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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1938
- Strukturtyp
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- 1938-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1938
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- Deutsch
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Buch nach, dem wir folgen: Handlung und Gestalt des Kupfer stiches und der Radierung, von Alexander Friedrich, Essen 1831). Der Kupferstecher nähert sich scharf durchdringend in be obachtender Liebe den Dingen der sichtbaren Welt. Diese führt er aber in einer Weise vor, daß gerade »die generelle Baulichleit eines Körpers: seine SchwergewichlsgeseKe, sein Gehalt in geome trischer Faßbarkeit, seine stoffliche Bedingtheit und Zweckmäßig keit, seine typischen Reaktionen auf Einflüsse etwa des Lichtes, der Faltung, des Bruches, seine anatomischen Verhältnisse, kurz, die konstruktive Gruppierung des Dinges- durch das Bild ge- offenbart wird. Seine Technik, seine Werkzeuge zwingen ihn da zu, eine Ordnung der Dinge zu erzeugen, die fast gesetzhaft ge nannt werden kann, fast konstruktiv, gehorcht sie doch den weni gen bestimmten Bahnen, die der Stichel im Kupfer zu graben vermag. Der Kupferstich wird daher mehr oder weniger, stets aber im hohen Grade, unpersönlichen Charakter besitzen. Es ist nicht möglich, nervöse, handschriftliche Linienzüge zu graben (wie bei der Radierung), dem widerstrebt das Gerät. Die Platte wird während der ganzen Arbeit gedreht, es kann also kein »Porträt» der Dinge entstehen, nur eine Übersetzung, also ein Hinüberheben in den Bereich einer »Bildidee». Von der Technik her wird so stets etwas Unpersönliches im Bilde stecken, aber, und dies ist sehr bedeutsam, stets schon das Moment der »Ge staltung». Es wird damit auch möglich, daß mehrere Stecher gemeinsam eine Arbeit Herstellen können. Radierung, Holzstich, Lithographie geben andere Möglich keiten, oder genauer gesagt, diese Möglichkeiten wurden als allei nige so vorherrschend, daß man nach ihnen die Wirkungen dieser graphischen Techniken beurteilen muß: Es kommt »persönliche (individuelle!) Handschrift» in das Bild und ebenfalls »Stim mung», das also, was zum impressionistischen Naturalismus hinfllhrt. Daß diese Entwicklung nicht nötig zu sein brauchte, be weist Bewick mit seinem Vogelwerk, beweisen die frühen Litho- graphiewerke, beweisen einige Radierungen, die als Illustra tionen zu wissenschaftlichen Werken entstanden. Das »Unbestech liche» des Kupferstiches verschwand und damit das Rückgrat der künstlerischen Gestaltung dieser Werke. Künstlerische und außcrkünstlerische Darstellung Wer weiß in dem verborgenen Fluß geistesgeschichtlicher Strömungen immer richtig auf dem Grunde zu gehen? Die Ent wicklung der Photographie wird die graphischen Techniken eben falls auf schnelles Arbeiten (wie lange dauert das Stechen eines Bildes!), auf Wiedergabe von Stimmungen (wie gut vermag dies Litho und Holzstich!) getrieben haben. Es verliert sich das handwerkliche und künstlerische Gefühl für den Sinn der dienen den graphischen Technik, nämlich, eine Sache »wie gestochen» ab zuliefern. Hier müßte auch noch der Einfluß der Reproduktionstech niken auf das Problem künstlerischer Gestaltung betrachtet wer den. Wir dürfen diese Frage aber, ohne ungenau zu sein, außen vor lassen. Es besteht kein Zweifel, daß diese Verfahren Einfluß auf das Nachlassen der Mitwirkung des Künstlers am bebilder ten Buch trugen. Aber dies Problem berührt doch nicht direkt unsere Fragestellung: künstlerische — unkünstlcrische Bilder. Unsere Fragestellung läßt sich unabhängig davon durchdenken. Originalabdruck oder reproduzierender Abdruck ist erst eine Frage zweiter Ordnung, die nach dieser zu entscheiden ist. Wir denken der Vereinfachung halber nur an originale Druckverfahren. Internationale Statistik der Nach »I-s vroit ä'Lnlour«, Bern, Nr. 2 vom 15. III (I und II s. Nr. S und 10) Niederlande. Die Statistik der Bücher und der Zeitschriften in den beiden Jahren 1935 und 1930 zeigt das nachstehende Bild. (Siehe S. 222.) Das