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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1928
- Strukturtyp
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- 1928-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1928
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Nr. 70 <R. 38). Leipzig, Donnerstag den 22. März 1928. 95. Jahrgang. NrÄMwuAerTA Die Vordbuchhandlungerr auf den deutschen Überseedampfern. Im Rahmen derjenigen buchhändlerischen Unternehmen, die sich im heutigen Zeitalter des Verkehrs die Versorgung des reisenden Publikums mit Büchern und anderer geistiger Nahrung aller Art zur Aufgabe gemacht haben, nehmen einen besonderen Platz die Bordbuchhandlungen auf den großen Überseedampfern ein. Die gewaltige Entwicklung, die die Seeschiffahrt seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts — insbesondere in tech nischer Hinsicht — erlebte, hat den Reisen zur See viel von ihrer alten Romantik genommen und bewirkt, daß heutigentags eine Fahrt über den Ozean und nach fernen Erdteilen dem inter nationalen Reisenden, den Vertretern der großen Handelshäuser, Jndustriewerke und Banken, den Staatsmännern und Diplo maten, den Wirtschaftspolitikern, Schriftstellern und Künstlern und den wohlhabenden Überseern kaum mehr bedeutet als dem Binnenländer eine Bahnfahrt von einer Stadt seines Heimat landes zur anderen, deren Dauer vielleicht nicht mehr als 12 bis 24 Stunden beträgt. Entsprechend den ständig steigenden Erfordernissen des über seeischen Passagier-Verkehrs wetteifern die großen weltumspan nenden Schiffsreedereien, darunter an erster Stelle die deutschen, um durch einen ständigen sorgfältigsten Ausbau aller nur denk baren Einrichtungen der Sicherheit und der Bequemlichkeit ihrer Passagiere gerecht zu werden, und es ist keine Übertreibung, wenn die gewaltigen, mit jedem Komfort ausgestatteten »Ozeanriesen« unseres Jahrhunderts allgemein als schwimmende Hotels und Paläste bezeichnet werden. Außer den vortrefflich ausgewählten Bordbibliotheken bilden auf geistigem Gebiet eine wertvolle Ergänzung der vielen den Passagieren an Bord gebotenen Annehmlichkeiten die Bord buchhandlungen, Kren erste gegen Ende der neunziger Jahre unter der Initiative und Leitung der Verlagsbuchhand lung Georg Stilke, Berlin — Hamburg auf den Schiffen der Hamburg-Amerika-Linie und des Norddeutschen Lloyd (letztere seit etwa 1905 unter der Regie der Buchhandlung FranzLeuwer, Bremen) entstanden. Sie sind bestimmt, ähnlich den Hotel- und anderen Verkehrsbuchhandlungen an Land, den Passagieren den Einkauf guter Literatur und aller wichtigen Neuerscheinungen des Büchermarktes auch auf See zu ermöglichen. Umfang und Einrichtung der Bordbuchhandlungen richten sich nach der Größe des Schiffes, auf dem sie sich befinden, nach den an Bord naturgemäß etwas beschränkten Raumverhält nissen, sowie auch nach der Anzahl und der Zusammensetzung der Passagiere, die mit ihm befördert werden. Bei den großen erst klassigen Passagierdampfern, auf denen anfangs nur offene Ber- kaufsschränke, ähnlich dem ehemaligen offenen Verkaufsstand der Bahnhofs- und Hotelbuchhandlungen, zur Aufnahme und Auslage der an Bord geführten Werke zur Verfügung gestellt werden konnten, ist man jetzt dazu übergegangen, richtige kleine Verkaufsläden für die Bordbuchhandlung einzurichten, die dann mitunter auch mit dem Verkauf von kunsthandwerklichen und anderen hübschen Geschcnkgegenständen verbunden sind. Der Verkauf selbst und die Verwaltung des Lagers an Bord liegt hier in den Händen eines eigens für den Buchladen ange musterten buchhändlerischen Angestellten (Verkäufer oder Ver käuferin). Die Bestände, stets in Anpassung an den vorhandenen Platz aufs sorgfältigste zusammengestellt, werden nach Beendigung jeder Reise in der Zentralstelle des Heimathafens nach Maßgabe der getätigten Verkäufe und mit den inzwischen herausgekomme nen Neuerscheinungen bestens ergänzt. Auf den mittleren und kleineren Schiffen ist die Bordbuch handlung in meist auf einem der Vorplätze zu den Salons auf gestellten Ausstellungsschränken untergebracht. Ihre Verwaltung liegt in den Händen von Bordangestellten (Obersteward, Assi stent oder Salonsteward), die mit dem Geschäft besonders ver traut sind und die Funktion des Verkäufers neben ihren sonstigen Dienstobliegenheiten wahrzunehmen haben. Für die Auswahl der Bordsortimente sind zwei Gesichts punkte von besonderer Wichtigkeit: die Größe und Klasse des Schiffes, denen sich im allgemeinen auch der Umfang der Bord buchhandlung anpaßt und mit denen auch die Art und die An sprüche der Passagiere in einem gewissen Zusammenhang stehen sowie der Reiseweg und das Reiseziel des Schiffes und hierbei wieder der Umstand, ob es sich um eine regelmäßige Routen- (z. B. Hamburg—New Uork) oder um eine Touristenfahrt (Nord landfahrten, Weltreisen usw.) handelt. Vorangestellt werden darf die Tatsache, daß, anders als im Verkehrsbuchhandel an Land, wert- und gehaltvollere Bücher im allgemeinen an Bord lieber gekauft werden als leichte Unter haltungsliteratur, und daß insbesondere das gute belletristische Buch für den Auslanddeutschen einen Heimatgruß, ja ein Stück seiner alten Heimat bedeutet, das er auch seinen Kindern und Enkeln gern mitbringt, um ihnen durch Dichtermund das Land ihrer Vorfahren auch geistig näherzubringen. Abgesetzt werden ferner geschichtliche Romanwerke, flüssig geschriebene Biographien und namhafte Werke über aktuelle Zeitfragen. Wirtschaftliche Abhandlungen über europäische und überseeische Länder finden bei der die Schiffe benutzenden internationalen Geschäftswelt be sonderen Anklang, desgleichen auch politische Werke namhafter Staatsmänner über Gegenwartsfragen und solche der jüngsten ereignisreichen Vergangenheit. Allerdings muß sich der Bordbuchhandel bei der Auslage und dem Verkauf von Politischen Werken und Schriften eine gewisse Zurückhaltung auferlegen, da die Auslage eines dem einen oder anderen Passagier auf Grund seiner eigenen Anschauung nicht genehmen politischen Werkes oder auch von Werken solcher Autoren, die ihm auf Grund ihrer politischen Einstellung un sympathisch sind, zu Beschwerden dieser Passagiere bei den Reede reien geführt hat. Diese wünschen als reine Transportunter nehmen in ihren Bordbuchhandlungen naturgemäß alles ausge schieden zu sehen, was geeignet ist, die Unzufriedenheit auch nur eines und sei es des letzten ihrer Passagiere herbeizuführen. Rcisebeschreibungen und Reiseerlebnisse werden, zumal wenn die Materie in flüssiger und nicht zu wissenschaftlicher Form be handelt wird, auch auf allen Routenfahrten gern gekauft. Auf den Touristenfahrten, die vorwiegend ins Mittelmeer, nach den norwegischen Fjorden und Spitzbergen sowie nach Westindien und auch rings um die Erde führen, besteht meist eine rege Nach- 317
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