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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1929
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- 1929-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1929
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- Deutsch
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RrDMioueUer Ml. Über Lehrlingsausbildung. Ein Bericht über die dritte Jungbuchhändlcrwoche in Reichenberg vom 7.—13. Juli 1929, veranstaltet vom Verband der deutschen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler in der Tschechoslowakei und den Genossenschaften der Buchhändler, verlangt automatisch eine Schilderung unserer Sonderstellung innerhalb der großen Buchhandelsfamilie. Die deutschen Buch handlungen in der Tschechoslowakei sind in der großen Mehr zahl Kleinbetriebe, vielfach Familienbetriebe. In der Vorkriegszeit lernten die Söhne der Besitzer im väterlichen Geschäft und beendeten die Ausbildung in angesehenen Buchhandlungen Wiens oder Deutschlands. Heute lernen Söhne und Töchter auch im eigenen Geschäft, aber die weitere Ausbildung ist infolge des Arbeitsschutzgefetzes in den allerwenigsten Fällen im Auslande möglich. Die wenigen Groß betriebe im Inland können aus einer Reihe von naheliegenden Gründen gerade Kollegensöhne und -töchter nicht aufnehmen. Da der Buchhandel in der Tschechoslowakei ein konzessio niertes Gewerbe ist, d. h. die Landesbehörde erteilt nach An hörung genossenschaftlicher Organisationen und lokaler Ämter die Berechtigung zur selbständigen Ausübung des Berufs, und, wie oben erwähnt wurde, eine bedeutende Reihe von Unterneh mungen Familienbetriebe sind, so ist der Aufstieg beschränkt. Hinzu kommt, daß zum Kauf einer bestehenden Buchhandlung ein bedeutendes Kapital erforderlich ist. Für den nicht aus ver wandtschaftlichen Gründen dem Buchhandel nahestehenden Schulentwachsenen liegt also kein Anreiz vor, dem Buchhandel zuzustreben, selbst wenn die Neigung vorliegt. Die Aufstiegs möglichkeit ist nach allen Seiten hin zu gering. Der Nachwuchs unterliegt daher fast ausschließlich dem Zufall. Die Schulaus bildung nimmt auf den künftigen Beruf keine Rücksicht. Aus diesen Gründen ist es erklärlich, daß gerade in der Tschechoslowakei die Frage der Weiterbildung des Nach wuchses außerhalb des Lchrgeschäftes gepflegt und in einer bis her unbekannten Art durchgeführt werden mußte. Weil in Deutschland der Buchhandelsangestellte eine Lebensstellung -in verhältnismäßig ausreichender Zahl finden kann, ist der Zu strom mit beabsichtigter Vorbildung selbstverständlich größer- Weil der Zustrom ein größerer ist, ist die individuelle Weiter bildung als Gehilfe leicht möglich. Man darf dem deutschen Buchhandel in der Tschechoslowakei nicht den Vorwurf machen, daß er seine Lehrlinge nicht genügend ausbilde — natürlich gibt es hier wie überall Ausnahmen, und diese sollen und dürfen nicht unter Schutz gestellt werden. Wir mußten die Lehrlingsausbildung daher aus Selbsterhaltungsgründen pfle gen. Auf den Genossenschafts- und Verbandstagen seit 1925, also bereits sechs Jahre nach dem Kriege, erscheint der Tagungs punkt: Ausbildung des Nachwuchses. Die Durchführung der Pläne scheiterte, weil es an geeigneten Lehrkräften fehlte. Im Jahre 1927 leitete Kollege Schlaffer in Karlsbad den ersten Lehrlingskursus. Herr Schlaffer hielt im Kursus selbst die meisten Vorträge. Der zweite Lchrlingskursus, 1928 in Reichenberg, stand im Zeichen der Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung