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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1930
- Strukturtyp
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- 1930-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1930
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X- 277, 29. November 1930. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhanbel. stimmte Exemplare (Probedrucke, Vorzugsdrucke, Großpapiere, Pergamentdrucke) und oft sogar nur einzelne bestimmte Exem plare, die sich durch die Herkunft (den Vorbesitzer), besondere Schicksale, den Einband, Frische und Erhaltung auszeichnen. So sehr vor der Überschätzung der Seltenheit alter Bücher gewarnt werden muß, so liegt es doch anderseits im Interesse des Antiquariats, den Glauben an den Wert des Sammlerbuches aufrecht zu erhalten und zu pflegen. In dieser Beziehung ist gerade Deutschland im Vergleich zu England und Frankreich sehr im Nachteil. Ein rascher und mit nur einigen wenigen Beispielen erläuterter überblick hat mit den geschriebenen Büchern des Mittelalters zu beginnen. Ihre Herstellung war mühsam und langwierig (an einer Bibel schrieb man lll bis lV- Jahre), ihre Zahl und Verbreitung sehr gering. Deshalb sind sie alle wertvoll, aber der Wert ist nach dem Alter, der Bedeutung des Textes und der Ausstattung verschieden. Angaben über die Preise würden hier zu weit führen, übrigens werden sie jetzt in den Katalogen meist weggelassen und nur auf Anfrage mitgeteilt. Da jede Handschrift etwas Eigenartiges, ja Einzigartiges und keiner anderen völlig gleich ist, unterliegt die Bewertung ganz besonderen Schwierigkeiten. Antiquariate, die sich stark mit Handschriftenhandel befassen, brauchen notwendig Spezialisten, die mit der Wissenschaftsgeschichte, dem Schrift- und Buchwesen des Mittelalters und der Textkritik voll ver traut sind. Die allgemeine Wertschätzung der Handschriften ist wohl erst mit dem Erwachen des historischen Sinnes und der Be gründung der philologischen und historischen Methode im 18. Jahrhundert aufgekommen. Früher kümmerte man sich nur um Prachthandschriften, die durch Initialen und Miniaturen und durch kostbare Einbände hervorstachen, und verstümmelte sie auch vielfach durch Herausschneiden der Bilder und Entfernung der Einbände. Nachdem sich Luther abfällig über die einfältigen Mönchsbücher geäußert hatte, wurden sie bei der ersten Säku larisation im lö. Jahrhundert zum großen Teil vernichtet, be sonders die liturgischen Bücher, die heutzutage besonders geschätzt werden. In England ließ Heinrich VIII. 1550 aus den Kloster bibliotheken alle »abergläubischen» Bücher wie Missalien, Legen den usw. herausholen und ihres Schmuckes berauben. Krämer und Seifensieder kauften die Handschriften. Ganze Schiffs ladungen wandelten in die Buchbindereien des Auslandes. In Pommern, Rostock und Zürich wurden die Manuskripte eben falls zentner- und pfundweise verkauft. Aber auch die Kloster selbst, die in den katholischen Ländern noch weiter bestanden, wußten mit den alten Pergamenthandschriften nichts mehr an zufangen. Im Anfang des 18. Jahrhunderts verkauften rhei nische Klöster, darunter St. Pantaleon in Köln das Pergament ihrer Handschriften nach dem Gewicht über Frankfurt a. M. nach Augsburg und Nürnberg. Der Frankfurter Sammler Zacharias Konrad v. llffenbach hat daraus einige wertvolle alte Handschrif ten gerettet, die sich jetzt in Hamburg befinden. Der Preis des Pergaments war nicht gering und mach dem Format verschieden: Großformat 2 Gulden, mittleres Format 1 Reichstaler, kleines Format 1 Gulden für das Pfund. Aber auch bei der zweiten Säkularisation im Anfänge des 19. Jahrhunderts wußte man die Handschriften noch wenig zu schätzen. In Erfurt diente »mancher durch seine Ausstattung wertvolle Kodex dazu, um Muster und Maße zu den Fußbekleidungen der pflastertretenden Erfurter und Erfurterinnen zu liefern». In Nassau wurden Handschriften der Abtei Eberbach pfundweise versteigert, sodaß man später einen mit schönen Miniaturen und Initialen ge schmückten Pergamentkodex bei einem Pianofortefabrikanten, ein Kopialbuch des 13. Jahrhunderts bei einem Buchbinder fand. Anderswo wurden die Bücher gar an Ort und Stelle verbrannt, um die Mühe des Fortschaffens zu sparen, oder in den Fluß ge worfen. So wurde, was man heute zum Teil mit Gold auf wiegt, früher an Orgelbauer, Goldschläger, Buchbinder, Schuh macher usw. verschleudert oder gar vernichtet. 