Fertige Bücher ^ 256, 2. November 1921. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11731 sämtliche Werke herausgegeben von Dr. Jonas Fränkel, Prof. a. d. Universität Bern <7>ie neue Ausgabe, die nach langer Vorbereitung soeben zu erscheinen beginnt, will das Lebenswerk Gottfried Kellers in seiner vollen Breite aufrollen. Sie legt die vollendeten Werke des Dichters in sorgfältig gereinigter Gestalt vor. Durch eine neue, organisch an die Intentionen des Dichters sich anlehnende Gruppierung wird das in den bisherigen Ausgaben übliche Zusammenkoppeln von Nichtzusammengehörendem vermieden. An die eigent lichen „Werke", die nach dem Willen des Dichters als ein geschlossenes Ganzes für die Nachwelt bestehen, soll sich später in neun Bänden (Bd. 13—21) die ganze Fülle sonstiger Erzeugnisse anschließen, die neben der Arbeit an den großen Werken einherläuft: vor allem der dichterische Nachlaß, der weiten Kreisen zum ersten mal auch den Dramatiker Keller vorführen wird; die verworfenen Werke und jene, die durch spätere Fassungen verdrängt wurden, ferner die Tagebücher, sowie die politischen, literarischen und kunstkritischen Aufsätze werden in unserer Ausgabe in lückenloser Fülle geboten. Zum Schluß will unsere Ausgabe in vier Bänden (22—25) die Briefe vorlegen, und auch hier will sie neue Wege betreten. Sorgfältige Register und die von dem üblichen Weg der Kommentierung abweichenden Anmerkungen machen die Ausgabe dem weiten Kreis der Ver ehrer Kellers und dem wissenschaftlich Interessierten gleich wertvoll. Fertig liegen vor Band 7 u. 8: Die Leute von Seldwyla Zwei Bände auf bestem holzfreiem Papier, in schönem Ganzleinenband nach Entwurf von Walter Liemann. Ladenpreis je M. Z2>— Für das Ausland Schweizer Fr. 7.50. In handgearbeitetem Halblederband ca. M. 90.— Del diesen zwei Bänden erwies sich die textkrttische Arbeit des Herausgebers besonders reich an bleibenden Resultaten: an mehr als dritthaibhundert Stellen muhte der bisherige Text, aus Grund peinlichste'» Vergleichung der Handschriften und Drucke, korrigiert und von unzähligen Verstümmelungen, die oft den Sinn entstellten, befreit werden. Der Kommentar weicht in seiner Anlage von der sonst üblichen Art, in kritischen Ausgaben den wissenschaft lichen Apparat mitzuteilen, durchaus ab. Grundsätzlich wurde darauf verzichtet, ein Leichenfeld von Lesarten anzulegen, die niemand liest und die selbst dem wissenschaftlich Interessierten in ihrem Durcheinander von Wesent lichem und Unwesentlichem wenig Nutzen bringen. Nicht der Staub der Werkstatt sollte unter Glas gezeigt werden. Es galt vielmehr, dem Leser eine lebendige Vorstellung zu vermitteln von der Arbeit des Dichters an seinen Gebilden und von der durchgreifenden stilistischen Entwicklung, die die Seldwyla-Novellen in den Jahrzehnten, die zwischen der ersten Niederschrift und der endgültigen Formung liegen, durchgemacht haben. Eine Fülle unbekannten Materials, reizvollste Episoden aus den Handschriften konnten vom Herausgeber mitgeteilt werden. In diesen Bänden wird eine abschließende Ausgabe der „Leute von Seldwyla" geboten, dem Keller-Liebhaber, wie dem wissenschaftlich Interessierten unentbehrlich. Die weiteren Bände werden jetzt rasch erscheinen; eS enthalten: l—2 Gedichte; 3—6 Der grüne Heinrich (Band 1 — 4); - Zürcher Novellen, I. Bd.; Zürcher Novellen, II. Bd. — Sieben Legende»; 1l Das Sinngedicht; !2 Martin Salander.