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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1896
- Sprache
- Deutsch
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214, 14. September 1896. Nichtamtlicher Teil. 5611 einem hochbedeutsamen Werdcprozesse steht, und daß die neue Zeit mit ihren welteroberndcn Ideen auch auf diesem Felde mit der alten Zeit ein mächtiges Ringen begonnen hat. Früher traten die Zeitungen ins Leben im Hinblick auf die Versorgung eines Leserkreises von bestimmten politischen An schauungen und wegen dieser mehr oder weniger engen Abgrenzung desselben mit einem möglichst hohen Abonnementspreise, aus dem in erster Linie die Redaktions- und technischen Herstellungskosten gedeckt werden mußten. Die Inseratenpreise wurden ebenfalls so hoch wie möglich angesetzt, um den Gewinn aus diesen möglichst günstig zu gestalten. Heute berücksichtigt man beim Jnslebcnrusen neuer Blätter bezeichnender Weise den Partei-Standpunkt fast nicht mehr. Die politischen Parteien sind meist mit Organen versorgt, und neu ins Leben tretende Unternehmungen gehören fast aus nahmslos der sogenannten parteilosen Presse an. Diese allein vcr- daktion niemand abzustoßen, wie auch durch billigen Abonnements- prcis sich einen großen Leserkreis erschließt. Es ist nun vielleicht verkehrt, aus diesen gegensätzlichen Ent wickelungs-Prinzipien der beiden Zeitungs-Kategorieen schließen zu wollen, daß die billige unparteiische Presse der alten politischen nennenswerten Abbruch gethan hätte. Anhänger bestimmter poli tischer Parteien halten wohl nach wie vor die publizistischen Or gane derselben, und niemals würde es diesen politischen Organen gelungen sein, auch nur einen Bruchteil desjenigen Leserkreises zu gewinnen, den die unparteiischen Zeitungen heute hauptsächlich ver möge ihrer Billigkeit versorgen. Die billigen unparteiischen Zei tungen bilden tatsächlich das literarische Brot des kleinen Mannes, der nicht in der Lage ist, pro Quartal 9 oder 6 oder selbst 4 oder 8 ^ für seine Zeitung auszugeben. Trotz dieser Thatsache gab die rückläufige Entwickelung eines großen Teiles der politischen Presse derselben die Veranlassung zu glauben, es seien ihr durch die billige unparteiische Presse diejenigen Abonnenten genommen, um die ihre Auflage sich inzwischen vermindert hatte. Der Verein Deutscher Zeitungsverlcger, der hauptsächlich diese alten politschen Zeitungen umfaßt, glaubte, nachdem in seinen Blättern jahrelang ein leb hafter Feldzug gegen die billige unparteiische Presse geführt war und nachdem seitens der Reichs-Post-Verwaltung mit dem Vorschläge eines neuen Postzeitungs-Tarifs infolge dieses Feldzuges hervor getreten war, den Moment gekommen, um an Hand dieses Tarif vorschlages seinerseits einen solchen auszuarbeiten, der der billigen Presse völlig den Garaus zu machen eine Handhabe bieten sollte. Bekanntlich zahlt der Zeitungsverleger heute der Post eine Provision von 25"/g jährlich vom Einkaufspreise für jedes Exemplar (d. h. 20"/o vom Abonnementspreis). Da die Reichspost aber be hauptete, daß sie mit diesem Entgelt bei dem ins Fabelhafte an- gcwachsenen Zeitungsbetriebe nicht mehr auf die Kosten käme, so beanspruchte sie in ihrem letzten Entwürfe nun 1. für die allgemeinen Leistungen den gleichmäßigen Satz von 40 cß Grundtaxe; 2. für die Einzelleistungen aber sollten erhoben werden: a) Verpackungskosten, deren Jahresbetrag sich ergeben soll aus einer Gebühr von 20 