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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.09.1930
- Strukturtyp
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- 1930-09-06
- Erscheinungsdatum
- 06.09.1930
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- Deutsch
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X- 207, 6. September 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d.Dtschn.Buchhandel. Weiterhin bieten die Freizeiten durch ihre besondere Struktur die günstigsten Voraussetzungen für persönliche Themen. Die Teilnehmer schließen sich jedesmal ganz natürlich zu einem Kreis zusammen, der, was die Vorbildung und die Reife des Einzelnen anbelangt, so ungleichmäßig wie nur möglich ist, sodaß die Behandlung eines schwereren Stoffes stets auf große Schwierigkeiten stößt. Dagegen bringen die Teilnehmer als positives Rüstzeug einen so gläubigen jugendlichen Idealismus und ein so starkes Streben nach Weiterbildung mit, daß es eigent lich unverantwortlich wäre, wollte man diese Kräfte durch nur fach liche Erörterungen lahm legen. Daß dies letztere der Fall sein könnte, ist ein Vorurteil, das man immer wieder bei den Teil nehmern findet. Allerdings ist es wichtig, daß alle Fragen, die zur Be sprechung kommen, auf die Jungbuchhändler zuge- schnitten sind. Das gilt besonders für die praktischen Themen. Da sie vielfach von Chefs vorgetragen werden, besteht die Gefahr, daß Fragen zur Diskussion gestellt werden, die zum Aufgabenkreis eines Chefs gehören, über die der junge Angestellte aber noch gar keine wirklichen Erfahrungen besitzt. Man wird sich freilich damit begütigen müssen, daß man nur Anregungen geben kann. Es liegt gar nicht in der Natur der Themen, wie sie oben charakterisiert wurden, daß sie fertige Ergebnisse liefern - wer diese haben will, kann sie meistens in der zuständigen Fachliteratur selber finden —, sondern daß sie zu einer Weiterbeschäftigung mit diesen Problemen führen. Es genügt durchaus, wenn es gelingt, zu zeigen, wo die Probleme liegen, und Mittel und Wege anzugeben, wie man sie meistern kann. Die Teilnehmer empfinden auch, daß dies das Wichtigste ist. »Ich habe von Hohnstorf derart viel Anregungen mitgenommen, daß ich anfangs nicht mußte, wo ich beginnen sollte«, und, »Ich habe so viele Anregungen empfangen, daß sch noch lange zu tun haben werde, alle zu verarbeiten«. Es/ist selbst verständlich, daß die Fragen, besonders aber die Bildungsfragen mit ihrer persönlichen Note, wenn sie dem Einzelnen wirklich etwas geben sollen, nicht allein in der Art und Weise von Vorträgen ge boten werden können. Wenn irgend möglich, muß die Form einer Arbeitsgemeinschaft gewählt werden. Durch sie wird der Stoff belebt, von vielen Seiten beleuchtet, von Unklarheiten und Mißverständnissen gleich gereinigt. Sie erzieht auch den Teilnehmer zum Sprechen. Es fiel zwar vielen schwer, das Wort zu ergreifen und frei die eigene Meinung zu sagen, und mancher überwand erst langsam diese Schüchternheit. Dabei ist die Sprechgewandtheit ge rade für den Buchhändler besonders wichtig, und in bescheidenen Grenzen hatte er hier schon Gelegenheit, sich zu üben. Aus diesen allgemeinen Erwägungen über die geistige Lage des Buchhandels und über die besonderen Bedürfnisse des Buch händlernachwuchses hat die Sommerakademie des Kreises Norden ihr eigentümliches Gesicht erhalten. Auch für dieses Jahr war ein entsprechendes Programm gewählt: »Arbeit und Freude im B u ch h ä n d l e r b e r u f«. Behandelt werden sollte die Frage, wie man aus der Unlust der Arbeit zu einer freieren und freudigeren Auffassung gelangen könnte. Alle Einzelthemen, die literarischen und bücherkundlichen sowohl wie auch die praktischen, standen zu diesem Gesamtthema in Beziehung. Die Sommerakademie fand wie in den beiden letzten Jahren in Hohnstorf an der Elbe gegenüber Lauenburg statt. Man hatte den Ort wieder wegen seiner landschaftlich schönen Lage und wegen der beguemen Zureisegelegenheit fiir die Buchhändler aus den beiden Verbänden gewählt; denn er liegt in dem Winkel, wo sich die Grenzen von Mecklenburg, Holstein und Hannover schneiden. Außer dem bot Basedows Gasthof mit seinem großen Saal und schönem schattigen Garten, über dem das blau-silberne Buchhändlerbanner flatterte, einen brauchbaren Ort für die Arbeitsgemeinschaften. Am Montag begann die Arbeitsgemeinschaft von Herrn Mru- gowski, in der durch einen Vergleich von Carossas »Eine Kindheit« und Stefan Zweigs »Brennenöes Geheimnis« das Verständ nis für ein schöngeistiges Buch geweckt werden sollte. Durch äußere, sprachliche und formale Kriterien, die bei einem guten, verständnisvollen Lesen leicht erfaßt werden können, sollte den Teilnehmern eine Handhabe geboten werden, sich ein eigenes Urteil über den Wert des Buches zu bilden. Ein literarisches Thema findet immer das Interesse der Jungbuchhändler, besonders, wenn ihnen einmal gezeigt wird, welch eine Fülle von Gedanken und Empfindungen in einem Buch liegen können. Eine Anleitung zum kritischen Lesen ist daher besonders wichtig, und in den Briefen, in denen sie ihren Eindruck von der Tagung Mitteilen, wird immer wieder betont, daß sie jetzt einmal versuchen wollen, Bücher mit einem tieferen Verständnis zu lesen und sich selbst eine Meinung über sie zu bilden. 