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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1927
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- 1927-11-19
- Erscheinungsdatum
- 19.11.1927
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- Deutsch
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X: 269, 19. November 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Es ist nicht zu verwundern, daß gerade die Bestimmungen über die paritätischen Ausschüsse zu ganz besonder»: Widerstand gegen den Entwurf geführt haben. Dieser Widerstand hat sich im Laufe der Verhandlungen, die an verschiedenen Stellen ge führt worden sind, nicht verringert, sondern mehr und mehr verstärkt. Während ursprünglich weitere Kreise des Handels den Standpunkt vertraten, man solle grundsätzlich die Ausbil dung der Handlungslchrlinge nach Maßgabe des Entwurfs regeln und diesen nur in einzelnen Punkten ändern, neigt man jetzt wohl mehr dazu, mit einer Regelung sür die Handlungs lchrlinge zu warten, den Entwurf auf gewerbliche Lehrlinge zu beschränken und für Handlungslehrlinge erst noch weitere Erfahrungen zu sammeln. Bei einer Reihe von Handelskam mern werden solche Versuche bereits seit längerer Zeit angestellt. Geralde von dieser Seite wird die Meinung vertreten, die Er fahrungen seien noch zu gering, um schon zu gesetzgeberischen Maßnahmen verwertet werden zu können. Zweifelsfrei dürfte feststehen, daß der Entwurf recht viel Problematisches enthält. Ob und in welcher Gestalt er an den Reichstag gelangen wird, ist ungewiß. Ohne schwere Kämpfe wird es sicher nicht abgehen. Wäre es deshalb im Interesse der Sache nicht vorzuziehen, tatsächlich die gesetzliche Regelung noch aufzuschieben, um dann ein Gesetz zu erhalten, das mit den Erfordernissen der Praxis im Einklang steht und deren Zu stimmung gewiß ist? Damit soll natürlich nicht einer Vertagung der Gesamt frage schlechthin das Wort geredet werden. Im Gegenteil-käme es gerade daraus an, durch praktische Arbeit in den Berufs- Verbänden Erkenntnisse und Ergebnisse zu erzielen, die später hin dem Gesetzgeber als wertvolle Unterlagen zu dienen geeignet sind. Die besten Gesetze sind immer diejenigen, die den natür lichen Forderungen des praktischen Lebens entsprechen. Der Buchhandel geht hier meines Erachtens den richtigen Weg. Er hat bei der Gehilfenausbildung sofort die Bahn praktischer Er probung beschritten; die Erfahrungen der letzten Jahre führen immer mehr zu einer erfolgreichen, die Arbeit lohnenden Hand habung. Und auch der Bildungsausschuß, der sich zunächst mit der Lehrlingsfrage beschäftigt, will praktische Arbeit leisten. Deshalb hat er als erste Aufgabe die Schaffung einer Lehr ordnung gewählt. Daß diese am Anfang jeder erfolgversprechen den Ausbildungsarbeit stehen muß, beweisen die Erfahrungen früherer Jahre. Die Lehrordnung ist gleichsam das Knochen gerüst des Ausbildungsplanes. Liegt sie erst vor, so wird zwangsläufig die Frage der Gehilfenprüfung akut. Der Buch handel wird dann zu entscheiden haben, ob er auch ohne die Krücken der Gesetzgebung und auf sich allein gestellt, also im wahrsten Sinne in berufsständiger Selbstverwaltung, ihre Lösung versuchen will. Was sucht Zugend und Volk in Bild und Buch und wie fördern wir dieses Suchen zur Bildung einer wertvollen Persönlichkeit. Von Frieda Magnus - Unzer. Sucht Jugend und Volk überhaupt in Bild und Buch? Das ist die erste Frage. Den Kindern ist es eingeboren, daß sie von dem Augenblick an, der ihnen die Fähigkeit gibt, die Darstellung eines Bildes aufzufassen und zu deuten, immer wieder nach Bildern suchen, sich völlig in sie hineinleben, sie in den eigenen Lebens kreis einbeziehcn und nicht müde werden, Liebgcwordencs immer wieder auszuschlagcn. Wenn die ltbung des Lesens so weit gefördert ist, das; cs keine Anstrengung mehr bedeutet, so gibt es wohl selten ein Kind, das nicht mit Freuden lesend seinen Gesichtskreis erweitert, sobald ihm -das Richtige geboten wird, und ist ihm einmal der Weg gewiesen, so sucht es, mit seinem Empfinden oft an wunderlichen Äußerlichkeiten haftend, das, was ihm gemäß ist. Mehr denn je sucht aber heutzutage auch die arbeitende Jugend, die neunzig Prozent aller jungen Deutschen, die der Volksschule entwachse» sind, im Buche. Die Anregungen der Pflichtfortbildungs schule und der außerordentliche Wettkampf um die Erwerbsmöglich keiten treiben zu ernster Berufsausbildung selbst für die einfachsten Betätigungen. Kurzschrift, einfachste Buchführung und Berechnung erkennen viele als notwendigen Unterbau ihres Strebens. Fast jeder Bcrusszwcig hat Lcitschriften, die den Besitzern und Nutzern derselben einen Vorsprung geben. So ist das Buch in diesen Kreisen in erster Linie ein Lehrmeister nach der Schule, von welchem sie Unterweisung fordern. Die Jugend, die die Fortbildungsschule» und