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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1931
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- 1931-06-30
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- 30.06.1931
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148, 30. Juni 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. konnten. Röders Erfindung war schon von großen Firmen als für sie nicht anwendbar abgelehnt worden, als die Frage auch an Abraham herantrat und er die Tragweite des neuen Verfahrens so fort erkannte. Nun ist es herzerfreuend zu sehen, wie das gegen seitige Vertrauen: Abrahams Vertrauen zu Röders Erfindung, Rö ders Vertrauen zu Abrahams kaufmännischem Genie die schönsten Früchte zeitigte .... Bald konnten als erste Frucht der gemein samen Tätigkeit Bachs Wohltemperiertes Klavier in zwei Bänden und Beethovens sämtliche Sonaten in einem Bande, und zwar als Edition Peters Nr. 1, 2, 3 publiziert werden; der als inter national verständlich gewählte Name ,Edition Peters' erschien hier zum erstenmale. Tadelloser Stich, für damalige Ansprüche treff licher Druck, gutes Papier, handliches Format, das alles bot die neue Ausgabe zu einem Preise, der kaum mehr betrug, als man bisher für ein einzelnes Werk aus den Bänden zu bezahlen hatte. Begreiflich, daß dies Sensation in weiten musikalischen Kreisen her vorrief. Hans von Bülow erließ in München einen Aufruf am schwarzen Brett, in welchem er die Musikstudierenden auf die glän zende und beispiellos billige Ausgabe von Beethovens Sonaten hin wies. Dieses Werk spornte Abraham an, auf dem beschrittenen Wege weiterzugehen. Werken von Händel folgten solche von Mozart. Bald kamen Beethovens Sinfonien in der vierhändigen Bearbeitung von Ulrich heraus und errangen wärmste Worte der Anerkennung von Clara Schumann und anderen Autoritäten. In Tages- und Fach presse wies die Kritik auf die neuen Ausgaben hin« Be sonders das Schubertalbum und Erks Liederschatz fanden eine dem Volkslied gleiche Verbreitung. Obwohl noch manche Schwierigkeiten zu überwinden waren, ge lang es auf diesem Wege der einzigartigen Energie Abrahams, binnen zwei Fahrzehnten eine Edition zu schaffen, die die bedeutendsten Werke der Musikliteratur in sich vereinigte und deren Namen, gleich einem Zauberwort, bald die ganze Kulturwelt durcheilte. Und als dann im Jahre 1888 der erste große Peters-Katalog erschien, konnte Abraham mit Genugtuung im Vorwort schreiben: »Vor 26 Jahren hat die Unterzeichnete Verlagshandlung sich die Aufgabe gestellt, Sie Werke der Heroen der Musik durch kritisch revidierte, nicht zu teure Ausgaben der musikalischen Welt zugänglich zu machen. Der vor liegende Katalog führt den Beweis, daß das erstrebte Ziel erreicht ist, denn kaum ein einziges wichtiges Werk der großen Periode von Vach bis Schumann wird m demselben vermißt werden, und für die Korrektheit bürgen die Namen der Herausgeber«. Als Herausgeber hatte Abraham Männer von ersten Namen für seinen Verlag gewonnen und scheute kein Opfer, um diesen oft lang wierige Quellenstudien zu ermöglichen. Man denkt hier z. B. an Mai: Friedlaenders Schubertliederausgabe, die als erste kritische Publikation noch vor der Gesamtausgabe erschien. Es ist interessant zu erfahren, daß Abraham schon damals Edierungsgrundsätze ver trat, die, in jener Zeit noch von den wenigsten Musikern geteilt, erst heute allgemein geworden sind. So