KZ, 18. März 1930. Fertige Bücher. Börsenblatt s. b. Dtschn Buchhandel. 2187 Der U!cbel wird immer dichter. Ulan kann nicht mehr als dreißig Meter weit sehen. Langsam bricht sich eine matte Helligkeit Bahn. Es ist der Morgen des ri.März. Die feindliche Artillerie schweigt. Das Gas hat seine Schuldig keit getan. Drei Stunden lang geht es so weiter, ohne daß eine Sekunde Pause gemacht wird. Unterdessen nimmt die Infanterie die Angriffsplätze ein. Der Nebel gestattet es, sich dicht hinter den Gräben in Ko lonnen aufzustellcn.DiczumSturm eingcteilteArtillerie fährt für den Vormarsch gerüstet, gleich hinter der Infanterie auf. Die Gäule sind im Geschirr, die Fahrer in ihren Män teln. Pionier-Kompagnien bauen mit vorbereitetem Mate- rial Brücken über die deutschen Gräben, damit die Ar tillcrie hinüberfahren kann. Breite Straßen sind schon seit Anbruch der Dunkelheit in die deutschen Hindernisse ge. schnitten. Die Divisionen des zweiten Treffens packen ihr Biwak zusammen und rollen Zeltbahnen und Mäntel. Die Feld küchen verteilen heißen Kaffee, damit die von der Nacht steifen Glieder beweglich werden. Dem Ohr nicht erkennbar, vollzieht sich unterdessen der Übergang zur dritten und letzten Umstellung des Artillerie^ feuers. Die Walze bildet sich. Ein kleiner Teil der Artillerie vor allem die ganz schweren Mörser, hält nach wie vor die feindlichen Batterien nieder. Die Masse der Geschütze und Minenwerfer faßt ihr Feuer auf der vorderen feindlichen Stellungszone zusammen. Die Feuergeschwindigkeit der einzelnen Geschütze er reicht den Höhepunkt. Artilleristen lausen mit Eimern hin und her und gießen Wasser über die glühend heißen Rohre, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften lösen sich in der Bedienung ab. Die Richtkanoniere können kaum ihre Arme noch bewegen. Alles schleppt Munition von den Stapeln herbei. Die Batteriesührer halten ihre Uhren in der Hand. Die Divisionen des zweiten Treffens stellen sich auf. In Bataillonskolonnen rücken sie langsam näher an die vordere Linie heran. Die Kommandeure sind zu Pferd Vne vietis. Und eines Tages marschieren die deutschen Truppen über den Rhein. Regiment auf Regiment überschreitet die Brückcn^in fester Ordnung. Drüben angekommen setzt die Militärmusik ein. Die alten Märsche, der Hohenfriedberger, der Torgaucr, der Radetzkymarsch und Friedericus Rex. Und dann,, Deutsche land, Deutschland über alles." Das schallt wie ein Gewoge von Schmerz, Treue und Schwur über den Fluß. Das bricht sich an den Mauern der Dome, an den Uferquadern, den Schiffen, den Fronten der Häuser. Das wird tausendfältig zurückgeworfen und sam> mclt sich immer wieder über dem Strom. Zehntausend Häupter sind entblößt. Ehern starren die Gesichter unter den Stahlhelmen. Fahnen über Fahnen. Zu Pferde halten die Regimentskommandeure und lassen die Bataillone an sich vorbeidefilieren. Zum letzten Male. Das Pflaster dröhnt. Die Gewehre liegen tadellos ausge richtet auf den Schultern. Kompagnie auf Kompagnie, die Führer an der Spitze. Maschinengewehre, Minenwerfcr, Gefechtsbagagcn. Die Kommandeure haben die rechte Hand am Stahlhelm. Starr sind die Gesichter. Die Hand zuckt nicht. Einen aber kann man sehen, wie er vor seinem Regiment den Helm abnimmt. Ein wetterhartes Gesicht, ein schneeweißes Haar. So hält er unbeweglich zu Pferde, bis sein letzter Musketier vorüber ist. Dann bricht er zusammen. Und dann die Feldartillerie. Geschütz hinter Geschütz. Batterie auf Batterie. Die Fahrer im Stahlhelm, die Rohre mit Tannengrün geschmückt. Die Geschützführer neben den vorderen Zugpferden, die Batterieführer in der Kolonne. Das raffelt dumpf und will kein Ende nehmen, in der Vlacht nicht und am Tage nicht. Von den Kirchen läuten die Glocken. Die Straßen sind ein Meer von Farben und Fahnen. Kavallerieschwadronen, Pionierkompagnien, Train- nun verteilen 8ie diese I^eseprolie sor^kälti^ an Iltre XundsdtaA. 8ie sollen selten, jeder vdrd sielt naclt dern Luclte reifen 1.0. Börsenblatt s. d. Deutschen Buchhandel. S7. Jahrgang. , 299