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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1896
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
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5612 Nichtamtlicher Teil. 214, 14. September 1896. -Da die beim Vertrieb von Zeitungen thätigen Kräfte aufs äußerste angespannt werden müssen, so sollte jede Mehr arbeit ängstlich vermieden und schon deshalb das Heranzichcn des Gewichtes der Blätter grundsätzlich verworfen werden. .In Notations-Druckrollen sind die Gewichte der einzelnen Teile oft sehr verschieden, wie sich beim Auswiegen der Bogen crgiebt. Um daher das wirkliche Gewicht festzustellen, müßte man alle Exemplare der Zeitungen wiegen. ^ ^ innerhalb weiter Grenzen vom Gewicht unabhängig ge worden ist, würde es als gewaltiger Rückschritt erscheinen, wenn man bei Zeitungen das glücklich beseitigte Auswicgcn wieder einführen wollte. Mit denselben Gründen, die für Hcreinziehung des Gewichtes angeführt werden, könnte man auch die Berechnung des Portos nach den Entfernungen, wie sie vor 50 Jahren üblich war, befürworten. Da wir jedoch diesen engherzigen und, wie die Erfahrung gelehrt hat, un richtigen Standpunkt bei Briefen und Drucksachen überwunden haben, so sollte er auch für den Vertrieb eines unentbehr lichen Verkehrs- und Bildungsmittels, wie die Zeitungen, nicht wieder ausgenommen werden. Die Berechnung nach Gewicht würde hauptsächlich die umfangreichen billigen Blältcr schädigen, zum Nutzen der alten teueren Zeitungen. Die geistige Nahrung des kleinen Mannes, des Volkes, würde also verteuert und teilweise beseitigt. .Die Fachpresse bietet ihren Lesern meistens sehr umfang reiche, auf schweres Papier gedruckte Blätter und würde gleichfalls von einer solchen Maßregel schwer getroffen. -Das Schlimmste ist jedoch, daß durch Berechnung nach Gewicht die Verleger darauf hingewicsen würden, möglichst leichtes, also schlechtes Papier zu verwenden und auch den Druck so zusammenzudrängen, d. h. aus kleinen Typen zu bilden, daß er möglichst wenig Raum bedeckt. Hierdurch würde die Papierfabrikation und Druckindustrie schwer ge schädigt, das Publikum bekäme in Lun Zeitungen minder wertiges Papier, und die schon sehr verbreitete Kurzsichtigkeit würde sich infolge der Verkleinerung und Zusammendrängung der Typen noch weiter ausdehnen. .Wir bitten aus allen diesen Gründen womöglich die bis herige Bercchnungsweise bcizubehaltcn, oder wenn dies nicht angcht, solche Aendcrungcn vorzunehmen, bei dcnen das Gewicht der Blätter unberücksichtigt bleibt.« Erwähnen wollen wir hier noch die Schwierigkeit, die bei Ein führung des Gewichtstarifs sich für den Bezug auswärtiger Zei tungen Herausstellen müßte. Die Schwankungen in deren Post- Bezugspreisen müßten zu den unleidlichsten Häkeleien zwischen Post und Publikum führen. Hocherfreulich ist es, daß der Staatssekretär vr. von Stephan sich vor dem Reichstage über die Gewichts.Frage in objektiver Weise äußerte. Seine Worte gewinnen in Anbetracht seiner hohen der Presse, die einen gewaltigen Kulturfaktor bildet, thun, dann finden wir, daß schließlich jeder Vorschlag direkt vom Standpunkt des betreffenden Zeitungsvcrlegers ausgeht» rechnung zu sprechen und sagte wörtlich: .Was die Frage der Besteuerung der Zeitungen nach dem Papiergewicht betrifft, so ist mir dies nicht sympathisch —, d. h. ich sage das nur persönlich; wie ich nachher hier sprechen muß, wenn der Bundcsrat einen Beschluß gefaßt hat, weiß ich nicht. Ich habe hier nur ein Amt und keine Meinung — sage ich mit Questenberg im Wallenstein. Meine persönliche Meinung geht ganz entschieden gegen das Gewicht, weil dadurch ein neuer, dritter Faktor in die Berechnung hinein- gezogen wird. Jeder Tarif, der aus mehreren Urelementen besteht, ist nicht gut; cs ist das beste, einen möglichst ein fachen Tarif zu haben.» Am erfreulichsten aber war die Schlußbemerkung des Staats sekretärs, der dem kleinlichen Standpunkte gegenüber, auf dem die meisten Vorschläge stehen, aufs kräftigste betonte, daß er einen umgekehrten Standpunkt cinnähme, und -wenn derselbe nicht der kaufmännische sei, so sei er doch der ethische und sittliche und einer großen Verwaltung mehr gebührende und richtigere Standpunkt». Es wird nun von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam ge macht, daß einzelne Zeitungen in ganz hervorragender Weise die Post dadurch belasten, daß durch die Unzahl der Anzeigen-Beilagen der Umfang und das Gewicht der einzelnen Nummern ungewöhn lich groß sind. Um die Beschwerden der Post nach dieser Richtung hin zu paralysieren, soll der Vorschlag des Herrn Hillgcr dahin er weitert werden, daß zwar eine Berechnung des Papiergewichtes im allgemeinen nicht stnttzufindcn hat, wohl aber ein Maximal-Jahres- i würden wir in dieser Hinsicht vorschlagen, ein Maximalgewicht von 30 festzusetzcn. Für jede über dieses Maximalgewicht hinaus