schreibt er 1886 an den Violon cellisten Grützmacher: »Ich halte es für meine heilige Pflicht, ja für meine Lebensaufgabe, die klassischen Werke der Mit- und Nachwelt ge nau so zu übermitteln, wie sie komponiert sind und dieselben nur durch moderne Schreibweise und Hinzusügung des Fingersatzes den Spielern zugängiger zu machen. Dagegen ist eine Änderung der Noten, Vor tragszeichen, ein Zusatz irgendwelcher Art, um die Werke Wirkungs voller' zu machen, meiner Überzeugung nach ganz und gar unstatthaft«. Aber auch für die Lebenden hatte Abraham ein offenes Auge. Hier ist vor allem sein Verhältnis zu dem jungen Grieg zu nennen, das sich zu einer Lebensfreundschaft gestaltete. Als einer der ersten hatte er dessen ausgeprägte Künstlererscheinung erkannt. Den anfäng lichen Mißerfolgen begegnete er mit Kaltblütigkeit; ab-er auch der sich allmählich einstellende Welterfolg überraschte ihn keineswegs. Er war seiner Sache sicher. So sind denn auch nahezu sämtliche Werke dieses Komponisten in der Edition Peters erschienen. Auch Brahms, mit dem Abraham durch ein besonders herzliches Verhältnis verbunden war, und Wagner (Kaiscrmarsch) gaben Gastrollen, später kamen noch Moszkowski, Sinding und andere dazu. Es ist bezeichnend, daß sich Abrahams Wollen und Streben nicht in seinem Verlagswerk erschöpfen konnte. Je älter er wurde, um so mehr traten seine idealistischen Neigungen in den Vordergrund. Be sonders die 1894 mit 10 000 Bänden gegründete und der Stadt Leip zig gestiftete Musikbibliothek Peters, ferner reiche Unterstützungen öffentlicher Wohlsahrtseiurichtungen und vieles andere mehr geben Zeugnis von seinem von wahrer Humanität getragenen Wirken. Als eine durch und durch sachliche, jedem äußeren Hervortreten abholde Natur ging Abraham still seines Weges, und als am 8. Dezember 1900 — acht Tage nach der 100-Jahrfeier der Firma C. F. Peters — der Tod seinem Leben ein Ziel setzte, wußten verhältnismäßig wenige, daß mit diesem genialen Verleger zugleich auch ein edler Menschenfreund dahingegangen war. Wenn der Verlag Peters heute noch, trotz veränderter Zeiten, im Sinne seines Gründers geleitet wird, unb wenn bis heute die in Abrahams Lebenswerke niedergelegten Ideen wirksam bleiben konnten, so geschieht es, weil der Geist dieses Mannes etwas von jenem Absolutum großer Menschen in sich hatte, dem, da unabhängig von Zeitströmungen, ein lebendiges Fortwirken über Zeitgrenzen hinaus beschieden ist. Bereinigte Deutsche Priifungsausschiiffe für Jugendschriften (Arbeitsgemeinschaft für geistige Jugendpflege). Hauptversammlung in Frankfurt a. Main, 28. Mai 1931. Der Hauptgegenstnnd der Tagung: Jugend und Buch in der Gegenwart, wurde in zwei Vorträgen behandelt. An erster Stelle sprach Karl Vaupel, Nierenhos <Ruhr>, der Heraus geber der vom Kinde aus geschossenen Biicher »Die Kinder sagen es« und »Kinder und ihre Tiere», an zweiter Stelle John Barfaut, Hamburg, der Vorsitzende der Bereinigten Deutschen Prtifungsaus- schüsfe. Karl Vaupel wies darauf hin, daß wie bei Erwachsenen auch bei Kindern und Jugendlichen das Buch nur eine Möglichkeit zur Erfassung des Menschenbildes und zur tätigen Anteilnahme am Leben der Gegenwart bedeutet. Die Bindung von Jugend und Schrifttum und Gegenwartswelt ist eine selbstverständliche Forde rung. Wenn diese drei Momente ungebunden bleiben, hat es keinen Zweck, vom Werte der erziehenden Jugendschrift zu sprechen. Unser Blick muß