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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1927
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- 1927-11-19
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- 19.11.1927
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So konnte Heinrich Rübner im Namen des Festausschusses in einer bezichungsreichen Ansprache eine Versammlung willkommen heißen, die der Kuppel-Saal, in dem die Gründungsfeier stattsand, bei weitem nicht zu fassen vermochte. In der Festrede knüpfte der 1. Vorsitzende Ernst Hertel an die Worte ans der »Krebs«-Chronik an, in denen die Bedeutung des Vereinsnamens »Krebs« von dem damaligen 1. Vorsitzende» von 1857, Hoefer, erklärt wird. Die Absicht, daß der Name »Krebs« darauf hindeute, daß sich die Mitglieder des Vereins zurückwenden sollten zu den Schätzen der klassischen Literatur, um nicht allmählich abwärts zu sinken im Materiellen, erschien dem Festredner wie eine prophetische Vorahnung, daß einst eine Zeit der Verflachung kom men würde, wie wir sie nach dem Urteil vieler heute haben. Gegen diese Gefahr will der Verein ankämpfen. In kollegialer Aussprache über das Werben und die Entwicklung der Literatur und der Berufs lage sollen sich die Mitglieder weiterbilden und ihre Anschauungen vertiefen. Das ist ein wichtiger Weg der Bilduugsbcstrebungen, die im »Krebs« schon seit Jahrzehnten angcbahnt worden sind. Bei dieser Gelegenheit wies der Redner darauf hin, wie dankbar er dem Allgemeinen Deutschen Buchhwndlungs-Gehilsen-Vcrband ist, der als Verein seinerseits bestrebt ist, auch die materiellen Interessen der Gehilfenschaft im Buchhandel zu stützen. Bedeutende Männer des Buchhandels, wie Fritz Borstell, der einer der Gründer war, oder Elwin Pactel oder Georg Kreyeubcrg, der leider zu früh von uns Gegangene, zeigen uns, was im »Krebs« erreicht und geleistet worden ist. Sie mögen dem jungen Nachwuchs ein Vorbild sein, ihnen nachzueifern und gleich ihnen dem »Krebs« die Treue zu halten. Einem Verein, der solchen Zielen zustrebt, lohnt es sich wohl anzu- gchören. Die eingangs genannten Abgeordneten richteten freundliche und herzliche Grüße und Glückwünsche an den »Krebs«, der »Robinson« überreichte zudem noch ein Geschenk in der Gestalt eines Gongs, dessen sonore Stimme die »Krebse« immer an die freundlichen Ge schenkgeber erinnern wird. Einen Höhepunkt der Gründungsfeier bildete die Verleihung der Ehren-Mitgliedschast an zwei besonders verdiente Mitglieder, die jahrzehntelang ihre Kraft und ihr Können in den Dienst des »Krebs« gestellt haben: die Herren Max Paschke in Firma Hände L Spener und vr. zur. b. c. Heinrich Heise in Firma Franz Bahlen. Hierauf dankte der 1. Vorsitzende den erschienenen Vertretern für die überbrachten Glückwünsche ihrer Vereinigungen und hob dabei noch einmal hervor, wie deutlich sich die Zusammen gehörigkeit des deutschen Buchhandels in allen seinen Teilen aus den Ansprachen der Herren gezeigt habe, wie es notwendig sei, daß nicht nur die Kollegen im Reiche untereinander in freundschaftlichen Beziehungen stehen, daß auch das Verhältnis der Angestellten zu den Chefs ein Zusammenarbeiten darstellen müsse, 'damit das deutsche Buch und der Buchhandel nicht nur den Platz behaupten, den sie sich in der Welt erobert haben, daß vor allem unsere Berufsarbeit wie der für alle die Quelle fruchtbarer Schaffensfreude werde. Eröffnet und umrahmt