angefangenen 5 würde die Post als Beförderungsgebühr 25 H extra zu erheben berechtigt sein. Damit glauben wir auch nach dieser Richtung hin berechtigten Wünschen der Postverwaltung völlig Rechnung getragen zu haben, umsomehr, als ja auch die Post verwaltung bei ihrem Brief- und Paketporto nicht die ein zelnen Gramme und Kilo besteuert, sondern staffelweise nach abgerundeten Sätzen tarifiert. Jeder Brief bis zum Gewicht von 15 § kostet 10 H, bis 250 s 20 H u. s. w. Das ist ein sehr weiter Spielraum, und die Zeitungen können beanspruchen, mindestens nach im Prinzip gleichen Grundsätzen behandelt zu werden, wie jeder Staatsbürger, der die Post benutzt. Die Arbeit, die der Post aus der von uns vorgeschlagcnen Gcwichts- kontrolle erwächst, ist eine minimale und schließt Belästigungen der einzelnen Verleger vollständig aus, da der Spielraum groß genug ist, um Differenzen hinsichtlich des Gewichtes der einzelnen Exem plare untereinander auszuschließen. Eines der Hauptargumcnte der Gegner der billigen Zeitungen besteht auch darin, daß sie mit besonderer Markierung von ihnen schlechtweg als von -Jnseratenblättern- sprechen, ohne zu berück sichtigen, daß die Presse mit ihren Anzeigen dem Groß- und Klein handel, durch tägliche Berichte über Course, Waren- und Markt preise, sowie durch umfassendes Angebot jeder Handelsware dein gesamten Publikum in ausgiebiger Weise dient. Eine der wichtigsten Aufgaben der billigen Tageszeitungen ist die Arbeitsvermittlung. Städtische und auch staatliche Be hörden haben oft durch verschiedene Einrichtungen den Zeitungen Konkurrenz zu machen und diese Funktion der Zeitungen zu unter graben gesucht. Eine rühmliche Ausnahme machte der Wiener Magistrat, der die Errichtung einer städtischen Arbeitsnachweisstelle ablehnte, indem er ausführte, daß das wohlausgebildete Jnseraten- wescn der großen Tageszeitungen und anderer bereits bestehenden auch die Arbeitsvermittlung billiger, bequemer und mit weniger Zeitverlust besorgt werden, als durch eine wohlfeile Tageszeitung mit großer Verbreitung. Aber auch zur Verbreitung der behörd- Kreisblatt und die mittleren und großen Provinzblütter einfach unentbehrlich. Eine von einem Teil der politischen Presse vorge schlagene Verteuerung würde aber vornehmlich die weniger Be güterten treffen, sie würde den An- und Verkauf von Waren er schweren und würde ganz besonders den Arbeitsnachweis verzögern und verteuern und dadurch das -Recht auf Arbeit» verkümmern. AuS diesem Grunde müssen Staat und Volksvertretung den Be strebungen, welche die Zeitungen verteuern wollen, den energischsten Widerstand entgegensetzen. Prüft sie nun unbefangen alle zur Diskussion stehenden Vor schläge, so wird auch die politische Presse nicht umhin können, anzuerkenven, daß die unpolitische und Provinzialpresse, indem sie den durch die Maximalgewichtsvorschrist von 30 Kilogramm p. a. ergänzten Vorschlag des Herrn Hillger zu dem ihrigen macht, nicht einseitig eigene Interessen verficht, sondern sich lediglich von dein Grundsätze -Gleiches Recht für alle» leiten läßt. Deshalb stellt der von uns eventuell vorzuschlagcnde neue Tarif verschiedene Uebelstände des alten Tarifes ab, er läßt nach modernen Verkehrs ansichten jeden für das zahlen, was er als Leistung fordert, und stellt die große politische Presse wesentlich günstiger als beim bis herigen Tarif, er erhöht die Postgebühr der unparteiischen Presse beträchtlich, ohne ihr, gleichwie die andern Vorschläge, den Garaus zu machen, und schützt vor allem die kleine und mittlere Prooinz- presse, deren Postgebühr ganz geringe Abweichungen erführt. Die ganze Angelegenheit der Veränderung des Postzeitungs- tarises ist unter der Flagge lanciert worden, der Tarif sei -veraltet» und müsse durch einen zeitgemäßen ersetzt werden, dann tauchte regierungsseitig naturgemäß der Wunsch auf, dem Reiche daraus neue Einnahmen zuzusühren. Es wird sich aber keinem einsichtigen, vorurteilslosen Beobachter verschließen, daß, da heute die Post nachweislich ihre Haupteinnahme ans dem Posttarif von der so oft genannten -billigen» Presse bezieht, diese Bezüge wesentlich Nach lassen werden, wenn durch übergroße Erhöhung des neuen Tarifs eine allgemeine Erhöhung auch des Abonnementspreises und damit ein starker Rückgang der Postabonnements unausbleiblich wird, ganz abgesehen davon, daß Hundert'ausenden von deutschen Lesern die Möglichkeit genommen ist, sich erne gute, billige Tageszeitung zu halten. Naturgemäß wird ein großer Teil der billigen Zeitungen sich dadurch vor einem allzustarkcn Abonnentenverlust zu schützen wissen, daß er allenthalben Speditionen errichtet und viele der seitherigen Postabonnentcn durch direkte Boten bedienen läßt. Der Verlust, der der Post hieraus erwachsen würde, ist nicht gering zu veran schlagen. Deshalb wird auch der Reichssisk.ls, wenn er sich von den
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