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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1930
- Strukturtyp
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- 1930-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1930
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- Deutsch
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133, 12. Juni 1930. Redaktioneller Teil. Besseres Deutsch. Zu Anfang der neunziger Jahre erregte kein Buch außer Nem- brandt als Erzieher solches Aufsehen wie Wustmanns Sprachdumm- heiten. In welcher Gesellschaft man sich auch befand, über kurz oder lang kam das Gespräch auf dieses Buch. Den Nachlässigkeiten, Fehlern und Schwerfälligkeiten im Ausdruck war Wustmann gründlich zu Leibe gegangen, und der Erfolg blieb nicht aus. Das war vor vierzig Jahren, und heute? Wiederum ist eine bedenkliche Verlotte rung eingetreten, wiederum machen sich Verkehrtheiten breit, die der Schönheit unserer Muttersprache schlimmen Abbruch tun. Zwar hat der Kampf dagegen nie geruht — ich erinnere nur an die Tätig keit des Deutschen Sprachvereins und an Bücher wie die von Wasser zieher —, aber es sind dabei im allgemeinen nur Einzelheiten ge geißelt worden, wogegen ein eben bei Beck in München erschienenes Buch von Karl Schneider*) zum erstenmal seit längerer Zeit wieder etwas Ganzes bietet und fast keinen Teil der Sprachlehre unbe achtet läßt. Sein Buch, fesselnd geschrieben und übersichtlich einge- teilt, gibt Anregungen über Anregungen. Daß man mitunter anderer Ansicht sein wird, ist bei der Fülle des Stoffes selbstverständlich, aber gerade dadurch wird der Leser unwillkürlich gezwungen, sich mehr mit dem Wesen und dem Bau des Deutschen zu beschäftigen, und wenn dies in allen Kreisen so eingehend geschieht wie beim Erscheinen der Sprachdummheiten, dann ist zu hoffen, daß wieder ein besseres und reineres Deutsch in unseren Zeitungen und Büchern Platz findet. Ich kann mir nicht versagen, hier einige Stellen anzuführen, die den Buchhändler besonders angehen. Schneider geißelt die Weglassung des Wesfalls-s. »Man kann«, schreibt er, »heute Buchtitel, wie »Aus dem Reiche des Kondor« finden, in Zeitschriften von den »Stauwerken des Nil« erfahren oder die »Flugbahn des Bussard« abgebildet sehen usw.«. An anderer Stelle spricht er über die Beugung des Zeitworts. »Als schlechthin falsch muß jedoch eine Neuerung dieser Art bezeichnet werden, die in der Betriebssprache der Zeitungen heute mehr und mehr üblich wird, daß man nämlich das Einordnen des fertigen Satzes in die kleineren Spalten eines Blattes nicht mehr wie früher ein Umbrechen, sondern ein Umbrechen nennt.« Neu ist dieser Fehler >der Buchdrucker-Sprache allerdings nicht, sondern leider schon sehr alt. Im Abschnitt »Eigen wort (Adjektiv)« schreibt Schneider: »Zum Mißbrauch des Eigen wortes ist es auch zu rechnen, wenn ein solches zu einer ganzen Zu sammensetzung gestellt wird, während es tatsächlich nur zu einem Teil derselben gehört. Wenn in dieser Weise aus einer »Geschichte des römischen Rechts« eine »Römische Ncchtsgeschichte« wird, so kann das in der Alltagssprache unbedenklich hingehend in guter oder, wenn man will, bester deutscher Sprache, die doch auf Buchtiteln unbe dingt zu finden sein sollte, ist nur »Geschichte des römischen Rechts« am Platz, wie es in guter Sprache auch nicht »Arabische Grammatik«, sondern »Grammatik der arabischen Sprache« uss. heißt. Vorsicht empfiehlt Schneider bei der Anwendung von »nur« in der Bedeu tung ausschließlich. »Wenn aber beispielsweise von einem Buche ge sagt wird, daß es »nur empfohlen« oder gar, daß es »nur wärmstens empfohlen« werden könne, so wirkt der Widerspruch zwischen dem hervorhebenden Sinne des Satzes und dem beschränkenden Zusatz mißlich und im zweiten Falle geradezu lächerlich.