Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1929
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Die Firma Carl Friedrich Schulz Verlag in Lud wig s b u r g besteht am 1. Oktober d. I. 28 Jahre. Diese 25 Jahre umschließen das Lebenswcrk eines Verlegers, Dichters und Forschers zugleich, der weit abseits von der grossen Straße stille eigene Wege ging, als Verleger unter seinem eigenen Namen Carl Friedrich Schulz, als Dichter und Forscher unter seinem Schriststellernamcn Hanns Wolsgang Rath. Die Geschichte dieses Verlages ist zugleich ein Aus schnitt aus dem Leben seines Gründers und Inhabers, dem beson ders das schwäbische Geistesleben so viel an aufklärender Förderung verdankt. Der nunmehr 50jährige wurde zu Essen a. d. Ruhr als Sohn eines Industriellen geboren. Seine Mutter war die Tochter des bedeutenden Rcchtsgelehrten und Historikers L. H. Euler, durch sie war er nahe mit dem Dichter Gustav Schwab verwandt. Nach Ab solvierung des Weilburger Gymnasiums widmete er sich zunächst dem Studium der Literatur, Paläographie und Archivkunde, um dann zum Buchhandel überzugehen. Am 1. Oktober 1004 gründete er den Verlag Carl Fr. Schulz. Anfangs widmete er sich mit Er folg dem Romanverlag. Seine große Sammlung von über 20 000 Exlibris führte zur Herausgabe einer Reihe von Künstlerwcrken (1906—08) und später (1907—1900) zu zwanglosen Veröffentlichun gen über Autographen und Handschriftenkunde. Später erschienen mehrere Gedichtbänüchen, von denen besonders »Dir Madonna« den Komponisten reiche Ausbeute bot. Seine Tierliebe ließ ihn sein reizendes Dackelbuch »Von Schuft, Lump, mir und anderem« heraus geben. Im Jahre 1912 entstand in Italien sein gedankenreiches »Lebenstheater oder die Fliegenklappe«. Dieses und auch alle Vers- bücher Raths sind bis auf I-^ra saera längst vergriffen. 1913 er schien sein Mörike-Buch »Von innerem Gold ein Widerschein«, 1914 übergab er dem Verlage Julius Hoffmann-Stuttgart das Manu skript der Mörike-Briefe an Moritz von Schwind. Das Werk er schien allerdings erst nach dem Kriege im Jahre 1918, ihm folgte ebenfalls bei Julius Hofsmann der Briefwechsel Storm-Mörtke. Als Vorsitzender der von ihm gegründeten Gesellschaft der Mörike- Frcunde erschienen sieben Mitgliedergaben, von denen es einige zu mehreren Auflagen brachten. Unter manchen anderen Mörike- Bändchcn sei hier noch besonders das reizende Miniaturbüchletn »Eduard Mörike als Kindersreund« genannt. Das 49. Werk seines Verlags war das vor zwei Jahren erschienene »Regina, die schwä bische Geistesmntter«, als erster Band seiner Forschungen zur deut schen Ahnengeschichte. Dieses für die Gcistcsgeschichte Schwabens be deutsame familiengeschichtliche Werk fand auch bei der zünftigen Wis senschaft hohe Beachtung. In diesem Sommer hat Rath nach jahre langer unermüdlicher Forscherarbeit die alles umfassende Ahnen geschichte Hölderlins zum Abschluß gebracht und begeht mit dem Erscheinen dieses seines 50. Verlagswerkes demnächst ein neues Jubiläum. Durch die literarischen Bestrebungen wurde das gastliche Heim dieses stillen, fleißigen Kollegen, Poeten und Forschers eine Stätte anregenden Verkehrs von Dichtern, Malern und Musikern. Enge Freundschaft verband ihn mit Liliencron, und mehrfach sah er Salus, Enking, Eduard Fuchs, Brandenburg, Bonsels bei sich zu Gast. Die Bahnhof-Buchhandlung, Buchdruckeret, Leihbibliothek Ferd. Schmitz in Radolfzell wurde am 1. Oktober 1904 von Herrn Ferdinand Schmitz gegründet, der somit heute auch das 25jährige Jnhaberjubiläum feiern kann. Da F. Schmitz bei der Gründung noch den Posten eines Betriebs leiters in einer größeren Druckerei in Radolfzell bekleidete, hatte das Geschäft vorerst nur kleinen Umfang. Nach Aufgabe des Be triebsleiter-Postens gliederte er der Buchhandlung eine Druckerei an, die am 15. November 1909 ihren Betrieb aufnahm. Ein Jahr später erhielt die Firma eine nochmalige Erweiterung durch die Gründung einer Bahnhofsbuchhandlung aus dem Bahuhos in Ra dolfzell. Bis zum Beginn des Weltkrieges hatte das Geschäft eine be achtliche Entwicklung zu verzeichnen. Im Kriege mußte die Druckerei sttllgclegt werden, weil es an Arbeitskräften fehlte und der In haber von Juli 1914 bis Januar 1919 unter den Fahnen stand; doch konnten die Buchhandlung wie auch die Bahnhofsbuchhandlung von Familienangehörigen wcitcrgcsiihrt werden. -r- Am 1. Oktober 1904 gründete Bernhard Striegler in Leipzig de» Gut-Heil-Verlag, heute »G u t - H e i l - V e r l a g«, Paul Mähler in Stuttgart. Striegler, selbst ein eifriger Sports mann, war bestrebt, die immer mehr sich ausbreitende Turn- und Sportsache zu fördern. Er gab neben Urkunden, Diplomen usw. eine Anzahl neuer Turn- und Sportbücher heraus, um den Turnlehrern und den Turn- und Sportvereinen gute und brauchbare Literatur zu liefern. Sein Bestreben war von Erfolg begünstigt; nach zehn Jahren waren etwa 20 Werke aus dem Gut-Heil-Verlag überall im Buchhandel, besonders aber in den Turn- und Sportkreisen als gut brauchbar bekannt. Striegler war zum großen Teil selbst Verfasser seiner Verlagswerke; einige seiner Schriften waren in früheren Jahren bei Reclam und im Hesse Verlag mit gutem Erfolg erschienen. 