mal der im Laufe einer Woche erscheinenden Nummernanzahl, d. i. rund 0,4-Z für jedes Exemplar; d) Beförderungskosten nach Maßgabe des Gesamtgewichts der zur Postbeförderung übergebenen Zeitungen in Höhe von 10 o) für jedes Kilogramm. Bei Anwendung dieses Gebührentarifes würden bei den Zei tungen in ihrem Preise, der Häufigkeit ihres Erscheinens, ihrem Umfange u. s. w., sowie in der Höhe der an die Post zu zahlenden Zeitungsgebühr sehr starke Veränderungen eintreten. Unter dem Einflüsse dieses Tarifs könnten die Zeitungen mit ihren bestehenden Verlagsbedingungen (Preis und Zahl der jährlich erscheinenden Nummern) nicht mehr fortbcstehen, denn die durchschnittliche Er höhung der von der Post beanspruchten Zeitungsgebühr beträgt 128"/o. das sind 45,5^ des Gesamt- (Abonnements-) Preises jeder Zeitung. Die Zeitungsgebühr würde außerdem relativ immer höher werden, je vorteilhafter ihre Verlagsbedingungen für das Publikum sind, und umgekehrt immer niedriger, je höher der Preis der Zeitung in Verbindung mit einer numerisch möglichst geringen und im Umfange knappen Form des Erscheinens gestellt wird. Die Folge, welche mit der Einführung dieses geplanten Tarifs für das gesamte Zeitungswcsen verbunden sein müßte, wäre: 1. eine Erhöhung der durchschnittlichen Abonnementspreise und 2. eine Verminderung der Herstellungskosten der Zeitung. Die Opposition gegen diesen Entwurf war so stark, daß die NeichSpostbehörde demselben weitere Folge nicht gegeben hat, viel mehr um neues Material zur Prüfung und Klarlegung für diese so wichtige Angelegenheit bemüht blieb. Tatsächlich sind der Post denn auch eine ganze Anzahl von Vorschlägen übergeben worden, die gerade durch ihre Zahl die bedauerliche Thatsache von der Zer- Dretundsechzlgsler Jahrgang. splitterung der Interessen der Zeitungsverlcger klarlcgten. Man wollte nicht so sehr die Mehrbelastung durch die Post bekämpfen, sondern versuchte, in den klüglich ausgedachten Vorschlägen die un liebsame Konkurrenz zu ersticken und namentlich die großstädtische sowohl wie die provinziale, unternehmungslustige und billige Presse zu unterdrücken. Um dieses Ziel am sichersten zu erreichen, accen- tuierten die Gegner der modernen Presse besonders die Besteuerung des Gewichts der zum Versand gelangenden Zeitungen. So machte der Deutsche Buchdruckerverein den folgenden Vorschlag: 10«/o vom Einkaufspreise, 8 -Z mal Erscheinungszificr und 8 -Z pro Kilo Papiergewicht; der schon erwähnte Verein Deutscher Zeitungsverleger (es gehören diesem Verein ca. 50 Zeitungen an) verlangt nach einem seitens des kleineren Teiles seiner Mitglieder beschlossenen Vorschläge: 25 c) mal Erscheinungs ziffer und 4 cZ pro Kilo Papiergewicht; der Vorschlag des Augustinus-VereinS zur Pflege der katholischen Presse ver langt sogar, daß der Zonentarif für den Versand der Zeitungen in Anwendung gebracht werden müßte, und hat sich den neuen Tarif also ausgedacht: 80/^ vom jährlichen Abonnemcntspreise, 10 -Z pro Kilo Papiergewicht über 10 Meilen und 8 -Z mal Erscheinungsziffer. Die Vertreter der nicht organisierten Tagespreise, die sich so lange völlig reserviert verhalten hatte, waren gezwungen, daraufhin mit ihrer Meinung ebenfalls hervorzutreten. Sie traten im Monat Juli d. I. zu einer von ca. 300 Zeitungen mit einem Leserkreis von etwa 2' z Millionen beschickten Versammlung zusammen; in dieser wurde ein Vorschlag des Herrn Hillger diskutiert und als be rücksichtigenswert anerkannt. Dieser