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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1930
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- Deutsch
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fP 59, I I, März 1830, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Die Arbeitslosigkeit ist ln der Tat gerade im Buchgewerbe ein sehr ernstes Problem, Die Beschäftigung der Buchdrucker, Litho graphen, graphischen Hilfsarbeiter sowie der Buchbinder hat, wie neulich in der Papierzeitun-g zu lesen war, erneut nach gelassen, Besonders stark ist seit Jahresbeginn die Beschäftigung der Buchbinder znrückgsgangcn. Bei diesen ist einmal die Zahl der Arbeitslosen sehr erheblich gestiegen, dann aber hat sich die Zahl der nur Lei Kurzarbeit beschäftigten Buchbinder verdoppelt. Aber auch in den anderen Berufen ist gerade die Zahl der nur bei verkürzter Arbeitszeit Arbeitenden sehr erheblich gestiegen. Die Verschlechterung der Arbcilsmarltlage tritt besonders bei einem Vergleich mit dem Vorjahr hervor. Anfang Februar 1929 waren 6,5 vH. 'der Buchdrucker arbeitslos. Zur gleichen Zeit dieses Jahres dagegen fast die doppelte Zahl, nämlich 12,6 vH. Während am 1. Februar dieses Jahres 15,2 vH. der Litho graphen arbeitslos waren, waren es im Jahre 1929 7,9 vH. Bei den graphischen Hilfsarbeitern stieg idie Zahl der Arbeits losen von 7 vH. der Gewerkschaftsmitglieder auf 13,4 vH. Noch stärkere Zunahme der Arbeitslosigkeit findet man bei den Buch bindern. Hier stieg «der Anteil der Arbeitslosen an den Mit gliedern der Fachverbände von 9,5 vH. Anfang Februar 1929 auf 16,8 vH. Anfang Februar 1930. Dabei ist zu berücksichtigen, daß auch schon 1929 dem vorangegangenen Jahre gegenüber die Arbeitslosigkeit zugenommen hatte. Mer die Entwicklung der Arbeitslosigkeit unterrichtet 'die folgende Übersicht: 1. Arbeitslose auf je 100 Gewerkschaftsmitglieder Anfang Buchdrucker Lithographen Graph. Hilfsarbeiter Buchbinder Februar 1929 6,5 7,9 7,0 9,5 November „ 11,8 11,8 8,8 10,4 Dezember „ 11,3 12,2 8,8 9,6 Januar 1930 12,3 14,1 11,4 13,1 Februar „ 12,6 15,2 13,4 16,8 2. Kurzarbeiter auf je 100 Gewerkschaftsmitglieder Anfang Buchdrucker Lithographen Graph.Hilfsarbeiter Buchbinder Februar 1929 0,1 2,3 0,5 14,3 November „ 0,7 3,5 2,7 8,1 Dezember „ 0,5 3,4 3,1 5,9 Januar 1930 0,5 4,6 2,3 10,5 Februar 1,6 7,0 5,1 23,7 Es ist verständlich, -daß auf Abhilfe gegen diesen Zustand gesonnen wird, und es ist an sich durchaus begrüßenswert, wenn die Arbeitnehmer selbst Versuche machen, -wie -dom Übel äb- geholfen werden könnte. Die Streckung der Arbeit aber, bzw. die mechanische Kürzung der Arbeitszeit, wie sie von Arbcitnohmer- seite als alleiniges Hilfsmittel propagiert wird, -läßt keine Besse rung, sondern nur weitere Verschlechterung erwarten. So leicht darf man sich die Sache nicht machen wollen. Arbeit, die nur für 10 Arbeitskräfte reicht, kann man nicht mechanisch auf 11 verteilen. Der Mann an der Maschine weiß, daß dieser 11. immer nur das fünfte Rad am Wagen sein kann. Auf keinen Fall macht das Verfahren aber die Arbeit ertragreicher, und darauf kommt es an. Es bleibt also daboi, daß uns nur ver mehrte Beschaffung von Arbeitsgelegenheit und deren rationellste Ausnutzung wirklich vorwärts bringen kann, wie oben schon er wähnt wurde. Es ist nicht zu bedauern, sondern als ein Zeichen wirtschaftlicher Vernunft zu begrüßen, daß der Unparteiische in den Tarifverhandlungen der Buchdrucker offenbar von diesem Standpunkt ausgegangcn ist. Für den Buchhandel gehen im übrigen von der Beschäf tigungslosigkeit des Buchgewerbes Rückwirkungen aus, die schon oft zu Klagen Anlaß gegeben haben -und offensichtlich auch jetzt wohl noch nicht Nachlassen wollen. Der Frankfurter Zeitung wurde von einem dem Fach angehörendcn Leser vor einiger Zeit geschrieben: In letzter Zeit stillt aus, wie wenig Beschränkung sich die Buch drucker bei der Kreditgewährung an die Verleger auserlesen, denen es deshalb oft gelingt, säst das ganze Risiko ihrer Neuerscheinungen aus den Drucker, seltener nur noch aus die Papierfabrik, abzu- wälzcn. Die Sicherung, die sich der Drucker geben läßt, erweist sich leicht als unzureichend, weil vergessen wirb, bah das Verlags- geschäst leider säst nur noch auf Neuerscheinungen basiert, daß die speist »insangreichen Vcrlagsbeständc also keine nennenswerte Sicherheit bieten können, weil sie zum großen Teil nur noch Maku laturwert besitzen. Im Drange, Beschäftigung für den Maschinen park zu siuben und die erprobte Belegschaft durchhalten zu können, gehen manche