273, 24. November 1927. Fertige Bücher. «Srsenblatt f. d. Dtlchn. Buchhandel. 11538 Die Augsburger Postzeitung Wer Baut Fretter ^ Titus Timotheus und -er Mel Bileam Das ist an den Romanen Paul Kellers das Köstliche und Wertvolle, daß ihr ewig goldener Humor nie zu bloßen Witze leien entartet, daß Paul Keller kein Spaßmacher, sondern ein gottbegnadeter Dichter ist, der dem Ernst des Lebens nicht auS dem Wege geht, der viel Lebensweisheit in der sonnigen Schale des Humors darreicht. Zwei drollige Kauze wählen sich ein Einsiedlerleben, das sie aber ihre lieben Mitmenschen nicht leben lassen, und viel Schabernack mit ihnen treiben. Oer eine von ihnen ist Lutheraner, der andere Ealvinist. Von allen bekannten Konfessionen kommt irgend einmal ein Vertreter zu Worte. Und da zeigt sich nun Paul Kellers göttlicher Humor, daß er manche Vede und Widerrede einschaltet, manche Gegensätze ein wenig aneinandergeraten läßt und doch mit keiner Silbe irgend jemanden verletzt. Paul Kellers Humor steht in gereifter Erhabenheit über dem Streit der Menschen. Das gibt dem Buche jene wonnige, innere Vuhe, jenes frohe Lächeln auf den Wangen und um die Lippen, dem sich fein Leser entziehen kann. Auch die eingesponnene Liebesgeschichte ist psychologisch sein erfaßt und durchgeführt. Und dann die Znterpretenrolle des Esels Bileam. Paul Keller läßt keine Wihschalen überfließen und keine Spottgeißeln sausen. Alles durchdringt und besiegt die fröhlich sprudelnde Schale seines schier unerschöpflichen, feinen Humors. So wird aus dem Unsinn Weltweisheit, und hinter den Narreteien steckt das Leben, das so leicht zu tragen wäre, könnten wir stets Ln die Maske des Esels Bileam kriechen. (Dr. Vost.) Vergftadlverlas in Breslau I.