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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1926
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- 1926-01-28
- Erscheinungsdatum
- 28.01.1926
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Itz 23, 28. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. wir nur gute Erfahrungen mit deutschem Druck im Auslande ge macht bis auf einen einzigen Fall, in welchem unter den Schwie rigkeiten der Inflationszeit (Papiermangel bei starker Umsangs- vermchrung) die Zeilen ganz eng gestellt worden waren. Das wurde von einem holländischen Rezensenten getadelt und mutzte ihm ja auch ganz besonders auffallen, da die Holländer in ihren Drucken eine noch viel weitere Zeilcnstellung bevorzugen als alle andern Antiqua druckenden Völker. Heute find wir natürlich wieder zu der als »xiens-mt- bewährten Ausstattung des Werkes zurückgekchrt. Den auffälligsten Beweis für die positive Förderung des Absatzes deutscher Bücher im Auslande durch deutschen Druck hat meine Firma feit vorigem Jahr erlebt mit der Veranstaltung der zweiten Auflage eines vor dem Kriege von uns in Antiqua druck herausgegebcncn größeren medizinischen Werkes: Gadamcrs »Lehrbuch der chemischen Toxikologie». Wenn man bedenkt, daß dies wohl der erste Fall von Frakturdruck in der ganzen wissen schaftlich-medizinischen Literatur der letzten Jahrzehnte gewesen ist, so will cs wohl etwas bedeuten, daß der Anteil des Auslandes an dem Absätze dieses Werkes bei der zweiten Auslage wesentlicher gewesen ist als bei der ersten. — Gute Erfahrungen haben auch andere Verleger aufzuweisen, wie denn der Frakturdruck im ganzen zugcnommcn hat und eine nach der Revolution einge- Iretene Abnahme bereits wieder der Zunahme Platz macht. Wer will angesichts solcher Ergebnisse bestreiten, daß alle Äußerungen des Inhalts, die Eigenart der deutschen Schrift sei hinderlich (während sie von anderen als Anreiz gepriesen wird), gar nichts anderes sein können als der Ausfluß nationalen Gegensatzes oder — mangelnder Vertrautheit mit der fremden Sprache. Vergessen wir doch nicht, daß die deutsche Sprache die schwierigste aller Kultursprachen ist, und daß niemand, der unsre Sprache zu lernen mit ungenügendem Erfolge versucht hat, ge neigt sein wird, cinzugestchen, daß er an den Schwierigkeiten der deutschen Grammatik gescheitert ist. In solchem Falle oder bei politischer Abneigung, nationalem und wirtschaftlichem Gegensatz ist es doch bei weitem angenehmer und dem kritiklosen Deutschen gegenüber viel wirksamer, die deutsche Schrift vorzuschützen. Als ob derjenige, der in das verwickelte deutsche Satzgefüge eindringt, über die deutsche Schrift stolpern könnte, die doch selbst Ungebildete und Schulkinder seines Volkes ohne alle Vorkenntnisse glatt lesen können. Solche frivole Urteile Außenstehender sind in der Regel durch das Zweifel erkennen lassende Verhalten des Fragenden her vorgerufen, und ihnen könnten zahllose verständige Urteile von Ausländern entgegengehalten werden wenn überhaupt Urteile von Ausländern entscheidend sein könnten, wo wir nur im eigenen Volk volle Sachkenntnis haben können. So gilt auch heute noch die nachstehende Erklärung, die 1911 aus Anlaß des Antrages der Lateinschriftler im Reichstage, die deutsche Schrift zunächst im Unterricht der vier ersten Schuljahre auszuschalten, sofort von fast zwei Dritteln der Mitglieder des Deutschen Berlegervereins, unter -denen sich die bekanntesten Fir men befanden, unterzeichnet worden ist: »Die gegen die deutsche Schreib- und Druckschrift immer wieder oorgebrachten Anklagen halten wir für unrichtig. Insbesondere ist eine gut geschnittene deutsche Druckschrift nicht schlechter, sondern besser lesbar und gesünder sür die Augen als eine gleich breite und hohe Antiqua-Schrift. Vor allem aber ist die deutsche Schrift, schnitten ist, eignet sie sich sür das Deutsche mit seinen absonderlich vielen langen Wortzusammensetzungen weit besser als die viel brei teren Rntiquaschrtsten, denn wir lesen Wortbildcr, nicht Einzelbuch staben, und nach den experimentellen Feststellungen von Erbmann und Doöge (Halle 1898) erfaßt das Auge die Wortbilder desto schneller, je kürzer sie sind. — Versuche, welche auf unsre Veranlassung von ausländischen Gelehrte» mit des Deutschen unkundigen Ausländern aller Vildungsschichten, Kindern wie Erwachsenen, angestellt wurden, haben ergeben, baß sie Abschnitte in ihrer Muttersprache, welche wir in dieser Schrift hatten drucken lassen, ohne die geringste Schwierigkeit lasen, ja daß die unbefangenen Kinder nicht einmal den abweichenden Stil der Schrift als sremdartig empfanden. Somit werden auch die zahlreichen ausländischen Leser dieses Werkes durch die neue Druck- einrtchtung nur Vorteil haben, zum mindesten aber keine berechtigten Einwendungen gegen sie erheben können.