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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1930
- Sprache
- Deutsch
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277, 29. November 1930. Redaktioneller Teil. Sprechsaal. Börsenblatt f. d. Dtschn Vrichhandel. Ferner: am 18. November im hohen Alter von 80 Jahren Herr Her mann Hambrecht, Inhaber der gleichnamigen Firma in Olten. Ter Verstorbene, von Geburt Badener — er stammt aus Osfen- burg —, betätigte sich zuerst als Kaufmann, dann gab er vorüber gehend mit dem nachherigcn Neichstagsabgeordneten Geck den Sozial demokratischen Volkssreund heraus. Später war er eine Zeitlang in Wien und mehrere Jahre als Prokurist bei der Firma Ernst Kuhn in Biel (Schweiz). Um die Jahrhundertwende wurde er Geschäfts führer des Schweizerischen Vereins-Sortiments in Olten, aus dem er im Jahre 1920 ausschicd. Sein Wirken für das Unternehmen war von den besten Erfolgen begleitet. Im Jahre 1911 hatte der Verstorbene unter eigenem Namen in Olten einen Verlag nebst Antiquariat und Bücherversand errichtet, dem er sich späterhin allein widmete. — 1917 war Herr Hambrecht als Vertreter der Sozial demokratischen Partei Gemeinderat und Statthalter von Olten ge worden, später Mitglied des solothurnischen Kantonsrateß, des Er ziehungsrates und des Bankrates der Solothurner Kantonalbank. Ferner: am 23. November im 72. Lebensjahre in Ludwtgshafen der be kannte Schriftsteller, Herr vr. Heinrich Lhotzky, Kom- manditist des Hauses Lhotzky Verlages in Grünwald b. München. 1859 in Claußnitz bei Miltweida als Sohn des dortigen Pfar rers geboren, studierte er später selbst Theologie in Leipzig und wirkte dann 16 Jahre lang als deutscher Kolonistenpfarrer in der Krim und Bessarabien. Als er 1900 endgültig nach Deutschland zurückkehrte, studierte der schon gereifte Mann noch Chemie und Naturwissenschaft in Berlin. 1910 ließ er sich am Bodensce nieder, wo er bald darauf den Haus Lhotzky Verlag gründete. Seine bis dahin in anderen Verlagen erschienenen Bücher nahm er nun zum Teil in eigenen Verlag: dazu aber auch Werke anderer Schriftsteller. 1925 siedelte der Haus Lhotzky Verlag nach Griinwald b. München über und stand unter der Leitung des ältesten Sohnes Robert, der im Juli 1930 tödlich verunglückte. Oft und gern besuchte vr. Hein rich Lhotzky die Kantate-Bnchhändlertagungen in Leipzig, zuletzt 1925. Tann hinderte ihn ein fortschreitendes Augenleiden, das schließlich zur völligen Erblindung führte, an längeren Reisen. — Seine be deutendsten Werke sind »Der Weg zum Vater«, -»Religion oder Reich Gottes«, »Der Wunderpfarrer«, »Der Planet und ich«, worin Hein rich Lhotzkys Lebenscrinnerungen in überragender Weise nieder gelegt sind. »Immanuel Müller« schildert das Leben in seinen Kolo nistengemeinden in Südruszland. Eine Reihe kleinerer Schriften werden zusammengefaßt unter dem Titel »Lebensbücher«. In allen seinen Werken tritt immer wieder sein goldener Humor zutage, der ihn auch in den Jahren des Leids nie verlassen hat. Am weitesten verbreitet sind wohl die drei Blauen Bücher, bei Karl Robert Lange- wiesche erschienen: »Die Seele Deines Kindes«, »Das Buch der Ehe«, »Vom Erleben Gottes«. Die Schriften aus seinen letzten Lebens jahren zeigen sein unbedingtes Eintreten für ein kraftvolles Deutsch tum auf der Grundlage des Volkstums, z. B. »Deutschland ohne Armut«. Er hat dabei stets über den Parteien gestanden. Ans Grund seiner geschlossenen, klaren, gütigen Persönlichkeit konnte Heinrich Lhotzky Unzähligen Führer, Helfer und Tröster werden. Sein Einfluß reicht weiter, als er in feiner großen Bescheidenheit selbst ahnte. Er wird auch später noch vielen etwas zu sagen haben, obwohl er nun »diesen Planeten« verlassen hat. Sprecksaal Vorsicht! Im Verlauf der letzten Monate wurde verschiedenen deutschen Verlegern ein Buch des schwedischen Arztes vr. Axel Munthe »l'be 8tory ok 8an Modele« zur Übersetzung und Veröffentlichung in deutscher Sprache angebotcn. Das Buch hat in England und Amerika großen Erfolg gehabt, da es reizvoll geschrieben ist und unbestreitbare Qualitäten auf weist. Aus diesem Grunde haben auch wir uns für