vc>rbc>cikungcn. Der Soldat von i»)i? ist ein ganz anderer als der Sol dat von 1014. Drei Jahre Rrieg haben ihn äußerlich und innerlich vollständig umgesormt. Verdun und die Somme haben ihm ihren Stempel in die Seele gebrannt. Er stürmt nicht mehr in Reih und Glied, er kniet nicht mehr nach vorgeschricbenen Bewegungen hin. Er hat keinen Sinn mehr für „Tuchfühlung" und „Richtung" und „Vor dermann" und Zwischenraum" und „Abstand". Das Excr zierreglement besteht für ihn nur noch, solange er in der Etappe zur Ruhe und Erholung weilt. Führer und Unter gebene kommen sich ein wenig lächerlich vor, wenn sie dort Grüßen üben mit Anlegen des Zeigesingers und des dritten Gliedes des Mittelfingers an die Ropsbedeckung. Sie tun cs mit gutmütiger Nachlässigkeit und weil es nun einmal so vorgeschrieben ist, oft auch mit innerem Grimm. Er eilt nicht mehr, todverachtend und den Trcueschwur zum Vaterland aus den Lippen, zwischen „Sprung aus — marsch, marsch" und „Hinlegcn" über Wiesen und Hänge, zwanzig Ureter hinter seinem Rompagnicsührer, der mit geschwungenem Degen vorausstürzt. Es klingen keine Horn signale mehr, und es wird nicht mehr zum Sammeln ge blasen. Wenn er hin und wieder noch einmal Hurra brüllt, so ist es der heisere, unheimliche, aus Nervenüberreizung und jäher Zusammenballung aller Energien hervorqucl lende Iagdschrei, der sich von Trichter zu Trichter im An gesicht des Feindes Lust macht. Er ist ein sonderbares Wesen, schweigsam, tagelang mit den äußeren Symptomen der Gleichgültigkeit dem Artillerie seuer ausgesetzt. Seine Uniform unterscheidet sich kaum noch von der Erde, in der er sich aushält. Sie ist zehnmal mit groben Stichen gestickt, zerschlissen und verschossen. Eine neue kriegt er nicht, er hat auch keinen Ehrgeiz da nach. Der eine trägt Stiesel, der andere Schnürschuhe mit ZVickelgamaschen. Aus dem Ropse hat er den Stahlhelm, unter dessen grauer Glocke das bleiche, mit Bartstoppeln besetzte Gesicht wie unter einem dusteren Schatten unter getaucht ist. Sein Unisormkragcn steht osten. Das Gewehr, dessen blanke Teile mit einem Stück Segeltuch einyewickclt sind, liegt am Riemen um die Schulter wie bei einem Jäger. In der Hand ruht ein derber Rnotcnstock. Am Roppel hängt der Brotbeutel mit der Feldflasche. Im Brotbeutel ist ein Stück Speck, eine Raute Brot, eine Blechbüchse mit Runst k^onig oder Schmalzersatz, die letzte Feldpostkartc von da lxim, V^tronen und ein Bleistift. In der Feldflasche ab wechselnd Gerstenkaffee oder Vrombcerblattcrtec mit Divi sionssusel, einer Art Branntwein. Neben dem Brotbeutel hängt ein kurzes Messer in einer Lcderscheidc. Später war die Scheide aus Blech. Es gab kein Leder mehr. Einen sonderbaren Tops trägt er an einen, Gurt über die Schulter. Das ist die Gasmaske, die er nie mals daheim läßt. Er weiß, was von ihr abhängt. Er hat auch besondere Liebhabereien. Der eine schnitzt, der andere spielt Rartcn, der dritte sammelt Patronen hülsen. Die höchste Seligkeit aber ist die Zigarette. Man gibt sich eine Zigarette zur Begrüßung und zum Abschied. Zur Ermunterung, aus Dankbarkeit oder aus Sympathie. Zigaretten sind besser als Händedrücke. Aus die Marmelade Zulage und die Blutwurst aus Fleischabsällen kann man ver zichten, aus die Zigarette nicht. Dein Verwundeten, der mit weißen Lippen und aus geblutetem Gesicht im Graben liegt, stecht man mit Selbst Verständlichkeit die Zigarette zwischen die Zähne. Wenn er schon nicht mehr sprechen kann, so zeigt doch die leise Glut der Zigarette, daß noch Leben in ihm ist. In der letzten Mi nute vor dem Angriff, morgens bei Dämmergraucn, wenn man im Graben steht, fröstelnd und ohne jede Lust, noch etwas zu sprechen, raucht inan noch eine Zigarette. Die «Zand hält man geu'ölbt über die Glut, damit nichts zu sehen ist. Steigt dann leise, schaukelnd, in aller Behutsam 5cit sich entfaltend, die Leuchtkugel aus, die den Beginn an zeigt, so drückt man den Stummel am Gewchrschast aus Ond nun verteilen 8ie diese I^eseproke sor^lälti^ an Ilire XundscliaA. 8ie sollen selien, jeder wird sicli nacli deni Luclie reifen * 0I.0LNLOKO 1.0.