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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1934
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- Deutsch
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X- 186, 11. August 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d.Dtschn. Buchhandel. „Abwehr-.*) Will Vesper hatte kürzlich in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift »Die Neue Literatur« sehr schwere Vorwürfe gegen den deutschen Buchhandel und insbesondere gegen den deutschen Bahn hofsbuchhandel erhoben. Diese Angriffe gelangten — z. T. in ver schärfender Aufmachung — auch in einem Teil der deutschen Presse zum Abdruck, sodaß sich dann schließlich auch die Schriftleitung des Börsenblattes in der Nr. 154 vom 5. Füll ausführlich mit der Angelegenheit befaßte. Es wurde an dieser Stelle u. a. eine mit »Abwehr« überschriebene, eingehende Gegenäußerung des Jung buchhändlers Hans Boehm veröffentlicht, der zwar die Vorwürfe gegen den Verlags- und Sortimentsbuchhandel im allgemeinen wohlbegründet zurückwies, hinsichtlich des Bahnhofsbuchhandels, insbesondere insoweit er in den Händen größerer Unternehmen dieses Berufszweiges liegt, aber doch den Angriffen des Herrn Vesper zustimmen zu müssen glaubte. Herr Vesper hat denn auch diesen Umstand dazu benutzt, um in einer kurzen Erwiderung in Nr. 160 vom 12. Juli auf den Artikel des Herrn Boehm dessen Entgegnungen für den allgemei nen Buchhandel als grundsätzlich berechtigt anzuerkennen und seine (Vcspers) s. Zt. erhobenen Vorwürfe als im wesentlichen nur gegen die größeren Betriebe des Bahnhofsbuchhandels gerichtet zu bezeichnen. Das veranlaßt mich als verantwortungsbewußten Bahnhofsbuchhändler, auch einmal von unserer Seite zu der Ange legenheit Stellung zu nehmen: Zur Beurteilung der von Herrn Vesper behandelten Fragen muß zunächst einmal im vorweg festgestellt werden, daß in keinem wirtschaftlich auf sich selbst gestellten Handelsunternehmen eine ge wisse Wechselwirkung zwischen Nachfrage und Angebot ohne Ge fahr für den Bestand des betr. Unternehmens und die Existenz seiner Belegschaft ganz und vollkommen außer acht gelassen wer den kann. Hierzu gehört — seien wir doch ehrlich — wie schon der Name sagt, auch der Buchhandel, und auch die im Sinne von Herrn Vesper bestgeleitete Sortimentsbuchhandlung. Eine besondere Eigenart der Nachfrage im Bahnhofsbuch handel aber ist die nun einmal nicht hinwegzuleugnende Vorliebe eines großen Teiles der Reisenden für die sogenannte »Reise lektüre«, die, leicht und spannend geschrieben, dem Bedürfnis des Reisenden, sich hiermit die Dauer der für ihn oft ermüdenden und eintönigen Reise zu verkürzen, entgegenkommt und oft auch durch das bestwollende Angebot gehaltvollerer Literatur durch den Bahn hofsbuchhändler nicht ohne weiteres umgelenkt werden kann. Ist es doch geradezu eine Binsenweisheit für jeden alterfahrenen und deshalb auch stets auf den Verkauf des Besten bedachten Verkäufers, im Bahnhofsbuchhandel, daß für die Reise immer wieder von seiten prominentester und geistig hochstehender Persönlichkeiten Kriminalromane und diesen inhaltlich nahestehende Bücher zur Entspannung während der Reise gefordert werden. Daß auch der Sortimenter diesem Gesichtspunkte Rechnung zu tragen hat, ergibt sich aus der Tatsache, daß auch in den Auslagen der Sortiments buchhandlungen während der Hauptreisezeiten die leichte Unter haltungsliteratur ganz besonders in den Vordergrund gestellt wird. Auf das Angebot dieser Literatur ganz zu verzichten ist daher gegenwärtig auch für den Bahnhofsbuchhandel, der nicht minder schwer als das Sortiment um seine Existenz zu kämpfen hat, nicht möglich. Es scheint mir denn auch mehr Aufgabe des Verlages und der Autoren zu sein, dem vorstehend geschilderten Zustand durch Schaf fen solcher Werke zu begegnen, die bei gleich flüssigem und spannen dem Stil, zu dem gleichen Preise wie die von Herrn Vesper be anstandeten Bücher herausgebracht, den Reisenden auch nach Um fang und Ausstattung einen gehaltvolleren Ersatz für den reinen Detektivroman und ähnliche anspruchslose Werke zu bieten ver *) Zu den Angriffen Will Vespers insbesondere gegen den Bahn hofsbuchhandel, mit denen wir uns vor einiger Zeit im Börsenblatt zu befassen hatten, ging uns der obige Aufsatz zu. Wir bringen diese »Abwehr« und bedauern nur, daß der Bahnhofsbuchhandel nicht schon früher zu den Angriffen Vespers Stellung genommen hat, bi« bekanntlich Anfang Juni schon in der »Neuen Literatur- er schienen sind. Die Schriftl. 