Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1934
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- 1934-05-19
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- 19.05.1934
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-05
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sX? 115, 10. Mai 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b.Dtschn Buchhandel. diesem Preise von RM 2,— entlohnen Sie auch noch den Ver leger, der es herausbrachte, den Stecher, der die Noten stach, den Drucker, der das Heft druckte, den Buchbinder, der es band, die Papierfabrik, die das schöne blütenweiße Papier lieferte, die Hütte, die Blei und Kupfer für Notenplatten hervorbrachte, die Farbenfabrik, die die Druckerschwärze schuf, den Komponisten, der die Musik erdachte, den Übersetzer, der den Text ins Deutsche über trug und schließlich noch den Vater Staat, der etwa zwei Dutzend Steuern auf dies Heft legte«. Da faßte sich der Käufer an den Kopf und sagte: »Sie haben recht, dafür sind RM 2,— recht wenig. Aber sagen Sie mir — und hierbei legte er zwei blanke Mark stücke auf den Verkaufstisch —, wie verteilen sich denn diese beiden Markstücke auf alle diese Leute, von denen Sie mir soeben spra chen?« Da errötete der Musikalienhändler — die Geschichte ist, wie gesagt, eine Legende — und sprach: »Damit ichs nur gestehe: das eine Markstück behalte ich, in das andere Markstück müssen sich alle die anderen teilen«. Da ergrimmte der Notenkäufer und sagte — doch hier bricht die Legende ab; wir wissen nicht, was er sagte, genug, daß er ergrimmte, und mit Recht. Es liegt vom volkswirtschaftlichen Standpunkt ein Fehler darin, wenn der Preis, den der Verlag für seine Erzeugnisse er hält, vom Musikalienhändler um 100°/° erhöht wird. Dies ist aber bei den meisten klassischen Werken, Unterrichtswerken, Lie derheften, Bandausgaben, Bogenartikeln usw. der Fall. Zugege ben, daß das Geschäft des Musikalienhändlers, so wie es jetzt be trieben wird, trotz dieses hohen Rabattes keine auskömmliche Ge winnspanne erübrigt; trotzdem liegt ein Konstruktionsfehler vor, über dessen Lösung in diesen! eng gespannten Rahmen unmöglich Näheres gesagt werden kann. Aber es kann angedeutet werden, daß das deutsche Musiksortiment eines völlig neuen inneren Auf baues bedarf, der es wieder voll lebensfähig macht. Es liegt im eigensten Interesse des Verlags, daß seine Nachbargewerbe nicht Not leiden. Adolf Hitler hat einmal im Hinblick auf die Be ziehungen der Völker untereinander gesagt, es sei ein verhängnis voller Irrtum zu glauben, daß es dem einen Volk gut gehen könne, weil es dem anderen schlecht ginge. Dieser Erfahrungssatz ist auch auf benachbarte Gewerbe mit der gleichen Folgerichtigkeit anzuwenden. Ich bitte mir daher zu glauben, daß ich nicht ?ro äomo rede, wenn ich für unser Notendruckgewerbe eine Lanze breche. Der begreifliche Wunsch, so billig wie möglich herzustellen, hat bereits in zahlreichen Fällen den unübertrefflichen deutschen Notenstich verdrängt und durch die Autographie ersetzt. Ein großer Prozentsatz von Notenstechern ist dadurch arbeitslos ge worden. Es ist bekannt, daß eine weltberühmte Leipziger Noten druckerei nur im Wege des Vergleichsverfahrens erhalten bleiben konnte. Diese Tatsache sollte zu denken geben. Die gegenwärtig im gesamten graphischen Gewerbe übliche Preisdrückerei und Preis- schlcuderei ist geradezu schändlich. Im Mitteilungsblatt des Deut schen Arbeiter-Verbandes des graphischen Gewerbes vom 14. April erschien ein Artikel mit der Überschrift »Meilensteine am Wege zum Ruin«. In auffallender graphischer Darstellung waren die Ergebnisse der Kalkulationen von 25 verschiedenen Druckereien wiedergcgeben mit Preisdifferenzen bis zu 73°/°. »Druckereibesitzer wacht auf!« schreibt das Blatt und weiter: »Eine offizielle Preisregelung kann gar nicht dringend genug gefordert werden. So schnell wie möglich wird hier zuzupacken sein, um die Unvernünftigen, wenn sie es nicht gutwillig einsehen wollen, zur Vernunft zu zwingen.