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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1924
- Strukturtyp
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- 1924-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1924
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- Deutsch
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X- 77, 31, März 1924, Fertige Bücher, LSgentilNI I, d, Ilschn, Buchr-ndel, ^zgg Dienst am Volk Wenige Jahre nach dem furchtbaren nationalen Unglück, das Deutsch land betroffen hat, tauchte, erst zaghaft, dann häufiger, irr der deutschen und der deutschsprachigen Presse des Auslands ein neues Wort auf, indessen nur ein neues Wort für eine gute alte Sache: »Rcichsdrucke-, Bis dahin war die etwas weitschweifige und das Gcsamtgebiet der »Reichsdrucke-an seinem ganzen Umfange nicht restlos erfassende Be- zeichnung »Kupferstiche und Holzschnitte alter Meister in Nachbildungen der Neichsdruckerei zu Berlin- in Anwendung, Nur sehr wenige wußten um jene Nachbildungen, nur wenige Kenner sammelten die im Kunst- Handel nur ungenügend bekannten, köstlichen Blätter derRcichsdrucke- ,ei. Was dagegen »Reichsdrucke- sind, davon hat man heute im ent legensten Dorf unseres deutschen Vaterlandes und weit über seine Greu- ,en hinaus wenigstens eine flüchtige und ungefähre Vorstellung, Es ist ein unleugbares Verdienst der deutschen Presse, daß sie die kulturelle Arbeit der Reichsdruckerei unterstützt und an ihrem Teil daran mit geholfen hat, den Ruf der -Reichsdrucke- in alle Welt zu tragen. Das darf nie vergessen werden/ denn gerade zu einer Zeit, wo das deutsche Volk Mangel an Leib und Seele litt und darbte, rief ihm die deutsche Presse zum Teil in sehr beredten Worten zu: Seht her, hier habt ihr einen unverlierbaren Besitz höchsten Geistesgutes, und in der Tat: der geistige, künstlerische und kulturelle Besitz, den die „Reichsdrucke" darstclle», hat in gleichen Ausmaßen kein anderes Volk aufzuweiscn, 35 Jahre rastloser und zielbewusster Arbeit der Reichsdruckerei spiegeln sich in diesen unnachahmlichenBlätternwieder. Es warimJahre 1889, als der erste »Neichsdruck» die Handpresse verließ, In den Folgejahren bis 1899 brachte die Reichsdruckerei in ihrem Verlage uuterMitwirkung des damaligen verdienstvollen Leiters des Berliner Knpfcrstichkabinetts ein Mappenwerk von 500 Blättern nach Kupferstichen und Holz schnitten alter Meister aller Schulen und aller Epochen der Kunst geschichte heraus. Wie heute noch, waltete schon damals die Absicht ob, dem deutschen Volke die unerschöpflichen Schätze alter Graphik aus vier Jahrhunderten, vom fünfzehnten bis zum achtzehnten, darzubictcn und ihm damit eine Quelle höchsten künstlerischen, geistigen und kulturellen Genusses zu verschaffen. Wer das säst unerschöpfliche Gebiet alter Gra phik nur einigermaßen zu übersehen vermag, muss sich sage», dass mit diesem Mappenwerk die Aufgabe, die sich damals die Reichsdruckerei stellte, nicht erschöpft sein könnte, Mau stelle sich nur einmal das Oeuvre Dürers, Rembrandts und der großen Stecher des 18, Jahrhunderts vor,und man wird erkennen, daß jene 10 Mappen nur einen Torso dar stelle,> konnten, der zwar alles Charakteristische enthielt, auf ungeheuer vieles aber, das dem heutigen Menschen noch eine Fülle von Genuß zu bieten vennag, verzichten