MM Nr. 23« IN. 1611. Leipzig. Donnerstag den 12. Oktober 1922. 39. Iabrqam« Redaktioneller Teil. <Z) Bekanntmachung. Im Anschluß an die Veröffentlichung dom 8. September 1922 (Börsenblatt Nr. 214 dom 13. September 1922) wird mit Wirkung vom 15. Oktober ab HO als Schlüsselzahl empfohlen. Sofern nicht die Entwicklung der Wirtschaftslage eine raschere Anpassung nötig machen wird, sollen künftig etwaige Änderungen der Schlüsselzahl regelmäßig für den 1. und 15. jedes Monats bekanntgegeben werden. Die Schlüsselzahl 110 gilt also zunächst bis zum 31. Oktober. D e Verlegermrtglleder, die sich der Schlüsselzahl des Börsenvereins angeschlossen haben, werden ersucht, dies, so. weit es noch nicht geschehen ist, der Geschäftsstelle des Börsenvereins mttzuleilen. ES empfiehlt sich Benutzung des Vordrucks auf dem Bestellzeiteldogen. Leipzig, den 12. Oktober 1922. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vr. Arthur Meiner Erster Vorsteher. Der Vorstand des Deutschen Verlegervereins vr. Georg Paetel Erster Vorsteher. Buchhändler-Verband für das Königreich Sachsen. Bericht über das 43. Geschäftsjahr erstattet auf der Hauptversammlung in Chemnitz Sonntag, den 3. September 1922. Als ordentliche Buchhalter machen wir am Ende des Jahres unseren Abschluß und ziehen die Bilanz. Wenn wir auch seit Monaten wußten, daß der Abschluß kein glänzendes Ergebnis zeitigen würde, so überläuft uns doch ein gelindes Grauen, wenn wir uns unsere Bilanz ansehen. Die Posten auf der Sollseite haben sich in ihrer Anzahl und der Höhe ihrer Beträge zu unseren Ungunstcn beträchtlich erhöht, die Haben-Seite glänzt in uu- schuldboller Reinheit; auf ihr steht nur ein kleiner Posten Hoff nung und ein wenig Selbstvertrauen. Betrachten wir die Soll- Seite: Das Berichtsjahr war reich an Enttäuschungen und fehlgc- schlagcnen Hoffnungen. Waren wir auf der vorjährigen Tagung in Dresden der frohen Zuversicht, daß die einsctzcnde Preissen- kn,ig auf verschiedenen Gebieten des Warenhandels anhalten oder wenigstens keine weitere Preissteigerung erfolgen würde, so muß ten wir bald erkennen, daß diese Annahme auf Sand gebaut war. »Die Preissenkungen waren vielfach eine Folge von Not- und Hngstverkäufen. Die Verpflichtungen, die unserem schwergeprüf ten Vaterlande aus dem unseligen Versailler Zwangsfrieden-er wachsen, führten im Laufe der Zeit zu einer derartigen Entwcr- tung der Mark, daß -die Preise in Handel und Gewerbe in mäch- tigen Sprüngen auswärtssteigen mußten. Mit dieser Steigerung hielten die Verdienstmöglichkeiten nicht gleichen Schritt, sodaß! wir heute feststellen müssen, daß das Betriebskapital in geradezu besorgniserregender Weise schwindet. Im Buchhandel fehlen dem Sortiment bereits jetzt Barmittel, wie die Aufforderungen im Börsenblatt zeigen, direkte Sendungen pünktlich zu bezahlen lind die Terminkonten rechtzeitig auszugleichen. Allerdings muß man hier berücksichtigen, daß besonders in den letzten Monaten von.vielen Verlegern Zahlung für Sendungen verlangt wurde, die längst ausgeglichen sind. Während viele Handelskreise, die ihr Warenlager in kürzerer Zeit umsetzen können, sich der Geld entwertung leichter anpassen können, ist das im Buchhandel, Ver- lag wie Sortiment, nicht möglich, da dieser in der Hauptsache seine Produktion, bzw. sein Warenlager aus lauge Sicht hinaus cinrichten muß. Es bleibt dem Buchhandel nur übrig, der Geld- cutwertuug durch Zuschläge zu folgen, und zwar müssen sie den Zcitverhältnissen augepaßt werden. Bei den in letzter Zeit unauf haltsam gestiegenen Unkosten wäre für das Sortiment ein 20pro- zentiger Zuschlag nicht mehr ausreichend, wenn es nicht infolge des höheren Verdienstes während der letzten beiden Jahre in der Lage gewesen wäre, sein Lager gut und preiswert zu ergänzen und es sich somit durch die sogenannten Konjunkturgewinne zur zeit »och über Wasser halten könnte. Die erhöhten Ladenpreise können bei den jetzigen Rabattverhältnissen die Mehrforderungcn für Unkosten und Lebenshaltung nicht ausgleichen. Zwar sind die Bezüge der Festbesoldeten ganz wesentlich erhöht worden, die Einnahmen in Handel und Industrie beträchtlich gestiegen, aber die Ausgaben für die zur Lebenshaltung unbedingt notwendigen Gegenstände haben eine derartige Höhe erreicht, daß für Luxus- gegenstände wenig oder nichts übrig bleibt. In den weiteste» Kreisen der Käufer gelten die Erzeugnisse des Buchhandels noch immer als recht entbehrlicher Luxus; infolgedessen ist trotz der