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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1930
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- Deutsch
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bis 200 Mk,, das ganze Werk (33 Teile) etwa 3000 Mk, Die Führung im 18, Jahrhundert aber hatte Frankreich, Die Kupfer von Boucher, Cochin, Gravelot, Moreau, Eisen, Marillier, Chof- fard haben die von ihnen illustrierten Werke unsterblich gemacht, selbst wenn diese literarisch unbedeutend sind. Die Preise be laufen sich in die Tausende, Moliöres Werke von 1773 mit den Kupfern von Moreau sind schon mit 22 100 Goldfranken bezahlt worden. Auch für einen bescheideneren Geldbeutel erschwinglich sind dagegen die Kupferstichbücher von Lser, Geßner, Chodo- wiecki sowie die Meister des im 19, Jahrhundert zu neuer Blüte erstandenen Holzschnitts: Neureuther, Richter, Pocci, Dors, Grandville, Daumier, Gavarni, Cruikshank usw. Aber Onkel Toms Hütte von Cruikshank ist doch schon auf 940 Mk, gekom men, Auch die modernen Luxusdrucke und die Erzeugnisse der Privatpressen, also der Kelmscott- und Dovespresse in England, der Janus-, Pan-, Bremer Presse usw, in Deutschland stehen zum Teil hoch im Preise, Die Bibel der Dovespresse kostet z, B, 2800 Mk,, das Tagebuch der indischen Reise von Melchior Lechter 2000 Mk, Eine bedeutende Wertsteigerung erfährt ein Buch durch einen künstlerischen Einband, Das kann so weit gehen, daß das Buch selbst hinter seinem kostbaren Kleide ganz zurücktritt. Vor allem gilt dies von den berühmten Einbänden, die nach den Bücher sammlern Grolier, Mahieu (den man bisher Majoli nannte und für einen Italiener hielt) und Canevari benannt sind, und von den Werken von Nikolaus Eve, Gascon, Boyet, Padeloup usw,, weniger von neueren und heutigen wie Sonntag, Kersten, Adam usw. Ein Grolierband erzielte schon 1887 12 000 Franken, eine Aldine im Grolierband 1894 10 000 Franken, Ein Maroquin band der Pompadour brachte kürzlich 20 000 Mk,, ein Einband mit dem Wappen Ludwigs XVI, 1894 20 000 Franken, Aus handschriftliche Eintragungen, Widmungen »sw, sowie dis Exlibris sei nur beiläufig hingewiesen, weil diese selbständige Sammelgebiete geworden sind. Als letzte Gruppe fasse ich die Bücher zusammen, die sich aus irgendeinem Grunde nur in einem einzigen oder in ganz weni gen Exemplaren erhalten haben, während die übrige Auflage durch Feuersbrunst, Krieg, Plünderung, Verbot der Behörde, Unterdrückung durch den Verfasser selbst, Einstampfen durch den Verleger oder durch völliges Zerlesen untergegangen ist. Ein an sich unbedeutendes medizinisches Buch ist als einziges aus dem Brande von Moskau 1812 gerettet worden, Franz Laver Kraus hat die durch einige sehr freimütige Äußerungen bemer kenswerte zweite Auflage seiner Kirchengeschichte selbst unter drückt, um ihrem Verbote durch die kirchliche Zensurbehörde zu vorzukommen, Ein Frühwerk von Rudolf Eucken ist ohne sein Wissen vom Verleger eingestampst worden, weil dieser den spä teren Weltruhm seines Autors nicht ahnte. Das seltenste deutsche Buch aber ist der Rinaldo Rinaldini von Goethes Schwager Christian August Vulpius, Um 1800 war dies das meistgelesene Buch, Von der Erstausgabe von 1798 ist kein Exemplar aufzu treiben. Zum Schlüsse sei nochmals hervorgehoben, daß es sich ganz überwiegend um Liebhaberwerte handelt, und daß deshalb aus die Erhaltung sehr viel ankommt. Fleckenlose, unbeschnittene, breitrandige Exemplare werden bevorzugt. Das kann den Preis um 73 Prozent beeinflussen. Stark beschädigte Exemplare aber sind kaum verkäuflich. Der Buchhandel in der Gegenwart. Im Rahmen eines Gesellschaftsabends der Geselligen Vereinigung Leipziger Buchhändler hielt General direktor 0r. Heß einen Vortrag über den deutschen Buchhandel in der Gegenwart. Er entwickelte darin etwa die folgenden Gedanken: Der deutsche Gewerbetreibende muß gerade heute sich zur Gegen wart und Zukunft positiv einstellen. Eine pessimistische Auffassung ist gefährlich. Wir müssen immer wieder den Mut zu neuer Tat aufbringen, so auch zu der »Pferdekur«, die jetzt mit der deutschen Wirtschaft durchgeführt werden soll. Das Regterungsprogramm ist in den Grundlinien richtig gedacht. Die Forderung des Preis abbaues hat eine doppelte Veranlassung: die Senkung der Roh stoffpreise auf dem Weltmarkt erlaubte der Regierung, zu Zwangs maßnahmen