zunächst auf das Kind und seine Welt gerichtet sein, dann auf das kulturelle Leben der Gegenwart und danach erst auf das Schrifttum. Jugendbücher müssen der Wesenheit des Kindes gemäß gestaltet sein. Die Psychologie der Form steckt aber noch in den ersten Anfängen. Echtes Gestalten führt von selbst zur künstle rischen Form. Das Kind scheint aber jene Erscheinungen der Form abzulehnen, die Kunst im herkömmlichen Sinne bedeuten. Es liegt also eine Schwäche in der Wolgastschen Forderung: Die Jugend schrift muß ein Kunstwerk sein. Schon vor etwa 30 Jahren er klärte Heinrich Scharrelmann, es kämen ihm Bedenken, wenn er auf Kunstwerke und zugleich auf Kinder sähe. Noch ist die Ästhetik des Kindes nicht gefunden. Wir müssen von der Person des Kindes in die Welt des Kindes eindringen und die Primärität des Kindes auch durch das Buch zu kultivieren suchen. Nicht nur Dichter und Maler vermögen dem Kinde etwas zu geben, sondern auch andere Kinder und Jugendliche. Man darf nicht bloß den Inhalt einer Jugendschrift prüfen, sondern muß auch, und zwar mehr als bisher, auf die Form achten; denn den jugendlichen Menschen ergreift die Form ungemein, nicht bloß der Inhalt. Es ist aber schwer, von einer allgemeinen Form zu reden. Jede Form ist einer Zeit eigentümlich, und der Mensch seiner Zeit ist Träger der Form. Formvermögen unv Aufnahmefähigkeit für die Form entwickeln sich biologisch. Gegenwärtigkeit ist vor allem von den Sachbüchern zu fordern. Die Begegnung mit Sachen schafft eine besondere Lebensnähe. Es ist weit schwerer, Kindertümlichkeit in der Sachdarstellung zu erreichen als in der dichterischen Jugendschrift. Das beweist die Tatsache, daß Sachdarstellungen für jüngere Kinder meist unbedeutend sind. Die Sachen entwickeln im Kinde den werdenden Geist, sie müssen sich also eingliedern in die Welt des Kindes. Das Kind vermag einen Sach- gegenstand nur zu erfassen, wenn er in ein menschliches Verhältnis zum Kinde kommt. Darum darf eine Sache nicht in das Kind hinein gedrängt, sondern muß auf das Kind zu bewegt werden. Aufgabe des Sachbuches ist es demnach nicht, dem Kinde sachliche Stoffe zu ver mitteln; es soll vielmehr das Kind in seine Sachwelt hineinführen. John Barfaut begann mit einem Rückblick auf die Be mühungen der deutschen Lehrerschaft um die Jugendlektüre. Unter der Führung Wolgasts fing vor mehr als dreißig Jahren der erfolg reiche Kampf gegen das spezifische Jugendbuch der alten Art an. Drei Jahrzehnte beherrschte nun der Kunsterziehungsgedanke die Jugendschriftenbewegung. Die Bücherauswahl ging in erster Linie vom Kunstwerk aus und nahm erst in zweiter Linie Rücksicht auf die Berllhrungs- und Wirkungsmöglichkeit auf das Kind. Heute erkennt man den Selbstzweck des Kunstwerkes nicht mehr bedingungslos an und verlangt, daß das Kind von heute in seiner Beziehung zum sozialen und kulturellen Leben der Gegenwart stärker berücksichtigt werden muß. Man will die Vorherrschaft des ästhetischen Auswahl grundsatzes brechen und daneben wenigstens als gleichberechtigt den psychologischen und soziologischen stellen. Der heutige Erzieher, der in dem Kinde den lebendigen Menschen der Gegenwart sieht, be zweifelt, daß in vergangener Zeit geschaffene Dichtungen innere Be rührung mit dem jetzigen Kinde finden werden. Nur der Erwachsene vermag das »ewig Menschliche« zeitlich ferner Dichtungen heraus- 623
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