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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1930
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- 1930-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1930
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- Deutsch
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Nr. SS (N. 29). Leipzig, Dienstag den 11, März 1930, S7. Jahrgang. Redaktioneller Teil Zur Wirtschaftslage. Von Prof, vr. G. Menz. Die politische Lage — Konjunkturbericht — Papierindustrie und Druikgewcrbe — Buchhandel. Mehr denn je standen Interessen und Fragen der Wirtschaft in diesen Tagen im Vordergründe der politischen Erörterungen. Prüft man aber genau, so hat sich im Grunde wenig geklärt. Bon einer Erhöhung der Umsatzsteuer ist allerdings nicht mehr die Rede. Dieses Gespenst scheint also cndgiltig gebannt. Aber auch von irgendwelcher Steuersenkung ist vorläufig nicht mehr die Rüde. Zwar ist davon eiitigcs für 1831 in Aussicht genommen. Wer aber will heute genau sagen, was in einem Jahr möglich ist! Es muß vor allen, nachdenklich, wenn nicht bedenk lich stimmen, daß auch jetzt Mieder immer nur von einer Sanie rung der Finanzen der Arbeitslosenversicherung die Rede war, daß aber niemand von Versuchen einer Beseitigung der Arbeits losigkeit gesprochen, ja nicht einmal zu sprechen versucht hat. Sieht mau die katastrophale Arbeitslosigkeit wirklich schon als üinen normalen Zustand an, mit dem man sich als mit einer Dauererscheinung -abzufin-dcn hat? Glaubt mau wirklich, das Übel werde von selbst verschwinden, vielleicht unter den, Einfluß der Auswirkungen der Geburtenausfälle infolge des Krieges? Sol cher Glauben grenzt au Fatalismus und kann nur zu bösen Enttäuschungen führen. Was not tut, dürfte in erster Linie ein großzügiges Arbeitsbcschaffungsprogramm sein. So geht Prä sident Hoover in Amerika vor. Den Arbeitslosen selbst ist nicht damit gedient, daß sie mit einem Aufwand jetzt etwa von 14 Milliarde im Monat recht und schlecht -durchgeschleppt werden. Mehr als das knappste Existcnzminimum kann ihnen ja die »Ver sicherung« doch Nicht gewähren. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es dabei nicht. Vor allem aber kann es sich die deutsche Volks wirtschaft im ganzen auf die Dauer nicht leisten, monatlich 14 Milliarde, also im Jahr 3 Milliarden (fast das ganze Ein kommen der gesamten deutschen Landwirtschaft!) so einfach nur zu verkonsumieren, ohne -daß gleichzeitig dabei das Sozialpro dukt durch entsprechende Arbeit vermehrt wird. Man darf ja nicht vergessen, -daß von diesen Summen ein ganz beträchtlicher Teil zwangsläufig ins Ausland abfließt. Würde man die 3 Mil liarden der Wirtschaft in Form von Krediten (nicht von Ge schenken) zur Verfügung stellen, so wäre sie sicher in der Lage, reichliche Arbeitsgelegenheiten zu schaffen. Aber wer bringt den Entschluß zu solcher Umstellung unserer wirtschaftspolitischcn Grundsätze auf? Argwohn, Neid, Unverstand haben leider so hohe Mauern in unserem Volke ausgerichtet, daß man nicht mehr von einer Seite zur andern hinüberzuschauen, geschweige denn sich die Hände zu reichen vermag. Und doch muß hier die Wandlung eintreten, wenn es wirklich besser werden können soll. Diskontsenkungen allein genügen nicht. Man darf die Hoffnung, daß dies doch noch geschieht, nicht aufgebcn. Freilich darf die WeNdung Nicht allzu lange auf sich warten lassen, damit die Wirtschaft Nicht inzwischen nur noch ein Trümmer haufen ist, aus -dem kein neues Leben mehr erblühen kann. Der Rücktritt vr. Schachts in diesem Augenblick, was immer als letzter Anstoß dazu beigetragen haben mag, ist eine ganz beson ders ernste Mahnung und Warnung. Auch die Regierungskrise zeigt ja, wie ernst die Stunde ist. Freilich