« Er verwirft Ver fasserangaben in der Form Von vr. F. Lange, Vorsitzender der Handelskammer in B«. Zu den Erstarrungserscheinungen zählt der Verfasser das sügungslose Nebeneinander. »Die Verfassung des alten Deutschen Reiches kannte einen fränkischen, schwäbischen, sächsi schen und andere Kreise: wenn sich heute große Vereinigungen in Deutschland stammlich oder landsmannschaftlich gliedern, gibt es nur noch einen Gau Franken, Kreis Schwaben uss. . . . Manche Formeln dieser Art wie Hotel Müller, Mordsache Rosen sind heute schon so allgemein und nahezu ausschließlich üblich, daß der Kampf dagegen aussichtslos erscheinen mag, andere wie I. G. Schulze Nachf. — gemeint ist I. G. Schulzes Nachf. — sind offenbar auf dem besten Wege dazu; aus dem früheren sprachgemäßen B. G. Sch üdts Verlag ist schon lange fast allgemein Verlag B. G. Schmidt geworden, neuerdings muß es noch härter und starrer B. G. Schmidt Verlag heißen .... Angesehene deutsche Kunstforscher haben sich nicht gescheut, eine ihrem Zunftmeister Heinrich Wölfflin gewidmete Fest schrift als »Festschrift Heinrich Wölfflin« in die Welt gehen zu lassen.« — Tie Vielseitigkeit des Schneidcrschcn Buches ergibt sich schon aus diesen wenigen Beispielen, jeder Buchhändler muß es lesen, jeder Sortimenter m u ß sich dafür einsetzen. Eine Schrift Ernst von Coellns**) gilt denselben Bestrebungen, besonders den Verstößen gegen die Regeln der Rechtschreibung. Er behandelt den Stoff in folgenden Abschnitten: Papierdeutsch, Austria zismen, Modewörter, Mehrzahlbildung, Betonung, Wohllautbuch- *) Karl Schneider, Was ist gutes Deutsch? Ein Führer durch Schwierigkeiten und Zweifelsfälle. München, C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung. XVI, 275 S. 8° Lwd. 6.— RM. staben, Fremdwörter und Lehnwörter, Eigennamen, Fall- oder Kasus fehler, Formfehler, die S-Schreibung, Groß- oder Kleinschreibung, Rechtschreibfehler, Satz- und Wortzeichen, Die Wortteilungen, Fach ausdrücke der Buchdrucker. »Ich bin«, sagt er im Vorwort, --ein Buchdrucker, der in jahrzehntelanger Ausübung seines Berufes Ge legenheit hatte, Beispiele zu sammeln, die zur Schärfung des Sprach gefühls dienen können .... Es war mein Bestreben, einfach und deutlich, auch dem schlichten Manne verständlich, die Fehler auf zuzählen, die täglich gemacht werben«. Da der Verfasser demnach seine Beispiele den eigenen Beobachtungen entnehmen konnte, mag die Auswahl für österreichische Verhältnisse nicht zu beanstanden sein, für uns ist die Erwähnung von Theil, Thür, Wirth usw. überflüssig, da wir uns im Laufe von fünf Jahrzehnten vollständig an die Schrei bung ohne h gewöhnt haben. Reichlich hoch für den »schlichten Mann« ist teilweise der Abschnitt »Fremdwörter und Lehnwörter«. An anderer Stelle lese ich: »Die Buchhändler sagen zuweilen Neuigkeiten statt Neuheiten. Gutzuheißen ist dies nicht«. Ich bin entgegenge setzter Ansicht und befinde mich damit in guter Gesellschaft (Wust mann). Neben diesen und einigen anderen Mängeln bietet das kleine Buch aber auch viel Gutes und wird deshalb seinen Zweck erfüllen. Dresden. H. Ehlers. Der evangelische Jungbuchhändler (Sprachrohr des evangelischen Jungbuchhandels). Herausgegeben von der