- seit es gedruckte Bücher gibt, diejenige Schrift, von der das deutsche Volk sich niemals trennen kann und, wie die gegenwärtige macht volle Gcgenbewegung zeigt, sich niemals trennen wild, weil sie allen den besonderen Bedürfnissen unserer Sprache in vielhundertjähriger Entwicklung angcpaßt ist. An einem solchen Volksguts soll man nichts abbröckeln, nicht von oben her reglementieren wollen. Und das gar Ausländern zuliebe, die angeblich — es ist aber in Wirk lichkeit anders — zu ungeschickt sein sollen, um bei Bewältigung der schwierigen deutschen Grammatik auch deutsche Schrift zu lesen. Dabei ist diese deutsche Schrift, die sür unsere Sprache notwendige Spielart der Weltletter, dem Ansprüche des deutschen Volkes- aus Weltgeltung seiner Kultur nicht nur nicht hinderlich, sondern bietet erwiesenermaßen dem Ausländer, selbst des Deutschen unkundigen Kindern keinerlei Schwierigkeiten, ist vielmehr dem Lernenden eine Hilft zum Verständnis der schwierigen deutschen Sprache. Solche Preisgabe einer berechtigten und notwendigen, niemand beeinträch tigenden deutschen Eigenart lehnen wir als deutsche Verlagsbuch händler ab. Wir werben vielmehr, ohne der lateinischen Schrift, wo sie am Platze ist, seind zu sein, in unserer Berussarbeit Helsen, die deutsche Schrift zu hüten und zu verbreiten.- Wer nach Vorstehendem noch nicht meine geringe Ein schätzung abspiechendcr Ausländer-Urteile keilen kann, den kann ich, da mein Büchlein über »Das Kleid der deutschen Sprache« zurzeit in 5. Auslage vergriffen ist, auf meine ältere Material sammlung »Die deutsche Schrift und das Ausland« (1911) ver weisen. Hier seien nnr einige ergänzende Zeugnisse noch mit- gcteilt. Schon die Akademie der Wissenschaften in Berlin hat, als sic 1897 ihre Gesamtausgabe der Werke Kants herausgcben wollte, die in Leipzig verhandelte Frage in der Form, ob Kants Werke, ivenn sie in Fraktur gedruckt würden, im Auslande deshalb von jemandem nicht gekauft werden würden, an eine Reihe der ange sehensten Gelehrten in den verschiedenen Ländern gerichtet. Unter den Antworten, deren Wortlaut mir im Auszug Vorgelegen hat, war keine einzige, welche die Frage zu bejahen gewagt hätte, nur eine lautete unsicher, und eine endete bezeichnenderweise nach Be stätigung der Ungefährlichkeit nur mit dem Seufzer: »Seien Sie doch nicht so fürchterlich deutsch-, sodaß die Berliner Akademie die Ausgabe in Frakturschrift hcrausgebracht hat. — Herr Jos. Thron, der in Brüssel vor dem Kriege eine der bedeutendsten Auslands buchhandlungen Belgiens inne hatte, schrieb in der Deutschen Ber- lcgerzcitung, daß er in seiner jahrzehntelangen Praxis dort kaum einen Fall erlebt hätte, daß ein Kund« ein deutsches Buch wegen Fraklurdruckes zurückgewiesen hätte. Wieviel mehr Ausländer.aber, als die angeblich wegen unsrer Schrift den Kauf ablehnenden, die in Wirklichkeit meist entweder Feindselige oder deutscher Lektüre sprachlich nicht gewachsen sind und daher auch mit Antiquadruck nicht zum Kauf gebracht werden, durch denReizderEigenartdesdeutschen Buches inFrakturdruckzumKaufangeregt worden sind, das ist das Entscheidende. Eine französische Jnstitutsvorstchcrin schreibt: »Ein deutsches Werk würde für mich etwas von seiner Eigenart und damit von seinem Reiz (»cbnrme«; vgl. das -plsnsnni« oben!) verlieren, wenn es in lateinischen Lettern ge druckt wäre«. — In der führenden englischen Kunstzeitschrift »11>s llurlinzton dlnznrine» vom September 1924 heißt es in der Be sprechung eines Bandes der in Leipzig erscheinenden »Meister der Graphik«: »Es ist bedauerlich, daß dieses Buch der verabscheuungswürdigen Übung,Deutsches in Lateinschrift zu drucken, folgt«. — Solch hartes Urteil ist vollkommen natürlich in einem Lande, dessen beste buch künstlerische Leistungen (Morris u. a.) heute noch gotische Schrift zeigen. — Ein englischer Kaufmann Banham in Cambridge schrieb 1911 in der Pariser Zeitung: »Tatsächlich empfinde ich eine starke Abneigung gegen das Lesen des in lateinischer Schrift gedruckten bzw. geschriebenen Deutschen. Beim Lesen eines auf diese Weise gedruckten Werkes scheint es mir nämlich, daß etwas daran fehlt, dessen Bestehen unbedingt nötig ist, um mein Interesse zu erregen und zu erhalten. In solchen Fällen kommt mir der Lesestoff vor wieetwasganzande res als Deutsch. Wirklich war es gerade die schöne deutsche Schrift, welche zuerst meine Aufmerksamkeit auf die deutsche Sprache selbst lenkte, und der Wunsch, diese Schrift benutzen zu 115
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