864 Nachdem der Dienstag ebenfalls noch von dem literarischen Thema ausgefllllt war, sprach am Mittwoch Herr Eltzschig-Bremen über »Arbeitsfreude und Erfolg des Buchhändlers«. Er wies auf die schweren Anforderungen hin, die der Buchhandel an seine Vertreter gerade heute stellt und zeigte Mittel und Wege, wie man dieser Schwierigkeiten Herr zu werden vermag. Die sich anschließende Aussprache brachte eine Fülle von wertvollen An regungen, die, wenn sie auch oft allgemeinerer Art waren, doch auch vieles Brauchbare gerade für die Jungbuchhändler enthielten. Die Gedankengänge, die hier angeschnitten waren, wurden am Donnerstagmorgen bei der Besprechung der Preisaufgabe wieder aufgegriffen und nach verschiedenen Richtungen hin erweitert und vertieft. Die Teilnehmer waren schon vor der Tagung gebeten, eine schriftliche Arbeit über die Frage »Wie benutze ich meine freie Zeit?« einzureichen, von denen die beste prämiiert werden sollte. Das Thema war so persönlich gestellt, damit jeder fähig mar, einen Beitrag zu liefern. Es hatten sich auch alle an der Ausarbeitung beteiligt. Als beste Arbeit wurde die von Fräulein Mühe-Hamburg anerkannt, der von Herrn Janssen als Preis die neue Ausgabe von Königs Literaturgeschichte überreicht wurde. Auch die übrige» Teil nehmer erhielten eine Erinnerungsgabe. Sie durften sich eins von den Büchern aussuchen, die die Verleger der beiden Kreisvereine liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt hatten. In ein ganz anderes Gebiet führte am Donnerstag Herr vr. Bruhn ein, der über die »Früh zeit des gedruckten Buches« sprach. Sein Thema war nicht ausschließlich historisch, sondern es ging gerade auf die heutigen Beziehungen zum alten Buch ein und zeigte, wie seine Bewertung ist, wie es gehandelt wird und wie sein Satz und Buchschmuck beim modernen Buch eine Auferstehung gefunden haben. Wie wertvoll diese Ausführungen waren, erwies sich am näch sten Tage, als eine Fahrt nachLüneburg gemacht wurde, die mit einem Besuch der Stadtbibliothek verbunden war. Herr Pro fessor Neinecke führte persönlich durch die wunderbaren Schätze, die in der Bibliothek und im Archiv liegen. Da die Teilnehmer durch den Vortrag von Herrn vr. Bruhn schon gewisse Vorkenntnisse mit brachten, bot die Besichtigung viel mehr als einen flüchtigen Einblick. Es sei gleich erwähnt, daß ebenfalls die Stunde in der Johannis kirche einen tiefen Eindruck machte, wo Herr Organist Hoffmann die große Bachorgel vorführte. Am Nachmittage waren die Teil nehmer Gäste der Lüneburger Buchhändler, die sie nach Kloster Lüne zum Kaffee eingeladen hatten. Am Tage vorher hatten die Herren die Akademie in Hohnstorf besucht. Die Einzelthemen mit all ihren Fragen wurden am Sonnabend noch einmal in einer Gesamtbesprechung über »B e r u f 8 i d e a l i s - mus als eine Forderung unserer Zeit« zusammenge faßt. Es wurde vor allem auf die Verwurzelung jeder ideellen Einstellung im praktischen Handeln hingewiesen, wie die richtige Verbindung dieser beiden Funktionen nötig sei, um im Buchhändler das wahre Verantwortungsgefühl und Selbstvertrauen zu erzielen. Daß alle diese Fragen mit Wärme und Anteilnahme erörtert wurden, war nicht zum wenigsten auch eine Folge des schönen Ge - m c i n s ch a f t s g e i st e s, der sich von Anfang an herausgebildet hatte. Man kann wohl sagen, daß gerade durch dieses Zusammen gehörigkeitsgefühl die Freizeit allen wirklich zu dem großen Erlebnis geworden ist, an das sie sich gern wieder erinnern. Ein so herzliches Zusammenleben, ein so freundschaftlicher Verkehr ist allerdings nur in einem kleinen Kreise möglich, wie er auf der Tagung zusammcn- gekommen war. Besonders gefördert wurde dieses Gemeinschaftsgefühl auch durch die Veranstaltungen der Freizeit. Die gemeinsamen Unternehmun gen: die Ausflüge nach Laucnburg und Lüneburg, nach dem Reiher- Horst durch das weite Marschengcbiet, die Deichspaziergänge, die Badegelegenheiten am Elbstrand dienten alle diesem Zweck. Sie sollten zugleich auch mit der Landschaft bekannt machen, in die eigen artigen Reize des Niederelbegcbietcs einführen. Ter Kreis Norden hat stets angestrebt, seiner Sommerakadcmie einen bodenständigen Zug zu geben. Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Am Freitag abend fand ein fröhliches Fest statt, bei dem eine Tombola und ein schnell improvisiertes unö gut ausgesührtes Stückchen lauten Beifall auslösten. Den Höhepunkt bildete aber die Sonnenwendseicr in der Sonnabendnacht in der Waldschlucht des Glüsings unten an der Elbe. Vor dem lodernden Feuer, bei den Gesängen und Reden, zu denen jeder sein Sprüchlein beitrug, fühlten alle, wie sie hier durch ein starkes Erleben miteinander verbunden waren. Zu diesem fröhlichen Treiben, das die Tage trotz aller ernsten Arbeit so leicht und heiter machte, trug auch die Musik bet, die Herr Kapellmeister Maaß immer wieder hervorlockte. Sie gab der
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