Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1931

X: 222, 24. September 1831. Redakttoneller Teil. Börsenblatt f. d. Dstchn Buchhandel. Verlag für Avbeiterkultur G. m. b. H., Berlin. Stammkapital: 20 000 NM. Geschäftssührer: sttudols Schneider, Kausmann, Berlin. Verlag Nationale Buchkameradschast A.-G., Berlin. Gegenstand: Berlagsgeschäst, Handel mit Büchern. Grundkapital: 100 MO NM. Vorstand: vr. August Graf von Dcmblln, Kausmann in Berlin. Verlag für zeitlichen Fortschritt G. m. b. H., München, Hacken- slr. 7. Gegenstand: Verlag deutscher u. srcmdspr. Literatur. Stammkapital: 20000 NM. Geschäftsführer: Richard Pille, Vcrlagsdircktor, vr. pbil. Alfred Heil, Privatgclehrter. Kulturabcudc der Buchhandlung v. Zahn Jacnsch Nachs. i» Dresden. — 0. Oktober: Lichtblldcr-Bortrag Professor Rudolf Samoilowitsch: »Mit Graf Zeppelin in der Arktis«. — 16., 21. und 28. Oktober: De. Karl Wollf: »Die Well Goethes». — 22. Oktober: Erich Pouto: »Deutscher Humor«. — 31. Oktober: Lichtbildcr-Vor- trag De. Bernhard Villingcr: »Meine V-Boot-Kahrt mit .Nau tilus' zum Pol«. — 3. November: Lichibildcr-Vortrag Professor Bernhard Struck (Dresden): »Bei unbekannten Völkern«. — 14. No vember: Ile. Walter Engelsmann: »Kunst — Leben — Liebe«. — 18. November: Lichtbilder-Vortrag W. v. Roy-Q»adcndorf: »Ost- asrtka, das wahre Land der unbegrenzten Möglichkeiten«. — 21. No vember: Joseph Plaut: »Fröhlicher Abend«. Vo r tr a g s ve r a n st a l« u n g c n der Literarischen Gesellschaft, Wiesbaden: 13. Oktober: Edwin Erich Dwingcr: »Zwischen Rot und Weist«. Erinnerungen aus Rustland. - t8. Oktober: «Spiclmann-Gcdächtnisfeicr». Gedächtnisrede: Her mann Kemps, I. Vorsitzender der Gesellschaft. — 26. Oktober: Pater Muckcrmann 8. .1.: »Bolschewismus und Persönlichkeit«. — 7. No vember: O. A. H. Schmitz: »Sinn und Unsinn in der Astrologie«. — 25. November: Ina Seidel: »Ans eigenen Werken«. — 11. De zember: Manfred Hausmann: »Aus eigenen Werken«. — 4. Ja». 1632: Alfred Polgar-Abend. Hermann Kemps spricht über: »Die aphoristische Form in der modernen Literatur«. — 15. Febr.: Ferdinand Bruckner: »Aus eigenen Werken». Hauptversammlung des Deutsche» Buchdrucker-Vereins. — Im Kurhause zu Bad Sw in ei» Und e wurde am 13. und 14. Sep tember d. I. die Hauptversammlung des Deutschen Buchdrucker- Vereins abgchaltcn, die trotz der ernsten Zcitverhältnisse von etwa 5öv Teilnehmern besucht war. Der Hauptversammlung ging eine Eröffnungsfeier voraus, an der Vertreter der Behörden, der Universität Greifswald, der Handwerkskammer usw. sowie des Ver eins Deutscher Zeitungs-Verleger und des Arbeitgeber-Verbandes für das Deutsche Zeitungsgewerbe tcilnahnicn. Tie auf einen sehr herzlichen und kollegialen Ton gestimmte Begrüstungsrede des Herr» Vorsitzenden Rudolf Zickfcldt, Buchdruckcreibcsitzcr und Ver leger I» Ostcrwicck (Harz), gab n. a. ein anschauliches Bild von der vielseitigen und erfolgreichen Tätigkeit des Deutschen Buchdrucker- Vereins. An die Auftraggeber des Buchdruckgewerbes, insbesondere aber auch an die Vertreter der Behörden, der Kunst und Wisscn- schast