Vorschlag lautete: IO"/,, vom Abonnementspreise, 20 H mal Erscheinungsziffer bis dreimal wöchentlich, 15 H mal Erschei nungsziffer vier- bis siebenmal wöchentlich, und 12 -Z mal Erschei nungsziffer bei mehr als siebenmaligem Erscheinen. Es wurde indessen in dieser Versammlung einmütig betont, daß ein Bedürfnis zur Aenderung des bisherigen Postzcitungstarifs nicht anerkannt werden könne. Man verwies mit Recht auch darauf, daß das von der Post erhobene Bestellgeld das mangelnde richtige Verhältnis der Postprooision und der Leistungen der Post gegen über den einzelnen Zeitungen in hinreichender Weise auszugleichcn geeignet sei. Demgegenüber könne das besondere Mißverhältnis, das sich bei einzelnen Zeitungen mit besonders großem In seratenteile gezeigt habe, kaum ins Gewicht fallen. Nur für den Fall, daß nach der Stimmung des Reichstags und des Bundesrats eine Reform des Postzeitungstarifs sich als unerläßlich Herausstellen sollte, würde seitens der Zeitungsbesitzer mit Vorschlägen ihrerseits hervorzutreten sein. Am lästigsten macht sich in der Mehrzahl der neuen Tarif vorschläge die Einbeziehung des Gewichts. Durch das Berechnen des Papiergewichts würde naturgemäß Hauptsächlich diejenige Presse getroffen werden, die infolge ihrer billigen Abonnements, ihrer Rührigkeit und ihres guten mit großen Geldausgaben verknüpften Nachrichtendienstes eine über die Grenzen ihres Erscheinungsortes weit hinausreichende starke Cirkulation erlangt hat. Und wollte man gar die Idee des Augustinus- Vereins verwirklichen und den Zonentarif bei der Berechnung her anziehen, so würde dadurch der Verbreitung einer gut unterrich teten, im modernen Geiste geleiteten Provinz- und großstädtischen Presse ein starkes Bollwerk entgegengebaut werden. Aber auch die mittlere und kleine Provinzpresse würde durch die neuen vorgc- schlagencn Tarife eventuell empfindlich geschädigt und müßte wie in früheren Zeiten wie ein Veilchen im Verbogenen weiterblühen, ohne auch zu ihrem Teil die idealen Güter des deutschen Volkes ver teidigen und in Kreise hineintragen zu können, die der teueren politischen großstädtischen Presse stets fern sein und stets fern bleiben werden. Gerade die mittlere und kleine Provinzpresse muß in erster Linie geschützt werden, soll nicht jene oft von den Umsturzparteien angestrebte Agitation auf dem flachen Lande und in den kleinen Städten, die jetzt die Hochburg der staatserhaltenden Ideen bilden, eine Ausdehnung erhalten, die zu bekämpfen dann jeden falls weit größere Mittel erfordern würde, als das gesamte Post wesen Deutschlands an jährlicher Einnahme zu verzeichnen hat. Gegen die Heranziehung des Papiergewichtes bei der Be rechnung der Postzeitungsgebühr hatte schon früher der Schutz verein der Papier-Industrie sich ausgesprochen und eine Eingabe an Herrn von Stephan eingereicht, die folgenden Wortlaut hatte: »Der Verein deutscher Zeuungsverleger hat vorgeschlagen, daß die Abgabe der Verleger für den Vertrieb von Zeitungen durch das Reichspostamt künftighin wie bisher aus einem Prozentsatz des JahrcsbezugSpreises und einer jährlichen Abgabe bestehen soll, die nach der Häufigkeit des Erscheinens der Blätter berechnet wird. Außerdem empfiehlt der Verein eine Abgabe von jedem beförderten Kilogramm Papier. Der Unterzeichnete Verein erlaubt sich gegen letzteren Vorschlag hiermit vorstellig zu werden, weil seine Ausführung Schäden 761
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