Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1928

X° 259, 6. November 1928. Redaktioneller Teil. ck'K8t>sr, U r o k. Or. Karl: 2eltUN^8We86N. VorlaZ Kercii- nancl Hirt. Lre^Iau 1928. 15 8. m. 86 .4bb. Ureig ged. 3.50 iVI. In erstailnlichem Maße nimmt neuerdings die Literatur über das Zeitungswescn zu. Seitdem die Presse Gegenstand der For schung und Lehrfach an mehreren Universitäten geworden ist, wächst das Interesse für sie, für ihre Geschichte, ihre Technik, ihren Nach- richteuapparat, ihr Auzeigenwesen, ihre Funktion in der Gesellschaft, ihr Verhältnis zum Staat, zu Moral und Ethik in weiten Kreisen des Publikums. Gerade für dies breite Publikum aber fehlte bis her ein umfassendes, einen allgemeinen Überblick und zugleich doch auch einen tieferen Einblick in das Zeituugswesen gewährendes Handbuch, das gleich weit sich von der Wissenschaftlichkeit der reinen Fachliteratur und von der Oberflächlichkeit einer bloßen feuilleto- ntstischen Einführung in all die vielverzweiglen Einzelgebiete des Zeitungswesens hielte. Dieser schwierigen Aufgabe, ein solches Handbuch zu schaffen, hat sich jetzt einer unserer führenden Zei- tungswisseuschaftler, Prof. vr. Karl d ' E st e r, der Herausgeber der Monatsschrift »Zeitungswissenschaft«, in seinem Werke »Zeitungs wesen« unterzogen, das in der staatswissenschaftlichen Reihe von »Jedermanns Bücherei« bei Ferdinand Hirt in Breslau erschienen ist. An der Arbeit d'Esters begrüßt man vor allem, daß sie alles Problematische der jungen Zeitungswissenschaft, alles Theoretische und Polemische beiseite läßt und nur konkrete und greifbare Kennt nisse vermittelt. d'Ester zeigt uns an Hand von Abbildungen die Entstehung der modernen Tagespresse aus dem Zeitungsbrief, den Einblattdrucken, gedruckten Einzelzeitungen und späteren Wochen blättern mit überzeugender Deutlichkeit. Mit vollem Recht wird die Ableitung der »Presse« aus dem Buchdruck im Technischen sowohl als in der äußeren Gestaltung hervorgehoben, wird ferner der Be deutung des Holzschnitts und des Kupferstichs schon in den Anfängen der Zeitungspresse gedacht. Die Formung des Titels in konstruk tiver, dekorativer und illustrativer Art wird ebenso behandelt wie der verschiedene Inhalt der Newen Zeitungen als Kriegs-, Wunder-, Hexen-, Lied-Zeitungen usw. Sehr ausführlich wird sodann die Presse als Erzieherin im 18. Jahrhundert und das Aufkommen des Zeit- schrifteuwesens geschildert, weiter die Presse auf dem Wege zur politischen Macht, und darauf als Großmacht in wirtschaftlicher, po litischer und geistiger Beziehung gezeigt, endlich die Struktur der deutschen Presse, ihr Nachrichtenwesen und die Presse als Gegen stand der Forschung behandelt, wobei interessante und lehrreiche Statistiken und graphische Darstellungen beigegeben sind. Äußerst willkommen ist die am Schlüsse folgende Zeittafel, welche die wich tigsten Daten aus allen mit der Presse zusammenhängenden Gebieten enthält, so z. B. die Einführung der Papiermühlen in Deutschland, die Erfindung der Schnellpresse, des Telegraphen, des Radio usw., die Gründung des Aachener Zeitungsmuseums, des W.T.B., des Welt postvereins usw. Nur die Erfindung Gutenbergs ist nicht erwähnt. d'Esters Arbeit ist nicht nur in flüssigem und leicht faßlichem Stil geschrieben, sie legt auch mit Recht großen Wert auf Anschau ungsmaterial in Gestalt von Statistiken, Zeichnungen, Titelwieder gaben und nicht zuletzt auch von Porträts bedeutender Journalisten. Eine nach Fachgebieten gegliederte Literaturangabe erhöht noch den Wert dieses Büchleins, das dem Studenten der Zeitungswissenschaft ebenso empfohlen werden kann wie dem Laien, ja, das man wohl in seiner Art als ein Standardwerk über das Zeitungswesen bezeichnen darf. Ist doch allein schon mit der 9 Seiten umfassenden Zeittafel der Grund zu einer vergleichenden internationalen Chronologie der Presse gelegt worden, die hoffentlich in absehbarer Zeit durchgeftthrt wird. Die Ausstattung des Buches ist sehr sorgfältig und gediegen, sodaß man auch rein äußerlich an ihm seine Freude haben kann. A. Dresler. /Naier, Otto, Kommrmckitxes., Keiprix: KaLerver-eiobnis 1929. Namwlrript kür IZuebbänckler. XXXVIII, 1168 u. 44 8eitell. Krvcl. Mr. 6.