1122 Es folgen die gedruckten Bücher des 15. Jahrhunderts. Die Holztafel- oder Blockdrucke kommen sehr selten in den Handel. Eine Armenbibel (litdlt« p-mpsrum) hat schon vor dein Kriege 20 000 bis 30 000 Mk., die älteste Lrs morlenät bereits 1872 21 450, die Apokalypse von etwa 1430 im Jahre 1909 68 000 Mk. gekostet. Die Zahl der mit beweglichen Typen gedruckten Bücher bis zum Jahre 1500, der sogen. Inkunabeln, wird auf 40 000 Werke in rund 450 000 Exemplaren geschätzt. Aber trotz dieser beträcht lichen Zahl kann man heute kaum noch eine Inkunabel, und sei sie noch so unbedeutend, unter 80 bis 100 Mk. kaufen. Vor dreißig Jahren dagegen waren Inkunabeln schon für 20 Mk. zu haben. Beachtung als Sammelgegenstand genießen die Inkunabeln seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, der dritten Jahrhundertfeier der Erfindung des Buchdrucks. Bevorzugt wurden von Anfang an diejenigen, die als Erstausgaben bestimmter Texte von Be deutung sind, die Erzeugnisse der ersten Drucker der einzelnen Länder und Städte, solche, die für das Studium der Buchdruck technik von Bedeutung sind, und besonders schöne Drucke. An der Spitze stehen natürlich die Drucke des Erfinders des Buch drucks, Johann Gutenberg, und seiner Geschäftsteilhaber und -Nachfolger Fust und Schösser. Die kleinen Drucke der ersten zehn Jahre 1445 bis 1455 kommen kaum noch in den Handel. Der erste große Druck war die 42zeilige Bibel von 1455. Ein auf Pergament gedrucktes Exemplar brachte es 1926 auf 1280000 Mk., ein Papierexemplar 1926 auf 424 000 Mk. Das Pergament exemplar, das früher der Abtei St. Blasien im Schwarzwalde, später St. Paul in Kärnten gehörte, befindet sich jetzt seit kurzem mit der Sammlung von vr. Vollbehr in der Kongreß- bibliolhek in Washington. Das Papierexemplar stammte aus dem Kloster Melk bei Wien und wunderte eben falls nach Amerika. Auch das Psalterium von 1457 würde, wenn es in den Handel käme, mehrere Hundert tausend Mark kosten. Für das Psalterium von 1459 hat die Ber liner Bibliothek 1896 86 000 Mk. bezahlt. Die Fust-Schöfferbibel von 1462, die 48zeilige, erzielte 1911 in einem Pergament exemplare 61 000 Mk., in einem Papierexemplar 38 000 Mk., das Eatholicon von 1460 im Jahre 1910 45 000 Mk., 1928 69 000 Mk. Um 1800 wurden für die 42zeilige Bibel nur 1000 bis 2000 Franken, für das Psalterium von 1457 3000 Gulden, für das Catholicon 2000 Franken bezahlt. Auch von den späteren großen Bibelausgaben stehen meh rere hoch im Preise. Für die erste deutsche von Mentelin in Straßburg von 1466 werden 58 000 Mark verlangt. Für die zweite deutsche von Eggestein in Straßburg wird man 25 000, für die Kölner von etwa 1478 20 000, die neunte deutsche von Koberger in Nürnberg 1483 10 000, die Lübecker von 1494 8000 Mark bezahlen müssen. In einigem Abstande folgen die Bibeln von Pflanzmann, Günther Zainer und Anton Sorg in Augsburg und von Sensenschmidt und Frisner in Nürnberg, endlich die von Grüninger in Straßburg und Schönsperger in Augsburg aus den siebziger und achtziger Jahren. Auch die Missalien, Psalterien, Breviere und Heiligenleben von Ratdolt in Augsburg, Schösser in Mainz, Stuchs und Ko berger in Nürnberg, Quentel in Köln, Drach in Speyer usw. stehen hoch im Preise. Manche von diesen Bibeln und liturgischen Drucken sind zu gleich als Holzschnittbücher berühmt. Auch alle andern Inku nabeln mit Bildern werden hoch gewertet wie z. B. Richentals Beschreibung des Konstanzcr Konzils (1. Ausgabe 30 000 Mk.), Lirars Chronik von Schwaben (1 500 Mk.), der Boccaccio von Johann Zainer in lllm 1473 (5000 Mark), der Asop von dem selben um 1476/77 (30 000 Mk.), Bleidenbachs Beschreibung vom heiligen Lande (zuerst I486 3000 Mk.), Schedels Welt chronik von 1493 (2500 Mk.), der Schatzbchalter <7000 Mk.), der Ritter von Thurn von 1493 (1898 bereits 3000 Mk.) und Se bastian Brants Narrenschiff (2000 Mk.). Die Kölner Chronik von 1499, die man vor 12 Jahren noch für 500 Mk. kaufen konnte, ist auf 3000 Mk. hinaufgeklettert.
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