Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1931
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- 1931-07-16
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- 16.07.1931
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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x° 162, 16. Juli 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b.Dtschn.Buchhandel. Gläubiger unter Amerikas Führung war auch um deswillen notwendig, weil nur so verhindert werden kann, daß sich Frank reich gegen einzelne aitdere Währungen richtet. Seine kurz fristigen Gelder arbeiten ja auf allen Märkten und können über all Schwierigkeiten machen. Das erschwert aber auch jetzt rasche Kredithilfe für Deutschland. Engagierten sich London und New Jork z. B. stärker ohne Beteiligung Frankreichs, so könnten sie durch französische Gegenmaßnahmen nur zu leicht selbst in Ver legenheit geraten. Die Isolierung Frankreichs allein ist noch keine Lösung. Paris ist selbst isoliert so stark, daß es immer noch mit Vorsicht behandelt werden muß, Das gilt es im Auge zu behalten für die weitere Entwicklung. Die große Auseinander setzung über die künftige Gestaltung der Dinge kommt ja nun erst noch. Der Angelpunkt ist in erster Linie die Frage, ob Eng land und Amerika dabei einig bleiben. Gelänge es Frankreich, einen von beiden für sich zu gewinnen, so wäre das Ende wahr scheinlich eine Lösung aus unsere Kosten. Selbst wenn die Angel sachsen einig bleiben, ist di« Gefahr groß genug, daß wir doch die Zeche zu bezahlen haben werden. Unsere Hoffnung kann nur sein, daß sich die Angelsachsen jetzt, um sich für die Auseinander setzung mit Frankreich Zeit und Bewegungsfreiheit zu sichern und den sofortigen Weltkrach zu verhüten, zu unsrer Stützung so stark engagieren, daß sie uns überhaupt nicht mehr fallen lassen können und gegen Frankreich endgültig herauspauken müssen. Für Deutschland aber wird diese Zeit unter allen Um ständen geradezu ein Fegefeuer. Hoffentlich halten die Nerven die Probe aus. Hoffentlich schweißt aber diese Not das Volk auch so zusammen, daß nicht mehr eine Partei auf den Gedanken kom men kann, auch an diesem Feuer in erster Linie ihr eignes Süpp chen kochen zu wollen. Die Regierung muß die Zügelführung fest in der Hand behalten, wenn die Karre nicht in den Graben fah ren soll. Die Konjunkturberichte über den Monat Juni lassen zum größten Teil den ganzen Ernst der Lage noch nicht unverhüllt erkennen. Der übliche Monatsbericht des Preußischen Ministe riums für Handel und Gewerbe faßt lakonisch zusammen: »Die Berichte der Industrie- und Handelskammern melden für den Berichtsmonat keine grundsätzliche Änderung der krisenhaften Gesamtwirtschastslage des Vormonats. Die bedeutungsvollen, in den Bcrichtsmonat fallenden Ereignisse der Notverordnung, der Erhöhung des Reichsbankdiskonts und der Ausnahme des Reparationsproblems durch die Aktion von Hoover konnten auf die Wirtschaft noch keinen entscheidenden Einfluß ausüben.« Hier klingt noch die Hoffnung an, daß bereits ein Umschwung zum Besseren bald hätte eintreten können. Er wird kommen. Dazu müssen wir aber erst durch die Krise im medizinischen, wahrsten Sinn durch. Die Börse war zunächst tm Hinblick auf die Bespre chung in Cheguers ebenfalls recht zuversichtlich gestimmt, doch übte schon bald die Beunruhigung des Valutamarktes ungünstige Rückwirkungen aus. »Die Notverordnung und die durch sie her vorgerufene innerpolitische Krisis verstärkten den Druck nach unten. Besonders getroffen war der Rentenmarkt, selbst am Markte der Hypothekenpfandbriefe waren die Abgaben so stark, daß große Repartierungen, teilweise von 10 v. H., bei der Auf nahme vorgenommen wurden. Die Diskonterhöhung und die Bereinigung der innerpolitischen Situation durch die Nichtein berufung des Reichstags gaben dem Kursniveau gegen Monats mitte wieder einen Auftrieb. Jedoch traten bereits wiöder am 18. des Monats unter dem Druck der Devisenlag« und auf un günstige Nachrichten aus der Wirtschaft hin scharfe Rückschläge ein, die durch die Nachricht über die Restriktionsmaßnahmen der Reichsbank noch verstärkt wurden. Die Hoover-Aktion brachte dann Plötzlich eine Haussebewegung, die so stürmisch war, daß am 22. die Festsetzung der Anfangskurse sich verzögerte. Wie ge waltig die Kurssprünge waren, ergibt sich daraus, daß der Ge samtindex von 85 Terminwerten an einem einzigen Börsentage von 77,28 auf 89,54 schnellte. Nach der Heftigkeit der Bewegung trat ein leichter Rückschlag ein. Gegen Monatsende ist die Börse ruhig und freundlich.