Berufsschulkursc besucht hat, wird das Suchen im Buch nie wieder ganz aufgebcu können, wenn sie nicht still zurücktritt in rein mechanische Hand arbeit, die es ja nur noch in der einfachsten Betätigung des unge lernten Arbeiters gibt. Fast jede andere Arbeit kann so hoch ge hoben werden, wie die geistige Kraft des Aussührenden cs gestattet. Diese geistige Kraft sucht ihre Stützen in sestgelegten Regeln, in sich neu eröffnenden Folgerungen, die in Büchern formuliert und besprochen werden. Der scheue Gedanke, daß in Büchern doch nur Dinge stehen, die man nicht versteht, ist aus dem Volke verschwunden. Die einfache Zeit, in der Bibel und Gesangbuch das Suchen des schlichten Gemüts befriedigten, ist überwunden. Neben den Büchern von praktischem Nutzen sollen andere Antwort geben auf die vielen Zweifel an dem Wert des Bestehenden, sollen Wege zeigen zu Glück, Frieden, Freiheit und Wohlstand. Selten sind es wohl Bücher mit abgeschlossenen Darlegungen, die hier gesucht werden, sondern Broschüren und Tagesschriften. Wenn bas Volk Bücher sucht außerhalb der Arbeits- und Welt anschauungssphäre, dann will es sich an ihnen ansruheu, will lachen und will seine Phantasie spazieren führen. Die schwere Konkurrenz, die dem Buch in der Richtung durch den Film erstanden ist, ist nicht zu verkennen, und doch ist der Film auch wieder ein Führer zum Buch, weil die Vergleichsmöglichkeitcn und die Anpassungs fähigkeit an geschilderte Darstellungen durch ihn geschult werden und oftmals der Gedanke ausgesprochen wird: »Wenn ich doch die schöne Geschichte aus dem Film noch einmal lesen könnte!« Es sind die neunzig Prozent der der Volksschule Entwachsene», deren Einstellung zum Buch ich hauptsächlich nachgehcn möchte, und wenn man schon jetzt ein Suchen in weiten Kreisen feststellen kann, so scheint es sicher, daß die neue pädagogische Richtung der Arbeits gemeinschaft zwischen Lehrer und Schüler die junge Generation immer mehr zum Buch als Mitarbeiter und Freund hinführen wird. Der einfach Gebildete sieht das Buch selten kritisch an. Es ist ihm Autorität, und deshalb kan» es viel aufrichtcn und viel zerstören. Was sucht nun Kind und Volk im Bild und in dem unterhalten den Buch? Das Kind sucht in ihm den Beistand zur Entwicklung all seiner inneren Möglichkeiten. Was der Alltag nicht gibt, was die umgebenden Menschen nicht bieten, das will es in Bild und Buch finden. Und die Jugend sucht Antwort aus die vielen ungelösten Fragen, die sic im Leben spürt, und will sich vorbereitcn zum Daseins kampf. Die Alteren aus dem Volk wollen sich ausruhen vom täglichen Wettbewerb und niit anderer Menschen Schicksalen mitfühlen, sie wollen Lebenshoffnungen an das Gelesene knüpfen können und ver langen, daß das Gute belohnt und das Böse bestraft wird. Wir wenigen, die wir tiefer in die Literatur sehen, die wir soziale und menschliche Pflichten in uns fühlen, sind berufen, dieses Suchen zum Heil jedes einzelnen zu fördern. Zehn Prozent gegen über neunzig Prozent! Wenn wir uns aber den größten Teil der gedruckten Bücher ansehen, besonders die Erscheinungen der letzten zehn Jahre in Betracht ziehen, so müssen wir bekennen, daß dieses alles nur fiir uns wenige bestimmt ist, daß das Herz für die Seele des Volkes in diesen Büchern nicht schlägt. Wir Menschenfreunde, wir Volksfrcuude, wir leiden Mangel trotz der Fülle. Werden Men schen heranreifen, die diesen Mangel beheben? Wir können jetzt nicht warten, wir müssen aus Altem und Neuem das am besten Geeignete nehmen, um das Suchen zu stillen. Die Kinder leiden nicht Not. Liebliche, fröhliche und auch litera risch wertvolle Kinderbücher find gerade in den letzten Jahren her ausgekommen. Es gibt viele stillgewordene Frauen, die sich frei- gemacht haben vom Alltag und mit den Kindern in der Sonne zu leben verstehen, und gütige Männer, die ihr Wissen dem Geiste des Kindes anpassen und Belehrung geben, indem sie unterhalten. Um die Heranwachsende Jugend aber werben Parteien und Welt- anschauungsrichtnngcn. Schwer ist es fiir sic, ein »eueres Buch zu finden, das nur Natur und Leben um ihrer selbst willen atmet. Und doch sollte gerade der Jugend die Freiheit gegönnt werden, an die Dinge heranzutreten und im Betrachten durch eigene Beziehunguahme Stellung zu gewinnen; denn die Jugend soll ja nicht in altgetretenen Pfaden das Gefühl für das Fließende alles Lebens verlieren; sie soll schöpferischen Geistes jeden Schritt breit prüfen. Es ist traurig, daß die zehn Prozent Einsichtigen in Wettstreit untereinander treten, welche ihrer Gruppen die meisten Volksgenossen an sich reißt. Was haben wir außer Richtungen zu bieten? Fühlen wir ein Gemeinsames mit den neunzig Prozent unserer Landsleute, die nach dem Buche suchen und cs zu finden wissen würde», wenn wir es ihnen 1351
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