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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1930
- Strukturtyp
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- 1930-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1930
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- Deutsch
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^ 49, 27. Februar 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblau f. d. Dtschn Buchhandel. des Professors vr. Lauffer, Direktors des Museums für Hainburgische Geschichte. Ich habe bedauert, daß sie nicht von Ewald Banse ge halten wurde, da gerade er die nordische Heimat zu schildern weiß. (Ich bitte, das in seinem Buch »Landschaft und Seele« nachzulesen, das jeder deutsche Buchhändler inhaltlich kennen sollte.) Die Nundfunktagung schaffender Frauen wurde mittags wieder in das Münster verlegt, damit ein größerer Kreis daran teilnehmen konnte. Vilma Mönckebcrg sprach — ich möchte sagen leider — über die Arbeit der Staatlichen Nundfunkstelle an der Sprcchkultur. Ich habe angesichts dieser Überhäufung von Fremd- und Schlag wörtern und ausgerechnet an einem Tage, der im Zeichen nordischer Sendung stand, nichts von einer deutschen Sprechkultur erkennen können. Gerade dieser Vortrag müßte eine Warnung dafür sein, wo es hinführen kann, wenn der Deutsche sich bei Nundfunkvorträgcn wie überhaupt nicht voll und ganz der deutschen Sprache bedient; denn Fremdwörter sind nun einmal fremde Wörter, die zu vermeiden sind, wo cs nur angeht. Weit besser war der Vortrag von Alice Fliege! über Funkische Form, die eine Umwälzung in der Übertragung oder Verbreitung von Dicht- und Vortragswerken be deute, der augenblicklich nur noch die vielleicht gefährliche Möglichkeit fehle, den Vortragenden gleichzeitig zu sehen. Für den heutigen Menschen eine Funksuite nach Themen von Roswithas Drama »Thais« zu schaffen, die doch dem Gestaltungswillen und der Zeit Roswithas nahekommen muß, dürfte ein großes Wagnis bedeuten. Aber der junge Kapellmeister der Norag Gerhard Maaß hat cs gewagt. Seinetwillen hätten schon die Teilnehmer und Teil nehmerinnen der Hohnstorfer Sommerfreizeiten nach Gandersheim kommen müssen, weil er bei diesen die musikalische Leitung hatte. Die Ausführung der »Thais« muß auf kunstverständige Menschen einen nachhaltigen Eindruck hintcrlassen haben. Am Spätnachmittag lasen drei schaffende Frauen aus ihren Dichtun-gen: Vlcki Baum, Alice Berend und die jnng>e Jngolstädter Dramaükerin Marieluisc F l e i ß e r. Das Mün ster war nur durch die Glühlampen in den Vogen der beiden Säulen reihen beleuchtet. Es machte jetzt in den Farben des Sandsteins und der Hellen Tünche doch einen kalten Eindruck, der sich, verstärkt durch die Beleuchtung der beiden Kerzen auf dem Tisch, noch auf die vorlesendcn Dichterinnen übertrug. Alle drei konnten leider nicht als der nordischen Sendung zugehörig angesprochen werden. Hat man an Helene Voigt-Diederichs und Lulu von Strauß und Torney nicht gedacht? Ganz vorzügliche Vorträge brachte der Abend im prächtigen Kaisersaal, dem einstigen Thronsitz der Äbtissinnen von Ganders heim. Alma Nogge, die mit dem niederdeutschen Literaturpreis ausgezeichnete Dichterin, hat sich mit bewundernswertem Fleiß unb mit zähem nordischen Willen durchgesetzt. Sie sprach wohltuend ruhig über den niederdeutschen Menschen als künstlerisches Erlebnis, gezeigt an den drei Beispielen Hans Leip, Friedrich Griese und Hans Grimm. Ich hätte auch gern etwas über Hans Blunck von ihr gehört. Die anderen Vorträge behandelten zwar nicht mehr die nordische Eigenart, sondern allgemeiner wieder den Rundfunk. Trotzdem aber war der Abend ein großer und würdiger Abschluß dieser Tagung. Der Vollständigkeit halber seien auch die übrigen Voriräge noch erwähnt: Lucy von Jacob y: Künstlerische Im provisation durch die Funkreportage, Lina Goldschmidt: Er schließung der neuzeitlichen Weltliteratur durch den Rundfunk, und Evelyne Faltis: Musikalische Meinungsbildung durch den Rundfunk. Trotz meiner kritischen Einstellung ist mir dieser Tag alles in allem zu einem Erlebnis geworden, wozu die Umrahmung des alter tümlichen Städtchens viel beigetragen hat. Ich nehme es heute der Bahn nicht mehr übel, daß sie nicht selbst in das Tal hinabgestiegen ist, sondern das Städtchen in der Höhe und auf Brücken nmzieht, so gleich de-m Ankommenden das Bild einer scheinbar schlafenden Stadt des Mittelalters gewährend. In den sauberen Straßen mit den vielen allen schmucken Giebelhäusern kann man sich nicht ausdenken, daß angesichts der Zeugnisse einstmaliger hoher Kultur hier kein Buchhändler und nur 3000 Seelen leben sollen. Ten Mittag hatten wir zu einem Spaziergang in den nahen winterlichen Wald benutzt. Mittelalterlich gekleidete Fanfarenbläser durchzogen das mit Tannen und Flaggen geschmückte Städtchen. Der