wurde der Festakt durch die Darbietungen des dem »Krebs« ebenfalls befreundeten Oollaglum dlusleum unter Leitung des Herrn Georg Specht. Zu Gehör gebracht wurden: die Titus- Ouvertüre von Mozart und die Romanze von Kahnt. Frau Käte Schaefer-Spiekcrmann gab dem Festakt einen weihevollen Abschluß durch den Vortrag von Schuberts Hymne »Dem Unendlichen«, begleitet von Berthold Kaufmann. Alle Darbietungen wurden mit wohlver dientem Beifall ausgenommen. »Gutes Essen auf dem Teller« war die.Devise des zweiten Teiles des Festes, der im Großen Fcstsaal stattfand. Die Freigebigkeit eini ger älterer Mitglieder hatte cs möglich gemacht, daß auch das jüngste »Krebs«,Mitglied sich au dem Festessen beteiligen konnte. Bei guter, nicht lärmender Musik, dem Abfingen der für den Festtag von den »Krebs«-Poeten geschaffenen F-estliedcr, manch fröhlichem Wort und Huldigungsgruß fand das Mahl nur zu schnell sein Ende, um den letzten Teil in seine Rechte treten zu lassen, den Fest-Ball, bei dem auch die älteren Semester wieder jung wurden. Großen Beifall fand die Extra-Nummer von »Nimm und lies«, die jeder Festteilnehmer neben seinem Deller vorgcfundcn hatte. Das ganze Festprogramm, alle Festlieder und sonstige Geistreichigkcit-en sind darin ausgenommen worden, sodaß die Lektüre dieser Extra- Nummer allen Kestgästen eine crinnerungsvollc Freude zu machen geeignet ist, aber auch den wenigen Mitgliedern, die am Feste nicht teilgenommcn haben, den besten Fest-Bericht bietet. In der Tauzpause sprach der bekannte Reuter-Rezitator Hans Brandt einiges Humorvolle aus »Onkel Bräsig«, und Frau Käte Schaefer-Spiekermann erfreute noch einmal die Zuhörer durch ihre klangvolle Stimme mit einigen Liedern von Weingartner und Schu bert, wiederum ausgezeichnet von Berthold Kaufmann begleitet. Bis spät in die Stacht dauerte die Fröhlichkeit; alle Teilnehmer und Gäste werden sicher noch lange an das 70. Stiftungsfest im »Krebs« denken. II. k. 43. Ganscsscn des »Palm« 1874 Verein jüngerer Buchhändler, München. — Am Sonnabend, dem 12. November, veranstaltete der »Palm« im reichgeschmückten Saale des »Victoria« sein berühmtes Ganscsscn, zu dem wie alljährlich zahlreiche Mitglieder und Gäste zusammenkamen. Das Fest verlief überaus glänzend und fidel. Zum Gelingen des vom neuen Vorsitzenden Herrn A. Behrendt schneidig geleiteten Festabends trug vor allein der feierliche Ritter schlag für 20jährige Mitesser bei, dem sich die Herren Max Götz in Firma S. Zipper-er's Buchhandlung und H. Stoll unterziehen mußten. Einige altbewährte Mitglieder, die vor 40 Jahren zum erstenmal am Gansessen teilnahmen, wurden zum »Komtur« er nannt, nämlich die Herren: C. Hörning-Hei-delberg, A. Ostertag, A. Vansclow und U. Vcrmehren-Partenkirchen. Der Großkomtur Herr A. Kusche in großer Ordenstracht, der das Ganze wie üblich mit viel Humor in Szene setzte, übertraf sich diesmal selbst. Seine überaus köstlichen Ansprachen erregten größte Heiterkeit, Fanfarenbläser und Pagen belebten das Zeremoniell. Herr A. Vanselow gründete durch Überreichung einer ulkigen Pergament-Urkunde -in prachtvoller Ausmachung den sogenannten »Gänsebraten-Orden« -in fünf Teilen, der nach den Bestimmungen nur solchen Mitgliedern und Gästen überreicht werden darf, die sich durch Vorträge bei Gansessen besonders verdient machen. Der Orden wurde erstmals ganz verliehen an die Herren A. Kusche und A. Van selow. Die erste Rate erhielten die Vortragskünstlcr des Abends, die Mitglieder Herren N. Pfeiffer und Kapellmeister L. Kusche, sowie der Gast und Vereinsmaler L. Kneiß. Das Mitglied Herr A. Scheu zeichnete sich durch seine guten Vorträge aus. Erst spät in der Frühe endete das schöne und gut gelungene Fest. Konkordia A.