des Herrn Theodor Marcus-Breslau, der im Einver nehmen mit dem Börsenverein den Kursus übernahm, über den Kursus 1927 und 1928 wurde im »Buchhändler«, über den Kursus 1928 auch im Börsenblatt berichtet. Im Herbst 1928 kamen in Klein-Jser mit Professor vr. Menz und Theodor Marcus deutsche selbständige Buchhändler aus der Tschechoslowakei zusammen. U. a. wurde lang und ausführlich über die Frage diskutiert, wie der Nachwuchs, wie wir ihn brauchen, herangebildet werden müßte. Im nassen Herbstwetter wurde in der einfachen Jsergebirgsbaude tagelang ernsthaft berichtet, besprochen, Schlüsse gezogen, über diese Tagung berichtete der Öffentlichkeit nur ein launiger Bericht eines Teilnehmers im »Buchhändler«. Aber das bedeutende Er gebnis der viertägigen Chefzusammenkunft ist, daß über die Form der Ausbildung des Lehrlings außerhalb des Geschäftes Klarheit erarbeitet wurde. Und heute, nachdem das erste Drittel des ersten Kursuslehrganges hinter uns liegt, glauben wir sagen zu können, daß der Plan von Klein-Jser mit Erfolg und ohne Änderung durchgeführt werden kann. Der wesentliche Mangel des Kursus 1928 war der, daß für einzelne Themen (Beruf und Presse u. a.) nicht im Beruf Stehende gewonnen wurden. Ferner: Das Programm von 1928 mit gleichzeitigem Ende des Kursus regte nur an, bildete aber nicht weiter! über den Erfolg im großen blieben Lehrer und Veranstalter ununterrichtet. Natürlich bestehen zwischen ein zelnen Teilnehmern untereinander und Teilnehmern und Kur susleiter noch Verbindungen, aber doch nur solche privater Natur. In Klein-Jser standen als Problem schließlich zwei Arten der Ausbildung des Nachwuchses gegenüber. Erstens: ein in wesentlichen Punkten aufgebauter Fernkursus mit einer Zu sammenkunft während des Kursus; zweitens: eine Zusam menkunft von je einer Woche zu Beginn und am Ende des Kursus, -verbunden mit fernkursusähnlichen schriftlichen Ar beiten in -der Zwischenzeit. Aus personellen und geldlichen Grün den mußten wir zur zweiten Art der Weiterbildung kommen. Herr Theodor Marcus - Breslau übernahm die vollständige Leitung dieses zweijährigen Versuchs lehrgangs allein. Ihm sei auch an dieser Stelle gedankt. Das Programm der Anfangswoche lautete: Sonntag: Anreisetag. Abends Zusammenkunft. Montag: 169—10 Uhr: Auflockerungsgespräch: Warum wurdest Du Buchhändler? 10—11 Uhr: Schriftliche Wiedergabe des Auflockerungsgesprächs. 11—12 Uhr: Von der Gliede rung des Gesamtbuchhan-dels (Verlag, Sortiment, Kommis sionär usw.). 3—5 Uhr: Auswertung der Stunde von 11 bis 12 Uhr mit dem Ziele, zu zeigen, wo der Lehrbetrieb im Gesamtrahmcn des Buchhandels steht. Dienstag: 169—10 Uhr: Von der Bibliographie. 1411—12 Uhr: Praktische Aufgaben in der Gesamtheit und gruppenweise. 3—5 Uhr: Wie orientiere ich mich über -die Strömun gen der modernen Literatur? Mittwoch: 149—1-10 Uhr: Vortrag über buchhändlerische Wer bung. 10—1 Uhr: Besprechung von einzelnen Werbemit teln mit praktischen Übungen. Nachm.: Ausflug. Donnerstag: 169—12 Uhr: Schule und Buch. 3—5 Uhr: Frau und Buch. (An Hand dieser beiden Themen sollte gezeigt werden, auf welche besonderen Momente der Buchhändler bei seiner Werbung achten muß.) Freitag: 9—12 Uhr: Schriftliche Wiedergabe des Donnerstags nach freier Wahl des Themas. 3—'45 Uhr: Durchbe sprechung der schriftlichen Arbeiten. 165—146 Uhr: Die Grenzen buchhändlerischer Werbung. ' Sonnabend: 149—1 Uhr: Bern? und Berufung mit Schluß gespräch.
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