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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1930
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- Deutsch
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X- 59, II. März 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. hieraus hcrrührcndc Ausfall an Kaufkraft mußte sich natur gemäß auch Im Einzelhandel bemerkbar machen. Wenn trotzdem die Berichte aus einigen Branchen nicht ganz so ungünstig lauten, wie man hiernach annehmcn könnte, so ist dies darauf zurückzuführcn, daß der Februar des »origen Jahres, der zum Vergleich hcrangczogcn inird, unter den Einwirkungen der über aus strengen Kälte das Einzelhandelsgeschäft empfindlich be einträchtigte. — Im allgemeinen wird die Lage im Februar dieses Jahres als ruhig bezeichnet. Die Ergebnisse der beiden Wochen sind nach den vorliegenden Berichten recht gut im Ver gleich zum Vorjahre, das bekanntlich durchweg schlecht lag. Vielleicht trifft es zu, daß sich -das Kaufinteresse der in ihrer Kaufkraft besonders geschwächten Kreise auf Sonderveranstal tungen, die billige Bedarfsdeckung ermöglichen, konzentriert. Dafür spricht, daß im Durchschnitt billige Waren bevorzugt wur den. Es konnte auch beobachtet werden, -daß -der stark vorhandene Bedarf an weißer Wäsche infolge mangelnder Kaufkraft nur zu einem Teil gedeckt wurde, da von einem nicht geringen Teil der Verbraucherschaft nur das Allcrnotwendigste gekauft wurde. Besonders bemerkenswert war -die geringe Kauflust der Land bevölkerung. Ob der Februarumsatz die saisonübliche Höhe er reicht hat, -ist noch sehr ungewiß. Gerade -das schlechte Ergebnis des Vorjahres, das für dieses Jahr den Maßstab liefert, darf nicht übersehen werden. — Im Einzelhandel mit Schuhwaren konnte beobachtet werden, -daß die Umsätze dieses Monats im Durchschnitt etwas über denen des Vorjahres liegen. Slusgc- sprochen schlecht dagegen war das Geschäft -in Gegenden mit vor wiegender Arbciterbevölkcrung, wo -der Umsatz um hinter dem des Vorjahres z-urückblieb. Winterwaren wurden kaum noch gekauft, vielmehr scheint das Frü-hjahrsgcschäft teilweise schon recht lebhaft begonnen zu haben. — In den übrigen Branchen war eine besondere Belebung des Geschäfts Nicht festzustellcn.- Es kann nicht Wunder nehmen, daß sich auch die Berichte aus der graphischen Industrie auf denselben Ton gestimmt fin den. Die ungünstige Wirtschaftslage -macht sich, wie die preußi schen Handelskammern feststcllen, nunmehr auch zunehmend in der Zellstosfindustric bemerkbar. Die Papierfabriken erteilen infolge -ihrer schwächeren Beschäftigung nur eingeschränkten Abruf und kommen ihren Abnahmcvcrpflichtungcn nur in be schränktem Umfange nach. Die Auslandlicferungen bewegen sich noch in normalen Bahnen. Die Lage der Papierindustrie war -durchweg wenig befriedigend. Der Auftragsbestand ist knapp. Die Käufer decken nur den -dringendsten Bedarf. Die Preise geben ständig nach. Die Geschäftslage des Buch- und Steindruckgewcrbcs hat sich weiter -verschlechtert. Die Aussichten werden auch für die nächste Zeit im allgemeinen un günstig -beurteilt. Auch das Jnscratengeschäft im Zeitungsge werbe konnte nur wenig befriedigen. Teilweise ist eine kleine Belebung cinge-treten. In der Berliner Briefumschlagindustr-ie war das Geschäft recht schleppend. An der wenig erfreulichen Ge schäftslage der Schriftgießereien und chcmigraphischen Anstalten hat sich nichts geändert. Da insbesondere in der Papierindustrie auch -in -der -ganzen Welt eine -gewisse Spannung besteht, scheinen hier schon Abwchrmaßna-hmen vorbcreite-t zu sein, die allerdings für die Papier-Verbraucher nicht unbedenklich sind. Wir ent nehmen -den Leipziger Neuesten Nachrichten vom 5. März fol genden Bericht: Ende Februar waren in Hamburg Vertreter der mitteleuro päischen sowie der skandinavischen Papierindustrie zu einer Kon ferenz zusammengetreten. Über den Gegenstand der Beratungen wurde der Presse keine Auskunft erteilt. Es wird angenommen, daß aus dieser Konferenz vor allem die Versuche der amerikanischen Erzeuger, sich an der norwegischen Papierindustrie gegen die kana dische Konkurrenz zu beteiligen, zur Diskussion standen. Da in Fachkreisen diese Versuche als nicht übermäßig aussichtsreich be zeichnet werden, so ist nicht anzunehmen, daß die Unterhaltung über die amerikanische Konkurrenz der einzige ober gar der wich tigste Gegenstand der Tagesordnung gewesen ist. Ja, es besteht sogar die Möglichkeit, daß man nach außen hin die etwas utopischen Projekte der amerikanischen Papierindustrie in den Vordergrund gerückt hat, während es sich in Wirklichkeit um andere wichtigere Tinge gehandelt hat. 234 Wie steht es überhaupt mit dem internationalen Papierkartell, wer