Abend bot einen besonders liefen und unvergeßlichen Anblick: in die Fenster der Stadt waren viele weiße Kerzen gestellt, die namentlich dem Wilhelmsplatz mit dem Münster und den alten Bauten im Verein mit dem Schnee ein selten feierliches Kleid gaben, wie es elektrische Beleuchtung in noch so prächtigen Farben nicht hätte Hervorbringen können. Das also war der Tag zu Ehren der ersten schaffenden deutschen Frau, die zwar eine Nonne war aus edlem sächsischem Geschlecht, die aber, ehe sie den Schleier nahm, voll im Leben gestanden haben muß; denn mit gutdeutscher Derbheit und mit Mut hat sie die heikelsten Dinge 196 dichterisch behandelt. — Die Norag hat es sich viel Mühe und große Mittel kosten lassen, diesen Tag zu einem Ereignis zu formen. Der Fernstehende kennt die Schmierigkeiten nicht, die es vielleicht ver hinderten, das Ganze noch einheitlicher zu einer geschlosseneren Kund gebung nordischer Sendung aufzubauen. Wir Buchhändler aber sollen dankbar sein, wie wir immer anerkennen müssen, wenn deutsche Geistesarbeit, die schließlich in jedem Falle Beziehungen zum Buch hat, so zur Geltung gebracht wird; denn das ist auch Werbung fürs Buch. Unb diesen Dank sollten wir künftig wenigstens äußerlich durch die Teilnahme unserer Berufenen auch zeigen. » Wir erhalten hierzu von dem Buchhändler-Verband Hannover-Brauns chweig folgende Äußerung: Am 11. Januar, gleich nachdem die Nachricht von dem Roswitha- Tag in Gandersheim durch die Zeitungen gegangen war, schrieben wir an den Rat der Stadt Gandersheim, es sei doch wohl nur schwer denk bar, daß die Feier »ohne den Buchhandel, Verlag sowohl als Sorti ment« abgchalten werde. Wir teilten dem Rat ferner mit, daß »der Buchhandel als Ganzes durch den Börscnverein der Deutschen Buch händler in Leipzig und für den Kreis durch den Buchhändler-Verband Hannover-Braunschweig vertreten wird«. Wir meinen, diese Zu schrift besagt sehr deutlich, daß der Buchhandel eine Einladung zur Teilnahme an der Roswitha-Feier erwartete. Auf dieses Schreiben erhielten wir folgende Antwort: Norag. Hannover-Linden, den 18. Januar 1930. An den Buchhändler-Verband Hannover-Braunschweig Braunschweig. Durch das Städtische Verkehrsamt der Stadt Gandersheim er hielten wir Kenntnis von Ihrem Schreiben betr. der Roswitha- Tagung und danken Ihnen für das Interesse, das Sie dieser Veran staltung entgegenbringen. Wir schlagen Ihnen vor, zu der bevorstehenden Tagung der Dich terin am 9. Februar Buchausstellungen zu veranstalten in Ganders heim, Hildesheim, Göttingen, Braunschweig und den umliegenden Harzorten. Einen Prospekt mit dem genauen Programm werden wir Ihnen in den nächsten Tagen zusenden. Den Börscnverein der Deut schen Buchhändler in Leipzig haben wir auf Ihre Veranlassung eben falls informiert. Mit vorzüglicher Hochachtung Nordischer Rundfunk Hannover. Wir wissen nicht, ob der Börsenverein eine Einladung erhalten hat*), nehmen es auch nicht an, da er, wenn er keinen Vertreter nach Gandersheim schicken konnte, ja die Möglichkeit gehabt hätte, den Unterzeichneten Kreisvereinsvorsitzenden als seinen Vertreter nach Gandersheim zu senden. Der Kreisverein hat zu seiner Überraschung keine Einladung bekommen, nur einen Prospekt, der aber keine Ein ladung enthielt, vor allem keine Karten, wie Herr Reineckc sie er halten hat. Wir vom Kreise Hannover-Braunschweig wünschen sehr, überall dabei zu sein, wo wir aus buchhändlcrischen Gründen dabei sein sollten. Aber soweit haben wir es allerdings noch nicht gebracht, daß wir uns zu einem solchen Feste offiziell einfinden, wenn wir nicht geladen sind. Zufälligerweise konnte sich eine Vorstandssitzung mit der Angelegenheit befassen, und es ist in ihr einstimmig beschlossen worden: Wenn uns keine Einladung zugeht, erledigt sich alles andere von selbst. Buchhändler-Verband Hannover-Braunschweig. Maus, 1. Vorsitzender. Das deutsche illustrierte Buch des 18. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu dem französischen illustrierten Buch des 18. Jahrhunderts, das sich schon immer größter Wertschätzung er freute und mit dem sich Buchforschung und Kunstgeschichte recht aus giebig befaßt haben, ist das deutsche illustrierte Buch dieses Jahr hunderts bis auf die heutigen Tage ein Stiefkind der Forschung geblieben, um das sich weder Sammler, noch Gelehrte oder Händler ernstlich kümmerten. Um so größer ist das Verdienst der Frank furter Bibliophilengesellschaft, die mit ihrer dies jährigen, am Sonntag, dem 23. Februar eröffneten Jahres ausstellung den Beweis dafür anzutreten versucht, daß die bis herige Vernachlässigung (wenn nicht gar von einer Mißachtung ge sprochen werden kann) des deutschen illustrierten Buches im Zeit alter des Klassizismus und der Aufklärung ganz und gar keine Be- 9 Ist nicht der Fall. D. Schriftltg.
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