« Ich bitte nicht die Köpfe zu schütteln, daß ich als Musikverleger hier die Geschäfte unserer Lieferanten zu besorgen scheine. Wer volkswirtschaftlich zu denken vermag, wird meinen Standpunkt teilen müssen. Wir sind damit bei der Ausgabenseite angelangt. Daß der deutsche Musikverlag seine Neuproduktion, die er eigentlich ge sunderweise nur aus erzielten Gewinnen bestreiten sollte, auch in Verlustjahren nicht völlig eingestellt hat, beweist, daß es ihm mit der Erfüllung seiner kulturellen Pflichten ernst ist. Immerhin hat der Erwerb von neuen Kompositionen selbstverständlich stark nachgelassen. Wirklich Wertvolles bleibt aber auch heute noch in aller Regel nicht ungedruckt. Und soweit es mir bekannt gewor den ist, hat auch die Verständigung mit den Autoren in der Ho norarfrage nicht zu Schwierigkeiten geführt. Dagegen ist an der Werbung an vielen Stellen falsch gespart worden. Unser An- 452 zeigenblatt, der »Musikalienhandel«, der in guten Zeiten zweimal wöchentlich erschien, erscheint jetzt einmal monatlich, und auch in den Musikzeitschriften sind die Verlegerinserate recht spärlich ge worden. Die im Verlag gezahlten Gehälter sind an sich den Zeit- Verhältnissen angepaßt worden, doch wird die Tatsache als be drückend empfunden, daß im ganzen sehr viel mehr Personal an seiner Arbeitsstätte belassen worden ist, als nach dem erzielten Umsatz eigentlich gerechtfertigt wäre. Aber aus sozialen und Prak tischen Gründen mußte im großen ganzen der vorhandene Appa rat erhalten werden. Neben der Vielgestaltigkeit der noch immer zu hohen Soziallasten fallen insbesondere die zahlreichen Ver eins- und Verbandsbeiträge ins Gewicht, die jedem Betriebe auf erlegt werden. Da ist der Fachverband, der Kreisverein, der Bör senverein, die Kammer, die Arbeitsfront und anderes mehr; beim gemischten Betriebe verdoppeln und verdreifachen sich diese Zu gehörigkeiten. Eine fühlbare Senkung der Steuern ist leider bis her nicht eingetreten, es sei denn, man rechne dazu die Tatsache, daß der Geschäftsinhaber auf eine sehr einfache Weise von der Ein kommensteuer befreit wird, da man wenigstens für Verluste nicht auch noch Einkommensteuer zahlen muß. Im ganzen ist auf der Ausgabenseite bei uns kaum noch zu sparen. Immer nur sparen und verkleinern macht einen Betrieb auch nicht gesund. Wir find uns darüber klar, daß eine wirkliche Gesundung unseres Berufs nur gemeinsam mit der allgemeinen Gesundung der deutschen Wirtschaft erwartet werden kann. Im merhin ist eine Reihe von Möglichkeiten gegeben, die einen all mählichen Anstieg wohl vorbereiten können und die ich daher kurz hier erwähnen möchte. Recht gut möglich wäre im Musikverlag eine gewisse Ratio nalisierung der Produktion. Es ist völlig überflüssig, daß dieselbe klassische Sonatensammlung oder dasselbe bekannte Klavierunter richtswerk in 6—8 etwa gleichwertigen Konkurrenzausgaben auf den Markt geworfen wird. Es ist weiterhin töricht, wenn für Standardwerke der Musikliteratur Preise genommen werden, die unter den Gestehungspreisen liegen, und bei deren Vermittlung das Sortiment sich zu Tode verkauft. Ich gebe zu, daß der Augen blick für Preissteigerungen jetzt nicht gegeben ist. Er war aber im Zeitpunkte der Auswirkungen der Deflation gegeben, und das Sortiment forderte sogar die Preiserhöhung in einer vernehm lichen Kundgebung; der rechte Augenblick ist aber versäumt wor den, weil von den Beteiligten einer dem anderen zu wenig traute, um eine vernünftige Preiskonvention einzugehen. Hier kann un bedingt Wandel geschaffen werden, und ich möchte mir Vorbehal ten, für diese Fragen das Amt für buchhäudlerische Gemeinschafts arbeit zu interessieren, das vom Ersten Vorsteher des Börsenver eins kürzlich ins Leben gerufen worden ist. Eine weitere Hilfe könnte uns zuteil werden durch die wie derholt geforderte Wiederauffüllung der Kulturetats des Reiches, der Länder und der Gemeinden. Ein kraftvoller und lückenloser Schutz des festen Ladenpreises und eine Bekämpfung des Auch- Musikalienhandels durch Fernhalten von der Ausübung des Ge werbes würde ebenfalls fühlbar zu einer Besserung beitragen. Auf dem Gebiete des Urheber- und Verlagsrechtes erhoffen wir die baldige Verabschiedung der mehrfach durchberatcnen Urheber rechtsnovelle, die die vom Musikverlag seit Jahren geforderte Verlängerung der Schutzfrist auf fünfzig Jahre nach dem Tode des Urhebers vorsieht. Die darin erstmalig erscheinende Teilung des Urheberrechts in ein unabdingbares Persönlichkeitsrecht und übertragbare Werknutzungsrechte hat unsere verständnisvollste Zustimmung gefunden. Verlagsverträge müssen auch künftig so beschaffen sein, daß der Verlag bei aller Wahrung berechtigter persönlicher Ansprüche der Urheber das erworbene Werk als Han delsgut nutzen kann. Die von dem Herrn Präsidenten der Reichsmusikkammer an läßlich des Ersten Deutschen Komponistentages angekündigten finanziellen Beihilfen zur Drucklegung wertvoller Kompositionen begrüßen wir lebhaft als ein Mittel zur Arbeitsbeschaffung und zur Ausfüllung bedauerlicher Lücken in unserer Produktion. Unsere Abnehmer bitten wir herzlich, nach dem Merkblatt zu handeln, welches der Deutsche Industrie- und Handelstag ge meinsam mit den Reichsständen der Industrie, des Handels und Handwerks unter der Überschrift »Disziplin und Verantwortungs-
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