Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1930

76 LSI, 28. Oktober 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. ches« eine ähnliche kleine Broschlire in einer Massenauflage Her stellen und verbreiten ließe, die allen, die diesen Dingen ferner stehen, ganz kurz die Geschichte des Buches mit einigen Daten und Abbildungen nahebringt. Flott geschrieben müßte sie sich aus We sentliches beschränken und konnte mit einer Würdigung des deutschen Buchhandels und Bibliothekswesens abschließen. vr. Hans Praescnt. Aus den Bereinigten Staaten. — »Herbstnummer für Kinder bücher« nennen Publishcrs' Weekln eine ihrer neuesten Nummern. Dies zeigt wieder, mit welcher Zähigkeit der amerikanische Buch handel sich dem kommenden Geschlecht zuwendet. Ein Aufsatz in dieser Nummer heißt: »Ein Vorschlag zur Erziehung unserer Er zieher«. Der Grundgedanke dieses langen Aufsatzes ist, daß man zunächst alle Erzieher so stark mit dem Buche verknüpfen müsse, daß sie imstairde sind, nun selbst wieder als Künder des Buches aufzutreten, und so ihre Zöglinge erziehen können. Bis nicht die Erzieher besser erzogen sind, heißt es darin, bis sie nicht leben digere und echtere Anteilnahme an Büchern zeigen, bis sie nicht die einfache Wirkung von Büchern an sich selbst verspüren, können sie keine Kinder zu Bücherliebhabern erziehen. Und trotzdem und trotz der schlappen Zeit, in der wir leben, schließt der Schreiber, sind cs in den großen Buchhandlungen die Kinderbuchabteilungen, die dem ganzen Geschäfte eine Hauptstütze geworden sind. Ein amerikanischer wissenschaftlicher Buch-Club (Dbe Leienti- kie Ooolcclub) sagt, daß er 2000 Mitglieder hätte, aber 5000 haben müsse, wenn er seine Aufgabe erfüllen solle. Als Lockmittel wird jetzt ein Freibuch für 2 bis 2.50 K angeboten. Ein Satz in den Be dingungen lautet: »Jeden Monat erhalten Sie unmittelbar aus der Presse das neueste unterhaltende Buch von wissenschaftlicher Bedeu tung. Sie können dies Buch lesen, bevor die Leserwclt von seinem Dasein Kenntnis hat.« Der Herausgeber meint dazu: »der nächste Buchklub wird seine Mitglieder mit der Botschaft überraschen, daß sie Bücher bekämen, bevor sie verlegt seien«. — Die Volks zählung von 1930 hat festgestellt, daß es in den Staaten 9-4 Städte mit über 100 000 Einwohnern gibt. Publishcrs' Weekly sagt dazu, daß sich diese Städte nun auch für einen größeren Buchabsatz einsetzen müßten. Es wird bei dieser Gelegenheit erörtert, was man von einer 100 000 Einwohner-Stadt erwarten mnß: Zunächst eine vielseitige große Buchhandlung, eine auf gesunder Grundlage stehende Buchabteilung in einem Warenhaus, dann einen kleineren, mehr persönlich geführten Buchladen, eine Anzahl Leihbüchereien und mehrere allgemeine Läden (varisty sbop) und Zeitungsstände, wo Bücher gut zur Schau gestellt werden können. Wenn dann eine solche 100 000 Einwohner-Stadt größer wird, muß sich auch die Gelegenheit zum Buchvertrieb vergrößern. Während bisher nur vereinzelte Sender Buchbesprechungen brachten, begann im September die erste allgemein durchgcführte große Buchwerbung durch den Rundfunk. Die Oolumbia kroackea8ting Oireuit mit ihren 33 Untersendern wird von nun an jeden Dienstag je 4 Bücher in längeren Besprechungen in den Staaten bekanntmachen. Man hat eine gute Zeit aus- ersehcn und zwar die Dämmerstunde von 7,45 bis 8 Uhr, die mit LL8t.ern DayUZdt 8avinr; Dime bezeichnet wird. Jeder sich beteili gende Buchhändler erhält den Inhalt der nächsten Dienstagsbot schaft über die 4 ausgeivählten Bücher im voraus mitgeteilt, sodaß er sofort die besprochenen Bücher seiner Kundschaft vorlegen und über sie sprechen kann, da er ja die Nnndfunkbotschaft schwarz auf weiß besitzt, sodaß er nicht ängstlich die Zeit der Besprechung ein zuhalten hat, was für einen Geschäftsmann oft eine Belastung ist. Sch. Neue Bestimmungen für den mittleren Bibliothekdienst. — Der Preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat eine neue Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den mittleren Bibliothcksdienst an wissenschaftlichen Bibliotheken und den Dienst an volkstümlichen Büchereien erlassen, deren wichtigste Bestimmun gen der Amtliche Preußische Pressedienst nachstehend mitteilt: Die Prüfungen für die beiden obengenannten Dienstzweige werden