1920 starb der Gründer unerwartet rasch. Der Verlag ging am 15. Juli 1920 in den Besitz von Herrn Paul Mähler über, der ihn noch im gleichen Jahre nach Stuttgart verlegte und dort unter der Firma »Gut-Heil-Verlag« Paul Mähler weiterführt. Da die Turn- und Sportbewegung immer größere Kreise des Volkes erfaßt und die Nachfrage nach guter Literatur auf diesem Gebiete weiter wächst, ist das Verlagsgeschäft in den letzten Jahren bedeutend ausgedehnt worden. Auch ging eine große Anzahl Turn- und Sportbllcher aus dem Verlage Paul Mähler, der gleichfalls im Besitz des Inhabers der Jubelfirma ist, in den »Gut-Heil-Verlag« über, sodaß dieser jetzt mit etwa 120 turnerischen und sportlichen Werken zu den füh renden Verlagen der Turn- und Sportliteratur gehört. Die gebildete Jugend. Eine Marktuntersuchung von W. H. W o l f f. Wenn Markenartikel und ähnliche Waren verkauft werden sollen, dann mögen Klima und Verkehrsmöglichkeiten, Bodenbeschaffenheit und Industrialisierung des Landes, Handelsbilanz und Geschmack — mögen all' diese und hundert andere »greifbare« Punkte wichtig sein und deshalb ermittelt werden müssen. Aber wenn geistige Werte abgesetzt werden sollen — dann interessieren den Verkäufer ganz andere Dinge. Geistige Werte: Dazu gehören alle Bücher und Zeitschriften für Fortbildung: Werke allgemeinen Wissens, Sprachbriefe zum Selbst unterricht, Methoden zur Gedächtnisstärkung, Fachbücher und Fach zeitschriften, Reihenbücher zur Einführung in verschiedene Wissens gebiete. Auch Konversationslexika gehören hierher; Atlanten, ferner aber auch Globen, Reißzeuge und allerlei anderes. Wenn für dergleichen Artikel eine »Marktanalyse« vorgenommen werden soll, so muß sie unter ganz andern Gesichtspunkten erfolgen. Lebensstandard und Bildungsbestreben — das sind eigentlich die einzigen zwei Punkte, die als Voraussetzungen gedeihlicher Geschäfte durch die »Analyse des geistigen Marktes« ermittelt werden müssen. Und, als Folgerung, Antwort auf die Frage: Wie komme ich an diesen geistigen Markt heran? Selbst die Frage nach der Konkurrenz (sonst oft der springende Punkt) scheidet hier nahezu ganz aus. Es gibt zwar zehnmal mehr Auto mobilmarken, Margarinesorten, Zigarettenarten als nötig. Und sie alle, alle streben viel mehr danach, sich gegenseitig die Kunden abzu jagen, als neue Kunden zu schaffen. Weil der Markt eben kaum er weitert werden kann, wird es ein »Kampf um den Kunden«. Aber Bildung und Freude an Bildung können in immer weitere Kreise getragen werden; der »Markt« ist nahezu ohne Grenzen. Und andrerseits die Konkurrenz spärlich: Die paar Firmen beispielsweise, die Sprachcn-Unterrichtsbriefe herausgeben, kann wohl jeder auswendig hersagen. Markenartikel-Fabrikanten müssen jeden Augenblick gewärtig sein, daß der Kunde zur Konkurrenz hin- llberwechselt; daher denn das Aufgebot immer neuer Aufmachung, immer größeren Luxus, immer verführerischerer Zugaben von seiten Aller. — Das braucht der »Bildungs-Verleger« nicht zu befürchten. »Einmal Kunde, immer Kunde« ist die Regel; und wer nach dem A- System Englisch lernte, geht fürs Spanisch-Lernen nicht zum B-System über. Die Konkurrenz ist hier nicht »Konkurrenz« im eigentlichen Sinne; sie braucht bei der Untersuchung nur sozusagen als Vergleichs objekt herangezogen zu werden. Wenn die Leute Geld haben über die Lebensunentbehrlich keiten hinaus — und Drang nach Wissensmehrung —, so sind die Vorbedingungen für den »Bildungsverleger« gegeben. »Wenn die Menschen kein Geld haben, nützt alle Reklame nichts«, hieß es kürzlich (sehr richtig) in der »Oesterreichischen Reklame«. Aber in wohl allen schwergeprüften Ländern sind die Zeiten des nackten Elends überwunden. Sie sind nicht »reich«; aber die Leute können doch wieder an mehr denken als an »des Leibes Nahrung und Not durft«. Bücher der Wissensmehrung (dessen ist jeder sich bewußt) sind obendrein ein Mittel, im Leben besser fortzukommen, rascher und mehr zu verdienen. Sie sichern das tägliche Brot für kommende Tage; und nur, wem das heutige fehlt, hat keine Zeit an das Brot für morgen zu denken. Das Geld also für Bücher der Wissensmehrung ist da. Und der Drang nach Wissensmehrung? Er fehlt nur gänz-
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