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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1929
- Strukturtyp
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- 1929-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1929
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- Deutsch
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Ti- 202, 31, August IS29. Redaktioneller Teil, Börsenblatt s.d.Dtschn.Buchhandel »Deutsche Ostmarkenverein» gründete 1898—1903 nicht weniger als 500 Büchereien mit über 100 006 Bänden, Die großzügigste Organisation auf konfessioneller Grundlage ist der »Borromäus- verein». Er lieferte in den ersten 75 Jahren seines Bestehens weit über 3 Millionen Bande an die ihm angeschlossenen Büche reien! Der Aufwand für Büchereien betrug 1925 610 409 Mart, Zu diesem Zeitpunkt waren angeschlossen rund 4800 Büchereien mit 3*/- Millionen Bänden, 400 000 Lesern, 9 Millionen Bänden Ausleihe und etwa 800 000 Mark Gesamtaufwand, Diese Mittel werden aufgebracht durch Kollekten, Zuschüsse von Staat, Ge meinde, Kirchengemeinde und durch private Zuwendungen *). Dies ist aber nur ein Ausschnitt aus der katholischen Bücherei arbeit, die insgesamt in allen deutschen Diözesen mehr als 7300 Volks- und Jugendbüchereien mit über 4 Millionen Bän den umfaßt, Bon 10 000 katholischen Seelsorgestellen sind durch diese Arbeit des Borromäusvercins und des Preßvercins für Bayern rund 70?S mit Büchereien versehen! Aus politischem Gebiet sind die 2000 Arbciterbüchereien zu nennen, die die sozial demokratische Partei 1928 zählte. Die finanzielle Lage und die Organisation dieser Büchereien scheint allerdings nicht besonders günstig zu sein. Zur Durchführung des Neuaufbaues ist kürzlich eine »Zentralstelle für das Arbeiterbüchereiwcsen» gegründet worden. In einer wirtschaftlich besonderen Form wirkt die »Deutsche Dichter-GedächtNis-Stiftung» in Hamburg, Sie wurde mit einem geschenkten Kapital von 1000 Mark gegründet und hat seitdem bis 1926 über 1 Million Bände im Werte von 1360 000 Mark verteilt, die zu einem großen Teile an Volks büchereien gekommen sind. Nicht im ganzen Umfange kommt diese private Fürsorge der modernen öffentlichen Volksbücherei !m engeren und eigent lichen Sinne des Wortes zu gute. Die Grenzen sind hier viel mehr verwischt. Die Wege führen auf der einen Seite bis zur Schul-, Kirchen- und Pfarrbüchcrei, auf der anderen Seite zur Jugend-, Vereins-, Berufs- und Fachbücherei, Daraus erklären sich die vorgenannten hohen Zahlen von Büchereien. So besitzt z, B, der Freistaat Sachsen über 1500 Büchereien, die im weiten Sinne des Wortes als volkstümliche Büchereien bezeichnet wer den; aber kaum 600 von ihnen können als volkstümliche Büche reien im eigentlichen Sinne des Wortes, d, h, als moderne öffentliche Bildungsbüchereien angesehen werden, und wiederum nur ein verschwindend kleiner Teil von ihnen genügt wirklich den Erfahrungen der erprobten Büchereipraxis, verfügt über neuzeitliche Bestände, besitzt moderne Ausleihverfahren und wird — was das Wichtigste sein dürfte — von Berufsbibliothe karen geleitet und bedient. Es erhebt sich so rein vom Gesichts punkt der Finanzierung aus die Frage, inwieweit die oben ge kennzeichnete Verteilung beträchtlicher Summen aus eine Un menge von Zwergbetrieben eine Zersplitterung von Kräften be deutet, und in welchem Maße diese tausend und abertausend Büchereien bildungswirtschastlich rentabel sind und wirksam werden. Um das über die Einzelfälle lokaler Art hinaus zu beurteilen, müßte man in größerem Umfange zahlenmäßige Unterlagen haben über Leserzahlen und Auslcihziffern, über Umfang und Zusammensetzung der Bestände, über die Ausleih verfahren und über — die Mittel, die laufend und regel mäßig zur Verfügung stehen. Erst dann würde man be urteilen können, in welchem Maße jeder dieser Kleinbetriebe an seinem Platze eine aktive Einheit ist, die alle Möglichkeiten fruchtbarer Wirkung auszuschöpfen in der Lage ist. Aber gerade hier zeigen sich deutlich die großen Lücken der deutschen Wil dlings- bzw. Kulturstatistik. Wir besitzen keinerlei Urteilsmöglich keit, ob die so vielseitig aufkommenden Mittel in diesem Teil des deutschen Bildungswesens im Sinne einer durchschnittlich besten Ausnutzung und Wirkung planvoll und zweckmäßig angelegt und verteilt sind. Diese in ihrem Umfange zweifellos sehr beachtliche private Büchereifürsorge ist noch nach einer anderen Seite hin zu er gänzen. Zeitweise sind nämlich aus Privatvermögen recht namhafte Stiftungen für diese Zwecke gemacht worden. In den *1 Nach direkter Mitteilung des Generalsekrctartats des B.