Vereinigung Evangelischer Buchhändler E. V. Verantwortlicher Schrift leiter: Hans Hermann Gaede, Leipzig. Das kürzlich erschienene Doppelheft 5/6 bringt vor allem zwei um fangreiche Referate über »Erfolg in Beruf und Leben« von H. H. Gaede und »Erfolg im Sortiment« von Wilhelm S ch m t tz, die auf der Sommerfreizeit »Markenhof« der evangelischen Jungbuchhänd ler im vergangenen Jahr gehalten wurden. Der Vortrag von Herrn Gaede, als Einleitung für die unter dem gleichen Thema stehende Freizeit gedacht, gibt die weltanschaulichen Grundlagen, in diesem Falle also die Stellung des evangelischen Buchhändlers zu seinem Beruf und zur Frage des Erfolges. Ausgehend von der Unterschei dung zwischen äußerem und innerem Erfolg und von der Spannung, die sich für den Christen aus dem scheinbaren Zwiespalt zwischen seiner Weltanschauung und den Forderungen des täglichen Lebens ergibt, kommt er zu dem Leitsatz: »Von einer klaren weltanschaulichen und sittlichen Haltung aus, d. h. von einem sittlich gefestigten Charakter darf und soll auch ein gewisser äußerer Erfolg in Beruf und Leben erstrebt werden, denn eine religiös-weltanschaulich gegrün dete Persönlichkeit erkennt die sittlichen und geistigen Linien, die zum inneren und damit wahren Erfolg führen«. Tie Berechtigung nach Erfolg zu streben und solchen zu erlangen, wird somit in den Charakter des Menschen, in sein inneres Wesen verlegt. »Unsere Arbeitsauffassung«, so heißt es an anderer Stelle, »unsere Persön lichkeit, unser Wissen und Können sind für den Erfolg entscheidend«. Zu diesen rein weltanschaulichen Ausführungen gesellt sich in dem zweiten Vortrag »Erfolg im Sortiment« eine auf ebenso breiter Grundlage aufgebaute Anleitung für die Praxis, die in allen Teilen den viel erfahrenen Praktiker zeigt. Dieser Aufsatz enthält so zahl reiche Vorschläge und Winke für junge Sortimenter, daß daö Heft schon aus diesem Grunde über den engeren Kreis seiner eigentlichen Leser hinaus Verbreitung finden sollte. Nacheinander werden die drei »Ele mente«, die für den Geschäftsersolg des Sortimenters bestimmend sind, ausführlich besprochen, nämlich der Verkäufer selbst, der Käufer und das Buch. Für die wichtige Frage des Einkaufs werden hierbei ganz bestimmte Regeln ausgestellt. Außer einem Stimmungsbericht über die Schwarzwalb-Freizeit enthält das Heft endlich noch einen Aufsatz über die Problematik des Jugendbuches, der von dem Vorsitzenden des Barmer Jugendschriften- Ausschusses, Herrn Lehrer Volkenborn, im Wuppertaler Jungbuch- händlerkreis gehalten wurde. Das Thema ist fast ausschließlich vom Standpunkt des Lehrers aus betrachtet: die großen Schwierigkeiten, die sich in der Auswahl der wertvollen Jugendschriften und in der Erziehung der Kinder zum sinnvollen Lesen für den Lehrer ergeben, können nach Ansicht des Referenten vielleicht durch Zusammenarbeit von Buchhändler und Lehrer überwunden werden. Nicht vergessen sei der beigefügte offene Brief, der über einige für den Kreis der evangelischen Jungbuchhändler besonders wichtige Bücher berichtet und der, regelmäßig fortgeführt, für den jungen Buchhändler gewiß eine freudig begrüßte Hilfe auf dem Gebiete der Bücherkunde bedeutet. vr. F r a tz s ch e r. **) Ernst von Coelln: Besseres Deutsch! Nachschlagebuch häufig auftretender Unrichtigkeiten im Deutschen, auf Dudenscher Grundlage zusammengestellt. Berlin, Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker. 116 S. gr. 8° Kart. NM 2.—. 548
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