Drucker selbst soweit, einzelne Verlegcrkundcn völlig zu finanzieren, sodaß cs Bcrlagshäuser gibt, die wirtschaftlich ihren Druckern gehören. Diese unterliegen dann der Versuchung, den Verlag zu immer neuen Geschäften, namentlich zur Herausgabe von billigen Serien in Massenauflagen zu animieren, mit denen der Markt allmählich schon nahezu verstopft ist. Auch der weitere Schritt aus diesem gefährlichen Wege, näm lich die selbständige Betätigung als Verleger, kommt immer häufiger vor. Die sowieso schon bestehende Neigung, für jede kleine Organi sation ober Behörde ein besonderes Fachblatt zu schassen, findet bei beschästigungshungrigcn Buchdruckern willige Förderer. So kommt cs zu jenen vielen, kümmerlich vegetierenden Publikationen, oft de» Mitgliedern umsonst zugestellt, siir deren nebenamtliche Redaktion mancher Syndikus und Vereins-oorstand noch ein hüb sches Nebeneinkommen bezieht: sie haben dann am Fortbestand des Blättchens ei» begreifliches Interesse. Die Fälle, in denen das schon an Korruption grenzt, dürsten nicht selten sein. Kachblätter minderen Ranges bekommen auch Jnseratenausträge höchstens aus Mitleid oder gegen Verhökerung ihres Textteiles, wenn sie nicht Erpressermethoden anwendcn wollen, was freilich auch vorkommt. Den soliden Zeitschriften machen sie auf alle Fälle mit Taris- unterbietungen unlautere Konkurrenz. Am gefährlichsten wird es aber siir den Buchdrucker, wenn er sich ohne genügende Erfahrung als Buchverlcgcr betätigt. Fast immer wird nämlich vergesse», daß bei dem überstarken Angebot an Neuerscheinungen die Propaganda bisweilen mehr Aufwand erfordert als die Herstellung. Außerdem neigt der Buchdrucker dazu, die Verkaufspreise zu niedrig zu kalkulieren: in Wirklichkeit dürste ihm die Herstellung kaum inehr als 8—1V Prozent billiger gelingen, weil er Auswendungen machen muß, die sich ein bereits eingesührter Verleger sparen kann. Zu schlimmen Folgen hatten derartige Auswüchse z. B. im Bilderbticherverlag geführt; neuer dings sorgt aber ein von Verlegern und Fabrikanten eingerichtetes Kalkulationsbüro dafür, daß die Preise wenigstens nicht unter den Gestehungskosten liegen. Die Frankfurter Zeitung 'bemerkte 'dazu: »Also im Grunde auch die Ze'iterscheinung, -daß relative Überbesetzung zur über- kreditiernng -und zur überkonkurrenzierung führt, ohne viel Aussicht auf Selbstzucht und Reinigung der Gewerbe. Soll diese erst durch eine Fachkrise kommen?» Die Dinge sind ja an sich bekannt genug. Man wird vielleicht das eine und andere anders beurteilen, als cs hier in der Zuschrift an die Frank furter Zeitung -geschehen ist. Auf jeden Fall darf man aber di« Gefahren dieser Zustande nicht unterschätzen. Das Bedauerlichste vom Standpunkt -des regulären Buchhandels -ist dabei vor allem, -daß es überwiegend Anßonseitcrkonkurrenz ist, -die so in die Lage kommt, ihm das Loben schwer zu machen. Man muß in der Tat hoffen, daß, ehe cs auch Hier zu spät ist, die Einsicht siegt. Die „fliegende Bücherei" in Frankfurt a. M. Nach München, Dresden und dem Saargebiet hat seit Ende des vorigen Jahres nun auch Frankfurt a. M. seine »Fliegende Bücherei«. Diese neue Einrichtung, die sich in den wenigen Monaten ihres Be stehens bereits gut eingeführt und die vor allein bei den nutznießcn- den Vorortbewohncrn Frankfurts viel Anklang gefunden hat, be deutet in der Entwicklung des Frankfurter Volksbüchereiwesens zweifellos einen wesentlichen Fortschritt, der umso bemerkenswerter ist, als Frankfurt bisher hinsichtlich seiner Volksbüchereien gegen über vielen anderen, auch kleineren Städten, stark im Rückstand war. Obwohl in Frankfurt a. M. die Volksbüchereien, die früher als private Unternehmen aus privaten Mitteln unterhalten wurden, schon 1620 in die Regie der Stadtverwaltung übernommen wurden, nahm das Frankfurter volkstümliche Büchereiwesen doch erst seit dem Jahre 1924 einen allmählichen Aufschwung. Nachdem in jahrelanger, mühevoller Arbeit die beiden Stamm- und Hauptbüchcrcien im Volks- bildungshcim und in der Stoltzestraße reorganisiert und wieder einigermaßen ans einen zeitgemäßen Stand gebracht morden waren, wurden auch in verschiedenen Stadtteilen Zweig- und Filialstellen errichtet. Mit der stets wachsenden Ausdehnung des Frankfurter Stadt gebietes und der immer stärker zunehmenden Tendenz der Großstadt- bevölkernng, ihre Wohnungen aus dem Stadtinnern in die Außen bezirke zu verlegen, wo immer mehr neue große Wohnsiedlungen er stehen, sind für die Volksbüchereien neue große Aufgaben erwachsen. 235
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