den Verlag der deutschen Ausgabe interessiert: im letzten Augenblick vor einer end gültigen Entscheidung kam uns aber ein Buch desselben Autors in die Hand, das 1916 erstmals erschien und 1930 bei John Murray in London neu aufgelegt wurde. Dieses Buch »kect Cross aucl Iroi, Cross« enthält die gehässigsten Angriffe gegen die deutsche Krieg führung in Belgien und Nordfrankreich, die vielleicht jemals ge druckt und verbreitet wurden. Die wildesten Greuellügen über Massen-Erschießungen wehrloser Frauen und Kinder in Belgien, über planmäßige und geflissentliche Mißachtungen und Verletzungen des Roten Kreuzes und dergl. wechseln ab mit Schilderungen deut scher Offiziere, die ohne Ausnahme als Rohlinge, Verbrecher oder im besten Fall als arrogante Dummköpfe bezeichnet werden. Von diesem Buch des Hasses und des Abscheus hat der Verlag John Murray unter dem Eindruck des guten Erfolges der »8tory ok 8sn Modele« im Sommer 1930 eine neue Ausgabe herans- gebracht und der Verfasser, Herr vr. Axel Munthe, schrieb ihm dazu ein neues Vorwort, das im wesentlichen zum Ausdruck bringt, man könne diese Verbrechen nach so vielen Jahren zwar in ritter licher Weise vergeben, aber niemals vergessen. Wir halten uns für verpflichtet, diesen Tatbestand bekanntzu geben, damit nicht deutsche Verleger oder Sortimenter in Unkenntnis der Tinge sich durch Verbreitung Munthescher Bücher in Deutschland Schaden zufügen, da diese Bücher in der Öffentlichkeit bei allen, die »keck Cross sncl Iron Cross« kennen, sicher schärfsten Protest Hervor rufen würben. Es sei noch bemerkt, daß dem deutschen Verlag, der sich der Vermittlung der »8tor^ ok 8sn Modele« angenommen hatte, die Existenz von »koä Cross snä Iron Cross« unbekannt mar und er daher im besten Glauben gehandelt hatte. Stuttgart, den 27. November 1930. Deutsche Verlags-Anstalt. G. Ktlpper. Dilcherbettel aus dem Lehrerkreis. Es verdient wirklich einmal festgestellt zu werden, daß der Bücherbettel aus dem Kreise der Lehrerschaft besonders groß ist. Meistenteils werden die Werke »zur Prüfung« oder »zwecks Ein führung« verlangt. In 98 von 100 Fällen hört man nie wieder etwas von den Herren, denen man ein Exemplar kostenlos zur An sicht überließ. Ich neige deshalb zu der Ansicht, daß es diesen Herren in der Hauptsache nur darauf ankommt, aus eine geschickte Weise und billig zum Handwerkszeug zu kommen. In letzter Zeit habe ich auf Gesuche um Überlassung von Prüfungsstücken wie folgt geantwortet: »Ihrem Wunsche betr. kostenloser Überlassung eines Exem plars von vermag ich leider nicht zu entsprechen und bitte Sie, sich das Werk in einer dortigen Sortimentsbuch handlung vorlegen zu lassen oder durch eine solche zu beziehen. Sollte das Werk zur Einführung geeignet erscheinen oder für den Klassenbezug in Frage kommen, so bin ich gern bereit, Ihnen den Betrag für das als Handexemplar gelieferte Werk zurückzuver- güten oder zum Ausgleich ein Freiexemplar zu gewähren. Mit vorzüglicher Hochachtung « Zur Nachahmung empfohlen! Wolf. Inhaltsverzeichnis. Bekanntmachung betr. Peter Urban-Stiftung. S. 1121. Artikel: Seltene Bücher. Von Prof. Löffler. S. 1121. Der Buchhandel in der Gegenwart. S. 1124. Ein Buchhändlerroman und andere Musenkinder der Zunft. Von Kurt Loele. S. 1125. Kleine Mitteilungen S. 1126—1127: Jubiläen: Adolf Graeper, Barmen / Carl Finster, Kötzschenbroda / Der Neichsrat gegen Verlängerung der Schutzfrist / Aus Großbritannien / Preisabbau in Italien / Literaturpreis / Antiquare mit Ein heitspreisen / Buchhüllen aus Baststoff. P e r s o n a l n a ch r i ch t e n S. 1127: Zum Beisitzer der Prüfstelle Berlin für Schund- und Schmutzschriften / Gestorben: Arnold Bachwitz, Wien; Hermann Hambrecht, Olten; vr. Heinrich Lhotzky, Grünwald. Sprechsaal S. 1128: Vorsicht / Bücherbettel aus dem Lehrerkreis. Verantwort!. Schriftleiter: Franz Wagner — Vertan: DerBürsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhänülerbauS Druck: E. Hedrtch Rachf. Säurtl. tu Leipzig. — Auschrist d. Schriftleitung u. Expedition: Leipzig, Gerichtswegs tBuchhäwdlerhauS), Postschttebsach274/7i;. 1128
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