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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1926-01-28
- Erscheinungsdatum
- 28.01.1926
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- Deutsch
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X- 23, 28. Januar 1928. Redaktioneller Teil. «SrsmN-It!. d. Dtl«u. «»qh»lld«. können und mich derer zu bemächtigen, hatte zur Folge, das; ich nach und nach mit der Sprache auch vertraut wurde«. — Dieser förderliche Anreiz der deutschen Schrift wird von Ausländern überall immer wieder bezeugt. — Aus China berichtet Herr Pro fessor vr. E. Hönisch in Leipzig von einem langjährigen Aufent halte dort, daß eines Tages in dem Schaufenster einer Buchhand lung in einer großen Stadt auch einige deutsche Bücher ausgelegt gewesen seien und daß die deutsche Schrift dieser Bücher einen solchen Reiz ausgcübt habe, daß diese Auslage, wie ihm erzählt worden sei, zum Studium des Deutschen und zur Einsührung von Schulunterricht im Deutschen dort geführt habe. Er bestätigt damit, was Herr Professor vr. F. Solger seinerzeit von Peking schrieb: »Gerade durch ihre eigene Schrift machen deutsche Bücher hier Eindruck. Die Eigenart deutschen Geschmacks nützt uns hier draußen außerordentlich, und darin spielt die deutsche Schrift eine besonders große Rolle«. — Herr Medizinalrat Di. Wick in Düssel dorf schrieb mir: »Vielleicht ist es für Sie doch wertvoll, zu wissen, daß mir während meiner Tätigkeit in China mein chinesischer Sprachlehrer und mehrere andere der deutschen Sprache kundige Chinesen immer wieder betonten, daß für sie die in deutscher Schrift gedruckten Bücher leichter lesbar wären als die in Antiqua erschienenen«. — Als l9ll der Abgeordnete Stengel im Deutschen Reichstag den Antrag stellte, in den vier ersten Schuljahren nur Lateinschrift zu lehren, da erschien diese Nachricht, wie Herr Pro fessor Hönisch berichtete, in den chinesischen Tageszeitungen in folgender Form: »Im Deutschen Reichstag wurde ein Antrag ein gebracht, als amtliche Sprache das Englische einzuführen-. Den Wert der eignen Schrift kann jeder des Griechischen kun dige Leser nachprüscn an den hier folgenden Anfangszeilen der Odyssee in deutscher statt 'der griechischen Schrift: Andrer moi ennepe, mousa, polytropon, hos mala polla planchthä, epei Troiäs hieran ptoliethron epersen. Jeder Kenner der griechischen Sprache wird ein solches Kleid als unangemessen zürückweisen, und wer sie nicht kennt, dem nützt auch die Verwendung seiner vertrauten Schrift für die fremde Sprache nichts. Jeder Philologe würde das Ansinnen, die griechi schen Klassiker in Lateinschrift zu drucken, zurückweisen. Was unsere klassischen Philologen aber dem griechischen Schrifttum und Volkstum zubilligeu und an ihm schätzen, den Reiz der Eigenart der Schrift, das sollten sie dom eigenen Volkstum nicht zu seinem Schaden vorenthalten. Nicht eine Schranke bildet unsre Schrift, sondern unfern besten Werber. Oder hat man je gehört, daß ein Mensch die griechische Schrift als abschreckend von der Erlernung der griechischen Sprache angeklagt hätte? Mir ist's mit ihr ge gangen wie jenen Franzosen, Engländern und Chinesen mit der deutschen Schrift. Ich habe sie lesen können, ehe mein griechischer Sprachunterricht noch begann, und andere Klassengenossen mit mir, so hatte sic uns zur Freude auf die Erlernung der neuen Sprache angeregt. Aber hören wir weiters ausländische Zeugen! Die »Pariser Zeitung« vom 8. Juli 19ll veröffentlichte das Ergebnis einer Rundfrage bei ihren Lesern, ob die Zeitung, ein Blatt zur Übung in der deutschen Sprache, wie ähnliche in frem den Sprachen bei uns in Deutschland erscheinen, künftig in latei nischer Schrift erscheinen solle. Die erdrückende Mehrheit ihrer abstinrmenden Leser (81 v. H.), von denen ein Drittel Franzosen ivarcn, entschied für deutsche Schrift, und wenn man die Antworten der Ausländer absondert, so wünschten von diesen sogar 70 v. H. die Weiterverwendung der deutschen Schrift, und das ist ge schehen im Jahre I9ll, in der Zeit der durch die Marokko-Wirren aufs äußerste gesteigerten französischen Wut gegen Deutschland. Der Herausgeber der »Pariser Zeitung« bedauerte, die Antworten nicht alle abdrucken zu können, und fügte hinzu: »Ein Blick in die Briese ergäbe, daß fast ausnahmslos alle Lehrer von der Leichtigkeit sprechen, mit der die Kinder zwei Schriften lernen, und daß gerade die Franzosen erklären, wie mühelos sie die deutsche Schrift gelernt haben«. . . »Alle möchten die deutsche Schrift nicht missen und behaupten, in ihr nie ein Hindernis, eher eine Anregung zur Erlernung der deutschen Sprache gesehen zu haben.