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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1927
- Sprache
- Deutsch
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^ 240, 13. Oktober 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Die Lage im Buchhandel selbst im übrigen steht augen blicklich naturgemäß im Zeichen lebhaftester Produktion. Nach der Auszählung der erstmalig im Börsenblatt angelündigten Neuig keiten war schon das erste Halbjahr 1927 nicht unwesentlich fruchtbarer als das erste Halbjahr 1926. Inzwischen ist vor allem im Laufe des August und September sehr viel mehl hernusgebracht worden als in derselben Zeit im vorigen Jahr, sodaß 1927 bisher mit einer Gesamtproduktion von 9928 Titeln 1926 mit nur 9420 in den ersten 9 Monaten gegenübersteht. Damit erhebt sich natürlich wieder stärker die Frage: wird sich diese Produktion unterbringen lassen? Die Preislage scheint dieses Jahr im Durchschnitt etwas niedriger zu sein. Der Durch schnittsladenpreis ist rechnerisch für 1927: 7.77 gegen 8.29 für 1926. Das kann wohl als günstiges Moment gebucht werden. .Aber die erste Folge der vermehrten Produktion ist natürlich eine Verschärfung der Absatzpropaganda. In diesem Zusammen hang sei nachstehendes Schreiben des Vorsitzenden des Kreis ausschusses des Landkreises Stolp abgodruckt, das dem Börsen blatt zur Veröffentlichung zugegangen ist: Es mehren sich die Fälle, in denen Verlagsfirmcn durch ihre Vertreter bei den verschiedensten Behörden für den Verkauf ihrer Verlagsprodukte zu werben suchen; insbesondere werden vielfach Prachtwerkc und andere für den praktischen Gebrauch unbrauch bare Erscheinungen des Büchermarktes den Behörden und ihren Vertretern aufgedrängt. Der ortsangesessene Buchhandel ist fast stets in der Lage, alle für die Behörden in Frage kommenden Bücher z-u denselben Bedingungen zu besorgen. Der Reisebetrieb der Verlagsfirmen bedeutet nicht nur, ivie ich cs wiederholt emp funden habe, eine Belästigung der Behörden, sondern auch eine wirtschaftliche Schädigung des ortsangesesscnen Buchhandels, dessen Berücksichtigung bei der Vergebung von Aufträgen mir eine selbst verständliche Pflicht der Behörden zu sein scheint. Ich lege Wert darauf, daß in Buchhändlerkreisen allgemein bekannt wird, baß Ncisevcrtreter von mir nicht mehr empfangen werden. lUnterschrift-l Es soll hier auf diese Ausführungen nicht weiter einge gangen werden. Man könnte allerlei dazu bemerken. Die Äußerung soll nur als ein typisches Beispiel wiedevgegeben sein. Schon früher sind ja gelegentlich Stimmen aus dem Publikum laut geworden, die sich gegen die direkte Umwerbung wandten. Das ist in der Tat eine mögliche Wirkung einer zu intensiven Propaganda, daß sie zur Abwehr herausfordert, und so zeigt sich immer wieder, daß besonnenste Ökonomie der Werbung nicht das Unwichtigste dabei ist. Schließlich wird doch wohlorgani sierte Zusammenarbeit von Verlag und Sortiment in richtiger Auswahl und Abstimmung die beste Lösung bleiben. Im An schluß daran möchten wir auch noch ein Wort von Frank Thieß zitieren, das er in einem sehr lesenswerten Aufsatz »Vom Recht zu schreiben und von der Pflicht zu lesen« vor einem Jahr in der »Brücke, Blätter zur Pflege des guten Schrifttums« (Heraus geber Otto Ernst Wülfing, Düsseldorf) geschrieben hat: »Presse, Buchhändler und Verleger zusammen haben es in der Hand, das Recht zu schreiben nur denen zu erteilen, die es nach dem freien Urteil ihrer führenden Köpfe auch ver dienen. Ignoriert die schlechte Produktion, und das Niveau des deutschen Büchermarktes, ja der deutschen literarischen Welt geltung wird sich in ungeahntem Grade höben«. In der Tat, das Qualitätsarbeitsprinzip als Leitgedanke ist wohl am besten geeignet, die Frage der Überproduktion wie der Arbeitsgemeinschaft zwischen Verlag und Sortiment zu er folgreichstem Vertrieb zu lösen. Eine Entdeckungsreise. Von Bernhard F u n ck, München. Ort: Eine deutsche Großstadt. Da ich verschiedene Einkäufe zu besorgen hatte, nahm ich mir einen Nachmittag frei, um einen gemütlichen Spaziergang durch die Geschäftsviertel der Stadt zu machen. Aber dieser Spaziergang sollte für mich Nichtsahnenden zu einer höchst interessanten Ent deckungsreise werden, und ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich in diesen »Entdeckungen« einen nicht geringen Teil der Gründe für den geschäftlichen Niedergang, so kann man ja sagen, des Buchhandels, unseres regulären Buchhandels besser gesagt, sehe. Vielleicht haben andere vor mir diese »Entdeckungen« längst schon gemacht. Sei dem wie es mag, mir scheinen diese Zustände wert, einmal erörtert zu werden. Mein Weg führt mich an einem großen Spielwarengeschäft