richtete der Redner die Bitte, die Not des Druck- und Zeitungs gewerbes zu erkennen, das als kulturelles Gewerbe besonders schwer von der Wirtschastsnot bedrängt werde. Nach den Begriißungs- und Dankcsworten der Ehrengäste usw. hielt vr. G. Aubin, Professor der Nationalökonomie an der Universität Halle a. d. S., einen auster- ordentlich gehaltvolle» Bortrag, von dem die Zuhörer ein er schöpfendes Bild von der wirtschaftlichen und finanziellen Entwick lung Deutschlands seit Kriegsende erhielten. — Die geschäft lichen Beratungen wurden nachmittags durch den Vorsitzen den vr. Pctcrsman» i. Fa. Spamevschc Buchdruckcrci, Leipzig, eröffnet. Der Geschäftsbericht lag den Mitglieder» gedruckt vor. Wie sehr das Buchdruckgewerbe von dem wirtschaftlichen Niedergang betroffen worden ist, geht n. a. daraus hervor, dast die Zahl der arbeitslosen Buchdrucker von Mai 1626 bis Mai 1631 um mehr als das Dreifache zugenommc» hat. I» der Zeit von Juni 1630 bis Mai 1931 stieg die Zahl der arbeitslosen Buchdruckcrgehilscn von 12 527 auf 20 026. Die Mitgltcdcrzahl des Deutschen Buch drucker-Vereins ging von 6083 auf 5866 zurück. In de» Ausführungen über das Kollegiale Abkommen wird darauf aufmerksam gemacht, dast es gelungen ist, eine» Prozcst vor den ordentlichen Ge richten auch in zweiter Instanz crsolgreich dnrchznführen, wodurch erwiese» sei, dast bas Kollegiale Abkommen nicht wegen Verstostes gegen die guten Sitten als nichtig erklärt werben könne. Sehr erfolgreich hat der B n ch g c w c r b l i ch c S ch u tz v e r b a n d wieder gearbeitet, namentlich auch die Jnkassoabtcilung. Eine rege und verdienstliche Tätigkeit im Interesse der Mitglieder cntsaltetcn auch das W i r t s ch a f t s a m t und der N o r m c n a n s s ch u st für das Graphische Gewerbe sowie die Matgra (Materialbeschaf- sungSstelle für bas Graphische Gewerbe). Die Wahlen ergaben u. a. die Wiederwahl der beide» Vorsitzenden vr. Pctcrsman» und Rudolf Zickseldt. Besondere Punkte der reichhaltigen Tagesordnung waren vor allem auch drei Referate, die sich mit der wirtschastlichen Not, mit Auswüchsen auf dem Gebiet der Sozialgesetzgebung und mit engere» Berufsangelegenheiten der Bnchdruckcrcibesitzer sowie mit der Kon kurrenz der öffentlichen Hand bzw. den Regiebetrieben befassten. Den einzelnen Referaten, die grösstem Interesse begegneten, folgte eine ergiebige Aussprache. E. E. Der Bund Rheinischer Dichter hält seine Jahrcstagung vom 2. bis 5. Oktober in Fr ei bürg i. Br. ab. Der Bund, der den Zu- sammcnschlust der dichterisch-geistigen Kräfte des ganzen Nheinlandes erstrebt, hat auch aus seinen letzten beiden Zwischentagungcn in Köln mit dem Thema »Dichtung und Rundfunk« und in Mannheim über den »Vers» in der Erörterung kultureller aber auch technischer Fra gen wertvolle Arbeit geleistet. Die Hanpttagung in Frciburg wirb der Aussprache über »Landschaft und Dichtung« gewidmet sein. Vor sitzender des Bundes ist Alsons Paguet. Dem städtischen Ausschust zur Vorbereitung der Tagung gehört Herr Erich Germer in Fa. Walter Mombcr u. I. Elchlepp G. m. b. H. in Freibnrg