« Schwierigkeiten durch die Unanpaßbarkeit der Antiqua an die Bedürfnisse unserer Sprache kommen hinzu. Es würde zu weit führen, sic hier alle anzuführen. Das von der Rechtschreibung 116 geforderte lateinische ß wird selbst von Latcinschriftlern als stil widrig verworfen und hat sich tatsächlich nicht cinbürgcrn lassen, noch weniger das lateinische lange s, da der runde Haken oben überhängt und bald abbrechen muß. Welche Folgen das hat, mögen einige Beispiele andeuten, die sich massenhaft vermehren lassen: sebädiieb, sondern oin durobous bsüömnitiebes Oetrnntr. Dieser schöne Satz ist nicht etwa eigens erfunden, sondern stammt aus einer Zeitschrift. Wie soll der Ausländer die zahllosen Zusammensetzungen von Wörtern, die als solche in keinem Wörter buchs zu finden sind, erkennen und richtig zerlegen, wenn er im Titel eines kürzlich erschienenen Buches zu lesen verdammt wird: Versands und Srnnesabsobnitt, oder wenn da z. B. steht rvindeseile, lliinmetsau, 2entrumsturm, IlllKVIkitLOIHkli, IteiserrsugunZI In einigen Wörtern wie Staubecken ist die Wortfuge zwar auch in Fraktur nicht augenfällig zu machen, das gibt aber noch keinen Freibrief, diese seltenen Fälle durch Antiquadruck willkürlich viel- hundertfältig zu vermehren. Gerade in unserer nicht leicht zu handhabenden Sprache mit ihrem verwickelten Satzgefüge muß die Schrift dem Auge jede mögliche Erleichterung bieten und die zahl losen langen Wortzusammensetzungen und Sätze so leicht und sicher erfaßbar und überblickbar machen, wie es allein das eigne Kleid der deutschen Sprache vermag. Das erfordert der internationale Verkehr, und das allein gibt den rechten äußeren Anreiz zum Kauf des deutschen Buches im Auslande, nicht aber Lateindruck, niit den; man im Innersten widerwilligen Ausländern glaubt nachlaufen zu müssen. Wir haben um so weniger Grund, hier etwas preiHugeben, als es weder in Deutschland noch im Auslände Grammatiken der deutschen Sprache für Ausländer gibt, in denen die deutschen Bei spiele und Übungssätze anders als in deutscher Schrift gedruckt wären, entsprechend dem Umstande, daß unser Volk für seine großen Geistesschätze am Frakturdruck festhält. Der Ausländer erlernt also die deutsche Sprache und die abweichende Lautbe deutung ihrer Buchstaben ausnahmslos im deutschen Kleide, und er verbindet dabei deutsche Sprache, Aussprache und Schrift aufs innigste, sodaß er erst wieder umlernen, das Auge an ganz ver änderte Wortbilder und ungewohnte Lautbedeutung seiner Latein buchstaben gewöhnen mutz, wenn wir ihm unsre wissenschaftliche Literatur in Antiquadruck vorsetzen. Je mehr wir das tun, desto mehr halten wir den Ausländer ab, über unsere Literatur seines Faches hinaus tieser in unsre Geistcskultur cinzudringcn, erzielen also das gerade Gegenteil von dem, was unsere Antiqua-Fanatiker behaupten, eine nur eingebildete internationale Verständigung, nämlich eine uns selbst herabsetzende Anbiederung unversöhnlichen deutschfeindlichen Heißspornen zuliebe, für welche die deutsche Literatur auch im Antiquadruck nicht in Betracht kommt, mit dem Erfolge der Schädigung der Geltung und Ausbreitung der deutschen Kultur. (Schluß folgt.) Das Hohe Lied des Buches. Im Verlage Klasing L Co. in Berlin ist kürzlich von einem der bedeutendsten Gelehrten der Gegenwart, von Professor Wilhelm Ostwald, ein neues Buch erschienen, »Lebensliuien« betitelt*). Es enthält die Schilderung seines Werdeganges vom Sohn eines Böttchermeisters in Riga bis zu seiner Berufung als Professor der physikalischen Chemie nach Leipzig (damals der einzige derartige Lehr stuhl der ganzen Welt). In einer Ankündigung des Verlages wurde von diesem Buche gesagt, bah es »das Hohe Lied des Buches« genannt zu werden verdient. Nicht mit Unrecht! »Wie ein roter Faden zieht sich durch das ganze Leben, das hier geschildert wird, der ungeheure Einfluß, den es durch das gedruckte Wort erfährt. AuS Büchern, nicht durch persönliche Belehrung, hat der arme Böttchersohn die erste Anleitung zu der wissenschaftlichen Laufbahn erhalten, die ihn hernach zu deren höchsten Gipfeln führen sollte. Aus Büchern hat er in einer l'eil l: 1853—1887. Leiliu: KlasinZ L 60. 0. w. b. «. 1V2C Vlll, 268 8. uu<1 Porträt. Ul^vcl. Ulr. 7.—.
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