in Zukunft getrennt. Als Vorbildung zum Eintritt in die bibliotheka rische Ausbildung wird die mittlere Reife angesehen, zu der eine mindestens dreijährige zusätzliche Berufstätigkeit auf sozialem, pädagogischem oder buchhändlevischem Gebiet kommen muß. Für die Berufstätigkeit kann auch der erfolgreiche Besuch der oberen Klassen einer ncunstufigen höheren Lehranstalt eintreten. Für den Dienst an volkstümlichen Büchereien können an Stelle dieser Vorbildung auch der Nachweis abgeschlossenen Volksschulbesuchs so wie mindestens fünfjähriger Erfahrung auf einem Gebiet des prak tischen Arbeitslebens sowie Ablegung einer besonderen Zusatzprüsnng treten. Die Dauer der Ausbildung wird auf drei Jahre festgesetzt, wovon die eine Hälfte an einer staatlich anerkannten Bibliotheks- bücherei verbracht werden. Für Nerufsanwärtcr, die nach Vollendung des 23. Lebensjahres die Ausbildung beginnen, kann ein halbes Jahr der praktischen Ausbildung erlassen werden. Diese Ordnung tritt an die Stelle der Diplomprllfungsordnung vom 24. März 1916. Buchhandel und graphisches Gewerbe im neuen Reichstag. — Georg Dietrich, Buchdrucker, Erfurt (SPD.): Martin Loibl, Buchdruckereidirektor, Geschäftsführer der Gricß- maperschen Buchdruckcrei, Buch- und Kunsthandlung, Neuburg (Bayerische Vvlkspartei): Willi M ü n z e n b e r g, Schriftsteller, in Fa. Neuer Deutscher Verlag, Willi Münzenberg, G. m. b. H., Berlin (KPD.); vr. Peter Rein hold, Reichsminister a. D., in Fa. Der Neue Geist Verlag vr. Peter Neinhold, Berlin (Deutsche Staats partei) ; Otto Nippel-Hagen, Verlagsbuchhändler, Direktor und Vor standsmitglied der Hanseatischen Verlags-Anstalt (Christlich- Sozialer Volksdienst); vr. jur. Gustav Stolper, Verleger, Berlin (Deutsche Staats partei) ; Eduard Verhülsdonk, Verlagsdirektor, Geschäftsführer der Rhein- u. Wied-Druckerei G. m. b. H., Neuwied (Deutsche Zen trumspartei). 'kersorralnaclrrickten. Ernennung. — Herr Verlagsbuchhändler Otto Nippel in Hagen, M. d. R., wurde zum stellvertretenden Mitglied des Ver waltungsrats der Deutschen Neichspost ernannt. Jubiläum. — Am 23. Oktober konnte Herr H. Naselowski auf eine 25jährige — nur durch den Krieg für einige Zeit unter brochene Tätigkeit im Hause Ed. Bote L G. Bock inBcrlin zurück blicken. Er war als Lehrling eingetreten und hat sich durch Fleiß und treue Pflichterfüllung die besondere Achtung seiner Chefs er worben. Herr Raselowski ist bereits der 14. Jubilar unter den tätigen Mitarbeitern der Firma. Gestorben: am 24. Oktober im 06. Lebensjahre nach langem schweren Lei den Herr Otto Arland, Mitarbeiter im Hause K. F. Koehler, Kommissionsgeschäft in Leipzig. Der Verstorbene hat obiger Firma 46 Jahre lang treue Dienste geleistet und sich das Vertrauen seiner Vorgesetzten und Kollegen erworben. Schwere Krankheit zwang ihn vor 2l4 Jahren in den Ruhestand zu treten. Inhaltsverzeichnis. Bekanntmachung der Geschäftsstelle des B.-V. bctr. Miet- büchereicn und Lesezirkel. S. 1029. Artikel: Bericht über die 30. Hauptversammlung 1930 des Buchhänd- lervercins der Provinz Brandenburg. S. 1029. Die Volksbücherei der Gegenwart. Von Walter Hofmann. S. 1031. Buchhändlerische Arbeitsgemeinschaften in Frankfurt a. M. S. 1032. Besprechungen: Baltzer, Judith in der deutschen Literatur. S. 1(M / Büscher, Lagerlös-Bibliographie. S. 1033. Für die buchhändlerische Fachbibliothek. S. 1034. Kleine Mitteilungen S. 1035—1036: Ausverkauf / Scmi- minar stir Buchhandelsbctriebslehre / Versicherung gegen Ans ruhrschäden / Krebs, Berlin / Die Ortsgruppe »Eule«, Leipzig / »Hauff«, Stuttgart / Arbeitsgemeinschaft rhcin.-westf. Jnng- buchhändler / Die Übersetzung wissenschaftlicher Werke in Eng land / Der Tag des Buches in Spanien / Aus den Vereinigten Staaten / Neue Bestimmungen für den mittleren BibliothekS- dienst / Buchhandel und' graphisches Gewerbe im neuen Reichstag. Personalnachrichten S. 1036: Ernennung Otto Nippel, Hagen / Jubiläum H. Rasrlowski, Berlin / Otto Arland, Leipzig -s-. Verantwort!. Schriftleiter: ffranz Wanne r. — Vertan: DerBörsenvcretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Deutsches Buchhändlcrhau» Druck: E. Hedrtch Nachs. Sänttl. in Leipzig. — Anschrift d. Schriftleitung u. Expedition: Leipzig. Gerichtsweg28 (Buchhärrdlerhaus), Postschttetzfach 27^1/79. 1036