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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-11-16
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1929
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- Deutsch
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X° 266, 16. November 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn.Buchhandel. zwei bis d-rei Wochen setzten wir uns alle znm tasten zusammen, das heißt, wir entsernten die alten und schmutzigen Umschläge von den Büchern und ersetzten sie durch neue. Dabei wurden auch die Kinderbücher, die nur in losen Blättern eingingen, von uns ge heftet. Monatlich einmal schnitten wir aus einem von Nijhoff im Haag bearbeiteten Verzeichnis, dem Zeitschriften-Repertorium, die Titel der Zeitschriftenaufsätze heraus und klebten sie auf Katalog karten. Dieser Katalog wurde schlagwörtmäßig geführt und be währte sich sehr gut. Ich habe diese Kataloge in fast allen Biblio theken gefunden. Bei der verhältnismäßig geringen Anzahl der in Holland erscheinenden Zeitschriften läßt sich diese Arbeit durch führen. Der Lesesaal war geöffnet von morgens 10 bis abends 9 Uhr; an den Sonntagen war der Zeitungslesesaal einige Stunden dem Publikum freigegebcn. An den Montag-Vormittagen sind die meisten Bibliotheken in Holland geschlossen. Die Arbeitszeit für die Assistentinnen ist in öffentlichen Bibliotheken nicht geregelt. In Dordrecht hängt sie von dem Einkommen der Betreffenden ab, und dieses wieder richtet sich nach den Mitteln, die dem Lesesaal zur Verfügung stehen. Da ich nun eine ältere diplomierte Assistentin zu ersetzen hatte, belief sich meine Arbeitszeit auf 4—6 Stunden täglich. Es wird nun allerdings in Holland von einer Assistentin eine ziemlich gute Kenntnis auch der neuesten in- und ausländischen Literatur verlangt, die man sich außerhalb der Arbeitszeit aneignen muß. Meine Tätigkeit im Dordrechter Lesesaal hat mir viel Ver gnügen bereitet: ihre Vielseitigkeit wirkte anregend und belebend. Und welch angenehmer Zustand, daß kein Telephon und kein Schreib maschinengeklapper den Frieden störte! Nun wollen wir uns ober von Dordrecht trennen und uns nach der Hauptstadt des Landes begeben. Ich machte meinen ersten Besuch Herrn Professor Theissen, dem Direktor der Universitäts-Bibliothek in Amsterdam. Ich wurde von ihm wie später auch von den anderen Direktricen und Direktoren der Bibliotheken ans das freund lichste empfangen, fand großes Entgegenkommen in bezug aus meine Wünsche und reges Interesse für deutsches Bibliothekswesen, insbe sondere die Deutsche Bücherei. Herr Direktor Theissen, der zur Zeit meines Besuches erst 8 Tage im Amt war (der vorige Leiter der Uni versitäts-Bibliothek ist Direktor der Völkerbundsbibliothek in Genf geworden) ließ mich von einer seiner Assistentinnen durch die Biblio thek führen. Ich muß sagen, daß ich nach Schluß der Führung den besten Eindruck von dieser wissenschaftlichen Bibliothek hatte und das Empfinden, daß bei einem Vergleich zwischen deutschem und nieder ländischem Bibliothekswesen Holland nicht schlechter abschneidet. Einen besonders guten und übersichtlichen Eindruck machte mir die Cata- logns-Kamer mit ihren alphabetischen, systematischen und Zettel katalogen der Zcitschriftenaussätze. Letztere werden, wie ich schon sagte, in allen Bibliotheken geführt; zur Freude des Benutzers und zum Kummer des Bibliothekars, der nicht weiß, wie er ihm auf die Dauer Platz schassen soll. In allen Bibliotheken hat der Benutzer an den Katalogen selbst zu arbeiten, er hat den Bestellzettel fix