vor bei, und da ich in den Auslagen zahlreiche Bilderbücher liegen sehe, denke ich: will mal reinschauen. Und ich sehe und staune. Eine ganze Buchhandlung für Kinder ist in der einen Ecke des Geschäftes aufgemacht. Nicht nur Bilderbücher fast sämtlicher Bilderbuchvcr- lage in einer Riesenauswahl, sondern auch Märchenbücher, Jugend schriften für Knaben und Mädchen jeden Alters von den billigsten bis zu den teuersten Werken, Kinderkalender hundcrtwcise, dann Spiel- und Beschäftigungsbücher aller Art. In den letzte» Weih- nachtsberichtcn wurde geklagt, daß das Bilderbuchgeschäft sich gar nicht mehr rentiere. O ja, rentieren tut es sich schon — in den Spielwarengeschäften! Dorthin haben sich die Bilderbücher — einst ein Brotartikel für das Sortiment — zurückgezogen. Wie wurde dann im Börsenblatt über die zahllosen liegengeblie benen Kalender gejammert, in die man viel Geld hineingesteckt hatte. Ich komme an einem bekannten Papierwarcngeschäft vorüber und will meinen Augen nicht trauen: ein ganzes Schaufenster ist von oben bis unten dekoriert mit Kalendern aller Art. Kalender aller Verlage hängen dort in einer so verschwenderischen Auswahl, wie ich sie in einem Sortiment nie erblickt habe. Wie kommt es, daß alle Papierhandlungen dies Geschäft mit Kunstkalendern an sich gerissen haben? Von den zahlreichen andern in den Buchhandel einschlagen den Waren gar nicht zu sprechen. In Großstädten trifft inan da gegen kaum noch eine Buchhandlung, die Papierwaren führt. Ist es denn auf Grund von Verhandlungen zwischen den in Frage kom menden Verbänden nicht zu erreichen, daß endlich auch die Papier geschäfte es aufgeben, dem Buchhandel immer wieder ins Handwerk zu pfuschen? Ich denke: Gott sei Dank, dies sind die einzigen Schmarotzer an unser,» Lebensbaum, an ihnen wird er schließlich nicht zugrunde gehen. Um einen Sportgegenstand einzukaufen, gehe ich in ein Sport geschäft. Ich erledige den Einkauf und wende mich schon dem Aus gang zu — da bemerke ich etwas, was mich unwillkürlich anzieht. Ich denke doch, ich bin in einem Sportgeschäft und nicht in einer Buchhandlung. Aber da steht ja ein riesiger Bücherschrank, und wie ich näher Hinblicke, beherbergt er in mehr als tausend Exemplaren die gesamte Sportliteratur der letzten 10 Jahre, Lehrbücher für alle Sportarten, Schibücher, Körperkulturwerke, nahezu alles, was in den letzten Jahren erschienen ist. Gerade tritt ein Verkäufer hin und legt einem Kunden eine Auswahl vor. Da sehe ich, daß auch Wanderkarten und Wandervogel-Kochbücher geführt werden. Starr vor Staunen sage ich zu mir: Hat der deutsche Sortimenter den» eine Lammsgeduld, daß er sich widerstandslos gefallen läßt, daß große und bedeutende Verlage, für deren andere Verlagswerke er sich schon jahrzehntelang einsetzt, ohne weiteres Sportgcschäfte beliefern? Dabei hat doch jedes, auch das kleinste Sortiment Sport literatur genügend auf Lager. Kopfschüttelnd gehe ich weiter und betrete eine Photohandlung, um Platten zu kaufen. Ich drehe mich in, Laden um — und falle fast vor Schreck zu Boden. Denn da steht ja an der Wand ein richtiggehendes Bücherregal mit richtiggehenden Büchern! Oder irre ich mich? Nein, ich irre mich wirklich nicht, es steckt voller Bücher, voller photographischer Lehrbücher, Hunderter verschiedener Werke über das Photographieren, daß ich selbst erstaunt bin über den Umfang dieses Fachgebietes. Und gleich stapelweise liegen die einzelnen Werke da, man sieht ihnen an, daß sie postpaketweise be zogen worden sein müssen. Allem Anschein „ach hat das Geschäft einen Riescnumsatz an photographischem Lehrbüchern. Wie ist dies zu ver stehen? Noch vor Jahren kaufte man sich sein Lehrbuch in den Buch handlungen. Da kam ein Photogeschäft auf den Gedanken, seinen Umsatz dadurch zu vergrößern, daß es dem Apparat gleich eine An leitung beifügte. Und seitdem findet man in all ihren Schau fenstern photographische Lehrbücher. Sicher ist es ihnen gar nicht um den Gewinn zu tun, ich bin daher der Meinung, daß es sehr wohl möglich ist, sich mit ihnen dahin zu verständigen, daß sie lediglich die Bücher ausstellen, ihre Kunden aber zum Kauf zu einem benachbarten Buchhändler schicke». Ich habe auf dem Gemüsemarkt etwas Obst eingekauft und gehe an den Fenstern einer großen Samenhandlung vorbei — da, täusche ich mich nicht? Nein, wirklich! In den Fenstern dieser Säinercicn- handlung liegen Bücher! Ich heuchle Interesse und lasse mir im Laden einige vorlegen. Wer beschreibt mein Staunen! Ei» ganzes Sortiment von Gartenbaubllchern, Anleitungen für Gemüsebau, für Anlage von Hausgärten und Einfamilienhäusern, ja sogar Bücher 1223
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