718 mögen; denn diese werden meines Erachtens auch im Bahnhofs und Verkehrsbuchhandel nur mangels eines solchen wertvolleren Ersatzes besonders gern gefragt. Gewiß, es gibt eine Fülle guter, unterhaltender und leichter Literatur. Sie ist im Bahnhofsbuchhandel so gut zu finden wie anderwärts und wird von jedem verantwortungsbewußten Bahn hofsbuchhändler (und diese bilden die überwiegende Mehrzahl) und selbstverständlich auch von den größeren Spezialbetrieben unseres Standes im Angebot besonders in den Vordergrund ge stellt. So habe ich beispielsweise die gesamten mir unterstellten Bahnhofsbuchhandlungen hinsichtlich des Aufbaues ihrer Auslagen seit Jahr und Tag besonders auf das Angebot des guten und ge haltvollen Buches abgestellt und hierdurch auch manchen schönen Erfolg in der von Herrn Vesper angestrebten Richtung erzielt. Wenn der Umsatz dieser Bücher trotz bester Verwendung oft der Zahl nach hinter dem der serienmäßigen Reiseliteratur zurück bleibt, so ist dieser Umstand auf die eingangs dargelegte Mentalität des Reisepublikums wie auch auf das vorstehend erwähnte Fehlen eines geeigneten wertvolleren Ersatzes zurückzuführen. Um noch einmal grundsätzlich zu den Ausführungen des Herrn Vesper Stellung zu nehmen, wäre zunächst zu bemerken, daß es eine warenhausmäßige Belieferung des Bahnhofsbuchhnn- dels nicht gibt, da dieser in Händen von etwa 200 Firmen liegt und auch die verantwortungsbewußt geleiteten größeren Unter nehmen ihre Dispositionen stets nach der Eigenart der einzelnen Verkaufsstände treffen. Genau im Gegensatz zu der Behauptung des Herrn Vesper stellt der Bahnhofsbuchhandel einen spezialisier ten Teil des Sortimentsbuchhandels dar, eine Tatsache, die jedem Sachverständigen bekannt ist. Ebenso unzutreffend wie diese ist auch die Behauptung des Herrn Vesper, daß »von den Werken deutscher Dichter in den Bahnhofsbuchhandlungen kaum etwas zu finden sei«. Er fügt die sem Satz die Bemerkung hinzu: Es könne sich jeder in seiner Stadt von der Richtigkeit dieser Feststellung überzeugen. Ich glaube, daß jeder, der dieser Aufforderung nachgekommen ist, die Haltlosigkeit dieses schweren Vorwurfes schnell feststellen konnte, da die Werke von Verlegern wie Langen-Müller, Insel-Verlag, List, Grote, Stalling u. v. a. einen wesentlichen Raum der Auslage der Bahnhofsbuch handlungen, besonders auch derjenigen der von ihm namentlich angegriffenen größeren Firmen einnehmen. Es ist tief bedauerlich, daß Herr Vesper, ohne sich vorher zu bemühen, die angeblichen Übelstände im Bahnhofsbuchhandel auf dem Wege sachlicher Besprechungen, sei es über die Reichsschrift tumskammer oder den Verein der Deutschen Bahnhofsbuchhändler zu beheben, sich sofort in der von ihm gewählten Form an die breite Öffentlichkeit wendet und dieses in einer Weise, die nur ge eignet ist, Verwirrung zu stiften und in der Öffentlichkeit völlig falsche Vorstellungen über die Leistungsfähigkeit des deutschen Bahnhofsbuchhandels zu erwecken, eine Tatsache, die aus den ver gröbernden Artikeln verschiedener Tageszeitungen hervorgeht, für deren einen ganzen Stand schwer schädigende Auswirkungen Herr Vesper nachträglich die Verantwortung ablehnt. Di. Georg Toepffer. » Zu dem vorstehenden Aufsatz sendet uns Will Vesper noch folgende Ausführungen: Ich sehe aus dem Aufsatz des Herrn De. GeorgToepffer, daß ein Teil des Bahnhofsbuchhandels, namentlich die großen Fir men, mit seinem Tun sehr zufrieden ist. Eine ganze Anzahl von Zuschriften und das Echo meiner Mahnungen beweisen mir aber, daß andere mit dem Bahnhofsbuchhandel nicht ebenso zufrieden sind und Sinn und Zweck meiner Ausführungen und auch ihre öffentliche Form sehr Wohl verstanden haben. Ich halte eine Be freiung des deutschen Bahnhofsbuchhandels aus den Händen ein zelner großer beherrschender Firmen und seine Überführung in den örtlichen Sortimentsbuchhandel für eine Notwendigkeit deutscher Kulturpolitik! Glaubt man, daß sich solche einschneidende Änderung von der Organisation des Bahnhofsbuchhandels selbst erreichen ließe? Ich glaube, daß für die kommende Gemeinschaftsarbeit des örtlichen Buchhandels gerade die Bahnhofsbuchhandlungen eine besonders schöne und lockende Aufgabe stellen. Wenn die Reichs-
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