und fertig abzuliesern und wird, was das anbetrisft, nicht so verwöhnt wie der Leser der Deutschen Bücherei. Der Zugang zu den Katalogen und Lescsälen ist hier wie überall frei — nur die Ausleihe außerhalb des Gebäudes erfordert Gebührenabgabe. Eine Präsenzbibliothek, wie die unsere, gibt es in Holland nicht. Die Ausnahmen für die Kata loge werden in Amsterdam von der Ncichsdruckerei gedruckt. Für jedes zu entleihende Werk hat der Leser 1 Bestell- und 1 Leihzettel ausznschreibcn. Der Bestellzettel mit der Standnummer geht vom Katalogranm ans, an einem elektrischen Fahrband mit einer Klam mer befestigt, ins Magazin. Diese Einrichtung nennt man einen Transporteur. Nach 3 Minuten hat der Zettel mit dem Buch zurück zu sein; ein Fahrstuhl bringt beides in den Katalograum. Die Lese säle der Universitäts-Bibliothek, die ich später noch einmal Gelegen heit hatte mir eingehend anznsehen, sind einfach, vornehm und prak tisch eingerichtet. Ein allgemeiner Lesesaal, ein juristischer, ein päd agogisch-philosophischer, ein Lesesaal für moderne und einer für klas sische Sprachen beherbergen immer die für das Fach in Frage kom mende Handbibliothek. Die Verwaltung der Bibliothek und der im Lesesaal befindlichen Kataloge liegt in den Händen eines Fachmanns. Die Universitäts-Bibliothek besitzt 800 000 Bände, 400 000 Broschüren und 60 000 Handschriften. Die Magazine sind sehr geräumig; die Aufstellung der Bücher geschieht wie bei uns nach dem numerus eurron8. Die Arbeitszeit der Assistentinnen ist hier geregelt und auf 7 Stunden festgesetzt; dabei ist aber 1 Stunde Ruhezeit in begriffen, die entweder außer dem Hanse oder in dem schönen Ruhe- raum, der allerdings ohne Bewirtschaftung ist, verbracht werden kann. Von den drei öffentlichen Lesehallen liegt das Hauptgebäude an der stillen, vornehmen und an beiden Usern mit Baumreihcn bepflanzten Keizersgracht, die zwei Filialen in ganz neuen Wohn- 1212 vierteln ein wenig außerhalb der Stadt. Auch die alte Bücherei an der Keizersgracht zeichnet sich durch reiche Bestände und schöne Lese säle aus: besonders gepflegt wird eine technische Abteilung, eine handelSökonomische Bibliothek, eine Musikbibliothek und eine Blin denbücherei. Medizinische Werke sind hier nur schwach vertreten, weil die medizinische Sammlung in der Universitäts-Bibliothek be sonders groß ist. Die neueste der zwei Filialen, die ich Ende April anläßlich einer Tagung besichtigen konnte, sowie zwei andere öffent liche Lesehallen in dem schönen, nahe gelegenen Villenort Hilver - s u m stellen den modernsten Typ einer Volkslesehattc dar. Daß der Holländer Farben und Licht sehr liebt, konnte man an diesen so froh angcstrichenen Bauten, den breiten Fenstern, der Ausstattung der Zimmer durch schöne Blumentöpfe und Bilder so recht bemerken. In Hilversum haben die reichen Amsterdamer Handelsherren ihre Sommerhäuser; der Openbare Leeszaal empfängt reiche Unterstützung und so wird sicher die dritte, im Bau befindliche Filiale ein Juwel unter den VolkSbibliothcken werden. Wir kommen nun nach der Residenz des Landes, dem schönen Haag, der sich durch seine landschaftliche Lage, seine Eleganz, seine Kunstschütze und nicht zuletzt durch seine bedeutenden Bibliotheken auszeichnet. Ich suchte zunächst den schon anfangs erwähnten Direk tor der Fricdcnspalast-Bibliothek auf. Da er ja den Austausch in die Wege geleitet hatte, war er natürlich sehr interessiert, Näheres darüber zu hören. Alsdann mußte ich mit der in seinem Zimmer ausgestellten und größtenteils von ihm selbst zusammengebrachten vibliotüeea Orotisna