i. Br. an. Berkekröuackrickten. Geldverkchr mit Ungarn. — Wie wir im Börsenblatt vom 17. September ,nitteilten, ist der Postanweisungsverkehr aus Ungarn nach Deutschland bis aus weiteres eingestellt: Nachnahmesendungen und Postausträge unterliegen Beschränkungen. Da auch der Devisen verkehr seit Anfang September gesperrt ist, lässt sich ein Aus gleich der in Ungar» ansgclauscnen Schulden lediglich aus dem Wege der Gutschrift durchsühren, die aus ein Konto einer ungarische» Bank erfolgen must. Vorschristcn, in welcher Weise die Gläubiger über ihre Guthaben verfügen können, sind, wie »ns von der In dustrie- »nd Handelskammer mltgctcilt wird, bisher noch nicht er gangen. ?ersonalnackrickteu. Gestorben: am 18. September nach nur dreitägigem Krankenlager Herr Theodor H e i » r i ch s h o f e », Inhaber der Heinrichs- hofen'schcn Buch-, Kunst-, Mnsikalien- und Pianoforte-Hanb- lnng in Magdeburg im Alter von erst 45 Jahre». Nach langjährigen Offiziersdiensten trat der Verstorbene im Jahre 1621 als Teilhaber in das Unternehmen seines Vaters ein, das seit 1624 in seinem Alleinbesitz ist. Er hat sich dem Ausbau der weit über Magdeburgs Mauer» hinaus bekannten Firma mit bestem Erfolg gewidmet. Eine Sprechmaschinen- und Lehrmittel abteilung wurde» angcgliedert und die Pianofortehandlung bedeu tend erweitert. Ferner nahm unter seiner Leitung die Konzcrt- dircktion Heinrichshosen eine erfreuliche Entwicklung und manches Talent fand durch ihn wertvolle Förderung. Sei» Hinscheidcn reiht eine Lücke in das geistige Leben der Stadt Magdeburg, denn wie er sich als Offizier im Frieden und im Kriege als Führer einer Flug- zeugstafsel, später als Hauptmann und besonders durch viele kühne Ausklärnngsflügc ausgezeichnet hat, so gelang es ihm in seinem jetzi gen Beruf auch sehr bald, eine achtunggebietende Stellung einzu- nchmen und eine graste Anzahl Freunde zu erwerben, die seine» Tod tief betrauern werden. Ferner: am 6. September der frühere Buchhändler in Thorn, Herr E r n st Schwartz im Atter von 60 Jahren i» Friedberg i. Echtes. Fast 50 Jahre hatte der Verstorbene in der früher deutsche» Stadt Thorn unter seinem Namen eine Buchhandlung mit besten Er folge» betrieben. Karl Robert Langcwicschc h (s. Börsenblatt Nr. 214 vom 15. Sept.j. — Am 12. Sept. ist der Schöpfer der Blauen Bücher und des Eisernen Hammers im 57. Jahre seincs an Arbeit und Erfolg über reichen Lebens »ach vierzehntägigem Leiben sanft entschlasen. Vor einem Vierteljahrhnndert hatte er auf einer Wanderung in den bayerischen Bergen sein Herz überanstrengt. Seitdem drohte es zu weilen in seinem schon vou Jugend an äusterst zarte» Körper zu versagen, aber immer wieder zwang der mächtige Wille es, weiter zuarbeiten, bis es jetzt den Gehorsam verweigerte und plötzlich zu schlage» aushörte. Über Karl Robert Langewiesches buchhändlerischen Werdegang unterrichtet sein kleines Erinnerungsbuch »A us fünfundzwan zig Jahren« 1861—1616 <3. Auflage, Königstcin/Taunns 1630) »nd seine Autobiographie in »Me nz, Der Deutsche Buch handel der Gegenwart« (Leipzig 1625). Als Buchhäudlers- 855