« So heißt es noch im Bericht des preußi schen Handelsministeriums. Inzwischen ist der volle Umschwung eingekreten, dessen Ernst am besten dadurch beleuchtet ist, -daß 674 man nur mit Hilfe von Börsenfeiertagen eine Panik verhindern zu können überzeugt ist. Für den Einzelhandel schien sich, nach dem der Vormonat mit dem Pfingstfest an seinem Ende ein leb hafteres Geschäft gebracht hatte, zunächst auch der Juni günstig anzulassen. Das Publikum begann die Deckung seines lange zurückgehalicnen Bedarfs nachzuholen. Auch das Vorrücken der Saison wird hierbei mitgesprochen haben. Sehr bald trat jedoch wieder ein Umschwung ein, der wohl zutreffend auf die Notver ordnung und die neuen schweren Belastungen zurückgeführt wird, die dadurch den breiten Konsumentenschichten auferlegt worden sind. Im ganzen wird daher der Berichtsmonat wiederum wert- und mengenmäßig hinter dem Vorjahre zurückstchen und, da auch bei unverändert ungünstigen allgemeinen Wirtschaftsver hältnissen die Geldeingänge schlecht waren, in seinem Gesamt ergebnis als durchaus unbefriedigend anzusprechen sein. Der Deutsche Handwerks- und Gewepbekammertag macht auf eine weitere unangenehme Rückwirkung der Arbeitslosigkeit aufmerk sam, die ohnehin die innerpolitische Hauptsorge bleibt. Unter den Arbeitern hat die Schwarzarbeit einen ungeahnten Umfang ange nommen. Die Existenz zahlreicher Handwerksbetriebe wird hier durch stark gefährdet. Die Forderung nach einer nachhaltigen Bekämpfung der Schwarzarbeit wird daher immer stärker er hoben; doch haben sich bis jetzt alle Maßnahmen als praktisch unzureichend erwiesen. Der Arbeitsmarkt des Handwerks hat seinerseits infolgedessen ebenfalls,nur eine geringe Entlastung erfahren. Arbeitskräfte wurden, wenn überhaupt, meist nur vor übergehend eingestellt. In verschiedenen Handwerksberufen muß ten sogar neue Entlassungen vorgenommen werden. Die Zah lungsweise der Kundschaft ist nach wie vor schleppend. Trotz stark gedrückter Preise werden fast stets lange Zahlungsfristen gefordert. Es wird befürchtet, daß durch die Notverordnung neben der Verbrauchsbeschränkung auch die Abzahlung früher gekaufter Waren ins Stocken geraten wird. Besonders interessant ist das Urteil des Institutes für Kon junkturforschung zur augenblicklichen Lage. Sein Leiter Pros. Wagemann schreibt im letzten Wochenbericht u. a.: »In einen doppelten Zirkel des Unverstandes ist die Wirtschastspsychologie gegenwärtig verstrickt. Einmal beobachten wir das seltsame Schauspiel der Jnflationsangst bei tatsächlicher Deslationsgssahr, und sodann zeigt sich das, was man als den .monetären Komplex' bezeichnen möchte, der im ruhigen Gang des großen volkswirt schaftlichen Produktionsapparates hinter dem Geldschleier die schrecklichsten Phantome sieht. Keine Logik vermag freilich über den Ernst der Lage zu täuschen. Den wirtschaftlichen Angst gefühlen ist aber immer wieder entgegenzuhalten, daß sie, sofern man ihnen nachgibt, schließlich nur zu schweren privatwirtschaft lichen Verlusten führen können.« Zu der Zahlungseinstellung der Danatbank erklärt Wagemann, daß, wenn diese nicht binnen kur zem überwunden werden könne, sie für Produktion und Beschäf tigung und für den weiteren Verlauf der deutschen Konjunktur entwicklung unabsehbare Folgen haben könne. Anders, wenn es gelingt durch Krediteinschränkung und durch die Reichsgarantie für die Bankeinlagen der Lage Herr zu werden. In diesem Falle besteht für den weiteren Gang der Konjunktur keine Gefahr. Be sonders paradox erscheint es dem nüchternen Beobachter, daß im breiten Publikum die Angst vor einer neuen Inflation lebendig wird unter Verhältnissen, die die Notenbanken zwingen, ihren Zahlungsumlauf einzuschränken, statt ihn zu steigern. Mcht Überfluß, sondern Mangel an Noten droht der deutschen Wirt schaft. Professor Wagemann schätzt, daß Kapitalflucht und Kre'djt- abziehungen in den letzten Monaten einen Betrag von 3 bis 4 Milliarden Mk. erreicht haben. Dabei sind Kapitalflucht und Kreditabziehungcn in Höhe von 1,6 Milliarden Mk. allein durch die Gold- und Devisenverluste der Reichsbank in der Hauptsache gedeckt worden. Möglich sei, daß von dem Devisenstand der Kreditbanken, der Ende 1930 3,6 Milliarden Mk. betrug, auch noch 1—1k4 Milliarde Mk. oder mehr abgezogen worden seien. Selbst die Bewegung so umfangreicher Geldtapitalien habe an sich nichts Beängstigendes. Was so bedrohlich erscheine, sei die Plötzlichkeit wie die Einseitigkeit der diesmaligen Bewegung. Volks- und weltwirtschaftlich wird dadurch ein Zustand geschas-
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