Jahr 193g lieferte Übersetzungen aus dem Englischen 407, Deutschen 188, Französischen 43, Norwegischen 25, Russischen 20, Schwedischen 17, Italienischen 12, Dänischen, Spanischen, Ungarischen je 8, Lateinischen und Polnischen je 5, Japanischen 4, Portugiesischen 2, Bengalischen und Chinesischen je 1, insgesamt 748. Unversehens sind wir aber aus dem Entweder — Oder der gegebenen Fragestellung herausgekommen, wenn wir das Ein wirken der Photographie betrachten. Es besteht neben dem Ge gensatz: Künstlerisches — unkünstlerisches Bild noch der: künst lerisches — außerkünstlerisches Bild. Das Lichtbild ist ein äußer- künstlerisches Darstellungsmittel. Es ist für den Buchhersteller nur eine Entscheidung, ob er eben Photos als Grundlage für eine Bebilderung nimmt oder Handzeichnungen, in irgendeine graphische Technik übertragen. Es wird davon die Forderung nach der künstlerischen Illustration nicht berührt. Aber das Her einrücken dieser neuen Jllustrationsmöglichkeit hat lange die grundsätzliche Frage verwischt, die Frage nach der Illustration durch Künstlerhand. Photographie ist eine Sache für sich und Zeichnung ist eine Sache für sich. Die idealen graphischen Jllu- strationstechniken und die künstlerische Zeichnung verschwanden. So war in einer Weise die Aufnahme der Photographie eine charaktervolle Entscheidung: Man sah die Wertlosigkeit der un künstlerischen Illustration ein und wandte die Technik der Photo graphie aus dies Gebiet an. Doch dem »schauenden» Betrachter und Wissenschaftler konnte nicht entgehen, daß trotz der äußerst genauen Leistungen etwas fehlte. Die Photos gaben gewiß in mancher Weise meister liche Abbilder des Naturdinges. Aber es bleibt beim Abbild! Auch in diesem Zusammenhang ist wieder zu sagen, daß ein Abbild nicht das Wesen, die Idee der Pflanze, des Tieres ausdrückt, dies gibt das Bild, das künstlerische Bild, die Gestaltung. Dem suchenden Betrachter, dem beim Beschauen eines noch so guten mit Photos bebilderten Werkes diese Zweifel kommen und dem dann eine »Hora vauioa» vor die Augen gerät, wird der unvergleichliche Unterschied auffallen, und er wird ausspre chen, daß irgendwie der Weg wieder hierhin führen muß. Die Wiedergeburt der künstlerischen Abbildung im naturwissen schaftlichen Werk. Nun, wir sind dabei, diesen Weg zu betreten. Die Flens burger Ausstellung ist ein Zeichen auf diesem Wege. Dies gibt es nicht, daß das Zustandekommen einer derartigen Ausstellung ein Zufall ist. (Schon ein Jahrhundert lang liegen diese Schätze unbeachtet.) Es ist kein Zufall, daß einige Meister dieses Reiches mit Proben aus ihren Werken (Regenfuß, Maria Sibylla Me- rian, Hübner in der Insel-Bücherei) sogar eine gewisse Volks tümlichkeit errangen. Den bedeutendsten praktischen Anfang einer wahren Wieder geburt sehen wir aber in den zweihundertfünfzig Holzschnittafeln von Rudolf Kochs Blumenbuch. Hier arbeitet wieder ein Künstler in gleicher künstlerisch-handwerklicher Gesinnung wie David Kandel vor vierhundert Jahren, wie Roesel vor zweihundert und Redoutö vor hundert Jahren. Ein kleines Zeichen, das mich sehr beglückte, wurde mir vor. kurzem kund. Bei einem Kupferstecher sah ich die Abzüge des Stiches eines Kristalls, ein phantastisches Blatt! Was entspräche dem stereometrischen Aufbau des Kristalls mehr als die geordnete Darstellungsweise des Stiches. Es läge also nur am Unterneh mungssinn eines Verlegers, wenn wir hundert Jahre nach Re- douts und Turpin eine Kristallographie in Händen hielten, die sich den alten Büchern ohne Einschränkung zur Seite stellen ließe. Bruno Arbeiter, Worpswede. Geistesarbeit im Jahre 1936 Februar 1938. Übersetzung von Erich Koerner. Die Statistik nach Monaten des Jahres 1930 weist einen Höchst- und einen Tiefstand aus. Statistik nach Monate.n: 1935 1936 1935 1936 Januar . . 610 360 Juli . . . 478 541 Februar . . 440 440 August 373 312 März . . . 489 563 September 419 587 April . . . 479 461 Oktober 553 570 Mai . . . 525 442 November. 973 805 Juni . . . 447 444 Dezember . 432 575 S21 Nr. 64 Donnerstag, den 17. März 1938
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