sieht man eben im Reichstag noch so gar keine Auswsgsmöglichkcit. Daß aber der Reichswirtschaftsminister Schmidt ganz im Stillen Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkschaften im -kleinsten Kreis und inoffi ziell an den Verhandlungstisch -gebracht hat, läßt vielleicht doch Hoffnungen zu. Die Berichte über die Lage -der Wirtschaft, wie sie am Mo natsanfang regelmäßig erscheinen, laute-n sehr trübe. Das preu ßische Ministerium für Handel und Gewerbe sagt kurz und bündig: Die Lage in Industrie, Handel und Handwerk hat sich im Februar verschlechtert. Im Bergbau weist nur die Kaliindustrte vermehrten Absatz auf. Der Stcinkohlenabsah ging besonders in Oberschlesien ganz erheblich zurück. Die Gründe hierfür liegen nicht nur in der Verschlechterung der allgemeinen Koniunktur, sondern vor allein auch darin, daß sich die Händler nach den Er fahrungen des letzten Winters im Laufe des Jahres stark cin- gedeckt haben. Die Gefchästsloslgkcit an der Börse »ahm trotz größerer Flüssigkeit des Geldmarktes zu. Dle Ursachen dürsten ebensosehr in der immer noch ungeklärten Lage der Reichs-, Länder- und Kommunalsinanzen wie in der Koniunkturdcpresston zu suchen sein. Der Baumarkt lag danieder. Die hohe Arbcits- losenzifscr zeigt, daß Deutschland sich in einer Wirtschaftslage be findet, die trotz der Zusammenhänge mit der verschlechterten Lage auf dem Weltmärkte doch ihre ganz besondere Note hat. In den Einzelberichten, aus -denen -dieses Gcsainturteil zu- fammengezogen ist, heißt es -insbesondere noch: Die ungünstige Lage des Einzelhandels hat im all gemeinen noch zugenommeu; obwohl die Preise gedrückt sind, war die Kaufkraft der Bevölkerung doch nicht groß genug, um das Geschäft anzuregen. Insbesondere machte sich die große Arbeits losigkeit sehr nachteilig bemerkbar. Besonders schlimm ist die Lage auch In den ländlichen Bezirken, da in ihnen die Arbeitslosigkeit stark verbreitet ist und auch die Landwirtschaft infolge ihrer an haltend ungünstigen Lage ihren Bedarf weiter stark cinschränkcn muß. Kredit wurde weiter in erheblichem Umfange in Anspruch genommen. Die Zahlungseingänge haben sich noch mehr ver langsamt. Der Einzelhandel mit Bckleibungsgcgcnständen bewegte sich in sehr ruhigen Bahnen. Auch die vielen SonderausstcUungcn, wie Weiße Woche und Resttage, vermochten den Umsatz nicht wesentlich zu heben. Die milde Witterung hat den Verknus von Winterware völlig gehemmt. Nach den Inventurausverkäufen im Januar wurde der Geschäftsgang im Schtthwarenclnzclhandcl sehr still. Dle Ankäufe für die gesellschaftlichen Veranstaltungen hielten sich in bescheidenem Rahmen. Arbeitslosigkeit und Geldnot beein trächtigten die Umsätze im Lebensmittel- und im Tabakwarcn- einzelhanbel. Auch im Einzelhandel mit Eiscnware», Hans- und Küchengeräten ist der Umsatz geringer als im Vormonat. Die Industrie- und Handclszeitung weist ebenfalls -darauf hin, daß sich -die rückläufige Konjunkturbewegung auch im Fe bruar in unverminderter Stärke fortsctzte. »Während die In dexzahlen für die einzelnen Warenpreise auch in diesem Monat weiter zurückgingen-, fährt sie fort, »erreichte -die Erwcrbsloscn- ziffer allen Hoffnungen und Erwartungen zum Trotz mit 2,5 Millionen Arbeitslosen eine Höhe, die die Vergleichszahlcn aus dem gleichen Monat der Vorjahre weit übertrifft und an den Rekordstand im Januar 1929 her-anreicht. Diese Zahl -ist deshalb besonders gefahr-drohend, weil -der stärkste Zugang zur Erwerbslosenziffer nicht aus -den von Witterungseinflüsfrn ab hängigen Außenberufen, sondern aus den s-a-rsouunabhän-gigcn Wirtschaftszweigen herrührt. Das -bedeutet, daß sich die Zu nahme der konjunkturellen Arbeitslosigkeit verstärkt -hat. — Der 233
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