Bekanntschaft machen. Eine Fülle von Aus gaben der Werke des bedeutenden holländischen Staatsrechtslehrers sind hier vereinigt. Grotius' Hauptwerk »Do jure belli ae paois« findet man in allen existierenden Ausgaben nebst Übersetzungen. Die um fangreiche Bibliothek, die im Hintergebäude des Friedenspalastes untergebracht ist, enthält 60 000 Bände über Recht, diplomatische Ge schichte und ausländische Geschichte sowie eine große Anzahl Karten. Ein schöner Lesesaal und eine Catalogus-Kam-or, die außer den üblichen Katalogen noch einen Schlagwort-Katalog enthält, bilden die zwei Haupträume der Bibliothek. Herr vr. ter Meulen war so liebenswürdig, mir eine Empfehlung für die Königliche Bibliothek, die größte Hollands, mitzugeben. Herr Direktor Molhuysen ließ mich zunächst durch den stellver tretenden Direktor, Herrn vr. Ebbinge-Wubben, führen. Später hörte ich dann noch einen Vortrag von ihm über die Bibliothek und ihre Einrichtungen. Ich bin sehr oft im Haag gewesen und nach der Königlichen Bibliothek hat es mich noch manches Mal gezogen. Es ist so einfach in Holland, daß man die Lcsesäle ohne weiteres benutzen kann, und wird von niemandem nach Nam' und Art gefragt. Auch die Königliche Bibliothek hat kein zeitlich und örtlich begrenztes Sammelgebiet; zumeist sammelt sie geisteswissenschaftliche Bücher und überläßt das Sammeln naturwissenschaftlicher, medizinischer und technischer Werke den Universitätsbibliotheken und der Technischen Hochschule in Delft. Sie besitzt einen Zentralkatalog, der alle Bücher der großen Bibliotheken nachzuweisen versucht; auch eine Ansknnfts- stelle ist mit diesem Gesamtkatalog verbunden. Die Anfragen von Privaten werden, auch wenn deren Beantwortung längere Zeit be ansprucht, völlig kostenlos erledigt. Pflichtexemplare kennt man in Holland nicht, und auch diese Bibliothek muß alle Bücher käuflich erwerben. Dagegen muß jeder Leser, der seine Arbeit in der König lichen Bibliothek geleistet hat, sich verpflichten, der Bibliothek ein Exemplar seines Werkes zu stiften. Die wertvollen Bestände der Königlichen Bibliothek erregten meine größte Bewunderung. Uber 1 Million Bände, kostbare Inkunabeln, Handschriften, Karten, hand gemalte holländische Atlanten repräsentieren große Werte. Man hat ein besonderes Magazin für Pamphlete und eines für Zeitschriften, die man seit Jahren lückenlos zu sammeln versucht. Besonders interessierte mich das Vorhandensein zweier alphabetischer Kataloge, wie die Deutsche Bücherei sic früher in Form eines Dienst- und eines Publiknmskatalogs besaß. Die Katalogzettel, ans ziemlich dünnem Papier, sind zu je 200 in Bündel gefaßt; der Dicnstkatalog in grünem Umschlag, der Pnblikumskatalog in rotem Umschlag. So kann an den Katalogen gearbeitet und ausgewechselt werden, ohne daß die Be nutzung darunter leidet. Die Eatalogus-Kamern sind in den großen Bibliotheken niemals zugleich Arbeitsräume für die Biblio thekare; ein dort anwesender Beamter ist lediglich zur Hilfe für die Benutzer da. Bemerkenswert ist, daß auf den Zetteln des alphabetischen Katalogs angegeben wird, unter welcher Rubrik des systematischen Katalogs weitere Literatur über die betreffende Materie zu finden ist. In den Lesesälen und Katalogräumen liegen außerdem gedruckte Kata loge und Listen der laufenden Zeitschriften aus. Für die Bücherbe- stellungen bedient man sich auch hier des Transporteurs. Ein Buch, das sich im Hause selbst befindet, muß in 3 Minuten zur Stelle sein; kommt das Buch aus einem im Nebengebäude befindlichen Magazin,
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