— bar. In gleich solider und handlicher Aufmachung bringt die Firma Otto Maier auch dieses Jahr wieder pünktlich ihr Lagerverzcichnis heraus. Den Buch- und Zeitschriftenhänöler orientiert es schnell über Verlag, Verkaufs- und Nettopreise sowie die Art des Einbandes. Besonders wertvoll ist, daß er durch die systematische Übersicht und das alphabetische Sach- und Schlagwortregister in die Lage versetzt wird, dem Kunden zu diesem oder jenem Thema gleich verschiedene Bücher zu nennen: verlange er nun Literatur über Schlosseret, Jnstru- mcntenkunde, Gartenbau oder anderes, Bilderbücher, Unterhaltungs spiele, Kalender (evangelische, katholische u. a.), Zeitschriften, Klas siker, Erzählungen oder sonstige Literatur, der Katalog wird ihn kaum je im Stich lassen. Er ist in folgende 7 Abteilungen, die wieder ge gliederte Unterabteilungen haben, eingeteilt: I. Zeitschriften, II. Lie- fernngswerke, III. Kalender, IV. Bilderbücher und Jugendschriften, 1224 V. Populäre Literatur, VI. Auswahl gangbarer Bücher, VII. Papier-, Schreib- und Schulwaren. Die letzte Abteilung, die dem Buchhändler, der gleichzeitig Papierwarcn führt, besonders willkommen sein wird, bietet dieses Jahr reichere Orientierungsmöglichkeit, sie ist um 20 Seiten stärker geworden. Durch weitgehende Berücksichtigung von billiger Unterhaltungsliteratur, preiswerten Klassikerausgabcn, Gebetbüchern, kleineren Schriften zur Gewerbekuude, Industrie und Technik usw. ist das Lager-Verzeichnis kleineren Ladengeschäften wohl ein besonders zu empfehlendes Nachschlagewerk. Sa. O'Ksar^, ll. o.: Unxlizk Uiterarx Mstorx anck kiblio^rapbx ton L Oo. 1928. VIII, 192 8^ Kwbck. 7/6 net. In klarer und gedrängter Form ist hier wohl zum ersten Male ein Überblick über die Geschichtsschreibung der englischen Literatur ge geben, der nicht nur dem Gelehrten und Studenten vom Fach, son dern auch dem Buchhändler und Antiquar manche Anregung geben wird. Die Entwicklung der englischen Literaturgeschichtsschreibung vom Beginn im 15. Jahrhundert bis zur Neuzeit wird dargestellt, ihre Quellen untersucht und die verschiedenen Auffassungen und kri tischen Methoden erläutert. Die Seiten 133 bis 188 enthalten die »Bibliography« in einer sehr übersichtlichen Einteilung. Diese Biblio graphie dürste ganz besonders für den Buchhändler von Nutzen sein, denn nicht immer wird die »Cambridge History of English Literature« mit ihren ausführlichen Bibliographien zu jeder Periode zur Ver fügung stehen. Robert Jahn. Für die buchhändlerische Fachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift- lettuug des Börsenblattes, Leipzig, Gerichtsweg 26, Postschlteß- fach 274/75, zu richten. Vorhergehende Liste s. 1928, Nr. 254. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. änckerte ^.ukl. Halle a. 8.: VVilbelm Knapp. 192K I V, 117 8.^n. 124 ^bb. IVIK. 4.80. sKebrbüeber cker Uuebbinclerei. Ilekt 1.^ Knapp. 1928. VI, 134 8. mit 201 ^bb. im lext u. 10 lak. mit 19 H.bb. 6.80. lKebrbüebel 6ei^IZ^ekbinckerei, Ilekt Ill.j korsellunA. 28. 3§., U. 1l1 1928. Ilalle: ^Vilbelm Knapp. ^U8 Der Buch- und Zcitschristcnhandel. 49. Jg., Nr. 44. Berlin. Aus dem Inhalt: Vom Schu-Schmu-Schlachtfeld. Vuchhändlcrgilde-Blatt. 12. Jg., Nr. 10. Berlin. Aus dem Inhalt: Jahrestagung der 'Hauptgemeiuschast des Deutschen Einzelhandels in Berlin, 12. bis 15. Oktober 1928. — P. Max Grempe: Das Problem des Bücherverkauss. — P. Martell: Zur Geschichte der Universitätsbibliothek München. Der Oieerone. XX. 1928, II. 20. Keiprig, Klinkbarckt L 6ier- mann. ^.U8 ckem Inbalt: IÜ. 1. Krisckläncler: Uem1ing8 ?er8ön- liobkeit. — ^V. Orobmann: Kun8t in 8aeli8en 1880—1928. Dürer-Kalender für Kunst und Kultur 1929. Hrsg.: Karl Maußner. Berlin: Sieben-Stäbe-Verlags- u. Druckereiges. m. b. H. 112 Bl., beiderseitig bedruckt. Mk. 3.—. Va8 Korum. Ur8g.: ^Vilbelm Herzog. 9. lg., U. 1, Oktober 1928. Kall Uo1it3ober.