musste. Andererseits fanden jene Mappen, die sehr bald vergriffen waren, einen solchenAnklang beiallenKunstfreunden, daß die darin enthaltenen Kunstblätter zunächst einzeln uachgedrnckt und dann um weitere vermehrt wurden. So wuchs die Zahl der »Reichs- druckc- im Laufe der Jahre, vom Beifall des Volkes, soweit cs davon Kenntnis erhielt, begleitet, auf etwa 800 Blatt, während heute nahezu lOOOBlätter, vom frühen 15, Jahrhundert biszurGegenwart reichend, vorliegen. Gleichzeitig, als damals im Jahre 1921 das Wort -Reichs druck- geprägt w»rde, tat dieReichsdruckerei kineuentscheideudenSchritt, um alle Volksgenossen, soweit sie edler Kunst zugänglich sind oder dazu erzogen werde» können, ihrer edlen, unerreicht schönen Erzeugnisse teil haftig werden zu lassen, indem sie ihre Verlagsabteilnng dem gesamten Buch- und Kunsthandel durch Errichtung einer buchhändlerischen Ver tretung in der Buchhandelszcntralc Leipzig anschloss, um so mit jedem einzelnen Buch- nnd Kunsthändler, auch am kleinsten Orte, in unmittel bare Fühlung treten zu können. Heute ist jede bescheidenste Kunsthand lung im abgelegensten Winkel unseres Vaterlandes in der Lage, Kunst freunden die »Reichsdrucke«, wenn nicht vorzulegen, so doch binnen kürzester Frist zu besorgen. Der deutsche Buchhändler ist zu alle» Zeiten der geistige Führer seines Volkes gewesen. Es ist deshalb nicht ver wunderlich, daß er sich inDeutschlands schwerster Zeit mit Enthusiasmus der guten Sache, der die »Reichsdrucke- dienen, angenommen und un zähligen Volksgenossen den Besitz der -Rcichsdrucke- ermöglicht hat, Hand in Hand mit dem deutschen Bnch- und Kunsthandcl gedenkt die Neichsdruckerei auf dein seit 35 Jahren begangenen Wege fortzu- schrciten und dem deutschen Volke immer mehr der Schätze zu erschließen, die sein eigen sind, die aber die wenigsten kennen, weil sie unbekannt in den Mappen der Kupferstichkabinette schlummern. Das Ziel bleibt das gleiche, der Aufgabcnkreis ist erweitert worden und wird fortan mehr und mehr erweitert werden. Zwei wichtige neue Gruppen wurden seit 1921 in Angriff genominen »nd mit Erfolg ausgcbaut. Zunächst galt cs, das Unmittelbarste, was der Künstler zu sagen hat, zn den Kupfer stichen und Holzschnitten hinzuzunehmen. Das sind die Handzeichuungc» und Aquarelle der alten Meister, In keiner Kunstgattung vennag der Künstler so sich selbst zu geben, wie in der Handzeichnung, dem ersten, unmittelbarsten nnd frischesten Ausfluß seines Genius, Besitz verpflichtet: DieReichsdruckerei, die über eine reicheFüllc von technischen Hilfsmitteln für den Bilddrnck verfügt, ist sich ihrer Ans- gäbe bewußt, die in ihrer Anstalt ruhenden Möglichkeiten in den Dienst der reichen, künstlerischen und geistigen Kultur des deutschen Volkes zu stellen. Was wäre naheliegender, als dabei auch an die großen geistigen Führer, die heute mehr denn je gute Genien eines jeden Deutschen sein müssen, zu denken, an die Goethe, Schiller, Klopstock, Herder, Wieland, Ernst Moritz Arndt, die Brüder Grimm, die Brüder Humboldt unb wie sie alle heißen, und dem deutschen Volke zeitgenössische Bildnisse - denn nur solche haben im Gegensatz zu posthumen wirklichen Wert — seiner Großen zu schenken! Dies ist der zweite neue Zweig der -Reichs- brucke -, und schon liegt das klassische Zeitalter und ein großer Teil der Romantik in einer