland zu liefern, ohne Rücksicht auf seine höheren Herstellungskosten und -laufenden Regien. Das stets bereite Schlag wort Wucher möge also für bessere Gelegenheiten aufgespart bleiben. Wien den 2. August 1923. Grundzahl und Schlüsselzahl. Eile tut not! Grnnözahl und Schlüsselzahl, eine sehr nützliche Ein richtung, aber bei den heutigen trostlosen Verhältnissen ein zweischnei diges Schwert. Ich will an einem Beispiel die Wahrheit dieser Be hauptung kurz erläutern. Ich habe heute ein Werk für 40.— Mk. Gz. verkauft, in meiner Tasche hatte ich das Telegramm: Schlüsselzahl ab Zehnten 120 000, spät abends ein Telegramm ab Elsten 280 000, folglich mein heutiger Verkauf 3 Millionen zweihunderttansend, Einkauf auf jeden Fall 7 Millionen 84 000, denn mir liegt eine sehr große Anzahl Fakturen vor, die 4 bis 14 Tage nach Eingang meiner eiligen, direkten Bestellungen ausgestellt -worden sind, nnd sehr selten findet sich ein Verleger, der in zuvorkommender Weise die Schlüsselzahl des Eingangs berechnet. Eine Ausnahme in Berechnung der Schlüsselzahl machen die Herren Kunstverlcgcr, die durchaus in dieser Hinsicht sehr entgegen kommend sind. Wenn wir Sortimenter nicht vor die Hunde gehen sol-len, so muß hier sofort ohne zeitraubende Verhandlungen Wandel geschaffen werden. Man gebe uns Gelegenheit, mit Buchmark durch gehend zu arbeiten, nnd man schaffe eine Bnchmarkbörse! Deutsch Krone, den 9. August 1923. Otto mar Borkowski i. Fa. A. Schaplers Bnchh. verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Deutsches BuchhäudlerliaiiS Redaktion und CApcd-ition: Leipzig Gertchtömea 26 sB-uchhäudlerhauSN
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