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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1930
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- 1930-05-22
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1930
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X- 117, 22. Mai 1930. Redaktioneller Teil. vürsrnblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Eine reine, von keinem Mißton getrübte Freude war die im Alten Theater am Montag Abend dargebotene Erstausführung der amerikanischen Komödie «Die Sache, die sich Liebe nennt-, von Edwin Burke. Das Stück gab zwei ausgezeichneten Dar stellerinnen des Leipziger Schauspiel-Ensembles, Lina Carstens und Martina Otto, Gelegenheit, sich in Glanzrollen zu zeigen. Diese moderne Ehekomödie, soviel Absicht aus Effekt sie verrät, hat doch, was der Buchhändler verlangt, in ausreichendem Maße: Geist. Und sie hat auch, was man vom Amerikaner nicht ge wohnt ist: Gemüt, schlägt tzerzenstöne an. Außerdem ist sie trotz des behandelten, gewagten Problems anständig, ein wirklich lustiges Spiel. Das buchhändlerische Publikum zeigte sich sehr dankbar und überschüttete die Darsteller mit wohlverdientem Beifall. Der von der Gehilfenschaft unter Führung des Buchhand- lungs-Gehilfen-Vereins zu Leipzig am Kantate-Sonntag veran staltete Herrenkommers im Theaterfaale des Kristall- Palastes vereinigte etwa 1000 Teilnehmer aus Leipzig und den benachbarten Städten (Halle, Jena usw.). Wie immer war die Veranstaltung sorgfältig unter Leitung von Herrn Otto Richter vorbereitet worden und klappte in allen ihren Tellen vorzüglich. In seiner Begrüßungs- und Festrede, welcher der Humor nicht fehlte, wies Herr MaxFischer, erster Vorsteher des Vereins, auf den Ernst der Zeit hin. Man dürfe sich aber nicht werfen lassen, sondern müsse den Kops oben behalten und dem Vater lande und dem Berufe gegenüber seine Pflicht tun. Mit einem Hoch auf beide, Vaterland und Buchhandel, klang die mit gro ßem Beifall aufgcnommene Rede aus. Es folgte eine Reihe sorgfältig ausgewählter musikalischer, artistischer und anderer Darbietungen auf der Bühne, die durch das Zwischenspiel des witzigen Ansagers und Plauderers Heinz Ganther mit einander verbunden waren und durch das stark besetzte Zeuner- Freudenberg-Orchester umrahmt wurden. Ein hübsch ausgestat tetes, von der Roßbergschen Buchdruckerei gestiftetes Festlieder buch enthielt einen vom Vereinsdichter W. Eck gelieferten wert vollen Beitrag. Auch Festgaben fehlten nicht, wenn es sie auch nicht in so reichem Maße gab wie früher: das beliebte, vom ver anstaltenden Verein herausgegebene Kantate-Taschen buch, einen Notizblock, gewidmet von der Buchdruckerei und Buchbinderei Ludwig Fries G. m. b. H. in Leipzig, sowie eine Broschüre vom Leipziger Meßamt: Paul Boß, Der Aufschwung der Leipziger Messe. Starke Anziehungskraft entfaltete auch die bekanntlich sehr reich und mit wertvollen Gewinnen ausgestattete Tombola. Das «Fest des Buches" in Italien. Von R. Deck ert, Rom. Am 4. Mai hat ganz Italien das diesjährige »Fest des Buches« gefeiert. Wie so vieles ist auch dieses Fest des Buches dem Willen des gegenwärtigen Leiters der italienischen Negierung, Mussolini, zu verdanken. Als ehemaliger Lehrer weiß er ganz genau, was das italienische Volk nötig hat, um den Platz unter den europäischen Völkern einnehmen zu können, auf den es Anspruch macht: Bildung. Mussolini hat dem Analphabetismus den Tod geschworen, und sein ganzes Streben geht dahin, zunächst einmal die 27 Prozent Analpha beten zum Verschwinden zu bringen, die Italien noch immer aufzu weisen hat. Was Mussolini in dieser Beziehung bereits geleistet hat, das allein diirfte bereits genügen, um ihn als größten Wohl täter des italienischen Volkes in der Geschichte fortleben zu lassen. Auf seine Veranlassung wurde vor vier Jahren bestimmt, daß alljährlich allenthalben in ganz Italien das »Fest des Buches« ge feiert werden solle, und zwar wurde hierfür der erste Sonntag im Mai festgelegt. In diesem Jahr wurde das Fest also zum vierten Male gefeiert. Im wesentlichen besteht die Feier darin, daß die Verlage und Sortiments-Buchhandlungen in allen Orten des König reichs auf den Hauptplätzen Marktbuden aufschlagen, in denen die Bücher feilgehalten werden. Um die Kauflust an diesem Tage be sonders rege zu gestalten, werden an den Ständen an dem Festtag Sonder-Rabatte für bestimmte Gattungen von Büchern ge währt. In den größeren Städten des Landes, wie Nom, 484 Mailand, Neapel, Turin, Florenz usw., die ein besonders reiches Geistesleben aufweisen, wird der Verkauf von bekannten Schriftstellern, Dichtern, Journalisten usw. durchgeführt, die, wenn es sich um ihre eigenen Werke handelt, gleichzeitig auch Autogramme an die Käufer ihrer Bücher austeilen. Selbstverständlich wird von dieser Gelegenheit viel Gebrauch