9878 X» 266, 16. November 1929. Fertige Bücher. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. Die ersten Urteile! s o oo L20 oo c Helene Voigt-Diederichs / Ring um Roderich Roman, geh. 5. — , in Leinen 7.8O Hamburger- F'k'emckenb/att Dies ist ein Buch der inneren Kämpfe in der Verstrickung der seelischen Leiden schaft und Liebe, das bei aller Handlungsfülle und Gestaltung aus den Nöten und Schmerzen unserer Zeit voller Fragen ist nach den Möglichkeiten neuer Verhält nisse der Liebe und Ehe. Interessant sind die Menschen charakterisiert. Das Buch ist aus dem tiefftaulichen Gemüt der Dichterin geworden und ist zweifel los eines der wesentlichsten dieses Jahres. Dieses Buch ist das kostbare Geschenk einer Frau, die reif und überlegen das Leben meistert, die es sich leisten kann, moderne Probleme anzupacken und zu be zwingen, ohne über das Wie und Warum auch nur ein überflüssiges Wort zu verlieren, weil sie eben alles, was sie erschaut, zu gelebtem Leben gestaltet und ihr nirgends ein Rest nur gedachten Lebens übrigbleibt. Und die Form, in die sie scheinbar kühl und unbeteiligt ihr Geschaffenes stellt, ist von innen heraus durch wärmt vom Herzschlag der gütigen, mütterlichen Frau. Mit großer Eindringlichkeit hat Helene Voigt-Diederichs die vier Hauprgestalten gezeichnet. Es steckt eine Unsumme von Einzelbeobachtungen in jeder von ihnen, aber niemals bleibt die Darstellung in der Einzelheit haften. Dieses Buch, das die „Krisis der Ehe" in den Mittelpunkt rückt, greift damit ein Problem auf, das unserer Zeit besonders nahesteht. Der neue Roman von Helene Voigt-Diederichs kann — recht verstanden - ein ganz praktischer Helfer im heutigen Ringen um eine erfüllte Eheform werden, - ein Helfer zunächst für den Mann, dann aber auch für die Frau, lind das mag seine wichtigste Weisung sein: daß alles auftrumpfende idealistische „Vollmenschen- tum" nichts ist neben der Selbstaufopferung und der mütterlichen Gebärde, nichts neben dem Segen einer immer aufs neue erkämpften geradlinigen Gemeinschaft. Lk-aunscii^veiAlsc/ie /.anoi'esreitunK Fein und zart sind alle Striche gesetzt, knapp und stark sind die Einzelschilderungen. Das Buch ist ein durchaus dichterisches Werk, das ist sein hauptsächlichstes ^ und entscheidendes Kennzeichen. ^ Eugen DiederichS Verlag in Jena soooooooooooc