sind die Beteiligten, was ist Gegenstand der Kartellierung und was ist Kartellzweck? Während man über den Ausbau anderer internationaler Kartelle lz. B. die Internationale Rohstahlgemein schaft) bis in die Einzelheiten unterrichtet ist, hat es das inter nationale Papierkartell bisher ausgezeichnet verstanden, sich nach außen hin zu »tarnen«. Gegenstand der Kartellierung ist vor allem das Rotationsdruckpapier falso Zeitungspapier). Ob auch Packpapiere oder die feineren Druckpapiere in den Kreis der inter nationalen Kartellierung irgendwie einbezogen sind, ist bisher nicht bekannt geworden. Teilnehmer des internationalen Kartells sind die Papiererzeuger Finnlands, Schwedens, Norwegens sowie Deutschlands, der Tschechoslowakei und Österreichs. Das Kartell ist also im wesentlichen ein mitteleuropäisch-skandinavisches Kar tell. Nicht bekannt ist es, inwieweit in den einzelnen bezeichneten Ländern Kartellaußenseiter vorhanden sind. In Deutschland, das die Hamburger Konferenz durch drei Vertreter beschickt hatte, be herrschen zwei nebeneinander arbeitende Kartelle die Erzeugung von Zeitung-Sdvuckpapiereu. Ungefähr M Prozent der Erzeugung entfallen aus den »Verband Deutscher Druckpapiersabriken« und 15 Prozent auf den »Verband ringsreier Fabriken». Das inter nationale Papierkartell ist kein Preiskartell, sondern ein Absatz- regelungskartell. Die mitteleuropäischen und skandinavischen Er zeuger haben einen Teil der Märkte untereinander aufgeteilt und dort die gegenseitige Konkurrenz ausgeschaltet. Neben den Reser- vatmärkten gibt es allerdings auch »bestrittene Gebiete«, die vor allem dort gelegen sein dürften, wo die Konkurrenz der dem Kartell nicht angchörenden amerikanischen und kanadischen Produzenten be sonders sühlbar ist <z. B. Südamerika und England), Aber der größte Teil des europäischen Marktes scheint unter den Teilnehmern durch eine Reihe von Verträgen ausgeteilt zu sein, die straff innc- gehalten werden und deshalb eine wirksame Marktsicherung be deuten. Im Herbst 1928 ist der Abschluß eines solchen Vertrages — sicherlich sehr gegen den Willen der Vertragschließenden — be kannt geworden. Damals verpflichtete sich die deutsche Drnck- papierindustrie, den ungarischen Markt und die Absatzgebiete in den Balkanländern den österreichischen und tschechoslowakischen Er zeugern zur Belieferung zu überlassen. Auf den »Neservatmärktcn« können die Druckpapierfabriken natürlich eine von Konkurrenzrücksichten nicht beeinflußte Preis politik treiben. In Deutschland äußert sich das aus diese Weise, daß die Druckpapierpreise trotz eines starken Rückganges des all gemeinen Preisniveaus keine Ermäßigung erfahren. Für die Truckpapierkonsumenten, das heißt das Vcrlagsgewerbc, ist es also kein sehr großes Vergnügen, innerhalb solcher »Reservat- Märkte« gesegen zu sein. Im Buchgewerbe ist die Lage immer noch recht unbefriedi gend. Die eben beendeten TarifverhaiMuugen haben zwar den Buchdruckerge-Hilfen mancherlei Zugeständnisse gebracht, aber sie haben selbst -doch auch -der schlechten Konjunktur Rechnung tra gen müssen. Insbesondere ist ihr Versuch, den sicbcnstündigen Arbeitstag durchzusetzen, mißlungen. Im »Korrespondent schreibt die Gehilfenvertretung -selber: »Die Verhandlungen über di« von Gehilsensc-ite erstrebte Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Verkürzung der Arbeitszeit sind leider ergebnislos ge blieben. Die Erfüllung dieser Forderung, die bis zum letzten Verhandlungstage mit allen Kräften verfochten wnrde, scheiterte nicht nur am schärfsten Widerstand aller Prinzipalsvertreter, sie fand leider auch bei den Unparteiischen des Zentral-Schlichtmngs- amtes keine entscheidende Unterstützung. Alle privatkapitalisti schen Widerstände inner- und außerhalb des Gewerbes vereinig ten sich in dieser Frage zu einem Bollwerk, -dessen Überwindung durch unseren Verband allein sich als unmöglich erwiesen hat. In dieser Erkenntnis haben sich -die Unterzeichneten damit ab- finden müssen, den ersten Vorstoß zur Verkürzung der Arbeits zeit zugunsten der Arbeitslosen innerhalb der graphischen In dustrie unternommen zu haben, ohne jedoch angesichts der ge samten wirtschaftlichen und politischen Gegenkräfte «inen prak tischen Erfolg erzielen zu können. Unsere Ausfassung, daß bei noch längerer Dauer oder noch weiterer Ausdehnung der -gegen wärtigen Arbeitslosigkeit dieser kulturwtdrige Mangel der heu tigen Wirtschaftsordnung ohne sine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit und ohne Umstellung des Produttionsprozesses, die eine Wiedereinschaltung der Arbeitslosen zum Ziel« hat, nicht beseitigt werden kann, ist dadurch nicht im geringsten erschüttert.-
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