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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1929
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- 1929-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1929
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X; 202, 31, August 1929, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Volksbüchereien aus angelsächsische Vorbilder zurückging, so geht auch Nörrenberg von den in den Bereinigten Staaten empfange nen Eindrücken aus. Die Leistungen Englands und Amerikas für Volksbildung und Büchereien werden in Deutschland zum Maßstab und zur Richtlinie. Geistiger Nährboden sind der libe rale Bildungsgedanke und die nach 1848 sich ungehemmter ent faltenden sozialen Ideen. Als Ziel schwebt vor, dem Menschen einen geistigen Lebensinhalt zu geben, der ihn zur Selbsterziehung anleitet und befähigt. Will man aus der einen Seite die Arbeit an diesem Ziel im Geiste von Comenius, Leibniz, Herder, Kant, Schleiermacher, Fichte und Goethe vollbringen, so stellt man sie auf der anderen Seite in einer eigentümlichen aufklärerischen und rationalen Auffassung unter den Gesichtspunkt der Renta bilität. Etwa im Sinne des Sir John Lubbock, der 1890 bei der Einweihung der freien Bibliothek von Rotherhithe meinte: Unwissenheit macht größere Kosten als Bildung. Dieses Schlagwort tritt neben das liberalisierende: Bildung macht frei. Und so wie Lubbock berechnete, was der englische Staat seit Ein führung der öffentlichen Bücherei an Ausgaben für Polizei, Kriminaljustiz, Gefängnisse und Armenwescn gespart hat, so untersucht man auch in Deutschland die wirtschaftliche Renta bilität der im Büchereiwssen zu investierenden Kapitalien *). Man weist darauf hin, daß die Einrichtung von Büchereien dem Armenwesen entgegcnwirkt, die Kriminalität vermindert, die Trunksucht bekämpft, die Volksgesundheit fördert, die Vater landsliebe erhöht, die politische Bildung erweitert, die persön liche Leistungsfähigkeit steigert und mit all dem günstig aus den Volkswohlstand wirkt. Diese Auffassung, die in den Büchereien ein wohlfeiles und rentables Mittel zur Bekämpfung geistigen und wirtschaftlichen Pauperismus sah, hat die Finanzierung des volkstümlichen Büchereiwcsens seiner Zeit zweifellos stark gefördert. Auf die bücherei- und bildungspolitischcn Folgen kann hier nicht ein- gcgangcn werden. Der folgende überblick über die Aufwendungen für volks tümliche Büchereien im Rahmen der deutschen Kommunen be ginnt mit dieser Büchereibewegung um die Jahrhundertwende, deren für das Finanzierungsproblem wichtige gedankliche Grundlagen soeben Umrissen wurden. Da wir uns hierbei im allgemeinen Nus den eingangs ge kennzeichneten Gründen auf die Gemeinden über 10 000 Ein wohner, bzw. auf die Mittel- und Großstädte beschränken müssen, sei einleitend ein Blick aus die Verhältnisse in den Kleinstädten und ländlichen Bezirken des Herzogtums Braunschweig gewürfen, wie sie sich in den Angaben einer statistischen Erhebung aus dem Jahre 1897 widcrspiegcln —). Dies dürfte übrigens überhaupt die erste staatlich-amtliche Statistik auf diesem Gebiete fein. Sie entsprang dem Bedürfnis der Regierung, sich über die vielen bei ihr einlaufenden Unterstützungsgesuche zu orientieren. Es gab 112 Büchereien, d. h. auf jeden vierten Ort eine. Damit wurden 42A der Bevölkerung erfaßt. 76?? aller Büche reien verdanken einzelnen Personen die Entstehung: 32?? sind Eigentum der Schule, 20A der Kirchengemeinde, 13?? der poli tischen Gemeinde und 10^ von Vereinen. Für das ganze Land betrugen die Gesamtaufwendungen von Anbeginn an rund 30 000 Mark. Davon entfällt die Hälfte auf die drei Vereins- bibliothcken der Stadt Braunschweig. 47A der Bibliotheken find nur auf die Lesegebühren angewiesen. Für die Stadt Braun schweig betrug der Durchschnitt aus den Kops der Bevölkerung 0,6 Pfennige im Jahre. 35A der Büchereien hatten 50 bis 100 Bände Bestand. 