stattlichen Reihe von Bildnissen vor, Goethe allein ist mit drei Bildnissen aus den Jahre» 1791, 1817 und 1832 und zeitgenössischen Abbildungen seines Wohnhauses und seines Garten Haus es am Stern vertreten, Bon Immanuel Kant, dessen 200, Geburts tag die ganze gesittete Welt jetzt feiert, wurden zwei treffliche Porträt stiche herausgebracht. Ein drittes neues Arbeitsgebiet wird sich der Ölmalerei der alten Meister annehmen. Hier konnte jüngst das'ausgezeichncte Bildnis des Kosmographen Münster von Christoph Amberger, das im Kaiser Fried rich-Museum hängt, herausgebracht werde», origiualgroß in den Farben des Originals in Heliogravüre ausgeführt, freudig begrüßt von allen, die für alte Kunst Sinn und Verständnis haben. Und nun sei zum Beschluß noch ein kürzer Rückblick auf den Stamm der -Rcichsdrucke-, den Kupferstich und Holzschnitt, gestattet, um dem Leser cin flüchtiges Bild von der Fülle dieser Schätze zu geben. Da sind zu nächst die alten deutschen Meister: DerMeister E.S,, dessen Einfluß weit über seine Zeit hinansreichte, der große Colmarer Martin Schongauer, Michael Wolgemut, Dürers etwas handwerkmäßiger Lehrer, dann vor, allen Dingen Dürer selbst und der reiche Kreis seiner Zeitgenossen: AlbrechtAltdorfer,Hans Baldnng Grien,die beideuBeham,Hirschvogel, Eranach, Burgkmair bis ans bcn biederen Danziger Kupferstecher Daniel Ehvdowiecki, Die Niederländer überragt künstlerisch »nd in der Zahl seiner Radierungen Nembrandt, Daneben glänzen Lncas van Leyden, Hendrik Goltzius, Anton vau Dyck, Cornelius Visschcr und viele andere. Die Italiener sind mit einigen wuchtig monumentalen Blättern vertreten. Erinnert zu werden braucht nur au die denkmalartig klaren Stiche von Mantcgua, bei dem ja auch unser Albrccht Dürer in die Schule gegangen ist. Dann die großen französischen und englischen Stecher des 18, Jahrhunderts, deren Blätter jedes Heini mit einein Hauche von Lebensfreude und höchster künstlerischer Kultiviertheit er füllen, und zum Schluß ist auch der große Spanier Goya, der mit einer Radierung nach Velasquez vertreten ist, nicht vergessen. Wir leben wahrhaftig in einer grauen Feit, aber der Glanz der Kunst, wie er hier dargeboten wird, vermag auch in unsere grauen Tage einen Lichtblick zn werfen, nnd es ist nur zn wünschen, daß von Jahr zu Jahr mehr, den üblichen Kitsch verdrängend, die »Reichs drucke- in alle deutschen Häuser Eingang finden. Dabei hüte man sich aber vor Fälschungen und Nachahmungen, die auch hier wie überall, Ivo etwas Gutes am Werke ist, in Erscheinung getreten sind. Die echten »Reichsdrucke- tragen ein doppeltes Merkzeichen ihrer Herkunft: Am unteren Papierrand rechts den Blindprägestcmpel »Reichsdruck- nndaufderNückseitedieStemprlung-FaksimilkreprödukttonderReichs- druckerei Berlin-, Es empfiehlt sich, auf diese deutliche» Merkmale genau zu achten nnd alle Blätter zurückznweiseu, die als »Neichsdruckc- angeboten werden, dieses Kennzeichen aber nicht tragen. Wer einen -Neichsdruck- in seinem Heim sein eigen uenneu will, soll sich mit keinem Surrogat begnügen, denn nur das Echte und Vollendete, wie cs in den „Rcichsdrucken" in Erscheinung tritt, macht dem Besitzer auf die Dauer Freude, und Freude zn stiften, dazu sind die -Reicks drucke- da und berufen. Jakob Ludwig Schwalb« ch.
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