-G. für Druck und Verlag in Bühl (Baden). — Die Aktionäre der Gesellschaft werden zu der am Sonntag, dem 27. November 1027, nachmittags 2'X Uhr, im Saale des Gasthauses »Zur Krone« in Bühl beginnenden Generalversammlung eingeladcn. Tages-Ordnun-g: 1. Entgegennahme der Geschäftsberichte des Vor stands und des Aufsichtsrats. 2. Beschlußfassung über die Genehmi gung der Jahrcsrechnung sowie der Gewinn- und Verlustrechnung. 3. Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats. 4. Gewinnver teilung. 5. Wahl des Aussichtsrats. 0. Etwaige Anträge und Wünsche. (Deutscher Neichsanzeiger Nr. 259 vom 4. November 1027.) Wilhelm Hauff und die Nöte des Buchhandels. — Wilhelm Hauff kannte sich aus in den Nöten des deutschen Buchhandels und des deutschen Schrifttums. Beim Durchblättern seiner Werke stoßen wir auf so manchen Ausspruch, der uns Verhältnisse im Buchhandel vor hundert Jahren offenbart, die uns heute leider uur allzu bekannt find. Hauff hat ja dem Kapitel »Die Bücher- und die Leserwelt« eine eigene Skizze gewidmet. Das Schristchcn ist wert, daß man cs öfters zur Hand nimmt. Aber auch in seinen anderen Werken findet man immer wieder feinsinnige Bemerkungen, die sich mit der Lösung des Problems »Wie kann inan den Buchmarkt beleben?« beschäftigen. So wenn er im »Vertraulichen Schreiben an Herrn W. A. Spöttlich« meint: »Die wundervolle Märchenwelt findet kein empfängliches Publikum mehr, die lyrische Poesie scheint nur noch von wenigen geheiligten Lippen tönen zu wollen, und vom alten Drama find uns, sagt man, nur die Dramaturgen geblieben. In einer solchen miserablen Zeit, Verehrter, ist die Novelle ein ganz bequemes Ding«. Einen Ausspruch, der die damalige Lage auf dem Buchmarkt charak terisiert, finden wir in dem genannten Merkchen über die Büchcr- und die Leserwelt: »Das Publikum denkt, warum sollen mir für ein Buch so viel Geld wegwerseu, wenn wir es in der Leihbibliothek lesen können? Man kauft sich Groschcniibcrsctzungcn oder wohlfeile Taschenausgaben, um doch eine Bibliothek zu haben, und der Buch händler, der ein Buch verlegen will, kann also höchstens noch auf 500 Leihbibliotheken rechnen. Und wenn heute wieder ein Goethe oder -ein Schiller geboren würde, man könnte keine 500 Exemplare absetzen — das Publikum hat Glauben, Vertrauen und Lust an unserer Literatur verloren«. Wenn auch Kino und Radio vor hundert Jahren noch nicht als die mächtigen Konkurrenten des Buches aus den Plan getreten waren, so hatte das Publikum doch wenig für Bücher übrig. »Wir selbst überbieten uns«, sagt Hauff in dem mehrmals genannten, der Leserwclt gewidmeten Werke, »jeder ivill einen Almanach, eine Zeitschrift haben, und diese Taschcnkrcbse sind cs, die unsere Krebse erzeugen . . . Ein -auffallender Titel tut in der Leserwclt so viel als eine neue Mode in einer Assemblse . . . Man sieht sich genötigt, zu den sonderbarsten Namen seine Zuflucht zu nehmen, will man Aufsehen machen, denn nur der neue Klang ist es, der das alte, längst Gewöhnte übertönt, und jeder Vernünftige sieht ein, daß eine neue Zeitschrift nicht an und für
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