40?? gaben in der Woche nur einmal aus. Die Bestände wurden im Jahre etwa zweimal umgcsetzt. Die in diesen Zahlen sich ausdrückcnden Verhältnisse dürften für die kleinstädtischen und ländlichen Verhältnisse jener Zeit (soweit ein volkstümliches Büchereiwesen überhaupt in Frage kam) weit gehend typisch sein. *> Charakteristisch siir diese Anschauungen ist z. B. eine Schrift wie die von Ernst Schultze: Volksbildung und Volkswohlstand. 18«». **) Z i in m e r m a n n, F. W. R. Statistische Erhebung über die Volksbibliotheken im Herzogtum Braunschweig im Jahre 18«7. (Bei träge zur Statistik des Herzogtums Braunschweig. XIV. 1898.) Nörrenberg hatte seiner Zeit darauf hingewiesen, daß in den Vereinigten Staaten für Büchcreizwecke teilweise etwa der 15. Teil des Aufwandes für die Kommunalschulen ausgegeben würde. Das wären 1896 in Preußen auf den Kops der Be völkerung 32 Pfennige gewesen. Im Zusammenhang damit forderte Nörrenberg für die Zukunft 7?? des Aufwandes der Volksschulen. Für das Jahr 1913/14 würden das — gemessen nur am Zuschußbedarf — im Reich rund 85 Pfennige (pro Ein wohner), für das Jahr 1925/26 aber schon rund 135 Pfennige gewesen sein. Das war also eine ideale Forderung, die niemals nur annähernd erfüllt worden ist. Es sei vergleichsweise darauf hingewiesen, daß wir in unseren früheren Untersuchungen zu den Etats der Schulbüchereien*) feststellten, daß schon die Ausgaben für die Schülerbüchereien der deutschen Volksschulen schätzungs weise kaum '/>«?? der Gesamtausgaben für diese Schulgattung betragen! Ein Gegenstück zu den oben gekennzeichneten kleinstädtischen und ländlichen Verhältnissen bietet für die Mittel- und Groß städte die erste halbamtliche Untersuchung über volkstümliche Büchereien von Seiten der Kommunen im Statistischen Jahr buch deutscher Städte von 1897 **). Es handelt sich dabei um Zahlen für das Jahr 1895, die gleichzeitig erkennen lassen, wie die Lage war, als Nörrenberg seine Forderung aufstellte. Hier haben wir das erste Zeichen für die Anteilnahme an neuen Finanzierungsausgaben der Kommunen. Bezeichnend ist, daß eine klare Trennung zwischen -gelehrten- und volkstümlichen Bibliotheken noch nicht vorgenommen werden kann. Es sollen daher die Zahlen für beide gegenübergestellt werden. Noch sind es nur 26 Städte, auf die sich die Untersuchung erstreckt. 46?? der Gesamtaufwendungen für volkstümliche Büchereien sind aus kommunalen, 1A aus staatlichen, und 53A aus privaten Mitteln. 2,1 Pfennige entfallen im Durchschnitt auf den Kopf der Bevölkerung, bzw. noch nicht einmal ein ganzer Pfennig aus -den Zuschüssen der Gemeinden. In Tabelle 3 sind für eine Anzahl Städte den volkstümlichen Büchereien die -allein oder vorwiegend gelehrten Bibliotheken- gegenübergestellt und zwar hinsichtlich der städtischen Zuschüsse und der Gesamtaufwen- dungcn in Pfennigen pro Einwohner und Jahr (aus staatlichen, kommunalen und privaten Mitteln). Tabelle 3. Städtische Zuschüsse Gesamtausgaben gelehrte Bibliothek Volk t. Bücherei Bibliothek volkst. Breslau II,7 1,8 23,3 1,9 Chemnitz 3,8 0,06 3,8 0,6 Frankfurt a. M 27,5 1,3 72,4 8,1 3,4 1,9 96,2 6,8 5,6 0,3 14,2 1,2 Köln. - 30,7 0,7 33,7 0,8 Königsberg 1,3 0,7 33,4 2,1 Mannheim 3,3 2,2 6,3 5.2 Zwickau 3,6 0,3 3,6 0,8 Für eine weitere Reihe von Städten sind die Kopfzahlen für die Gesamtauswendungen der volkstümlichen Büchereien folgende: Mainz 6,7; Wiesbaden 3,4; Halle 2,3; München 2,2; Kiel 1,9; Karlsruhe 1,9; Berlin und Cassel 1,7; Düsseldorf 1,4; Altona 1,3; Plauen 1,4; Leipzig und Lübeck 0,9; Magdeburg 0,4 Pfennige. Völlig verschieden ist die Benutzung der Büchereien gewesen. Die Bestände wurden z. B. in Freiburg und in Köln 11- bzw. lOmal umgcsetzt, in Leipzig, Plauen und Zwickau aber nur 1'/-mal. Die Etatzahlen aber zeigen deutlich, daß in dieser Zeit von einer irgendwie ernsthaften Finanzierung der volkstümlichen Büchereiarbeit noch gar keine Rede sein kann. »> Börsenblatt Nr. 271, 1828. —) Schin tbt, G. H. Öffentliche Bibliotheken. (Etat. Jahrbuch dt. Städte, Jg. 6. 1897.) 935
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