zu schreiten. Der Preisabbau wird aber besonders aus politischen und staatswirtschaftlichen Gründen betrieben. Gegenüber dem Abbau der Beamtengehälter und der Drosselung im Schlichtungswesen, die eine starke Belastung wesentlicher Wähler kreise bedeuten, brauchte man einen Ausgleich. Schnelles Handeln war notwendig und so setzte man den Bohrer dort an, wo psycho logisch die beste Wirkung auf den Konsumenten zu erhoffen war: beim Einzelhandel. Dabei beging man einen doppelten Fehler: man nahm den Abbau nicht als eine Art Notopfer, dokumentierte viel mehr mit dem Begriff der Schuld; die Preise entsprächen nicht den Gestehungskosten usw. Man gab aber auch keine Richtlinien für die Durchführung des Preisabbaues, und so erreichte man nur weitere Verbitterung zwischen Händler und Publikum, ganz abgesehen von der Schädigung in der Zwischenzeit durch völlige Drosselung der Kauflust und Beeinträchtigung des Weihnachtsgeschäfts. Die fehlerhafte Taktik der Reichsregierung wird besonders deutlich im Verhalten gegenüber dem Buchhandel, dem man den Vorwurf zu hoher Gewinne machte, ohne ihn selbst zuvor zu Ver handlungen herangezogen zu haben. Gerade beim Buchhandel dürfte die Durchführung eines Preisabbaues auf große Schwierigkeiten stoßen, da ja Bücher eine Gattung sind, für deren verschiedene Spezies ganz verschiedene Herstellungs- und Vertriebsfaktoren gel ten. Trotz sorgfältiger Beobachtung der Erörterungen läßt sich nicht klar erkennen, wie ein Preisabbau hier im einzelnen durchge führt werden soll. Soll ihn das Sortiment allein tragen? Selbst wenn das für neubezogene Ware denkbar wäre, bliebe die Krage,' was mit dem Lager und in Konsequnz davon mit der Bilanz wer den soll. Oder wie denkt man sich die Zuziehung des Verlags? Der Vortragende wies dann auf die an dieser Stelle schon mehrfach gegebenen Beispiele für die heute tatsächlich geltenden Preise hin, indem er Preise von 1913 und 1928 verglich und auch auf Preise ausländischer Bücher vergleichsweise einging. Die Re gierung ist dem Schlagwort vom teuren Buch unterlegen und hat nicht geprüft, inwieweit bereits eine Preissenkung tat sächlich ein ge treten ist. Auch hierfür gab Or. Heß zahl reiche Beispiele. Abschließend bemerkte er dann zur Frage des Preisabbaues, daß der Buchhandel zu Verhandlungen stets bereit sei, für die er das Material ebenso wie bereits bei der Kartell- Enquete im Frühjahr 1929 offen bereit halte. vr. Heß erörterte dann die oft gebrauchten Schlagworte von der Überproduktion, der Übersetzung des Sortiments und der Über organisation im Buchhandel. Dabei wurden auch die in letzter Zeit mehrfach aufgetauchten Reformvorschläge kurz gestreift. Eingehen der behandelte dann der Vortragende den Ausgabenkreis des Bör senvereins der Deutschen Buchhändler. Die Angriffe, denen er immer wieder ausgesetzt ist, richten sich unter anderem gegen den Schutz des Ladenpreises. Die Ladenpreisfestsetzung und ihr Schutz sind äußerlich genau so gelagert wie die Preisbestimmungen und die Schutzdurchführung bei Markenartikeln, aber eben nur äußerlich. Der hauptsächliche Unterschied ist, daß das System nicht starr ist; der Beweis dafür ist die neue Verkaufsordnung. Von den sonstigen Aufgabengebieten ist besonders wichtig die Aus bildung des buchhändlerischen Nachwuchses und die Werbung. Nachdrücklichst unterstrich vr. Heß die Bedeutung des Leipziger Kommissionsplatzes. Die Erhaltung und der dauernde Ausbau aller zentralen Einrichtungen des Leipziger Platzes lägen im Inter esse der Stabt und aller Bevölkerungskreise. Der klar aufgebaute, alle wichtigen Fragen erfassende Vortrag fand den lebhaften Beifall der Mitglieder und der zahlreichen Ehren gäste. Bet dem vorangegangenen Abendessen hatte auf die Begrüßungs ansprache des Herrn Georg Merseburger Herr Oberbürger meister vr. Goerdeler gedankt und dabei seine besondere Teil nahme an allen wichtigen Fragen des Buchhandels unterstrichen. Er betonte, daß die Tätigkeit der Gemeinden sich nicht in der sozialen Fürsorge erschöpfen dürfe, daß es vielmehr daneben darauf ankomme, die großen über den Tag hinausgehenden ideellen Aufgaben zu fördern. Eine Tendenz in dieser Richtung sei heute schon unver kennbar; sie müsse mit allen Mitteln gestärkt werden, sie werde auch dem Buch und dem Buchhandel in besonderem Maße zugute kommen.
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