-V. — Vgl. dazu auch: A. Rumps, Der Borromäusverein. Bonn 1827. 934 Jahrzehnten vor dem Kriege, in wirtschaftlicher Blütezeit, hat darin die deutsche Industrie allerdings wenig Bedeutendes ge leistet. Die Stiftung der Jenaer Büchcrhallen durch einen Abbe und die Kruppsche Bücherhalle in Essen stehen oder standen in der Großartigkeit ihrer Anlage einsam da. Doch kann man hier noch die Büchereigründungen der Farbwerke in Leverkusen und Höchst a. M. und der Grusonwerkc in Magdeburg-Buckau als bemerkenswert verzeichnen. In der wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit haben sich die Verhältnisse hierin in erfreulicher Weise geändert. In weiten Teilen der deutschen Großindustrie wird dem Bildung?- und Fortbildungsbedürfnis der Jndustrie- arbeiterschaft und den Forderungen auf eine sinnvolle Freizeit gestaltung durch Bildungseinrichtungen jeder Art und durch die Unterhaltung von Betriebsbüchereicn Rechnung getragen. Als interessantes Beispiel aus neuester Zeit kann die 1928 gegrün dete »Öffentliche Bücherei der Deutschen Linoleumwcrke» in Bie tigheim bei Stuttgart gelten. Sie ist nicht nur Betricbsbüchcrei, sondern versorgt auch die Einwohnerschaft des Ortes. Sie hat im ersten Jahre ihres Bestehens 44A von 2000 Werksangehöri gen und 20?L von den 6000 Ortscinwohnern als aktiv« Leser (laut Unterlagen, die von der Schriftleitung der »Hefte für Bücheveiwescn« freundlichst zur Verfügung gestellt wurden). Beim Privatkapital liegen die Verhältnisse gerade umgekehrt. Hier sind aus der Nachkriegszeit namhafte Stiftungen nicht bekannt geworden. Dagegen hat am Ende des alten und zu Beginn des neuen Jahrhunderts eine Reihe von Persönlichkeiten ihr Interesse an der damals neu einsetzcnden Büchereibewegung durch teilweise recht bedeutende Stiftungen kundgegeben. 1898 stiftete Professor F. A. Leo durch Erblassung 1354 000 Mark für die Errichtung von Bücherhallen in Berlin; in Nürnberg stiftete Komm.-Rat Berolzheimer 500 000 Mark, in Görlitz Komm.-Rat Müller 120 000 Mark; 1903 Komm.-Rat Lingner in Dresden 70 000 Mark. Der Rentner A. S. Cohn überwies 614 000 Mark für die Berliner Volksbüchereien; Frau Kusel in Hamburg 124 000"). Heute, wo für deutsche Bildungsarbeit gleiche Summen aus Privatvermögen Wohl nicht mehr flüssig gemacht werden, soll an diese Zahlen noch einmal erinnert wer den. Daneben stehen noch viele Stiftungen von kleinerem Um fange. Mit Genugtuung kann man feststellen, daß damals der Buchhandel mit in vorderster Linie stand und viel Verständnis für die Büchcreibewegung zeigte. 1899 stiftete der Berliner Ver leger Hugo Heimann 600 000 Mark, 1900 der Stuttgarter Ver leger Engelhorn 80 000 Mark. Auch Werckmcister in Charlotten burg, Trübner in Straßburg und Emil Strauß in Bonn sind hier mit zu nennen. 5. Die Aufwendungen im Rahmen der Ge meinden in der Vorkriegszeit. Diese private Büchereifürsorge bildet einen Teil der Bücherei bewegung, die ungefähr die beiden Jahrzehnte von 1890 bis 1910 umfaßt. In das erste Jahrzehnt dieser Bewegung fällt die Gründung der Comeniusgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur, der Gesellschaft für Verbreitung von Volks bildung und anderer Volksbildungsorganisationen. Die »Blät ter für Volksbibliotheken» und das »Zentralblatt für Volks- bildungswesen» beginnen zu erscheinen. Mit am Beginn steht der Ausruf der Comeniusgesellschaft »An die Magistrate der deutschen Städte». 1899 erscheint der bekannte Erlaß des preußi schen Kultusministers von Bosse bctr. Förderung der Volks bibliotheken als erstes bemerkenswertes Dokument staatlicher An teilnahme. 1895 hält Konstantin Nörrenberg in Ham burg seine programmatische Rede »Die Volksbibliothek, ihre Auf gabe und Reform-), eins der wichtigsten Dokumente zur Ge schichte des volkstümlichen Bücherciwcscns. Wie schon in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts das Eintreten des Histo rikers Friedrich von Raumer für die Gründung von *> Bergt, dazu die ausführlichen Mitteilungen bei G. Fritz, Er folge und Ziele der deutschen Bllcherhallenbcwegung 1802—1807 (Co- menlus-Blätter für Volkserziehung. Jg. 1k. Nr. 3. 1807.) Ein unveränderter Neudruck nach der 2. Auflage 1880 erschien 1828 im Verlag Bücherei und Bildungspflege, Stettin.
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