gemacht, und an den größeren Orten gestaltet sich die »?6sta ckel I^ibro« meist zu einer Art »kiers de! I^ibro«, zu einer BUcher-Messe, deren Anblick einen eigenartigen Reiz gewährt. Auch in diesem Jahre gestaltete sich das »Fest des Buches« in der geschilderten Art und Weise, die jetzt beinahe schon eine Tra dition geworden ist. Wie die Tageszeitungen zu melden wußten, haben auch die diesjährigen Veranstaltungen einen vollen Erfolg gebracht. Aus allen Städten wird berichtet, daß die Hauptplätze mit zahlreichen Bücher-Ständen versehen waren, die mit Blumen und Fahnen geschmückt einen starken Zulauf von Bücherfreunden hatten, die die Gelegenheit der Sonder-Rabatte benutzten, um ihre Einkäufe zu machen. In Rom spielte sich das Haupttreiben auf der »?iarrs 8sn 8ilv68tro« vor der Hauptpost ab. Im vorigen Jahre hatte die Messe noch auf der »kisrrs Vevsria« stattgefunden, im Angesicht des ?alsrro Veneris, der ehemals österreich-ungarischen Botschaft, in der jetzt Mussolini residiert. In Rom beteiligten sich selbstverständlich die vielen hier ansässigen Schriftsteller und Dichter lebhaft an dem Verkauf ihrer Bücher. Das gleiche wird auch aus Mailand berichtet, wo die »?68ta ckel ludro« auf der berühmten »piaretta ^ereanti« stattfand. Es hatten dort nicht weniger als 87 Verlagshäuser, Buchhandlungen und Kulturgemeinschaften ihre Bucherzeugnisse ausgestellt. Die Inhaber der schönsten Bücherstände und Buchauslagen wurden auch in diesem Jahre mit Prämien bedacht. Über das Geschäft berichten die Zeitungen übereinstimmend, daß es zufriedenstellend gewesen sei. Allerdings mußte man beim Stu dieren der Tageszeitungen erkennen, daß der Bericht über den Ver lauf des Festes in allen Städten den gleichen Text aufwies. Er entstammt also einer offiziellen Korrespondenz. Das ist in Italien nicht weiter verwunderlich, da unter dem gegenwärtigen Regime die Tageszeitungen in ganz Italien ein uniformes Gesicht be kommen haben und eine freie Meinungsäußerung stark behindert ist. Aber auch die größte italienische Wirtschaftszeitung, der Mai länder »8ol6«, der über die Mailänder Veranstaltung einen kurzen Eigenbericht bringt, spricht von einem »ßrancte 8ueee88o«. Zweifellos ist also die Mussolinische »kesta ckel lubro« ein geeignetes Mittel, um den Buchabsatz in Italien zu heben. Wenn aber die Tageszeitungen von einem großen Erfolg sprechen, so mag auch eine Fachzeitschrift zu Worte kommen, die die Bedeutung des »Festes des Buches« wesentlich nüchterner beurteilt. Die Orakiea«, die dem italienischen Reichsverband der technischen Presse nahesteht, beschäftigt sich in einer ihrer letzten Nummern mit der Krisis des Buches in Italien, wobei auch über den Buchtag gesprochen wird. »In den letzten Jahren«, so schreibt die genannte Zeitschrift, »haben allenthalben Bttcher-Messen stattgefunden, deren Zweck es ist, Bücher-Verkäufer und BUcher-Käufer in nähern Kontakt zueinander zu bringen. Tatsächlich ist es auch gelungen, bei dieser Gelegenheit ein paar tausend Bücher mehr zu verkaufen als sonst. Aber damit ist die ,Krisis des Buches' in Italien nicht gelöst. Es genügt nämlich nicht, an bestimmten Zeitpunkten derartige Sonder-Verkäufe zu ver anstalten, sondern es ist notwendig, das Volk zum Bücher-Kauf zu erziehen. Das kann aber nicht erreicht werden, ehe es nicht zum Bücher-Lesen erzogen worden ist. Und das läßt sich nicht von heute auf morgen erreichen, sondern bedarf einer methodischen Erziehung der neuen Generation. Wenn auch der Analphabetismus heute auf einen gegenüber früheren Zeiten verhältnismäßig geringen Prozent satz zusammengeschrumpft ist, so besteht doch noch ein ,86eoväo an- slksbetwino', der entsteht, sobald die Schuljahre vorüber sind. Auch die wirtschaftliche Lage des Lehrerstandes, der als Bücher-Käufer sehr ins Gewicht fällt, sei sehr schlecht, habe doch der Minister für öffentlichen Unterricht erst jüngst im Parlament offen zugegeben, daß der Lehrerberuf eine Massen-Desertion aufweise, daß die Aus schreibungen von Mittelschul-Professuren erbärmliche Resultate gäben, und daß auch die Hochschulbildung aus Mangel an Mitteln, vom wissenschaftlichen Standpunkte aus gesehen, im Abgleiten sei. Zudem fehle es an Volks-Bibliotheken. Wo solche vorhanden seien, seien sie ohne geeignete Unterkunft, ohne geeignetes Personal und ohne Mittel. So komme es, daß der gebildete Mittelstand, wenn er schon einmal Bücher kaufe, ausländische Literatur vorziehe, die sowohl inhaltlich als auch was die Ausstattung anbetrifft das italienische Buch vielfach in den Schatten stelle. Die italienische Literatur sei schließlich auch derart, daß sie von Italienern selber über die Achsel angesehen werde«. Soweit die »k388egna Orskiea«. Wir haben diese Meinungs» äußerung von fachmännischer Seite deshalb ausführlicher wtederge-
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